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Die historische Hanse als Zugmittel im Tourismus und Leitbild für die Zusammenarbeit der heutigen Hansestädte

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MASTERARBEIT

Die historische Hanse

als Zugmittel im Tourismus

und Leitbild für die Zusammenarbeit

der heutigen Hansestädte

Mark Duijf

(2)

Inhalt

Vorwort 3

Einführung 4

1. Die Hanse 7

1.1. Marksteinen der Hanse 7

1.1.1. Gründung der Hanse: von der Kaufmannshanse zur Städtehanse 7

1.1.2. Mitgliedschaft 9

1.1.3. Ende der Hanse 10

1.2. Merkmale der Hanseforschung in Deutschland 11

1.2.1. Das Hansebild bis zum Ende des 19. Jahrhunderts 12

1.2.2. Kaiser Wilhelm II. und die Hanse 13

1.2.3. Das nationalsozialistische Hansebild 14

1.2.4. Die Hanseforschung und das Hansebild in der Nachkriegszeit 15

2. Die Hanseforschung und das Hansebild in der Nachkriegszeit 18

2.1. Entstehung des neuen Städtebundes 18

2.2. Ziele und Aufgaben 21

2.3. Mitglieder und Organisation 22

2.4. Die youthHansa 25

3. Zusammenarbeit in der Praxis: die „Neue Hanse Interregio“ 27

3.1. Organisationsstruktur und Arbeitsgebiet 27

3.2. Projekte und Zusammenarbeit 31

4. In der Praxis: die Hanse als Werbung der Hansestädte 34

4.1. Hansestädte in Westeuropa 34 4.1.1. Lübeck (D) 34 4.1.1.1. Verwaltung: www.luebeck.de 35 4.1.1.2. Touristik: www.luebeck-tourismus.de 37 4.1.2. Zwolle (NL) 38 4.1.2.1. Verwaltung: www.zwolle.nl 39 4.1.2.2. Touristik: www.vvvzwolle.nl 40

4.1.3. Die Freie und Hansestadt Hamburg (D) 41

4.1.3.1. Verwaltung: www.hamburg.de 42

4.1.3.2. Touristik: www.hamburg-tourism.de 43

4.2. Hansestädte im ehemaligen Ostblock 44

4.2.1. Rostock (D) 44 4.2.1.1. Verwaltung: rathaus.rostock.de 44 4.2.1.2. Touristik: www.rostock.de 46 4.2.2. Gdansk (PL), Danzig 47 4.2.2.1. Verwaltung: www.gdansk.pl 47 4.2.2.2. Touristik: www.pttk-gdansk.pl 48 4.2.3. Riga (LV) 49 4.2.3.1. Verwaltung: www.riga.lv 50 4.2.3.2. Touristik: www.rigatourism.lv 51

4.3. Analyse der Zahlen 52

4.4. Interview mit Herrn Pot

5. Schlussfolgerung 54

(3)

Vorwort

Für mich war die Wahl des Themas dieser Masterarbeit nicht einfach. Bei der Suche nach einem „externen“ Seminar stieß ich bei der Abteilung für Geschichte auf das Seminar „Gedeelde Eenheid in de tijd van de Hanze (1300-1600)“ von Dr. Hanno Brand. Das war eine gute Gelegenheit die historische Hanse besser kennenzulernen. Als ehemaliger Einwohner von Zwolle hatte die Hanse schon längere Zeit mein Interesse. Außerdem bekamen die teilnehmenden Studenten die Chance, sich mit der Arbeit in einem Archiv zu befassen. Das Seminar wurde von der Rijksuniversiteit Groningen in Zusammenarbeit mit der Ruhr

Universität Bochum sowie dem Gelders Archief in Arnheim organisiert. Teil des Seminars

war eine Führung im Kölner Stadtarchiv Dezember 2008. Drei Monate später, am 3. März 2009, stürzte das Gebäude mit fast all seinen Archivalien in eine Baugrube der neuen U-Bahn. 1 Das Stadtarchiv der Stadt Köln hat eine der größten Sammlungen von Hansearchivalien. Bis Juni 2010 wurde etwa 90 Prozent des Archivguts geborgen.

Das persönliche Ergebnis des oben erwähnten Seminars war die Arbeit „Die Funktionalität von Zwolle und Arnhem im hanseatischen Handelsverkehr 1360-1500“. Die Wahl des Seminars bestimmte zugleich auch die Wahl des Themas dieser Arbeit. Unterschied ist aber, dass diese Arbeit sich im Prinzip nicht auf die historische Hanse, sondern auf die heutige Situation der Hansestädte beschränkt. Die Hansegeschichte dient aber als wichtige Basis für die Gegenwart. Wichtig bleibt auch hier die interregionale und internationale Zusammenarbeit der teilnehmenden Städte. Das Thema passt denn auch zur Studienrichtung

Duitslandstudies, wo die Verbindungen zwischen Deutschland, seinen Nachbarn und Europa

zentral stehen. Auf jeden Fall hat diese Arbeit mich viele neue Einblicke in die sowohl die historische als die neue Hanse gegeben.

1

(4)

Einführung

Zum Thema

Die Hanse erregt schon seit Jahrhunderten die Fantasie der Menschen. Dieser niederdeutsche Städtebund existierte als solcher etwa vom 13. bis zum 17. Jahrhundert und diente in den nachfolgenden Jahrhunderten vor allem als Beispiel für die gewünschte deutsche Einheit im 18. und 19. Jahrhundert, wurde vom Kaiser und von den Nationalsozialisten für politische Zwecken missbraucht und wird heute fast verherrlicht als Vorläufer der europäischen Union. Die letzten, direkt zu den glänzenden Zeiten der Hanse zurückführenden Reststücke endeten sogar erst 1920, als die gemeinsame Vertretung der drei Hansestädte Lübeck, Hamburg und Bremen in Berlin den Betrieb einstellte.2

Auch in den nachfolgenden Jahrzehnten bleibt das Interesse für die Hanse immer anwesend. Als 1980 die niederländische Hansestadt Zwolle, die 1669 zum letzten Male veranstalteten Hansetage (Versammlungen von Hansestädten) neu belebte, war das Interesse der eingeladenen Städte auffällig groß. Viele Städte entdeckten ihre Hansewurzeln wieder. Ziel der Hanse der euzeit ist, den teilnehmenden Hansestädten durch Kontakte, Netze und Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kultur und des Tourismus ein wirtschaftliches Stimulans zu geben.

In dieser Arbeit gehe ich auf die Anwesenheit der Hanse in der heutigen Gesellschaft ein. Einerseits dient die historische Hanse als ein Beispiel für aktuelle Zusammenarbeit, wie zum Beispiel die „Neue Hanse Interregio“ zeigt. Andererseits hat die Hanse eigentlich immer einen guten Ruf gehabt und wird heute für Werbung im Rahmen des Tourismus und der Wirtschaft verwendet. Die Hauptfrage dieser Arbeit lautet denn auch: wie benutzt man die Hanse in der heutigen Gesellschaft?

Diese Frage werde ich beantworten anhand einer Beschreibung der Bedeutung der historischen Hanse und der Entwicklung der Hanse der Neuzeit. Welche Rolle hat der Städtebund der Hanse heute? Daneben werde ich die Aufgaben der Neue Hanse Interregio beleuchten. Sie ist eine der 140 Euregionen3 innerhalb der EU, wobei die Regionalpolitik4 eine wichtige Rolle spielt. Wie funktioniert diese interregionale und grenzüberschreitende Arbeitsgemeinschaft? Zum Schluss werde ich anhand der Ergebnisse bei den online

2

Hammel Kiesow in: Brand & Knol (2009): S. 192 3

Student (2000): S.5+77 f. 4

(5)

Suchmaschinen von Google einige Praxisbeispiele der Benutzung der Hanse im Tourismus untersuchen. Wie wichtig scheinen die heutigen Hansestädte im Internet?

Abgrenzung und Verantwortung des Themas

In der Praxis könne „die neue Hanse“ auf mehrere Institutionen deuten und zwar auf „die Hanse der Neuzeit“, die eigentliche Fortsetzung der historischen Hanse, auf die „Neue Hanse Interregio“ (NHI), eine Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern Niedersachsen, der Freien Hansestadt Bremen und den niederländischen Provinzen Overijssel, Drenthe, Friesland und Groningen, oder auf die vom Bundesland Schleswig-Holstein vorgestellte, aber zum größten Teil gescheiterte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Staaten um die Ostsee, auch bekannt unter dem Namen Hanseparlament.5

In dieser Arbeit wird der Ausdruck „neue Hanse“ im Prinzip nur für die erste der hier oben erwähnten Hansen verwendet. Die NHI wird nur als unter diesen Namen erwähnt und auf das Hanseparlament werde ich hier aber nicht eingehen, weil hier einerseits der Raum fehlt und es andererseits innerhalb der Geschichte der Hanse keine große Rolle spielt. Der Einfluss der Hanse der Neuzeit sowie der NHI spielt eine sehr wichtigere Rolle. Deshalb werden die beiden hier schon ausgeleuchtet.

Mit dem so genannten Hansetag ist die Versammlung der Delegierten der Hansestädte gemeint. Dies ist sowohl bei der historischen Hanse als auch bei der neuen Hanse der Fall. Inhaltlich sind die beiden nicht identisch, aber das wird in dieser Untersuchung aufgeklärt.

