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Rebel en dame : biografie van Top Naeff Vaartjes, G.M.C.

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Rebel en dame : biografie van Top Naeff

Vaartjes, G.M.C.

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Vaartjes, G. M. C. (2010, June 8). Rebel en dame : biografie van Top Naeff. Querido, Amsterdam. Retrieved from https://hdl.handle.net/1887/15669

Version: Not Applicable (or Unknown)

License: Licence agreement concerning inclusion of doctoral thesis in the Institutional Repository of the University of Leiden Downloaded

from: https://hdl.handle.net/1887/15669

Note: To cite this publication please use the final published version (if applicable).

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Zusammenfassung

Gé Vaartjes, Rebellin und Dame.Biographie über Top Naeff

Top Naeff (1878-1953) war in ihrer Zeit eine bekannte und geschätzte Prosaschrift- stellerin und Theaterkritikerin. Gut ein halbes Jahrhundert nach ihrem Tod muss sie eine fast vergessene Autorin genannt werden. Sofern ihr Name noch bekannt ist, wird dieser für gewöhnlich mit ihrem Mädchenbuch School-Idyllen (1900) verbun- den, das ihr besonders bei Mädchen, eine große Beliebtheit verschaffte. Auf litera- turgeschichtlicher Ebene verbindet man Naeff meistens mit ‘Damenromanen’, einem Erbe aus den dreißiger Jahren, als die damaligen jungen Kritiker – und namentlich die Forum-Gruppe – herablassend über den größten Teil der niederlän- dischen Schriftstellerinnen schrieben.

Rebel en dame versucht sich aller im Laufe der Zeit gewachsenen (Vor)Urteile zu entledigen und gibt nicht nur einen Eindruck von Top Naeff als Autorin von Mädchenbüchern, sondern auch als Autorin von Prosa für Erwachsene und als Büh- nenautorin und, besonders, Theaterkritikerin. Daneben wird Top Naeffs persönli- chem Leben, dessen wesentliche Ereignisse in ihrem literarischen Werk in fiktiona- lisierter Form verarbeitet sind, Raum gegeben.

Top Naeff wurde am 24. März 1878 in Dordrecht geboren, wo das aristokratische Milieu, aus dem ihre Mutter, Anna Naeff-Vriesendorp stammte, stark auf sie ein- wirkte. Top blieb Einzelkind und dies führte dazu, dass ihre Eltern sie, aus Angst sie zu verwöhnen, sehr streng erzogen. Die gesellschaftliche Stellung ihres Vaters, eines Mannes von hohem militärischem Rang, verstärkte diese Erziehung, die laut Naeffs eigener Aussage, ausgesprochen militärische Züge aufwies. Die Folge war, dass Top Naeff, ein rebellisches Kind, das dumme Streiche machte, in einen Teufelskreis geriet: weil sie sich in den Augen der Eltern schlecht benahm, wurde sie häufig und

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unangemessen hart bestraft – die Strafen riefen neues ‘schlechtes Benehmen’ hervor, woraufhin wieder neue Strafen folgten. Ihr Großvater Vriesendorp, der sie verwöhn- te und sich zusammen mit ihr gegen die Erwachsenen verbündete, war für sie eine große Stütze. Das Ansehen, das er in Dordrecht genoss, strahlte auch auf sie aus; Top Naeff sollte immer einen gewissen Hang zur Vornehmheit und zum Dekorum, ebenso wie eine Abneigung gegen die politische Linke behalten.

Später sollte Top Naeff mit einer Mischung aus Ärger und Ironie behaupten, dass ihre ‘für gewöhnlich annehmbaren Eltern’, ihr nicht mehr als aufrecht gehen und gute Tisch- und andere Manieren beigebracht hätten. Diese ‘gute’ Erziehung wurde 1895-1896 mit einem Jahr in einem Brüsseler Pensionat abgeschlossen. Die aufsässige Top Naeff leistete wenig in der Schule. Der langweilige Unterrichtsstoff fesselte sie nicht; lieber las sie während des Unterrichts heimlich Bücher. Schon ganz jung hat sie herzlich gern gelesen und in ihrer Einsamkeit als Einzelkind erfand sie Geschichten.

