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Unterschiede in der Behandlung von Rednerinnen und Rednern im Deutschen Bundestag? Eine quantitative Analyse parlamentarischer Zwischenrufe aus dem Jahre 2019

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Academic year: 2021

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Unterschiede in der Behandlung von Rednerinnen und

Rednern im Deutschen Bundestag?

Eine quantitative Analyse parlamentarischer Zwischenrufe aus dem Jahre 2019

Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts

im Studiengang

MA Linguistics (Language and Society, German track)

vorgelegt von Marie Irmer (12883638)

Erstgutachter: Herr Prof. Dr. Arjen Versloot Zweitgutachter: Herr Dr. Thomas Ernst

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Numerous studies on verbal interjections in German parliaments have suggested the speaker’s gender has an influence on the quantity and quality of verbal interjections occurring during their speech. However, none of the studies so far have used quantitative statistical methods with a large data set to either confirm or reject this assumption. This is what the present study has aimed to do with a two-step statistical analyses using descriptive methods and a generalised linear mixed effects regression model (glmer). Based on previous studies’ conclusions, the research question was phrased as follows: “Is there a relation between the gender of the speaker and the quantity and quality of verbal interjections occurring during their speech?”. For the data, over 10,000 verbal interjections were collected from the official plenary protocols of the German Bundestag and coded as negative, neutral or positive. Besides the speaker’s gender, the interrupter’s gender, the party affiliation and the age of both persons involved, and the respective topic’s potential for polarising opinions were included as additional factors. The descriptive statistical analysis showed that most interjections were negative in nature and that in contrast to previous studies’ results, female speakers did not receive proportionally more negative verbal interjections than male speakers. This was confirmed by the results of the analysis with glmer: The gender of the speaker did not have a significant effect on the chances of interjections that are negative in nature occurring during their speech, neither did one of the additional factors.

Keywords: gender; generalised linear mixed effects regression; political communication; statistical analysis; verbal interjections

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1. Einleitung ... 3

2. Theoretischer Hintergrund ... 5

3. Herleitung der Forschungsfrage und Hypothesen ... 11

4. Methode ... 12

4.1 Die Daten ... 13

4.2 Die statistische Auswertung ... 17

5. Ergebnisse ... 20

5.1 Ergebnisse der deskriptiven Statistik ... 20

5.2 Ergebnisse der Analyse mit glmer in RStudio... 47

6. Diskussion ... 51

7. Fazit ... 61

Literaturverzeichnis ... 63

Anhang ... 66

Anhang 1 – Kategorisierung der Debattenthemen ... 66

Anhang 2 – Übersicht der Kategorisierungen der Zwischenrufstichprobe durch die Autorin und zwei Außenstehende ... 67

Anhang 3 – Das Modell und die sum-to-zero-Kontraste ... 74

Anhang 4 – Die Top 21 und Top 22-50 Zwischenrufer ... 76

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1. Einleitung

Immer wieder machen Zwischenrufe aus deutschen Parlamenten Schlagzeilen – der berühmte Zwischenruf des Grünen-Politikers und ehemaligen Außenministers Joschka Fischer, ‚Herr Präsident, mit Verlaub, Sie sind ein Arschloch.‘, aus dem Jahre 1984 tat dies sogar ohne im Plenarsitzungsprotokoll festgehalten worden zu sein, da Fischer ihn tätigte, als die Sitzung bereits offiziell unterbrochen worden war (Husmann 2019).

In der jüngeren Vergangenheit werden Zwischenrufe und eine scheinbare Verrohung des Tons im politischen Diskurs, vor allem im Deutschen Bundestag, mit der mittlerweile in allen deutschen Parlamenten vertretenen Partei Alternative für Deutschland (AfD) in Verbindung gebracht (z. B. Fiedler 2015). Häufig, und das nicht nur im Zusammenhang mit der AfD, spielen zudem Fragen von Gleichberechtigung und Sexismus im parlamentarischen Betrieb und im Umgang der Abgeordneten miteinander ein große Rolle: Obwohl der

Zwischenruf, in dem der CDU/CSU1-Abgeordnete Michael Glos der Grünen-Abgeordneten

Anke Martiny bescheinigt: ‚Sie sehen besser aus, als Sie reden, Frau Kollegin!‘ (10/52272), aus

der 10. Legislaturperiode stammt, sprechen Parlamentarierinnen noch heute von Unterschieden in der Behandlung weiblicher und männlicher Abgeordneter im Deutschen Bundestag. So

berichten zum Beispiel die Abgeordneten Margarete Bause (Bündnis 90/Die Grünen3),

Josephine Ortleb (SPD), Elisabeth Motschmann (CDU) und Gyde Jensen (FDP) in einem gemeinsamen Interview mit dem Tagesspiegel von Steinen, die ihnen und Kolleginnen in den Weg gelegt würden, von sexistischen Zwischenrufen AfD-Abgeordneter an Kolleginnen und schwule Kollegen und vom andauernden Kampf um Autorität, der bei einigen Kollegen nötig sei (Eubel und von Salzen 2020).