In der Historiographie der Hanse sind die Städte oft nach ihrem Zuschuss an der Hanse gegliedert. Im Mittelalter zahlten die Städte einen Zuschuss an die Hanse, wodurch man heute ihre Wichtigkeit feststellen kann. Eine moderne Variante wäre m.E. die Benutzung der Suchmaschinen von Google. Diese Firma hat sich nämlich im Internet zu einer der meistbenutzten Suchmaschinen entwickelt. Die Zahlen der Ergebnisse können also die Wichtigkeit der Städte im weltweiten Netz zeigen.

Bei der Untersuchung der Webseiten muss folgendes betrachtet werden: eine Website bedeutet in diesem Zusammenhang alle Internetseiten, die sich hinter eine Internetadresse oder URL 6 befinden. Man könne dies auch betrachten als alle interne Links (Weiterführungen) innerhalb einer Internetadresse. Die Homepage ist die eigentliche Startseite einer Website. Wenn man im Browserprogramm eine der hier erwähnten Internetadressen eintippt, erscheint also die Homepage.

5

Sehe Hammel Kiesow in: Brand & Knol (2009): S. 199 f. 6

(6)
(7)

1. Die Hanse

Dieses Kapitel beschreibt einerseits die Geschichte der historischen Hanse anhand von einigen wichtigen Begriffen und andererseits die verschiedenen Sichtweisen in der Geschichtsforschung. Die Marksteine aus der Geschichte der Hanse dienen zur Erklärung für die heutigen Angelegenheiten der neuen Hanse. Die Beschreibung der Sichtweisen in den verschiedenen Epochen der Hanseforschung soll eine klare Darstellung über den Stand der gegenwartsbezogenen Forschung verschaffen.

1.1. Marksteine der Hanse

Dieser Abschnitt beschreibt in Kürze die wichtigsten Merkmale der Hanse und enthält folglich den Anfang der Hanse, den Unterschied zwischen Kaufmanns- und Städtehanse, die Mitgliedschaft, sowie das letztliche Ende der Hanse.

1.1.1. Gründung der Hanse: von der Kaufmannshanse zur Städtehanse

Es ist eigentlich unmöglich, ein genaues Datum für eine wirkliche Gründung der Hanse festzustellen, weil die Hanse einfach nie offiziell gegründet worden ist. Sogar die Hansestädte selber hatten in ihrer Zeit keine Ahnung, wann der Städtebund eigentlich gegründet wurde. Dies zeigt unter anderen ein Brief, den 1418 die Stadt Köln an Bremen schickte, worin die Verfasser erklärten, bis zu dem Moment keine Dokumente von „der fundacien der Duytschen hensze“ gefunden zu haben.7 Man hatte damals, so erklärt dieser Brief, Köln gebeten, eine Gründungsakte oder irgendwelche andere Hinweise zur Gründung in den damals schon vorhandenen Kölner Archiven aufzusuchen, ohne zu wissen, dass es ein derartiges Dokument überhaupt nie gegeben hatte.

Man könne die Gründung der Hanse mit der Gründung Lübecks 1158/1159 verbinden,8 vor allem auch weil diese Stadt später als Haupt aller Hansestädte galt. Vor allem in der älteren Forschung ging man hiervon aus. Es wäre aber falsch, diese Verbindung zu ziehen, weil die Hanse sich aus losen Gruppen von Kaufleuten nach und nach zu einem Städtebund entwickelte. Diese allmähliche Entwicklung startet aber schon mit dem Bau Lübecks.9 Die Stadt lag günstig und sicher am Zusammenfluss von Trave und Wakenitz.

7

Henn, in: Brand & Knol (2009): S. 13 8

Quelle: www.wikipedia.de > Hanse; sehe auch: Dollinger (1966): S.35 f. 9

(8)

Durch die Lage der Stadt konnte der Handel sich rasch entwickeln: einerseits gab es über die Ostsee Verbindungen mit Russland, Schonen (Skåne) in Süd-Schweden und Gotland, anderseits gab es einen Handelsweg über Land nach Hamburg, wodurch Lübeck mit dem Westen Europas verbunden wurde. Die Reise um Jütland herum fand man im Allgemeinen zu gefährlich und man bevorzugte das Umladen der Waren auf Wagen nach Hamburg und umgekehrt.10

Am Anfang des 13. Jahrhunderts waren vor allem Kaufleute aus den ‚Wendischen Städten’ (Lübeck, Greifswald, Wismar, Rostock und Stralsund) führend im Ostseehandel, wobei die Lübecker führend waren.11 In dieser Zeit erweiterten sie auch ihre Kontakte nach dem Westen, nach Flandern und England. In London trafen sie Kaufleute aus Köln, die vom englischen König in den siebziger Jahren des 12. Jahrhunderts wichtige Handelsprivilegien erworben hatten.12 Später kamen dazu auch Händler aus Hamburg und Lübeck. Zusammen wurden sie als Hanse angedeutet.13

Bei einer Betrachtung der historischen Hanse muss man aber zwei „Arten“ der Hanse unterscheiden, nämlich die Kaufmannshanse und die daraus entstandene Städtehanse. Bevor man von einem richtigen Städtebund sprechen konnte, gab es Kaufleute, die in Gruppen unterwegs waren, damit sie sich während der Reise besser gegen Gefahren schützen konnten. Sie genossen alle dabei die gleichen Privilegien, die ihre Rechte und Pflichten beim Handel bestimmten. Bis etwa Mitte des 13. Jahrhunderts dauerte die Unterstützung der Kaufleute durch den deutschen Kaiser. Ab dann mussten die Behörden der Städte selber für die Vertretung der Interessen ihrer Kaufleute sorgen.14 Zu beachten ist auch, dass in dieser Zeit die Kaufleute ihre Methoden änderten: wo sie erst mit ihren Waren mitreisten, blieben sie dann mehr und mehr ‚zu Hause’, von wo aus sie das Geschäft führten und Handel trieben. Vor Ort wurde dann der Handel von Mitarbeitern, meistens Verwandten oder Bekannten, die auch am Gewinn beteiligt sein konnten, übernommen.15 Vertrauen war denn auch das Schlüsselwort beim Handel der Hansekaufleute.

Im Laufe des 13. Jahrhunderts entstanden mehrere Städtebünde, wobei der Wendische Städtebund für die Geschichte der Hanse der wichtigste war.16 Ziel dieser Bündnisse war es also, die Kaufleute, falls es einen Konflikt mit einem ausländischen Fürsten gab, politisch zu unterstützen. Falls notwendig, wurde auch nicht auf Gewalt oder einen Handelsboykott

10

Dollinger (1966): S. 192 11

Henn, in: Brand & Knol (2009): S. 15 12

Henn, in: Brand & Knol (2009): S. 16 13

Hanse heißt hier noch: “Gruppe” (von Kaufleuten) 14

Brand, in: Brand & Knol (2009): S. 27 15

Henn, in: Bracker & Henn (1999): S. 64 f. 16

(9)

verzichtet.17 So gab es in den 50er Jahren des 14. Jahrhunderts immer größere Konflikte zwischen den Hansekaufleuten und der Stadt Brügge, unter anderem über Erhöhung von Zöllen und Steuern, Beschränkung der Rechte der Kaufleute, Manipulation der Waage und Streit um Schadenersatz für Opfer der Piraterie. Als Reaktion hierauf beschlossen die wendischen Städte das Kontor der Kaufleute von Brügge nach Aardenburg zu verlegen. Das passierte letztendlich nicht, aber es wurde klar, dass eine engere Zusammenarbeit erwünscht wäre.18

Hierauf rief die Stadt Lübeck im Jahre 1356 die westfälischen, preußischen und wendischen Städte für den ersten Hansetag, eine Vollversammlung, zusammen. Das Kontor in Brügge wurde von den Städten der Versammlung untergeordnet und es wurden Verhandlungen mit der Brügger Stadtverwaltung gestartet. Diese hatten aber keinen Erfolg und die Versammlung beschloss 1358 eine Blockade gegen Flandern. In den überlieferten Quellen wurde 1358 zum ersten Mal von den „stede von der Dudeschen hense“ gesprochen.19 Erst nach zwei Jahren hatte der ab dann als Hanse bekannte Städtebund Erfolg mit der Blockade und sollte bis ins 17. Jahrhundert ein leistungsstarker Bund bleiben. Mit der Entstehung der Städtehanse ging aber die Kaufmannshanse nicht verloren. Diese existierte neben der Städtehanse und war das Fundament des hanseatischen Handels.20

1.1.2. Mitgliedschaft

Genau wie bei der Feststellung eines Gründungsdatums der Hanse, ist es eigentlich unmöglich eine richtige und eindeutige Liste der Mitglieder der Hanse aufzustellen. Die Schätzungen der Mitgliederzahl variieren von 50 bis etwa 200 Städte: 70 bis 80 Kernstädte und 120 Beistädte.21 Es wurde nie eine offizielle Mitgliederliste aufgestellt, obwohl es verschiedene Beitragslisten und andere erhaltene Quellen, wie Urkunden und Tagungsprotokolle, gibt, woraus man die Wichtigkeit und Zahl der Städte ableiten kann. Hierdurch bleibt der genaue Umfang der Hanse immer noch ungeklärt.