Schon im jugendlichen Alter packte sie auch das Theater. Zwanzigjährig schrieb sie selbst ein Stück, De genadeslag, das 1899 uraufgeführt wurde und im Allgemeinen ziemlich viel Anklang fand. Es wurde ebenfalls mit viel Erfolg in belgischen Thea- tern aufgeführt. Ihr Theaterstück ist in der Tradition der Stücke über Ehekonflikte, die damals aktuell waren, geschrieben und zeigt eine junge Frau, die von ihren Erziehern dumm gehalten, blind eine Ehe mit einem Mann, den sie eigentlich nicht kannte, eingeht.

Inzwischen war Top Naeffs Vater nach einem verhängnisvollen Sturz vom Pferd gestorben und seine Witwe war völlig auf ihre einzige Tochter angewiesen. Die Trauer um den Vater, verstärkt durch mehrere Todesfälle in der Verwandtschaft, hat Top Naeff tief beeindruckt. Die vorherrschende Etikette verdarb ihr die Möglich- keit, auszugehen. Später hat sie behauptet, dass sich ihr Hang zur Melancholie in dieser Zeit verstärkt hat. Ein Stück wie De genadeslag ist deutlich ein Produkt dieser Erfahrungen. Andererseits kompensierte sie ihren Kummer und ihre trüben Gedan- ken mit einem Zug, den sie auch in sich hatte: ihren Sinn für Humor und ihren Hang zum Spott. Dieser kam zum Ausdruck in ihrem Mädchenbuch School-Idyllen, das sie 1900 veröffentlichte und wozu die jungverstorbene Schriftstellerin Tine van Berken (1870-1899) sie inspiriert hatte. School-Idyllen wurde als ein neuer Typ von Mädchen- buch aufgenommen: es wurden lebensechte Mädchen dargestellt, die Tendenz war nicht moralisierend, wie es in den meisten Jugendbüchern der Fall war, und der Stil war frisch und humorvoll. Das Buch erfreute sich bald einer großen Beliebtheit, aber vor allem in sozialistischen Kreisen hegte man Bedenken gegen die verwöhnten Pro- tagonistinnen im Buch, die ein inhaltsarmes Leben führten.

667 Nach School-Idyllen folgten noch drei andere Mädchenbücher, die dem ersten

Buch an Popularität nicht gleichgekommen sind. Top Naeff betrachtete diese Gat- tung schon bald als eine abgeschlossene Ära und hielt School-Idyllen bestimmt nicht für ein Meisterwerk. Obwohl ihr Werk manchmal Ärger erregte, genoss sie die Tat- sache, dass dieses Buch ihr lebenslang große Bekanntheit und Anerkennung beschert hatte. In der Periode, in der sie ihre Mädchenbücher schrieb, erschienen auch ihre ersten Novellen: In mineur (1902). Es waren nicht sehr auffällige Geschich- ten in der Tradition der naturalistisch-realistischen Schule und sie handelten von Menschen mit einem traurigen Lebensschicksal.

1904 heiratete Top Naeff nach einer langen Verlobungszeit den Hausarzt Willem (Wim) van Rijn. Sie hatte sich sehr schnell mit ihm verlobt, aus Angst, dass vielleicht kein anderer Verehrer sich melden würde. Sie waren zwei ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, die keinerlei Interesse für die Tätigkeiten des anderen aufbringen konnten. Es kam noch hinzu, dass Top Naeff geistig die stärkere war. Dass das Ehe- paar keine Kinder bekam, hat wahrscheinlich beiden großen Kummer bereitet.

Naeffs Roman De stille getuige erschien 1906 und darin geht es um eine junge Frau, die ein totes Kind gebärt und danach geistig verkümmert. Es hat den Anschein, dass Top Naeff in diesem Buch ihren Kummer um eine Fehlgeburt und das Bewusstsein, dass sie nie mehr Kinder bekommen wird, verarbeitet hat.