Da es sich um persönliche Erfahrungen und Eindrücke der jeweiligen Abgeordneten handelt, können diese im Rahmen einer quantitativ-statistischen Analyse weder nachgewiesen, noch dementiert werden. Was eine solche Analyse jedoch leisten kann, ist eine Untersuchung möglicher Unterschiede in der Behandlung von Männern und Frauen in ihrer Rolle als Redner und Rednerinnen im Bundestag, welche sich quantitativ nachweisen lassen. Obwohl, wie bereits erwähnt, Zwischenrufe in der Geschichte der Bundesrepublik schon lange ein Thema

1 Nachfolgend Union(s).

2 Der Verweis setzt sich wie folgt zusammen: Die erste Zahl bezieht sich auf die Nummer der Legislaturperiode,

in diesem Fall die 10., die zweite Zahl ist die Seitenzahl in den fortlaufenden Plenarsitzungsprotokollen. Der zitierte Zwischenruf lässt sich also auf Seite 5227 der Plenarsitzungsprotokolle der 10. Legislaturperiode finden.

3 Nachfolgend der Länge des Parteinamens wegen in der Kurzfassung Grüne(n). Wird sich auf die Partei aus der

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von Interesse sind, gibt es gegenwärtig kaum eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Phänomen im Bereich der Linguistik. Diese Arbeit unternimmt den Versuch, sich dem Thema aufbauend auf Erkenntnissen aus früheren Untersuchungen zum Zwischenrufverhalten in deutschsprachigen Parlamenten, im Speziellen im Zusammenhang mit der Variable Geschlecht, erneut zu widmen. Zu diesem Zweck wird im Rahmen dieser Untersuchung ein umfangreiches Korpus aus offiziellen Plenarsitzungsprotokollen des Jahres 2019 im Hinblick auf quantitative und qualitative Unterschiede im Zwischenrufverhalten der Abgeordneten gegenüber Rednerinnen und Rednern ausgewertet.

Aufgrund ihres Forschungsinteresses und Untersuchungsgegenstandes ist diese Arbeit auf der Intersektion von Soziolinguistik, politischer Kommunikation und Genderwissenschaft zu verorten. Bisher hat sich keines der Mitglieder des Bundestages (MdB) öffentlich dazu geäußert, dass es sich bei ihm oder ihr um eine Transperson, intergeschlechtliche oder nicht-binäre, also eine keiner (sozialen) Geschlechtskategorie zugehörigen Person, handelt. Aus diesem Grund wird für diese Untersuchung mit Hinblick auf die Geschlechterzugehörigkeit der MdB auf die heteronormative binäre Geschlechterkategorisierung männlich und weiblich zurückgegriffen. Aus demselben Grund wird in zweiter Konsequenz nicht zwischen biologischem und sozialem Geschlecht (gender) unterschieden, sondern sich auf die Geschlechtsangaben in Kürschners Volkshandbuch bezogen und daraus abgeleitet von einer Übereinstimmung von biologischem und sozialem Geschlecht ausgegangen. Das auch einfach kurz ‚Kürschner‘ genannte Volkshandbuch enthält unter anderem einen Biografieteil mit Informationen über die einzelnen MdB, welche nach Aussage der Autoren direkt bei den Abgeordneten abgefragt (Holzapfel 2020) und daher als verlässlich betrachtet werden können.

Im Hinblick auf die Verwendung geschlechtsspezifischer Termini in der vorliegenden Arbeit sei darauf hingewiesen, dass inklusive Formen bzw. Formulierungen bevorzugt verwendet werden, also zum Beispiel ‚bei Zwischenrufern und Zwischenruferinnen‘ und ‚bei dem Zwischenrufer bzw. der Zwischenruferin‘ statt einer Verwendung des generischen Maskulinums. Neben Erwägungen in Bezug auf den andauernden Diskurs zur geschlechtergerechten Sprache spielte bei dieser Entscheidung vor allem die durch den Fokus auf die Variable Geschlecht unabdingbare Explizitheit der Begriffe eine große Rolle. In einigen Fällen, speziell Komposita wie ‚Zwischenrufergruppen‘, wird jedoch aus Gründen der Effizienz und der erleichterten Lesbarkeit auf das generische Maskulinum zurückgegriffen.

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2. Theoretischer Hintergrund