Ab 1356 wurde der allgemeine Hansetag, wie schon erwähnt, zum Zentralkörper der Hanse und durchschnittlich alle drei Jahre organisiert. Hier wurden die wichtigen Beschlüsse gefasst in Bezug auf Verträge, Sanktionen gegen ungehorsame Mitglieder (sowohl Städte, als

17

Brand, in: Brand & Knol (2009): S. 28 18

Brand, in: Brand & Knol (2009): S. 28 f. 19

Hemann (2005): S. 3 20

Brand, in: Brand & Knol (2009): S. 29 21

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auch individuellen Kaufleute), Schadenersätze, und so weiter.22 Die Städte schickten ihre Gesandten mit bestimmten Mandaten nach Lübeck, damit sie an der Beschlussfassung teilnehmen konnten. Die Mitgliedschaft der Städte schien am Hansetag offiziell, wie man zum Beispiel bei der Verteilung der Sitzplätze sehen konnte, aber in der Praxis war sie nicht immer bindend. Wenn Beschlüsse nicht im Interesse einer Stadt waren, konnte sie die auferlegten Verpflichtungen ignorieren oder sich vom Bund (zeitlich) loslösen. Damit wurde die Hanse eigentlich zu einem losen Bündnis.

Auch gab es keine wirkliche Pflicht nach Lübeck zu gehen. Für manche Städte war diese Reise zu kostspielig oder sie fanden, dass der Hansetag kein Auge für die lokalen Angelegenheiten hatte. Sie ließen sich oft entschuldigen oder sie gaben einer anderen Stadt ihre Vollmacht, damit ihre Interessen in der Versammlung verteidigt wurden.23 Trotzdem konnte eine Stadt eine Warnung bekommen, worin mit einer Verhansung, das heißt einer Entfernung aus dem Bund, gedroht wurde. Dies passierte zum Beispiel 1471 mit der bedeutenden Hansestadt Köln, als sie sich nicht den Aufforderungen des Hansetages in Bezug auf die Handelsprivilegien in London Folge leisteten. Für einige Jahre wurde die Stadt ausgeschlossen, aber konnte später doch wieder teilnehmen.

1.1.3. Ende der Hanse

Wir haben schon gesehen, dass es nie eine ‚offizielle‘ Gründung der Hanse gegeben hat. Auch die Mitgliedschaft der Städtebund ist nie klar umschrieben geworden. Dasselbe gilt im Prinzip auch für das Ende der historischen Hanse. Es ist aber bekannt, wann der letzte offizielle Hansetag stattgefunden hat, nämlich 1669.

Schon am Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Macht der Hanse immer weniger, was vor allem durch die Entwicklung souveräner Staaten verstärkt wurde. Die originelle Hansepolitik verlor dadurch ihre Bedeutung und ihren Einfluss. Die Hanse brauchte einen starken politischen Partner, wie zum Beispiel die mittel- und süddeutsche Reichsstädte oder die niederländischen Generalstaaten, aber fand keinen. Umgekehrt gelang es dem deutschen Kaiser nicht die Hanse enger an sich zu binden.24 Dieser Abbau wurde noch schlimmer als der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) ausbrach. Wegen der Unsicherheit beim Reisen, war es für viele Städte schwierig, die Hansetage zu besuchen. Während des Hansetages 1629 wurde beschlossen, die 3 Hansestädte Lübeck, Hamburg und Bremen zu Geschäftsführern der Hanse

22

Brand, in: Brand & Knol (2009): S. 32 23

Brand, in: Brand & Knol (2009): S. 32 ff. 24

(11)

zu benennen. Diese Städte schlossen außerdem 1630 ein Defensivbündnis, das etwa 300 Jahre existiert hatte.

Nach dem Westfälischen Frieden 1648 versuchte die Hanse nochmal aufzublühen. Im Osnabrücker Friedensvertrag wurden die Hansestädte sogar staatsrechtlich anerkannt. Trotz dieser Anerkennung hatte sie keinen Erfolg mehr. Auf dem schon erwähnten letzten Hansetag 1669 waren nur noch 6 Städte direkt und 3 Städte in Vollmacht vertreten. Keiner war sich damals bewusst, dass es die letzte Tagung der Hanse wäre. Im Prinzip endete hier die Geschichte der Hanse, aber sie wurde nie offiziell aufgelöst.25

Daneben gab es noch das Defensivbündnis zwischen Lübeck, Hamburg und Bremen, das im Geiste der Hanse fortgesetzt wurde. Auch waren diese Städte nach 1669 verantwortlich für die drei übrig gebliebenen Hansekontore. 1754 wurde das Kontor in Bergen den Norwegern übertragen und erst 1852 und 1862 wurden die Gebäude in London bzw. Antwerpen verkauft. Im Deutschen Bund waren die drei Städte traditionsgemäß verantwortlich für die Außenhandel- und Schifffahrtsbeziehungen. Als freie Staaten konnten sie außerdem selbständig Verträge mit anderen Staaten schließen. 26 Die letzte Gesamtvertretung dieser drei Hansestädte war in Berlin27 und wurde vor weniger als hundert Jahren, nämlich erst 1920, geschlossen. Damit hatte dann schließlich auch die letzte direkte Verbindung mit der Hanse ein Ende gefunden.

1.2. Merkmale der Hanseforschung in Deutschland

Die Hanse wurde fast immer als positiv betrachtet. In den verschiedenen Epochen wurde sie sogar missbraucht für politische Zwecke. Dieser Abschnitt erörtert 4 Epochen: die Zeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, die Kaiserzeit, die Nazizeit und die Gegenwart.

1.2.1. Das Hansebild bis zum Ende des 19. Jahrhunderts

Die Historiographie der Hanse begann 1795, als Professor Georg Sartorius (1765-1828) mit dem Werk Geschichte des Hanseatischen Bundes anfing. Sartorius war befreundet mit Goethe und Lehrmeister von Heinrich Heine. Es war eine unruhige Zeit der Französischen Revolution

25

Hammel-Kiesow, in: Brand & Knol (2009): S. 191 f. 26

Graßmann, in: Graßmann (Hrsg.) (2001): S. 43 27

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und der Koalitionskriege.28 In der Einführung seines ersten Werkes begründete er die Wahl des Themas29:

Der Verfasser der nachstehenden Blätter empfing vor etwa fünf Jahren die Idee diese Geschichte zu schreiben. Die damalige Lage der öffentlichen Angelegenheiten Europas wies einem politisch, historischen Schriftsteller einen sehr beschränkten Wirkungskreis an, wenn er anders Missverständnissen entgehen, die bereits bestehenden nicht noch vermehren und dennoch die Wahrheit getreu bleiben wollte, zu einer Zeit, wo alle bereits Parten ergriffen hatten. Dieser öffentliche Zustand zog ihn von Beschäftigungen ab, welche ein praktisch größeres, lebendigeres Interesse gewährten. Bei den mühevollsten Untersuchungen über das Mittelalter konnte man indes hoffen, die Gräuel der Gegenwart wenigstens augenblicklich zu vergessen. Ein harmloser politischer Gegenstand ließ sich aber nicht wohl auffinden als diese halbvergessene Antiquität.

Es scheint also fast, Sartorius hätte die am wenigsten schlechte Wahl getroffen. Zwischen dem Erscheinen seines ersten Werkes und der posthumen Veröffentlichung (1830) von

Urkundliche Geschichte des Ursprungs der deutschen Hanse hat sich eine wichtige

Entwicklung durchgesetzt: die wichtigen Archive im Bezug auf die Hanse wurden immer mehr zugänglich. 1823 gelang es Sartorius die Archive der drei wichtigsten Hansestädte zu durchsuchen. Wegen der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches wurden die dort aufbewahrten Privilegien „zum Altpapier reduziert“.30 Mit dem Erscheinen des zweiten Werks beginnt auch das wissenschaftliche Quellenwerk zugunsten der Hansegeschichte. In derselben Zeit wurde auch das Quellenwerk zugunsten der deutschen Historiographie,

Monumenta Germaniae Historica, verfasst.31

Eine andere wichtige Entwicklung im 19. Jahrhundert war die Gründung 1870 des hansischen Geschichtsvereins. Dieser Verein wurde, nicht ganz zufällig, am 500. Jahrestag des Stralsunder Friedens von Historiker und Archivar Karl Koppmann gegründet. Die Gründung fand statt in einer Zeit, als zahlreiche Vereinigungen von Geschichtsliebhabern entstehen. Das Interesse an der Vergangenheit war nämlich damals besonders groß. Auffällig ist, dass der Verein einerseits ein Geschichtsverein für Laien ist und anderseits als „Historische Kommission“ gesehen werden kann. In den Anfangsjahren waren die „Laien“ in der Überzahl.32 Seit 1871 gibt der Verein das Fachzeitschrift Hansische Geschichtsblätter heraus, worin Aufsätze zur Geschichte der einzelnen Hansestädte, zur deutschen See- und Verkehrsgeschichte und zum hansischen Kaufmann aufgenommen sind. Zugleich erscheint auch die Hansische Umschau, der Rezensionsteil der Hansischen Geschichtsblätter.33

28

Hammel-Kiesow, in: Brand & Knol (2009): S. 192 f. 29

Sartorius (1802-1808), S. VI 30

Hammel-Kiesow, in: Brand & Knol (2009): S. 193 31

Hammel-Kiesow, in: Brand & Knol (2009): S. 193 32

www.hansischergeschichtsverein.de > Geschichte 33

(13)

Von den Historikern wurde die Hanse als ein kleines Glanzstück des deutschen Spätmittelalters gesehen, einer Epoche der Niedergang. Sie wurde sogar als ein ruhmvolles Stück der Geschichte der deutschen Nation betrachtet, was natürlich nicht nur historisches, sondern auch politisches Interesse war.34 Die deutsche Nationalbewegung verband die Geschichte der Hanse mit dem Flottengedanken der deutschen Politiker. Als 1848 vom Prinz Adalbert von Preußen eine Bundesflotte gegründet wurde, als Schutz gegen Dänemark, bekam das Flaggschiff den Namen Hansa. Die Flotte musste aber schon 1853 wieder versteigert worden.35 In dieser Zeit erschien auch das populärwissenschaftliche Werk Die

Geschichte der deutschen Hanse von Professor FRIEDRICH WILHELM BARTHOLD, das abermals 1862 und 1907 herausgegeben wurde. Für ihn war die Hanse der Ausdruck einer deutschen Seegeltung: „So lange es eine kraftvolle deutsche Hanse gab, gab es auch eine gefürchtete deutsche Seemacht.“36 Derartige Äußerungen nahmen großen Einfluss auf das Publikum. Der deutsche Flottenverein hatte sogar über eine Million Mitglieder.