Seit dem Jahr 1903 war Naeff Theaterkritikerin bei der Zeitung Dordrechtse Cou- rant, wo sie sich in kurzer Zeit zu einer Kritikerin mit präzisen Urteilen und einer geschliffenen Feder entwickelt hat. Das Theater war ihre große Leidenschaft; in jenen Jahren war sie mehrere Male eine Periode in Berlin, wo sie ein Praktikum bei Max Reinhardt machte. Regelmäßig hat sie sich in ihren Besprechungen kritisch über den Stand des Theaters in den Niederlanden geäußert. Sie war nicht die Einzi- ge; auch andere Kritiker und Sachverständige beklagten sich über das Niveau. Für Naeff gab es drei Ursachen: einen Mangel an einer fundierten Regie, eine zu große Verteilung der Schauspieler auf verschiedene Ensembles und ein Theaterpublikum, das einfache Possen Stücken mit echtem Inhalt vorzog. Top Naeff hoffte auf einen Wandel, auf ein Ensemble unter der Leitung eines kräftigen und literaturwissen- schaftlich entwickelten Regisseurs. Diesen fand sie in Willem Royaards, dessen Regie sie kennen lernte als sie eine Rolle in Elckerlyc spielte. Elckerlyc wurde im Rah- men der sogenannten Zomerspelen 1907 vorgestellt, mit denen Willem Royaards und Eduard Verkade eine Erneuerung des Theaters in den Niederlanden einläuteten.

Wegen der persönlichen Regie, die von einer klaren Auffassung zeugte, des stilisier- ten Bühnebildes und der stilvollen Kostüme betrachten Kenner die Aufführungen von Royaards und Verkade als revolutionär.

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Für Top Naeff bedeuteten die Zomerspelen einen Umbruch in ihrem Leben: sie verliebte sich leidenschaftlich in den gleichfalls verheirateten Royaards und von da an sollten ihre literarischen Werke die Spuren ihrer Gefühle deutlich zeigen. Es blieb jedoch eine beherrschte Liebe: Zwar war die Ehe von Top Naeff leer und längst zum Trott geworden, sie wollte aber ihrem Jawort die Treue halten. Außerdem waren die Gefühle von Royaards, der im Ruf eines Schürzenjägers stand, wahr- scheinlich auch weniger heftig als die von Naeff, die ihm im Kampf für ein besseres Theater in den Niederlanden und in seinem jahrelangen Kampf für ein eigenes Theater, vor allem eine starke geistige Stütze war. Ob es in ihrer Beziehung auch zum Geschlechtsverkehr gekommen ist, ist unbekannt, aber besonders Naeffs Fixie- rung auf Royaards blieb nicht unbemerkt – Royaards Gattin Jacqueline hat Naeff als eine gefährliche und störende Rivalin empfunden.

Die überwältigenden Gefühle, die Top Naeff für Royaard hegte und die Unmög- lichkeit, sie zu erleben, wie sie das wollte, führten zu einem zerrissenen Leben, in dem sie vor der Außenwelt alles beherrscht abschirmte, aber innerlich unter der Unerreichbarkeit ihres Geliebten litt. In ihrem literarischem Werk sprach sie sich hinter der Tarnung der Fiktion emotionell aus. Wer ihr Œuvre aus den Jahren 1912 bis 1935 liest und sich dabei an ihr literarisches Glaubensbekenntnis erinnert, dass jeder Schriftsteller sich in seinem Werk verrät, endeckt die Entwicklung, die sie in Bezug auf Royaards durchgemacht hat.

Voor de poort (1912) ist der Roman einer verzweifelten, sinnlichen Verliebtheit. Das Essay Charlotte von Stein (1912) ist die Darstellung einer heftigen, unerfüllten Liebe, einer Ohnmacht und Einsamkeit und einer unüberbrückbaren Kluft zwischen Mann und Frau, die Liebe und Leben grundsätzlich unterschiedlich erleben. Offers (1932), entstanden nach Royaards Selbstmord im Jahre 1929, blickt zurück auf eine Liebe, die geheim bleiben musste und handelt von Verlust und Trauer. Das Buch stellt sich die Frage, ob das Eindämmen der Gefühle aus Angst, gegen die Konventio- nen zu verstoßen, in einer Zeit, in der die Normen sich verändern, klug gewesen ist.

Een huis in de rij (1935) bietet die Akzeptierung des Unerfüllten und damit des Unvoll- kommenen; es scheintTop Naeffs Auslegung eines der großen Themen des von ihr bewunderten Luigi Pirandello zu sein: Ergebenheit aus Ohnmacht. Diese vier Bücher widerspiegeln Willem Royaards und Top Naeffs Geschichte aus Naeffs Per- spektive. Wo sonst jede konkrete Erinnerung an und jeder Bezug auf ihre Bezie- hung zu Royaards fehlt, gibt Top Naeff in diesem Teil ihres Œuvres ihre emotionale und mentale Autobiografie. Mehr oder weniger bewusst, mehr oder weniger beherrscht, mehr oder weniger verdeckt.