Das menschliche Kommunikationsverhalten im Allgemeinen und das der Geschlechter im Speziellen ist ein häufig diskutiertes Thema in der Forschungs-, aber auch in der Unterhaltungsliteratur. Von besonderem Interesse ist vor diesem Hintergrund die Konversationsanalyse. Hier zeigte sich in Studien, dass Männer und Frauen dazu tendieren, unterschiedliche Kommunikationsstrategien zu verfolgen und sich auch in Bezug auf ihre Wahrnehmungsmuster und Interpretationsstrategien unterscheiden (Linke et al. 2004). Schmidt (1988) konstatiert in der Auswertung ihrer Analyse von Gesprächssituationen zwischen Studierenden, dass das typisch weibliche Gesprächsverhalten sich durch einen Fokus aus Kooperation auszeichne, während beim typisch männlichen Gesprächsverhalten das Präsentieren des eigenen Wissens im Vordergrund stehe. Auch Tannen (1991) formuliert Unterschiede im Kommunikationsverhalten von Männern und Frauen in Bezug auf die Wahrnehmung der Beziehung der am Gespräch teilnehmenden Personen: Männer betrachteten diese eher als hierarchisch, also als vertikal, strukturiert und strebten Unabhängigkeit an, während Frauen Beziehungen als ebenbürtig, also als horizontal, wahrnähmen und um Inklusion bemüht seien. Ähnliches stellt auch die Psychoanalytikerin Brigitte Dorst in ihrem Beitrag Gruppendynamik als Einübung einer neuen Beziehungskultur im Verhältnis der Geschlechter (1994) heraus und thematisiert weitere Unterschiede in der Gesprächssozialisation von Männern und Frauen: Männer nähmen vergleichsweise mehr Redezeit für sich in Anspruch und seien in ihrem Gesprächsverhalten aggressiver, während Frauen in ihrem Kommunikationsstil tendenziell kooperativ agierten.

Von besonderem Interesse für diese Arbeit sind vor allem die Repräsentation, die Partizipation und die Kommunikationsstrukturen von Männern und Frauen im politischen Kontext. Die politische Sphäre wird trotz (in Zahlen) steigender weiblicher Partizipation noch immer als männlich dominiert wahrgenommen und auch in westlichen Industrienationen wie dem seit 2005 von einer Frau regierten Deutschland wird noch von einem Gender-Gap in politischer Repräsentation und Teilhabe gesprochen (z. B. Westle 2001). Als Gründe für diese andauernde Unterrepräsentation nennt die Politikwissenschaftlerin Beate Hoecker in einem Beitrag für die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) über Frauen speziell in der deutschen Politiklandschaft (2009) unter anderem die auch historisch begründete männliche Prägung der Formen politischer Arbeit und des Karrierewegs in der Politik, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen häufig erschwere, sowie die Marginalisierung von Politikerinnen in den Medien. Letztere wird von Turcotte und Paul (2015) auch für die

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mediale Repräsentation von Frauen in politischen Kampagnen und die Bedeutung dieser Repräsentation für den Fokus politischer Debatten festgestellt: In ihrer Analyse der politischen Partizipation von Frauen in der Rolle der Kandidatin, der Journalistin und der Wählerin im Vorfeld des Präsidentschaftswahlkampfes in den USA im Jahre 2016 arbeiten Turcotte und Paul (2015) wie andere vor ihnen (z. B. Kaid 2006) heraus, dass Frauen in Wahlkämpfen mit anderen Erwartungshaltungen konfrontiert seien als ihre männlichen Kollegen, wodurch ihre Kampagnen zu einem Balanceakt zwischen den Erwartungen der Öffentlichkeit im Hinblick auf Themen würden, die jeweils als klassische Frauen- und Männerdomänen gelten.

Weitere Studien zur Rolle des Geschlechts in der Politik, diesmal unter dem Gesichtspunkt der Partizipation in Parlamentsdebatten und deren Fokus, wurden unter anderem von Bäck et al. (2014) zum schwedischen Riksdag und von Catalano (2009) zum House of Commons im Vereinigten Königreich durchgeführt. Bäck et al. (2014) kommen nach der Analyse von Debatten aus zwei Legislaturperioden zu dem Schluss, dass Frauen im Riksdag trotz anteilsmäßig guter Repräsentation in den Debatten als Rednerinnen unterrepräsentiert seien, vor allem in Debatten zu Themen, die als Bereich männlicher Expertise wahrgenommen würden. Zu einem ähnlichen Ergebnis im Hinblick auf eine Geschlechtereinteilung der Themengebiete kommt Catalano (2009) in ihrer Auswertung von Debatten im britischen House of Commons zu den Themenbereichen Gesundheit/Wohlfahrt und Finanzen: Frauen äußerten sich disproportional häufig zu ersterem, seien jedoch bei den Redebeiträgen zu zweiterem unterrepräsentiert. Besonders interessant im Hinblick auf das konkrete Thema der vorliegenden Arbeit ist Catalanos (2009) Auswertung der Interventionen weiblicher Members of Parliament (MPs): Bei Debatten zu Themen, die Frauen, Kinder und andere vulnerable Gruppen explizit betreffen, intervenierten weibliche MPs vermehrt, um den Redebeitrag eines Kollegen oder einer Kollegin zu kommentieren, wobei in grundlegenden Punkten ein großer Konsens über die Regierungs- und Oppositionsbänke hinweg zu bestehen scheint. Diese Erkenntnis könnte dahingehend interpretiert werden, dass einige Themenbereiche über ein von parteipolitischen Ausrichtungen unabhängiges und geschlechtsspezifisches Polarisierungspotential verfügen.