1.2.2. Kaiser Wilhelm II. und die Hanse

Nicht nur bei der Bevölkerung gab es um die Jahrhundertwende des 19. und 20. Jahrhunderts eine große Begeisterung für die Geschichte der Hanse: Kaiser Wilhelm II. war ein enormer Liebhaber von Schiffen und deshalb auch sehr von der Hanse beeindruckt. Den Aufbau einer deutschen Schlachtflotte nannte er in der Öffentlichkeit die Erfüllung der „alten hanseatischen Aufgabe“ oder der Kaiser sprach dabei sogar wortwörtlich von der „neue[n] Hanse“.37 Die deutsche Flottenpolitik sollte sich laut Wilhelm „dort einsetzen, wo in alter Zeit die Hansa hat aufhören müssen, weil ihr die belebende und beschützende Kraft des Kaisertums fehlte.“38 Es ist denn auch nicht eigenartig, sondern fast komisch, dass der Kaiser manchmal zärtlich von „meiner Hanse“ sprach, als er die deutsche Kriegsflotte meinte.39 Er wurde dabei unterstützt von angesehenen Leuten. Dietrich Schäfer, Historiker und bedeutender Hanseforscher, erklärte zum Beispiel 1908: „Wesen und Inhalt der Hanse ist ihre Vertretung Deutschlands

34

Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 76 35

Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 76 f.;

dazu auch: www.marine.de > Über uns > Geschichte > Die Anfänge von 1848 bis 1871 36

Zitiert nach Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 77 37

Zitiert nach Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 78 38

Zitiert nach Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 78 39

(14)

zur See.“40 Die Hanse wurde von Schäfer und dem Kaiser direkt mit der Flottenpolitik und sogar indirekt mit der Kolonialpolitik verbunden.41

Dass die Hanse, zusammen mit Flotte und Kolonialismus, auch nach dem verlorenen Weltkrieg ihre Popularität erhielt und als „Ausdruck deutscher Größe und Seegeltung verstanden“,42 zeigte sich in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts zum Beispiel in den

Hansischen Geschichtsblättern. 1925 publizierte Hermann Wätjen einen Beitrag mit dem

Titel: Stand und Aufgaben der kolonialgeschichtlichen Forschung in Deutschland. Im nächsten Jahr erörtert er auf der Pfingsttagung des Hansischen Geschichtsvereins über den Wiederaufbau der deutschen Handelsflotte seit dem Ersten Weltkrieg.43 Zu bemerken sei hier, dass der Weltkrieg gerade den Verlust der Flotte und der Kolonien zur Folge hatte. Trotzdem erhielt die Hanse als Institution ihren guten Ruf. So wurde 1926 aus der Junkers Luftverkehr und dem Deutschen Aero Lloyd eine neue nationale Luftfahrtgesellschaft gegründet: die

Deutsche Luft Hansa AG.44

1.2.3. Das nationalsozialistische Hansebild

„Über 75 Städte schlossen einen Trutzbund miteinander, der seinem innersten Wesen nach die Aufgabe hatte, der kaiserlichen Ohnmacht gegenüber ein deutsches Machtzentrum zu bilden.“45 So sah Alfred Rosenberg, Chefideologe und „Philosoph“ der NSDAP, die Hanse in seinem Werk Mythus des 20. Jahrhunderts.46 Er meinte, die hansischen Kaufleute hätten damals den „germanischen Ehrbegriff“ verkörpert, was für ihn die zentrale Idee des

nordischen Abendlandes war. Sie würde aber im Laufe der Zeit unterjocht. Selbstverständlich

ließ Rosenberg außer Betracht, dass die Hanse mehr als nur deutsche Städte umfasste.

Im Dritten Reich wurden vor allem die nationalen und machtpolitischen Seiten der Hanse betont.47 Die Nazis benutzten sie als historischen Grund für die neuen Verhältnisse in Europa nach 1939. Im neuen „nordischen“ Europa (das heißt: Großbritannien, Skandinavien und Deutschland) sollte das Deutsche Reich „als Zentralmacht des Festlandes“ Mitteleuropa führen.48 Vor allem in den skandinavischen Ländern sollte durch die ordische Gesellschaft

40

Schäfer (1908), S. IV 41

Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 78 42

Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 78 43

Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 79 44

Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 78 und Hammel-Kiesow, in: Brand & Knol (2009): S. 197 Dazu auch: konzern.lufthansa.de > Unternehmen > Geschichte > 1920er Jahre

45

Zitiert nach Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 80 46

Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 80 47

Hammel-Kiesow, in: Brand & Knol (2009): S. 198 48

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Sympathie für eine Zusammenarbeit in einer „nordischen Schicksalsgesellschaft“ eingebracht werden. Im ganzen Reich und seit 1940 auch in Estland, Flandern (Belgien), den Niederlanden, Norwegen und Dänemark wurden, unter den historischen Namen Kontore, Niederlassungen dieser Gesellschaft gegründet. Die Nordische Gesellschaft verschmutzte die Geschichte der Hanse mit Nazipropaganda, wie zum Beispiel ein Vortragsthema „Die Hanse als Wille und Tat aus nordisch-germanischem Geist“ verkündete.49

Die Hanse diente daneben auch als Beispiel für eine neue Großraumwirtschaft, wobei die volkstümlichen oder völkischen Grundlagen der Hanse eigentlich weniger interessant waren. Die Schaffung einer „Ostsee und Nordsee umfassende[n] Großraumwirtschaft“ wäre 1944 laut Professor Fritz Rörig, dem damals führenden Hanseforscher, eine „hansische Gesamtleistung“.50 Die Geschichte der Hanse wurde hier auch überdeutlich für kriegerische Zwecke missbraucht. Rörig sah die Hanse nämlich folgendermaßen:51

Ihr großes, europäisches Verdienst ist es, die Länder von Nordsee und Ostsee in einer zwar differenzierten, aber doch in höchst aktive Wirtschaftsgemeinschaft zusammengeführt zu haben. Ihr deutsches Verdienst aber ist es, diese Gemeinschaft unter deutscher Führung aufgebaut zu haben.

Rörig hatte gute Kontakte mit Werner Daitz aus Lübeck, der seit 1931 in der Reichsleitung der NSDAP für wirtschafspolitische Fragen zuständig war. Es sei auch nicht verwunderlich, dass Daitz eine Zusammenarbeit mit dem Hansischen Geschichtsverein zustande brachte. Die

Hansische Geschichtsblätter bekamen sogar das gleiche Lay-out wie die Veröffentlichungen

der Gesellschaft für europäische Wirtschaftsplanung und Großraumwirtschaft.52 Daitz, der oft als „Hansespinner“ der NSDAP belächelt wurde, veröffentlichte während den Kriegsjahren zwei große Bände zur Hanse heraus: Hanse, Downing Street und Deutschlands

Lebensraum (1940) sowie Hanse, Rhein und Reich (1942). Die Bänder waren vor allem eine

Werbung für die Führungsanspruch und die beherrschende Stellung Deutschlands, weil die neue europäische Ordnung, nichts anderes sei als die Wiederbelebung der Hanse.53 Daneben wäre der Niedergang der historischen Hanse durch die „fehlende Einheit und Macht des Reiches“ verursacht worden.