Ihre Beziehung zu Royaards hat einen Großteil ihrer Thematik bedingt; in Naeffs Prosa dreht es sich oft um Dreiecksbeziehungen, Treue, Untreue, die Ehe als

dürre Pflicht oder als bizarre Komödie. Nie finden ihre Figuren Erfüllung ihrer Wünsche. Sie führen eine Existenz, in der sie über das Wesentliche ihres Lebens hin- weggehen und sind grundsätzlich einsam. In ihrem späteren Werk betrachtet Top Naeff ihre Roman- und Geschichtsgestalten mit ihrer erworbenen Erkenntnis, dass alles im Leben relativ ist und ihre Haltung wird ironisch, manchmal bissig, spot- tend. Das war auch schon der Fall in Letje (1926), in dem sie ein Bild entwarf von dem Mädchen Letje, das durch die gut gemeinte, aber nur an bürgerlichem Anstand ori- entierte Erziehung durch ihre Eltern zu einer charakterlosen, leeren und engstirni- gen Erwachsenen heranwächst. In diesem Buch konnte Top Naeff mit vielem aus ihrem eigenen Hintergrund abrechnen. Es gab Kritiker, die ihren scharfen Stil be- wunderten, andere bezeichneten sie, eine Frau die offenbar milder sein sollte, als

‘sauer’.

Generell wurde Top Naeffs Werk bis in die zwanziger Jahre positiv beurteilt. Die großen Verschiebungen in der niederländischen Literatur in jener Zeit hatten jedoch Einfluss auf ihren Ruf. Manche jugendliche Kritiker, die sich dem Wohnzim- merrealismus widersetzten, der so lange den Ton angegeben hatte, betrachteten ihre Prosa als einen wenig profunden Realismus. Annie Romein-Verschoor indes- sen war in Vrouwenspiegel (1935) der Meinung, dass Naeff eine zu einseitige, weil von ihrer großbürgerlichen Abstammung bedingte Perspektive und keinen Blick für andere Gesellschaftsschichten hatte. Das Werk von Naeff wurde in jener Zeit mit dem Werk anderer Autorinnen, die sich tatsächlich an dicken, wenig originellen Romanen versündigten, die abwertend Damenromane genannt wurden, auf einen Haufen geworfen. Menno ter Braak der die meisten schreibenden Frauen ohnehin nicht gut leiden konnte, machte aber eine Ausnahme für Carry van Bruggen und Top Naeff. Über ihre letzte – und stärkste – Novellensammlung Juffrouw Stolk en andere verhalen (1936) schrieb er eine sehr positive Rezension, in der er seine Bewun- derung über ihre ‘hervorragende Ironie’ zum Ausdruck brachte.

Mit scharfem Blick stellte er fest, dass Top Naeff ihr eigenes Milieu, dessen faule Stellen sie aufdeckte und von dem sie sich dennoch nie ganz lösen konnte, kritisch betrachtete. Sie schwankte, nicht nur in Bezug auf Wim van Rhijn und Willem Royaards, zwischen zwei Welten: zwischen der alten und der neuen Zeit, die sie ver- wirrte, zwischen dem kleinen Dordrecht und dem großen Amsterdam, wo sie künstlerisch aufatmen konnte und die großzügigere und freiere Lebensweise genoss.

Die wachsende Demokratisierung sah sie als einen Verlust an Stil und Distinkti- on, die ihr sehr teuer waren. Sie glaubte nicht an Verständnis, Beurteilungsvermö- gen und Geschmack großer Gruppen und war allergisch gegen kollektive Ideale.

Den Kommunismus hielt sie für ein verwerfliches System und einige Zeit war sie

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fasziniert von Mussolini, in dem sie einen Kämpfer für das Individuum und für Wer- te, an denen sie hing, sah.