Im deutschsprachigen Raum hat sich in der Vergangenheit vor allem der Linguist Armin Burkhardt um das Gebiet der politischen Kommunikation bemüht und den Begriff der Politolinguistik geprägt sowie den Versuch unternommen, die stark empirisch ausgerichtete Teildisziplin sowohl methodologisch als auch thematisch zu verorten (Burkhardt 1996). Einen Schwerpunkt der politolinguistischen Arbeit Burkhardts bildet die Auseinandersetzung mit der Kommunikation in deutschen Parlamenten, im Besonderen die Praxis des parlamentarischen

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Zwischenrufes. Die Zwischenrufe, von Burkhardt als „eine der wohl auffälligsten Erscheinungen der parlamentarischen Sprache“ (2004:35) bezeichnet, sind fester Bestandteil parlamentarischer Debatten im deutschsprachigen Raum und häufig auch außerhalb der politischen Sphäre von medialem Interesse (Burkhardt 2004).

Dabei ist die parlamentarische Debatte an sich aus texttypologischer Sicht ebenfalls auffällig. Mündlich vorgetragen, im Regelfall aber schriftlich vorverfasst und teils auch abgelesen, ist die parlamentarische Debatte zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit zu verorten, ohne sich zweifelsfrei einem der beiden Konzepte zuordnen zu lassen. Und auch in der Frage der Textform zeigt sich der parlamentarische Debattenbeitrag als schwer einzuordnen. Auf den ersten Blick handelt es sich um eine vorgefasste Rede, die im Idealfall ohne Unterbrechung monologartig vorgetragen wird. In der Realität wird der Redefluss der vortragenden Person jedoch von Zwischensignalen aus dem Plenum unterbrochen und weist dadurch, wenn auch nur temporär, Merkmale eines Dialoges auf. Zeitgleich kann die Mehrfachadressierung an das Plenum, das im Plenarsaal anwesende Publikum sowie das die Debatte über die Live-Übertragung von außerhalb des Plenarsaals verfolgende Publikum auch als Merkmal für eine trialogische Struktur interpretiert werden (Kilian 1997).

Vor allem aber die Zwischenrufe sind aus empirischer Sicht ein interessanter Untersuchungsgegenstand. Burkhardt veröffentlichte 1990 eine erste Studie zu Zwischensignalen in der Deutschen Nationalversammlung von 1919 und im Bonner Bundestag aus den Jahren 1983/84 (10. Legislaturperiode): Neben der Partei- bzw. Fraktionszugehörigkeit der unterbrochenen und unterbrechenden Person stehen das Geschlecht der involvierten Personen und die Häufigkeit und Art der Zwischensignale im Fokus der Untersuchung. Für beide Zeiträume wertete Burkhardt je 40 Seiten weiblicher und männlicher Redebeiträge aus den Plenarsitzungsprotokollen der entsprechenden Jahre aus, erarbeitete eine umfassende Zwischensignaltypologie und befragte die 63 weiblichen Abgeordneten des 10. Bundestages mithilfe von postalisch zugesandten Thesen, zu welchen sie um Stellungnahme gebeten worden waren, persönlich. Im diachronen Vergleich der ausgewerteten Daten ergibt sich folgendes Bild: Während der Redebeiträge weiblicher Abgeordneter in beiden Zeiträumen und durch die Fraktionen hinweg treten Zwischensignale häufiger auf als während der Redebeiträge ihrer männlichen Kollegen, wobei die Zwischensignalfrequenz während der Redebeiträge der Frauen in der Nationalversammlung noch höher ist als die im 10. Bundestag (Burkhardt 1990). Die von Burkhardt aufgestellten Thesen zum Verhalten gegenüber Rednerinnen im Bonner Bundestag, u. a. „Bei Rednerinnen ist der Lärmpegel höher, d. h. die ‚Unruhe‘ im Parlament

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ist größer.“ (1990:71), bejahten rund 57% der weiblichen Abgeordneten, die sich auf Burkhardts Bitte zurückmeldeten (Rücklaufquote 46%), rund 25% verneinten und rund 18% nahmen eine unentschiedene Position ein, wobei sich teils große Abweichungen in der Verteilung der Positionen zwischen den Fraktionen aufzeigen: 95% der Grünen-Abgeordneten stimmen zu, bei der SPD sind es immerhin rund 72%, während die Zustimmung der FDP-Abgeordneten mit 55% etwa im durchschnittlichen Bereich und die der Unions-FDP-Abgeordneten mit rund 29% unterdurchschnittlich ist. Die vollständige und ausführlichere Übersicht von Burkhardts Ergebnissen kann in seinem Aufsatz „Das ist eine Frage des Intellekts, Frau Kollegin!“. Zur Behandlung weiblicher Redner in deutschen Parlamenten (1990) nachgesehen werden.