Das einzige, dass man als positives Hansebild in den Jahren 1930-1945 bemerken könnte, war, wie auch ein Rezensent der hansischen Geschichtsblätter in den ersten

49

Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 80 f. 50

Zitiert nach Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 84 51

Zitiert nach Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 84 52

Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 84 f. 53

(16)

Kriegsjahren bemerkte: „Die Hanse lebt!“54 Es ist deshalb desto trauriger, dass die Geschichte der Hanse für politische und kriegerische Zwecke missbraucht wurde. Positiv zu bemerken sei noch, dass während dem Krieg das Werk von KARL PAGEL, Die Hanse, ohne nationalistische oder rassistische Verweisungen für ein breites Publikum erschien. Es war sogar das maßgebende Werk über die Hanse bis zur Erscheinung des gleichnamigen, renommierten Werkes von PHILIPPE DOLLINGER 1964.55

1.2.4. Die Hanseforschung und das Hansebild in der Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg machte die Hansehistoriographie, logischerweise, eine Kehrtwendung um 180 Grad. Viele Vorstellungen wurden vergessen oder verdrängt.56 In der BRD betrachtete man die Hanse als einen Vorläufer des vereinigten Europas, während man sie in der DDR, laut politischer Wunsch, als „Beispiel für die historisch bildende Kraft der Volksmassen“ sah.57 In der DDR gab es dabei zwei Ansichten: die erste hielt den Städtebund für ein festes Element im späten Feudalismus, die zweite umfasste die Idee, die Hanse wäre ein neues, antifeudales Phänomen und zugleich das Vorstadium der kapitalistischen Gesellschaft.58 Über das Hansebild in der DDR ist heute leider nur noch wenig untersucht. In der BRD gibt es aber eine Untersuchung von der Hanse in Schulbüchern. In beiden Staaten richtete die Forschung sich vor allem auf die Wirtschafts- und Sozialgeschichte oder die vergleichende Stadtgeschichte.59

Im Westen blieb die Hanse auch in der Zeit des Wirtschaftwunders beliebt. Viele Marken verbanden ihren Namen mit der Hanse, wie zum Beispiel Hansaplast, Hansa Pils,

Hansa Tourist, oder das Versicherungsunternehmen Hansa-Merkur. Die politischen und

ideologischen Ladungen waren verschwunden und stattdessen wurde die Hanse gleichgestellt mit kaufmännischer und unternehmerischer Leistungskraft, Solidarität und Seriosität.60 Sogar das Erzbistum Hamburg wollte vom guten Ruf der Hanse profitieren, als es 1995 neu gegründet wurde und nannte sich Hanse-Kirche. Die Begründung war, dass die Hanse für „Weite, Offenheit, Risikobereitschaft, Mut [und] Entschlossenheit“ stehe.61 Selbstverständlich hatte dieser Überfluss an Hanse-Initiativen auch eine Rückseite: der Werbewert der Hanse

54

Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 86 55

Die deutsche Übersetzung erschien erst 1966. 56

Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 86 57

Hammel-Kiesow, in: Brand & Knol (2009): S. 198 58

Hammel-Kiesow, in: Brand & Knol (2009): S. 199 59

Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 87 60

Hill, in: Graßmann (Hrsg.) (2001), S. 87 61

(17)

nahm so immer mehr ab, obwohl das Image noch immer positiv war. Das letzte bewies seit 2005 auch die Hamburger Handelskammer mit der Gemeinschaft der Hansekaufleute des

Stahlhofs. Jedes Jahr wird ein Hamburger Morgensprache organisiert, wo junge Unternehmer

sich treffen unter dem Motto: „Freiheit des Geistes, der Chancen und des Handels“. Auch im Mittelalter organisierten die hansischen Kaufleute im Londoner Stahlhoff immer ihre

Morgensprachen.62 Auffällig sind auch die verschiedenen Städte, die sich nach der Wende offiziell Hansestadt nannten, wie zum Beispiel Wismar, Rostock und Stralsund, aber später auch Lüneburg und Salzwedel.63 Dies war vor allem gemacht um den Tourismus zu fördern. In vielen modernen Hansestädten gibt es Hanseviertels und Gewerbegebiete mit hanseatischen Straßennamen, wie zum Beispiel in Zwolle oder Deventer.64

2006 war vor 650 Jahren der erste offizielle Hansetag organisiert geworden. Dies war der Anlass für eine Erinnerungsmünze im Wert von 10 Euro mit dem Aufschrift „650 Jahre Städtehanse“ und die Briefmarkenserie der Deutschen Post „Die Hanse – Mythos des Spätmittelalters“.65 Der 26. internationale Hansetag66 im gleichen Jahr in Osnabrück bekam das Thema „Europa in Osnabrück“. Die historische Hanse wird denn auch vor allem in den letzten Jahrzehnten immer mehr als Vorläufer der Europäischen Union gesehen. Dies gilt sowohl für die Wissenschaft als auch für die Medien. Beispiele hierfür sind unter anderen der Bericht „The hanseatic league. Europe’s first Common Market“ in der ational Geographic (1994) oder die Herausgabe von „The German Hanse in past and present Europe“ von Dr. H. BRAND (Niederlande, 2007). Auch Der Spiegel zeigt 2002 im 4. Teil der Serie „Woher kommt Europa?“ die Hanse als „die EU des Mittelalters“.67 Alles im allem ist die Hanse ein populäres Untersuchungsobjekt geblieben, sowohl in der Wissenschaft als auch bei einem breiten Publikum.

62

Hammel-Kiesow, in: Brand & Knol (2009): S. 201

→Dazu auch: www.hk24.de > Jahrgang 2006 > Ausgaben 2006 / Juli > Handelskammer > Hamburger Morgensprache

63

Hammel-Kiesow, in: Brand & Knol (2009): S. 201 64

Das Hanzeland in Zwolle und die Gewerbegebieten Hanzepark, Bergweide und Kloosterlanden in Deventer. 65

Hammel-Kiesow, in: Brand & Knol (2009): S. 201 66

weiteres zu den internationalen Hansetagen im 2. Kapitel 67

(18)

2. Die Hanse der Neuzeit

In der Neuzeit entsteht eine neue Hanse-Initiative: ein Städtebündnis laut historischen Brauch. Welchen Anlass gab es eigentlich, die Hanse neu zu beleben und wie ist dieser erneute Städtebund organisiert? In diesem Kapitel werde ich die Entstehung sowie das Funktionieren der Hanse der Gegenwart beleuchten.

2.1. Entstehung des neuen Städtebundes

Als direkter Anlass für die Wiederbelebung der Hanse 1980 gilt die 750-Jahre-Feier der Stadt Zwolle. Schon 1977 wurde von der Stiftung „Zwolle 750“ mit der Planung angefangen, wobei die ersten Ideen entstanden und ein Rahmen festgestellt wurde. Als Thema wurde „Zwolle als Hansestadt“ gewählt. Für alle festlichen Aktivitäten in diesem Jubiläumsjahr diente dieses Thema als Dekoration, wobei vor allem der internationale Aspekt wichtig war. Das Thema sollte auch die Vergangenheit, das Heute und die Zukunft betonen: ein Blick in die Vergangenheit durch das Hansebündnis, die heutige Situation durch den erneuerten Hansetag und die Zukunft durch den europäischen Gedanken der Zusammenarbeit. Insgesamt wurden unter Verantwortung der Stiftung etwa 200 Veranstaltungen organisiert.

Es wurde ein Programm von Anforderungen aufgestellt68:

• Die Feier sollte nützlich sein.

• Sie brauchte einen möglichst breiten Charakter.

• Sie sollte finanziell auf die Beschränkungen der Zeit abgestimmt werden, womit man meinte, dass die Finanzen nicht unbeschränkt waren und damit immer gerechnet werden musste. Es war also nicht die Zeit für riesige Aufwendungen.

• Man brauchte nützliche Initiativen für das Heute und wenn möglich auch für die Zukunft.

• Man sollte sich darauf einstellen, dass Zwolle ohne seine Region nicht die Stadt geworden wäre, die sie in dem Augenblick war.

Als Höhepunkt des Feierjahres war das Wochenende vom Freitag den 22. bis zum Sonntag den 24. August 1980 vorgesehen. Am Freitag fand eine Eröffnungszeremonie vor dem Rathaus statt, in Kombination mit dem jährlichen "Strassenfestival". Der erste neue

68

(19)

Hansetag fand am Samstag statt, wobei Prinz Claus der Niederlande, sowie die Botschafter von Norwegen, Schweden und der Bundesrepublik Deutschland eingeladen waren. Nach dem Mittagessen war eine Parade geplant, worin die Städte sich dem Publikum vorstellen konnten und anschließend wurde in der „IJsselhal“ die mehrtägige Hansemesse vom niederländischen Wirtschaftsstaatssekretär offiziell eröffnet, wo Städte, Firmen und Organisationen sich touristisch oder wirtschaftlich präsentieren konnten. 69 Abends gab es noch eine „Verbrüderungsparty“. Am Sonntag gab es zum Schluss noch ein gemeinsames Essen für alle Gäste.70

Für die Feier waren für dieses Wochenende 57 Städte, inklusive der ehemaligen Kontorstädte London (GB), Brügge (B) und Bergen (N), nach Zwolle eingeladen. Insgesamt waren 43 Städte71 vertreten, obwohl es auch Städte gab, die sich schlichtweg zu spät angemeldet hatten und denen deswegen der Zutritt verweigert wurde.72 In der Einladung wurde betont, dass „der alte Hansegedanke […] ein ausgezeichneter Ausgangspunkt“ sei, denn sie sei „aus einer die Grenzen überschreitenden wirtschaftlichen Zusammenarbeit“ hervorgegangen.73 Der Gedanke hatte sich aber weiterentwickelt. Dazu schreibt die Stadt Zwolle in der Einladung: „Die Nebenwirkungen des Hansebundes, wie eine blickerweiternde, gegenseitige kulturelle und gesellschaftliche Beeinflussung bestimmen noch immer das Bild von Nordwesteuropa im Rest der Welt.“74 Für die Stadt gab es also genügend Grund, die neue

Tagfahrt, einen Hansetag, zu organisieren.

Im Allgemeinen wurde diese Tagfahrt positiv empfangen. BOHMBACH umschreibt den Tenor in der Presse als: „Die Hanse wird neu belebt“.75 Dies galt dann vor allem für die Beiträge in den Zeitungen aus den eingeladenen Städten, wie zum Beispiel in der

Westfälischen Rundschau:76

Die originelle Idee der holländischen Stadt Zwolle, anlässlich ihres 750jährigen Bestehens eine Reihe europäischer Städte, die wie sie in früheren Jahrhunderten der Hanse angehörten, zur Erneuerung des historischen Bundes unter modernen Aufgabenstellungen zu begeistern, hat gezündet und wurde zu einem Ereignis von europäischem Rang.