Für Hitler und dessen Nationalsozialismus hat sie nie Sympathie gehabt. Den- noch ist sie später mit dieser Sphäre in Zusammenhang gebracht worden. Ursache ist derPEN-Kongress 1935 in Barcelona, wo sie zusammen mit dem Mitdelegierten Johan Koning als einzige einen Antrag Klaus Manns über die Freiheitsberaubung deutscher Künstler nicht unterstützte. Sie erntete deswegen viel Kritik. Ihre Hal- tung bedeutete jedoch nicht, dass sie mit Hitlers Politik sympathisierte, sondern ergab sich aus einer tief verwurzelten Abneigung gegen den Kommunismus. Manns Antrag betrachtete sie als eine Initiative von (kommunistisch)-linker Seite. Durch manchmal undifferenzierte Zusammenfassungen dieses Vorfalls wird Top Naeff in Veröffentlichungen in einen nationalsozialistischen Kontext gestellt.

Während des Zweiten Weltkriegs war Top Naeff überzeugt antideutsch. Sie be- teiligte sich nicht aktiv am Widerstand, aber sie schrieb Kriegsgedichte, die 1947 unter dem Titel Klein witboek veröffentlicht wurden. Sie haben kaum literarischen Wert, sind aber ein Zeitdokument.

1943 kam sie in Kontakt mit Mari Bosland, einem Schüler, der große schauspiele- rische Ambitionen hatte. Sie betrachtete ihn als sehr talentiert und mochte ihn sehr gern, nannte ihn ihren ‘geistigen Pflegesohn’. Durch einen unglücklichen Zufall wurde er 1944 von den Deutschen festgenommen und nach Deutschland deportiert.

Er kam in Neuengamme um. Seinen Tod hat Top Naeff nie ganz verkraften können.

Allerdings hing sie nach dem Krieg, der sie rheumatisch gemacht hatte, stark an ihrer französischen Haushälterin Gilberte und deren kleinem Sohn Serge. Genauso wie Mari, boten sie einen Ausgleich zu den ihr lieben und teueren Kontakten, die sie in ihrem Leben verloren hatte und zu dem, was sie vermisste.

Im Jahre 1948 wurde aus Anlass ihres siebzigsten Geburtstags ihr Verzameld belle- tristisch werk veröffentlicht. Es bot eine schöne Übersicht über ihre Entwicklung als Schriftstellerin von anfänglich tradioneller Prosa bis Geschichten mit deutlich iro- nischem und kritischem Einschlag. Ihr essayistisches Werk wurde nicht in diese gesammelten Werke aufgenommen. So wurden ihre Theaterkritiken, ihre vielen Buchbesprechungen und andere Artikel auf literarischem Gebiet faktisch uner- reichbar. Naeff schrieb unter anderem für Den Gulden Winckel und für Elsevier’s (Geïl- lustreerd) Maandschrift, deren Redakteurin sie 1938-1940 als Nachfolgerin von Her- man Robbers war. Am wichtigsten auf essayistischem Gebiet sind jedoch ihre hunderte von Theaterkritiken, die nach der Meinung von Theatersachverständigen zu den besten in diesem Bereich gehören. Sie sind mit großer Leidenschaft und großer Sachkenntnis geschrieben worden, sie stecken den literarhistorischen Rah- men des gespielten Werks ab, behandeln die Aufführungsgeschichte, beschäftigen

671 sich ausführlich mit der Interpretation und der Perspektive des Regisseurs und

besprechen die Leistungen der Schauspieler. Neben dem schon genannten Pirandel- lo, für den Naeff in den Niederlanden schon früh eine Lanze brach, waren Schnitz- ler, Strindberg, Ibsen, Heijermans und Shakespeare Naeffs Lieblingsbühnenauto- ren.

Das Jahr vor ihrem Tod war Top Naeff noch Redakteurin von Het Boek van Nu, es war eine ihrer vielen Aktivitäten neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit. Vor dem Krieg war sie Redakteurin von Elsevier’s Maandschrift – weiter saß sie in vielen Jurys und Ausschüssen. Im Jahre 1905 war sie Mitbegründerin der Vereniging van letterkun- digen. Top Naeff verkehrte gern in der Literaturszene und hatte Kontakte zu unter- schiedlichen Kollegen wie Frans Mijnssen, Herman Robbers, Ina Boudier-Bakker, Kitty Josselin de Jong, Johan Daisne und F. Bordewijk.

Am 22. April 1953, nachdem sie einen Monat zuvor an ihrem 75. Geburtstag noch aufwendig gefeiert worden war, starb sie.

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