Burkhardts Studie, obwohl zweifellos interessant und denkanstoßliefernd, hat vor allem zwei methodologische Nachteile: Erstens ist die Stichprobe zu klein, um verallgemeinernde Aussagen treffen zu können, und zweitens ist die von ihm angewandte Typologie mit sechs Ober- und insgesamt 27 Unterkategorien sehr komplex und sperrig in der Anwendung. Zudem sind einige der Unterkategorien, wie z. B. ironische Feststellung oder ironische Zustimmung, sehr subjektiv und daher aus methodologischer Sicht problematisch. Trotz dieser Kritikpunkte hat Burkhardt mit seiner Studie wichtige Pionierarbeit auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Zwischenrufrezeption geleistet und weitere Autoren und Autorinnen zur Durchführung eigener Studien angeregt.

Eine dieser von Burkhardts Arbeit inspirierten Untersuchungen zu Zwischensignalen aus dem deutschsprachigen Raum ist Maria Stopfners Studie zu Zwischenrufen im Österreichischen Nationalrat (2013), welche sich ausdrücklich als ergänzende Arbeit zur vorhandenen Forschungsliteratur versteht und in deren Fokus nicht wie bei Burkhardt eine Kategorisierung der Zwischenrufe, sondern die Kontexte stehen, in welchen Zwischenrufe auftreten. Stopfners Korpus ist mit 685 Protokollseiten weitaus größer als Burkhardts, aber auch die sich darin gefundenen und analysierten 1271 Zwischenrufe sind aus statistischer Sicht nicht relevant. Das Geschlecht der vortragenden, also der unterbrochenen, und der zwischenrufenden, also der unterbrechenden, Person lässt Stopfner ebenfalls in ihre Analyse miteinfließen und kommt nach der Auswertung der normalisierten Daten zu dem Ergebnis, dass zwar in bestimmten Kontexten vor allem Männer häufiger unterbrächen als Frauen, dass aber tendenziell beide Geschlechter dazu neigten, Personen des eigenen Geschlechts zu unterbrechen (2013).

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Vor allem nach dem erstmaligen Einzug der noch immer vergleichsweise jungen AfD in den 19. Bundestag im Jahre 2017 sind der Ton in deutschen Parlamenten im Allgemeinen und häufig Zwischenrufe im Speziellen im Fokus der Öffentlichkeit. Oft ist dabei von einer Verrohung oder Enthemmung der Sprache bzw. der Verschiebung der Grenze des Sagbaren die Rede, was häufig mit der AfD und der Rhetorik ihrer Mitglieder in Verbindung gebracht wird (z. B. Serrao 2019 und Séville 2019).

Im Jahre 2018 analysierte eine Gruppe von Redakteuren und Redakteurinnen der Süddeutschen Zeitung nach eigenen Angaben mehr als 1500 Redebeiträge aus 24 Sitzungstagen der ersten sechs Monate des damals noch ‚frischen‘ 19. Bundestages im Hinblick auf Zwischensignale wie Beifall, Lachen und eben auch Zwischenrufe (Brunner et al. 2018). Geschlecht stellt keine der hier untersuchten Variablen dar, interessant ist aber, dass sich in der Liste der Top 10-Zwischenrufer mit Alice Weidel (AfD) und Ulli Nissen (SPD) nur zwei Frauen finden (Brunner et al. 2018). Doch auch in der Wissenschaft finden Zwischenrufe in jüngerer Vergangenheit wieder mehr Aufmerksamkeit. So arbeiten Wissenschaftler des der Universität Mannheim angegliederten Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung an einer groß angelegten quantitativen und qualitativen Studie zur Populistischen Herausforderung in den Parlamenten. Im Rahmen des genannten Forschungsprojektes entstand eine Studie zu Zwischenrufen in den drei Länderparlamenten von Brandenburg, Thüringen und Sachsen, für welche die Wissenschaftler die Sitzungsprotokolle aller seit der 3. Wahlperiode verfügbaren 1342 Parlamentsprotokolle auf das Auftreten von Beifall und Zwischenrufen analysierten und computergestützt mithilfe des auch für die hier vorliegende Studie verwendeten Statistikprogrammes RStudio auswerteten (Stecker et al. 2019). Wie in der Analyse der Süddeutschen Zeitung spielte die Variable Geschlecht auch in der Untersuchung der Sozialforscher keine Rolle, aber im Hinblick auf die Fraktionszugehörigkeiten der in den Zwischenrufkontexten involvierten Personen lassen sich interessante Muster entdecken: So rufen vor allem Abgeordnete der Linken, der Grünen und der SPD bei Redebeiträgen aus der AfD-Fraktion dazwischen, während die Linke selbst ebenfalls häufig Zwischenrufe aus den Reihen der AfD-Fraktion erhält (Stecker et al. 2019).