69

Bohmbach, in: Graßmann (2001), S. 90 70

HCO, 702, inv. 238 (Evaluierung) 71

Bohmbach, in: Graßmann (2001), S. 89 72

HCO, 702, inv. 238 (Evaluierung) 73

Zitiert nach: Bohmbach, in: Graßmann (2001), S. 89 74

Zitiert nach: Bohmbach, in: Graßmann (2001), S. 89 75

Bohmbach, in: Graßmann (2001), S. 90 76

(20)

Dies zeigt vor allem, dass die Versammlung mehr bedeutete als nur eine Wiederbelebung der historischen Hanse. Sie hatte sogar eine aktuelle, internationale Ausstrahlung, wobei Zwolle in dem Moment zum Zentrum Europas wurde, obwohl, so schrieb ein Redakteur der Lübecker

achrichten, „niemand so recht wusste, welche Bedeutung man [diesem Hansetag] beimessen

sollte.“77 Die Rheinische Post stellte auf jeden Fall fest: „Die Neuzeit der Hanse hat begonnen“ und „Die Hanse soll wiederaufstehen – nur der Markt hat sich etwas verschoben“.78

Dieser Markt bestimmte denn auch die Themen der Hansetage. Wo im Mittelalter noch über Handelskonflikte, Privilegien und sogar Kriege verhandelt wurde, so sind die Themen der Neuzeit vor allem Stadtsanierung, Jugendaustausch, Stadtwerbung und Verkehrsplanung. Schon 1981 und 1982 fanden im neugegründeten Westfälischen Quartier wieder regionale Tagfahrten statt (in Stade bzw. in Helmstedt), die aber auch gleich wieder die letzten regionalen Tagungen waren. Der zweite Hansetag der Neuzeit fand 1982 in Dortmund statt, als diese Hansestadt das 1150jährige Jubiläum feierte. Hier werden Themen für die künftigen Hansetage vorgeschlagen, wobei es wichtig ist „miteinander ins Gespräch zu kommen, Freundschaften zu schließen und Erfahrungen auszutauschen.“79 Daneben wurde beschlossen, dass die Hansetage auch außerhalb Deutschland organisiert werden sollten.

So war das Motto des dritten Hansetags 1982 in Lübeck „Die Stadt als Lebensform“. Spätere Themen der Hansesitzungen waren zum Beispiel „Die Stadt – Motor der wirtschaftlichen Entwicklung“ (1984), „Städtebündnisse im Mittelalter – Städtepartnerschaften unserer Zeit“ (1985), „Reiseziele Hansestädte“ (1988)80, oder neulich „Europa in Osnabrück“ (2006), „miteinander handeln“ (2007), „Zukunft trifft Vergangenheit“ (2008) und „die Grenzen erweitern…“ (2009).81 Das Thema für den Hansetag in Pärnu (Estland) 2010 lautet sogar: „Hansa + tourism = Hansa tourism?“82

Auch wurde 1982 in Lübeck die Struktur der folgenden Versammlungen festgelegt. Der offizielle Teil der Feier blieb der Hansetag, die Mitgliederversammlung unter dem Vorsitz der Hansestadt Lübeck. Im Gegensatz zum historischen Hansetag, der mehrere Tage oder manchmal auch Wochen dauerte, enthält der neue Hansetag „nur“ noch einige offizielle Feierlichkeiten, gefolgt von verschiedenen Arbeitsgruppen und einem Hansemarkt. So begann 1982 die Versammlung mit einer Begrüßung der Lübecker Bürgermeister, hielt der

77

Zitiert nach Bohmbach, in: Graßmann (2001), S. 91 78

Zitiert nach Bohmbach, in: Graßmann (2001), S. 91 79

Bohmbach, in: Graßmann (2001), S. 93 80

Bohmbach, in: Graßmann (2001), S. 94 f. 81

www.hanse.org > Städtebund > Hansetag heute > Rückblick 82

(21)

Präsident eine Festrede und zum Schluss folgten vom Vorsitzenden noch einige Mitteilungen und ein Dank an alle Anwesende. Hiernach war der eigentliche Hansetag schon beendet.83

Nach dem Verschwinden des Eisernen Vorhangs traten immer mehr osteuropäische Städte der neuen Hanse bei. In den letzten 2 Jahrzehnten besteht die Versammlung jährlich aus etwa 100 Teilnehmern. Insgesamt gibt es heute 170 Hansestädte (also Mitglieder) aus 15 Ländern, von denen etwas mehr als die Hälfte aus Deutschland kommen.

2.2. Ziele und Aufgaben

Die neue Hanse ist die größte freiwillige Städtegemeinschaft der Welt. Das Ziel dieses Bundes ist es, einen Beitrag zur wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und staatlichen Einigung Europas zu leisten. Hierdurch soll das Selbstbewusstsein der Städte und Gemeinde gestärkt werden, „damit sie ihre Aufgaben als Ort der lebendigen Demokratie wahrnehmen können“. Man will außerdem den Gedanken und den Geist der europäischen Stadt oder Gemeinde wiederbeleben und die Zusammenarbeit zwischen diesen Städten entwickeln.84 Um dieses Ziel besser erreichen zu können, hatte 2000 die Delegiertenversammlung, ganz im Gegensatz zur losen und unverbindlichen, historischen Hanse, eine Satzung aufgestellt. Dies wird denn auch als eine „historische Weichenstellung“ in der Geschichte der Hanse überhaupt betrachtet.85

Die Satzung beschreibt unter anderem eine Reihe von Aktivitäten, die zur Gestaltung und Verwirklichung der Ziele beitragen können86:

• Aktionen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, welche die Gemeinsamkeiten der Hansestädte herausstellen

• Kultur- und Traditionsaustausch

• Wissens-, Sozial- und Informationstransfers • Stärkung der Wirtschafts- und Handelskontakte

• Einbeziehung der Jugend (youthHansa) in die Entwicklung der Hanse

Die hier oben erwähnten Aktivitäten sind oft besonders interessant für die Mitglieder, weil jede Hansestadt sich irgendwie historisch oder aktuell mit einem der Themen verbinden kann.

83

Bohmbach, in: Graßmann (2001), S. 94 f. 84

www.hanse.org > Städtebund > DIE HANSE heute 85

www.hanse.org > Städtebund > DIE HANSE heute > Satzung 86

(22)

Für bestimmte Probleme können aber andere Städte zum Beispiel schon lange eine Lösung haben. Zu bemerken ist natürlich, dass durch die Erweiterung der neuen Medien solche Sachen rasch im Internet gefunden werden können. Ein Treffen mit Abgeordneten anderer Städte scheint dadurch überflüssig zu werden. Umgekehrt benutzt die Hanse aber das Internet als Informationsquelle für die Mitglieder und für Interessierte. Dafür gibt es die Internetseite www.hanse.org, wo der Besucher die Wahl hat zwischen „Städtebund“ und „Tourismus“. Verantwortlich für diese Website ist „die Hanse“, vertreten vom „Hansebüro beim Bürgermeister der Hansestadt Lübeck“. 87 Hier zeigt sich auch wieder die historische Position Lübecks innerhalb der Hanse.

2.3. Mitglieder und Organisation

Der lübische Bürgermeister sitzt, genauso wie im Mittelalter, der jährlichen Mitgliederversammlung der Hanse vor. Im Prinzip kann jede Stadt, die „der historischen Hanse angehörte, ihr zugewandt war oder in der sich längere Zeit Hanseatische Kontore oder Niederlassungen befanden“, kostenlos Mitglied der neuen Hanse werden.88 Städte können eine Aufnahme beantragen, wenn sie an Hand von Archivstücken belegen, die hier oben genannte Bedingung erfüllen zu können. Die Delegiertenversammlung der Hanse entscheidet dann über den Beitritt. Sonst beschäftigt diese Versammlung sich mit allen Fragen und Problemen der Mitgliedsstädte. Alles im allen ist diese Versammlung zuständig für:89

• die Aufnahme neuer Mitgliedsstädte • den Ausschluss von Mitgliedsstädten

• Satzungsänderungen und die Auflösung der Hanse • die Wahl des Präsidiums auf Vorschlag der Kommission

• die Wahl der Präsidentin/des Präsidenten auf Vorschlag der Kommission • die Vergabe der Hansetage auf Empfehlung der Kommission

• die Zulassung von Projekten der Hanse auf Vorschlag der Kommission • die Kontrolle von Kommission und Präsidium

• die ideelle und finanzielle Unterstützung der Youth Hansa

87

www.hanse.org > Städtebund > Impressum 88

www.hanse.org > Städtebund > DIE HANSE heute > Organisation 89

(23)

Neben der Delegiertenversammlung gibt es die Hansekommission. In dieser Kommission ist jedes Land mit einer Hansestadt vertreten. Eine Ausnahme ist Deutschland, das mit fünf Städten vertreten wird. Wenn eine Stadt aus einem noch nicht vertretenen Land der Hanse beitritt, wird die Kommission automatisch um einen Sitz vergrößert. Daneben gibt es auch noch Sitze für das Präsidium, die Youth Hansa und die Hanse Gilde. Beratende Mitglieder sind Abgeordnete der Stadt, die den letzten Hansetag organisiert hat, sowie der Städte, die in den nächsten drei Jahren die Hansetage organisieren. Diese Kommission hat die folgenden Aufgaben:90

• Vorschlagsrecht für die Wahl des Präsidiums an die Delegiertenversammlung • Vorbereitung des jeweiligen Hansetages

• Vorbereitung der Delegiertenversammlung

• Erarbeitung konkreter Vorschläge in Bezug auf die Politik und Organisation der Hanse für die Delegiertenversammlung

• Überwachung der Gestaltung und Weiterentwicklung der Politik

• Abstimmung und Koordination der Projektarbeit der Hanse sowie nach Vorberatung durch das Präsidium

• Empfehlung über die Durchführung von Projekten an die Delegiertenversammlung

Von dieser Kommission wird mindestens zweimal im Jahr eine Tagung anberaumt, die vom Präsidenten der Hanse geleitet wird. Die Mitglieder der Kommission werden von der Versammlung für eine Periode von je drei Jahren gewählt.