Die zu diesem Zeitpunkt jüngste Studie zu Zwischenrufen in deutschen Parlamenten, genauer gesagt dem Phänomen des sogenannten manterrupting, stammt von der Politikwissenschaftlerin Malliga Och und erschien im Journal Politics & Gender. Ochs Korpus setzt sich zusammen aus den Beiträgen zu insgesamt drei Bundestagsdebatten, darunter eine zum Gesetz zur Förderung gleichberechtigter Teilhabe von Frauen und Männern in

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Führungsgremien, in welchen sie insgesamt 200 Unterbrechungen/Zwischenrufe zählt und diese nach Geschlecht der zwischenrufenden bzw. der adressierten Person, Thema der Debatte und, wo zutreffend, Art der manterruption kategorisiert (2020). Wie auch bei zuvor vorgestellten Untersuchungen sind auch hier die thematische Absteckung sowie Größe der Stichprobe allerdings zu klein bzw. zu eng, um tatsächlich allgemeine Schlüsse ziehen zu können. Dennoch zieht Och für den Deutschen Bundestag folgendes Fazit: „[…] [M]anterruptions are neither systemic and frequent enough to constitute a form of resistance against women in politics nor do they prevent female representatives from engaging in the substantive representation of women.” (2020:388). Es sei an dieser Stelle noch darauf hingewiesen, dass manterrupting, ebenso wie die häufig im selben Kontext gebrauchten Termini mansplaining und bropriotation (z. B. Reeves 2015), kein neutraler Begriff, sondern eindeutig mit einer bestimmen Konnotation versehen ist und damit als Teil einer ideologischen Agenda betrachtet werden kann. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die diese Begriffe verwenden, beziehen damit automatisch Position, was unter Umständen als Konflikt mit dem Ziel der wissenschaftlichen Objektivität interpretiert werden kann. Bei der Betrachtung dieser und der zwei vorherigen Studien sollte zusätzlich auch berücksichtigt werden, dass es sich nicht um von Linguisten und Linguistinnen durchgeführte Studien, sondern um die Arbeit von Zeitungsredakteuren bzw. Wissenschaftlern aus den Bereichen der Politik- und Sozialwissenschaft handelt. Das heißt, dass Unterschiede vor allem in der Herangehensweise und der theoretischen Verankerung der Arbeit aber auch im Hinblick auf Fragestellungen und die Interpretation der Ergebnisse bestehen.

Die Sichtung von bis jetzt veröffentlichten Studien zu Zwischenrufen in deutschen Parlamenten hat gezeigt, dass bisher scheinbar noch keine größer angelegte empirische Studie im Bereich der Linguistik sich mithilfe einer quantitativ-statistischen Methode mit dem Phänomen des parlamentarischen Zwischenrufes im Kontext der Geschlechtszugehörigkeit von zwischenrufender und unterbrochener Person auseinandergesetzt hat.

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3. Herleitung der Forschungsfrage und Hypothesen

Ausgehend von der im theoretischen Hintergrund vorgestellten (Forschungs-)Literatur, vor allem aber von den Ergebnissen der Studie Burkhardts, wurde die folgende Forschungsfrage formuliert:

„Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Geschlecht einer vortragenden Person im Deutschen Bundestag und der Quantität und Qualität der Zwischenrufe, die während ihrer

Redezeit getätigt werden?”

Von dieser Forschungsfrage kann folgende allgemeine Hypothese, nachfolgend Hypothese 1 genannt, abgeleitet werden:

„Das Geschlecht der vortragenden Person hat einen Einfluss auf die Quantität und Qualität der Zwischenrufe, die während ihrer Redezeit getätigt werden.“

Da die allgemeine Hypothese Quantität und Qualität der Zwischenrufe beinhaltet, wurden zwei spezifische Hypothesen formuliert, welche in dieser Studie getestet wurden. Die erste spezifische Hypothese, nachfolgend Hypothese 1a genannt, bezieht sich auf die Quantität der Zwischenrufe:

„Während der Redezeit von Rednerinnen tritt eine höhere Anzahl an Zwischenrufen auf als während der Redezeit von Rednern.“

Die zweite spezifische Hypothese, nachfolgend Hypothese 1b genannt, bezieht sich hingegen auf die Qualität der Zwischenrufe:

„Ein während der Redezeit einer Rednerin getätigter Zwischenruf hat mit höherer Wahrscheinlichkeit einen negativen Inhalt als ein während der Redezeit eines Redners

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4. Methode

Die von Burkhardt durchgeführte Studie zur Behandlung von Rednerinnen im Deutschen Bundestag (1990) stellt zwar den thematischen und methodischen Ausgangspunkt dieser Untersuchung dar, vor allem im Bereich Methodik wurden aber weitreichende Veränderungen vorgenommen. Diese werden im Folgenden ausführlich vorgestellt. Zuerst werden dabei die Auswahl der Variablen und die Datenquelle und -sammlung erläutert. Anschließend werden das Vorgehen bei der Datensammlung, also die Kategorisierung der Zwischenrufe, und die zweiteilige statistische Auswertung des Datenpools beschrieben.

Die Variablen

Entsprechend der spezifischen Hypothesen 1a und 1b sind Quantität und Qualität des Zwischenrufes die Zielgrößen, also die sogenannten abhängigen Variablen. Im Gegensatz zu Burkhardts umfangreicher auf Sprechhandlungen basierender Zwischenruftypologie (1990, 2004) wurden die Level der abhängigen Variablen dieser Studie auf drei reduziert: negativ, neutral und positiv. Dies vereinfachte den Kategorisierungsprozess und stellt zudem eine objektivere Art der Kategorisierung dar. Die aus Hypothese 1 abgeleitete Erklärgröße bzw. erklärende Variable ist Geschlecht der vortragenden Person. Wie bereits in der Einleitung erläutert, hat sich bislang keines der Mitglieder des Deutschen Bundestages und der sonstigen Personen, deren Redebeiträge untersucht wurden, öffentlich darüber geäußert, dass es sich bei ihm bzw. ihr um eine Transperson oder intergeschlechtliche Person handelt oder er bzw. sie sich als nicht-binär identifiziert. Daher kann für diese Untersuchung davon ausgegangen werden, dass biologisches und soziales Geschlecht (gender) der Redner und Rednerinnen übereinstimmen und dem entsprechen, was im ‚Kürschner‘ abgedruckt ist. Daraus resultierte einerseits, dass die Variable Geschlecht der vortragenden Person binär kodiert wurde, männlich (M) und weiblich (F), und andererseits, dass nicht explizit zwischen Geschlecht und gender unterschieden wurde.

Darüber hinaus wurden weitere unabhängige Variablen ausgewählt, die möglicherweise in Zusammenhang mit der abhängigen Variablen oder untereinander stehen. Diese sind das Geschlecht der zwischenrufenden Person, Alter der vortragenden Person, Alter der zwischenrufenden Person, Fraktionszugehörigkeit der vortragenden Person, Fraktionszugehörigkeit der zwischenrufenden Person und schließlich Polarisierungspotential des Themas. Die unabhängigen Faktoren, welche als Kontrollvariablen fungierten, wurden wie folgt kodiert: Entsprechend der Erklärgröße Geschlecht der vortragenden Person wurde die

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zweite geschlechtsspezifische Variable ebenfalls binär als M und F kodiert. Die beiden altersbezogenen Variablen sind numerisch, d. h. das Alter der Abgeordneten wurde als Zahl kodiert. Die beiden fraktionsbezogenen Variablen verfügen über sechs Level, die jeweils den Parteikürzeln entsprechen bzw. vom Namen der jeweiligen Partei/Fraktion abgeleitet wurden: AFD, FDP, GRU (von ‚Grüne‘), LIN (von ‚Linke‘), SPD und UNI (von ‚Union‘). Die Variable Polarisierungspotential des Themas wurde, angelehnt an Überlegungen aus dem theoretischen Hintergrund zur Möglichkeit eines geschlechtsspezifischen Polarisierungspotentials von Themen, binär als polarisierend und nicht polarisierend kodiert. Weitere Ausführungen zu der Kategorisierung der Debattenthemen finden sich im folgenden Abschnitt zu den Daten.

4.1 Die Daten

Die Größe der zu sammelnden Datenmenge wurde vor Beginn der Untersuchung auf 10.000 Datenpunkte festgelegt, um sicherzustellen, dass statistisch relevante Ergebnisse erzielt werden können. Ein Datenpunkt entspricht dabei einem Zwischenruf. Wie schon bei Burkhardt (1990) dienten die offiziellen Plenarsitzungsprotokolle des Deutschen Bundestages als Datenquelle, allerdings aus dem Jahre 2019 und nicht aus den Jahren 1983/84. Die Plenarprotokolle sind mittlerweile online auf den Seiten des Bundestages verfügbar und können als PDF auch heruntergeladen und abgespeichert werden (Deutscher Bundestag 2019). Der typische Ablauf einer Plenarsitzung ist dabei immer derselbe: Zuerst erfolgen Eröffnung der Sitzung und Begrüßung durch den Bundestagspräsidenten in Verbindung mit der Verständigung über den im Ältestenrat verhandelten Sitzungsverlauf, dann folgt die Verhandlung der einzelnen Tagesordnungspunkte (TOP) und schlussendlich wird die Sitzung durch den Bundestagspräsidenten geschlossen und der Beginn der nächsten Sitzung angekündigt (Deutscher Bundestag 2014). Weitere Informationen zum Tagesablauf der Sitzungstage des Deutschen Bundestages können der online verfügbaren Geschäftsordnung entnommen werden.

Die TOP können grob in solche mit und solche ohne Redebeiträge eingeteilt werden. Bei TOP ohne Redebeiträge handelt es sich unter anderem um Abstimmungen über Anträge und Gesetzentwürfe und TOP zu denen keine Aussprache vorgesehen ist. Bei den TOP mit Redebeiträgen, und damit jene TOP, die im Fokus dieser Untersuchung stehen, handelt es sich zumeist um die Beratung der von der Koalition oder den Oppositionsfraktionen eingereichten Anträge und/oder Gesetzentwürfe. In der jeweils ersten Sitzung einer Sitzungswoche sind zudem die TOP Befragung der Bundesregierung und Fragestunde fester Bestandteil der Tagesordnung (Deutscher Bundestag 2014). Beide sind Teil der Kontrollfunktion des

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Parlaments und vor allem der Opposition über die Arbeit der Bundesregierung. Aus gegebenen Anlässen des aktuellen Zeitgeschehens kann von einzelnen oder mehreren Fraktionen auch die sogenannte Aktuelle Stunde zu einem bestimmten Thema beantragt werden. In der Aktuellen Stunde wird, der Stunde im Namen entsprechend, zumeist eine Stunde lang über das entsprechende Thema debattiert, ohne dass es dabei um eine Form der Beratung oder Entscheidungsfindung geht. Darüber hinaus verfügen Abgeordnete über die Möglichkeit, ihre Reden zu Protokoll zu geben, was zumeist in den späten Abendstunden in Anspruch genommen wird.