Das Präsidium ist der Vorstand der Hanse. Sie existiert aus dem Präsidenten der Hanse und vier Vertretern der Hansestädte. Der Präsident wird auch als „Vormann“ bezeichnet. Diese Bezeichnung sieht zwar historisch aus, ist aber nicht historisch belegt. Die Wahlzeit des Präsidiums ist drei Jahre. Der Vormann wird als einziger nicht gewählt und ist immer der bzw. die Bürgermeister/in von Lübeck, was man dann schon historisch belegen kann. Die Aufgaben des Präsidiums sind folgende:91

• Vorbereitung der Kommissionssitzungen • Vorbereitung der Delegiertenversammlungen

90

www.hanse.org > Städtebund > DIE HANSE heute > Organisation 91

(24)

• Abstimmung und Koordination der Projekte der Hanse, wobei das Präsidium an die Kommission Empfehlungen zu den einzelnen Projekten ausspricht. Die abschließende Entscheidung über die Durchführung von Projekten liegt bei der Delegiertenversammlung.

• Eilentscheidungen über dringliche Projekte • Dringlichkeitsentscheidungen

Für die zwei Letzteren gilt, dass die Kommission beziehungsweise die Versammlung diese Entscheidungen noch bestätigen muss.

Zur Unterstützung der Hanse gibt es seit 2004 die Hanse-Gilde. Die Mitglieder sind vor allem ‚erfahrene‘ Hanseaten, die an früheren Projekten mitgearbeitet haben. Ziel der Hanse ist es, „einen Beitrag zur wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und staatlichen Einigung Europas zu leisten und in diesem Sinne das Selbstbewusstsein der Städte und Gemeinden zu stärken, damit sie ihre Aufgaben als Ort der lebendigen Demokratie wahrnehmen können.“92 Die Hanse-Gilde leistet Hilfe bei dieser Zielsetzung und hat die folgenden Aufgaben:

• aktive Begleitung der Hanseveranstaltungen auf regionaler, überregionaler und internationaler Ebene

• Durchführung von Zusammenkünften während regionaler Hansetage wie zum Beispiel des Westfälischen Hansetages, anderer Hanseveranstaltungen und insbesondere bei den Internationalen Hansetagen

• Förderung und Durchführung von Aktionen zur Vertiefung des Hansegedankens in der Öffentlichkeit

• Förderung des Kultur- und Traditionsaustausches, der Stärkung der Wirtschafts- und Handelskontakte sowie des Willens-, Sozial- und Informationstransfers

• Durchführung oder Unterstützung von Einzelprojekten der Hanse

Alle Ziele und Aufgaben der Hanse wurden im Jahre 2000 in einer Satzung festgelegt. Sie trat mit Ablauf des 20. Hansetages in Zwolle in Kraft. Dies war ein historisches Ereignis, weil sowohl die historische als die neue Hanse bis dann immer eine lose Versammlung gewesen

92

(25)

war, ohne klare Regeln und Beschreibungen des Aufgabenbereichs. In der Satzung wird auch die Geschäftsführung der Hanse festgestellt:93

• Für die gesamte Geschäftsführung der Hanse wird ein Hansebüro eingerichtet.

• Das Hansebüro wird dem Sitz der Hanse und damit der Stadt/Gemeinde zugeordnet, die die Präsidentin/den Präsidenten stellt.

• Alle Niederschriften der Organe der Hanse werden den Mitgliedern im Internet bekannt gegeben und dort in einem elektronischen Archiv dokumentiert.

Die Hanse hat sich also von einem losen Städtebund im Mittelalter und in geringerem Maße am Ende des 20. Jahrhunderts zu einer gut organisierten Versammlung von Städten im 21. Jahrhundert entwickelt. Sie ist denn auch mit mehr als 150 Mitgliedern in 15 Ländern der größte Städtebund der Welt.

2.4. Die youthHansa

Seit 1998 existiert neben dem Hansetag auch die youthHansa, also die Jugendhanse, nachdem in Visby während den Hansetagen ein Jugendforum organisiert wurde, worauf sehr positiv reagiert wurde. Es handelt sich hier um die offizielle Jugendorganisation der Hanse für Jugendliche der Hansestädte im Alter von 18 bis 25 Jahren. Seit 2000 hat sie eine eigene Satzung, die 2006 überarbeitet wurde. Ziel der youthHansa ist es:94

• den Meinungs- und Erfahrungsaustausch in Jugendfragen zu fördern, • konkrete Jugendprojekte zwischen Hansestädten zu entwickeln, • Schulpartnerschaften und Jugendbegegnungen zu fördern,

• die Verständigung von Jugendlichen aus den Hansestädten zu verbessern, • nicht organisierte Jugendliche und Jugendgruppen zusammenzubringen, um das

Gemeinschaftsgefühl der Hansestädte und ihrer jungen Einwohner zu stärken.

Die youthHansa hat ihre eigene Versammlung während den Hansetagen. Hier treffen sich die jugendlichen Delegierten der Hansestädte. Daneben organisiert sie ihre eigenen hanseatischen Projekte. Außerhalb der Hansetage wird sie vertreten von der Hanseatic Youth

93

Satzung der Hanse §8: S.5 94

(26)

Commission (HYC), also der Hansejugend-Kommission. Diese Kommission wird von fünf Delegierten gebildet, wobei Lübeck einen festen Sitz hat, genau laut der Tradition der Hanse. Daneben gibt es zwei Delegierte aus den Hansestädten, die in den nachfolgenden zwei Jahren die Hansetagen organisieren. Die übrigen zwei Mitglieder der Kommission werden von der Versammlung gewählt. Jeder Delegierter wird für zwei Jahre gewählt. Es gibt, im Gegensatz zu der Hanse, keinen Vorsitzenden, obwohl Lübeck immer einen festen Sitz hat. Die Mitglieder wählen selber einen „Sprecher“, der die HYC bei offiziellen Ereignissen vertritt.95

Wie die benutzten Ausdrücke schon zeigen, ist die Verkehrssprache der youthHansa Englisch. Während der Freizeit benutzt man Englisch oder eine Sprache, die von allen Teilnehmern verstanden wird.96 Die Wahl für Englisch bei offiziellen Anlässen ist eigentlich ganz logisch, weil diese Sprache von den meisten Jugendlichen recht gut gesprochen wird. Englisch ist auch die meist benutzte Handelssprache der Welt und wird immer mehr benutzt. Auf jeden Fall kennzeichnet sie die internationale Stellung der youthHansa und der Hanse im Allgemeinen.

95

www.hanse.org > Städtebund > youthHansa > Kommission 96

(27)

3. Zusammenarbeit in der Praxis: die „!eue Hanse Interregio“

3.1. Organisationsstruktur und Arbeitsgebiet

Die Neue Hanse Interregio (NHI) ist ein internationaler, grenzüberschreitender und politisch-strategischer Kooperationsverbund zwischen den norddeutschen Bundesländern Niedersachsen und Bremen und den niederländischen Provinzen Drenthe, Groningen, Friesland und Overijssel.97 Sie hat keine direkte Verbindung mit dem Städtebund der Hanse. In Oldenburg (Niedersachsen) gibt es eine gemeinsame Geschäftsstelle, die als administrativer Stützpunkt und interne Koordinationsstelle dient. Man kann diese auch mit einem Servicebüro vergleichen. Außerdem ist diese Geschäftsstelle die Visitenkarte der NHI.

Abbildung 1: Arbeitsgebiet der !HI98

Die NHI wurde auf Initiative der nördlichen Provinzen am 20. März 1991 in der Hansestadt Bremen gegründet99, wobei der Ausgangspunkt war, dass man sich gemeinsam einsetzen wollte für Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung. Ab 1993 kamen auch die Bereiche Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik dazu. Ziel der NHI ist es, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu intensivieren und die daraus entstehenden Chancen zu nutzen, die die „EU ohne Grenzen“ bietet. In der Neuen Hanse Interregio gibt es ein Netzwerk stabiler, vertrauensvoller Beziehungen. Zusammenfassend könnte man über die NHI sagen:100

• sie dient als Instrument der Netzwerkbildung,

97

Neue Hanse Interregio (1995): S. 2 98

Quelle: www.nhi-online.de (Homepage) 99

Student (2000): S. 154 100

(28)

• die NHI ist Ansprechpartner für alle Fragen der interregionalen Zusammenarbeit, • sie bietet ein Forum für den Dialog von Experten und initiiert Tagungen und

Symposien,

• die NHI erarbeitet Analysen, z.B. zur Verkehrsinfrastruktur im NHI-Gebiet und zu grenzüberschreitenden betrieblichen Netzwerken,

• sie unterstützt Projekte zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Die NHI wurde folgenderweise aufgebaut:

NEUE HANSE INTERREGIO

Bundesrepublik Deutschland Königreich der Niederlande

Land Bremen Land Niedersachsen Provinz Drenthe

Provinz

Friesland Provinz Groningen

Provinz Overijssel

KONFERENZ

Der Ministerpräsidenten der beteiligten Bundesländer und Vertreter der Provinzen

- Vorsitz jährlich wechselnd - 1995/96 Bremen 1996/97 Provinz Drenthe

STEUERUNGSGRUPPE

Chefs der Staats- und Senatskanzleien Regierungspräsident Weser-Ems

Deputierte der Provinzen GESCHÄFTSSTELLE ARBEITSGRUPPEN ARBEITSMARKT & SOZIALPOLITIK FORSCHUNG & ENTWICKLUNG

KULTUR UMWELT WIRTSCHAFT

EUROPA-STRATEGIE

Vorsitz Vorsitz Vorsitz Vorsitz Vorsitz Vorsitz

Niedersachsen Bremen Groningen Drenthe Friesland Overijssel

Organisationsstruktur der Neuen Hanse Interregio101

Die verschiedenen Projekte der NHI werden von den Arbeitsgruppen verarbeitet. Jede Arbeitsgruppe wird von einem Mitglied, hier also Provinz oder Bundesland, betrieben. Neben diesen Gruppen gibt es auch noch eine Perspektivgruppe für öffentliche Verwaltung, einen

101

(29)

Fachkonferenz der Universitäts- und Landesbibliotheken und eine Projektgruppe für Umweltbildung („natuur- en milieueducatie“). Die politische Verantwortung hat die Steuerungsgruppe der NHI, bestehend aus den Chefs der Staats- und Senatskanzleien, dem Präsidenten des Regierungsbezirks Weser-Ems (bis zur Auflösung dieser Bezirke 2005) und den Deputierten der Provinzen.102

Abbildung 2.103

Auffällig ist die Lage des Arbeitsgebietes der NHI: der Nordosten der Niederlande und der Nordwesten der Bundesrepublik liegen gerade außerhalb der „blauen Banane“ (Abb. 2), eines der zwei großen europäischen Wachstumsgürtel, die als reiche und potente Regionen gesehen werden.104 Im Süden Europas liegt der „Sunbelt“, der sich vom Osten Spaniens, über den Süden Frankreichs bis zum Norden Italiens erstreckt. Die „blaue Banane“ läuft von London über Amsterdam, das Ruhrgebiet, Frankfurt und die Schweiz nach Mailand in Italien. Vor allem die Agglomeration in diesen Regionen hat viele Vorteile:105

• hohes Nachfragepotential 102

(30)

• kurze Wege für Zulieferer und Absatz • gebündelte Infrastruktur

• gute Verkehrsanbindung

• räumliche Branchenkonzentration

Vor allem in den Gebieten neben der „Banane“ gab es in den letzten Jahren ein relativ hohes Wirtschaftswachstum. Das Arbeitsgebiet der NHI gilt wirtschaftlich-historisch gesehen an beiden Seiten der Staatsgrenze als „ländlich-peripher“.106 Es gibt hier logischerweise eine niedrige Bevölkerungsdichte, wenig Industrie, einen großen landwirtschaftlichen Sektor, einen großen Dienstleistungssektor und ein relativ geringes Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt. Tabelle 1 zeigt deutlich eine niedrigere Bevölkerungsdichte im Vergleich zu den nationalen Zahlen.107 Ausnahme ist die Freie und Hansestadt Bremen.

Zahlen der Region

Einwohner Fläche in km2 Einwohner je km2 Niedersachsen 7.980.472 47.676 168 Bremen 660.200 404 1.633 NHI-Gebiet (D) 8.640.672 48080 Weser-Ems 2.455.036 14.965 164 Drenthe 481.472 2.680 179 Fryslân 636.148 5.741 110 Groningen 565.758 2.967 190 Overijssel 1.094.032 14.965 73 NHI-Gebiet (NL) 2.777.410 26.353 NHI-Gesamt 11.418.082 74.433 Deutschland 82.440.000 357.022 231 Niederlande 16.192.572 41.526 390

Stand: Juni 2002; Quelle: Statistisches Jahrbuch 2002

Tabelle 1

Die NHI hat sich denn auch sehr darum bemüht, dass „der nordwestliche Raum der Europäischen [Union] 108 in seiner wirtschaftlichen Entwicklung nicht hinter den Wachstumspolen der [EU] zurückbleibt,“ weil die „strukturschwache[n] Regionen in Mittel-Europa nicht vernachlässigt werden“ sollen. Die NHI sieht ihr Arbeitsgebiet als „eine wichtige Drehscheibe gesamteuropäischer Wirtschafts- und Handelspolitik“.109

106

Student (2000): S. 117 107

Neue Hanse Interregio (2004): S. 12 108

Anfang der neunziger Jahre existierte die EU noch nicht: damals hieß sie noch Europäische Gemeinschaft 109

(31)

In dieser Drehscheibe gibt es unvermeidlich Veränderungen. Also sind Oktober 2008 in Groningen die Rolle und Aufgaben der NHI erneut festgelegt worden, wobei man sich, immer noch unter dem Motto „EU ohne Grenzen“, konzentrieren will auf:110

• die Bereitstellung einer Plattform für Politik und öffentliche Verwaltung der sechs Mitgliedsregionen, sowohl zu Gunsten des gegenseitigen Gedanken- und Erfahrungsaustausches, als auch im Interesse der Stellung der Region insgesamt in Europa;

• die Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und die Initiierung konkreter Ansätze für neue grenzüberschreitende Aktivitäten über die Organisation von Workshops, Konferenzen und die Entwicklung gemeinsamer strategischer Projekte;

• die Organisation einer jährlichen politischen Gipfelkonferenz zu konkreten Themen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit innerhalb des NHI-Verbunds.

Man kann feststellen, dass die NHI nach fast 20 Jahren noch immer aktuell ist. Sie vereinigt die Teilnehmer auf politische Ebene und bewirkt noch immer eine solide interregionale Zusammenarbeit.

3.2. Projekte und Zusammenarbeit

Die NHI hat, wie schon erwähnt, 6 Arbeitsgruppen die sich je mit ihren eigenen Themen beschäftigen:

1. Arbeitsmarkt & Sozialpolitik 2. Forschung & Entwicklung 3. Kultur

4. Umwelt 5. Wirtschaft 6. Europastrategie

Daneben gibt es auch Unterarbeitsgruppen, wie zum Beispiel eine Unter-AG „Abfall“ bei der AG „Umwelt“ (1995). In den Jahren 2009 und 2010 beschäftigte die NHI sich vor allem mit dem Thema „Energie“, was sich herausstellt aus der Jahreskonferenz (2010), Vergleiche

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zwischen den Systemen in Deutschland und den Niederlanden, Feldstudien und eine Fachtagung (2009).111

Viele dieser Projekte werden teils mit Hilfe der EU finanziert. Die NHI bekommt viele ihrer Gelder aus den EU-Programmen „Norvison“ und „Interreg“. Letzteres ging aber ab 2007 als „Europäische Territoriale Zusammenarbeit“ (ETZ) weiter. Inhaltlich hat sich nicht viel geändert. Es ist eines der eigenständigen Ziele der Europäischen Union.112 Das Interreg/ETZ-Programm ist eine Gemeinschaftsinitiative und existiert schon seit 1990. Neuigkeit war damals, dass die Mitgliedsstaaten Programme an beiden Seiten der Staatsgrenze entwickeln sollten.113 Hierbei werden 3 Programmteile unterschieden:

A: Grenzübergreifende Zusammenarbeit, B: Transnationale Zusammenarbeit und C: Interregionale Zusammenarbeit.

Im Rahmen der Interreg III wird von der NHI an der Hanse Passage teilgenommen. Diese transnationale Zusammenarbeit umfasst, neben den eigenen Mitgliedern, Regionen in den Niederlanden (die Provinzen Noord-Holland und Flevoland), Frankreich, Großbritannien, Polen und Lettland. Ein Vergleich mit der historischen Hanse liegt schon vor. Die Partner beschäftigen sich aber nicht wie früher mit dem direkten Handel, sondern mit Erfahrungs- und Wissensaustausch in drei Handlungsfeldern:114

• Neue Formen und Methoden öffentlicher Verwaltung • Wirtschaft und Soziales

• Innovationen und Humanressourcen

Die NHI arbeitet also auch außerhalb ihrer eigenen „Grenzen“.

Innerhalb des NHI-Gebiets arbeiten aber auch andere (staats)grenzüberschreitende Institutionen. Eine der wichtigsten ist die Ems-Dollart-Region (EDR) im nördlichen Grenzgebiet zwischen den Niederlanden und der Bundesrepublik. Mitglieder der EDR sind Städte, Landkreise und Gemeinden, öffentliche Einrichtungen, Wirtschaft und Verbände aus Groningen, Drenthe und Niedersachsen. Die EDR liegt völlig im Arbeitsgebiet der NHI. Schon bei der Gründung der NHI wurde der besondere Stellenwert der EDR für die geleisteten Basisarbeiten betont. Sie will denn auch „die Organisation der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit konkretem Nutzen für die Bürger“115 der EDR überlassen. Die NHI bemühe sich schließlich mit den übergeordneten Ebenen, weil sie eine 111 www.nhi-online.de 112 www.wikipedia.de > Interreg 113 Student (2000): S. 94 f. 114

Neue Hanse Interregio (2004): S. 10 115

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