Eine Reihe der in den Protokollen festgehaltenen Redebeiträge wurde aus unterschiedlichen Gründen in dieser Studie nicht berücksichtigt. Zuerst seien hier sämtliche Redebeiträge des Bundestagspräsidenten oder einer seiner Vertretungen genannt, da es sich hierbei nicht um klassische, zu einer Debatte gehörenden Beiträge handelt, sondern um Organisatorisches wie z. B. einen TOP aufrufen, respektive für beendet erklären, die nächste vortragende Person ankündigen oder Abstimmungsergebnisse bekanntgeben. Darüber hinaus kommt es vor allem bei den wiederkehrenden TOP Befragung der Bundesregierung und Fragestunde, vereinzelt aber auch bei klassischen Debatten, dazu, dass einzelne MdB bzw. die Kanzlerin oder Bundesminister mehr als einmal während eines TOP zu Wort kommen. Diese mitunter vielen einzelnen Redebeiträge wurden in der Gesamtzählung jedoch immer als ein Redebeitrag pro Person gewertet. Zum Beispiel wurden also die 20 kurzen Antworten der Kanzlerin, die vier von einer Grünen-Abgeordneten gestellten Fragen und die eine von einem FDP-Abgeordneten gestellte Frage während der Befragung der Bundesregierung alle jeweils als ein Redebeitrag gezählt. Gleiches gilt für den Fall, dass ein MdB während einer Debatte sowohl eine Rede hält als auch durch den Bundestagspräsidenten zu einer Kurzintervention zugelassen wird. In dem seltenen Fall, dass ein oder eine Abgeordnete während einer Debatte zur Geschäftsordnung spricht, wurde dieser Beitrag nicht gewertet, da er thematisch nichts mit dem jeweiligen TOP zu tun hat. In einem Fall konnte ein Redebeitrag nicht verwertet werden, da der Redner weder MdB noch Mitglied einer im Bundestag vertretenen Partei ist.

Bevor mit der eigentlichen Datensammlung, also der Kategorisierung der Zwischenrufe, begonnen werden konnte, wurden die im Jahre 2019 verhandelten TOP zuerst in eine Tabelle übertragen. Übernommen wurden die Information zu den jeweiligen TOP von den Internetseiten des Deutschen Bundestages, wo alle Sitzungstage inklusive ihrer TOP und,

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falls vorhanden, deren Redebeiträge einer Übersicht zu entnehmen sind4 (Deutscher Bundestag

2019). Um zu bestimmen, wie viele TOP mit Redebeiträgen mindestens analysiert werden müssten, um auf die angestrebten 10.000 Datenpunkte zu kommen, wurde vorab eine zufällige Stichprobe von 20 TOP auf die durchschnittliche Anzahl von Zwischenrufen untersucht. Diese Zählung ergab eine durchschnittliche Zwischenrufdichte von 25 pro TOP. Daraus resultierte, dass 400 der 626 im Jahre 2019 verhandelten TOP ausgewählt und analysiert werden mussten. Die zu analysierenden TOP wurden mithilfe einer zufälligen Ziehung ausgewählt, um größtmögliche Objektivität zu gewährleisten.

Weiterhin wurde eine Übersicht der MdB im Jahre 2019 erstellt. Die Abgeordneten wurden dafür alphabetisch nach ihrer Fraktionszugehörigkeit gruppiert und bekamen ein Kürzel zugeordnet, welches sich aus dem ersten Buchstaben ihrer Fraktion und einer aufsteigenden Zahl zusammensetzt. So erhielten z. B. die Grünen-Abgeordneten Luise Amtsberg und Lisa Badum jeweils das Kürzel G1 und G2. Weiterhin wurden das Geburtsdatum der MdB sowie zusätzliche Informationen z. B. über ein Amt, das er oder sie bekleidet, festgehalten. Obwohl die Anzahl der Abgeordneten über die Legislaturperiode konstant bleibt, kommt es immer wieder zu Personalwechsel innerhalb der Fraktionen, z. B. weil Abgeordnete aus unterschiedlichen Gründen ihr Mandat niederlegen oder die Fraktion verlassen, aber als fraktionsloses Mitglied Teil des Parlaments bleiben. Während der Untersuchung musste die Liste der MdB immer wieder erweitert werden, da Redebeiträge von Personen gehalten wurden, die zwar Mitglied einer im Bundestag vertretenen Partei sind, aber kein Bundestagsmandat innehaben, so z. B. einige Bundesministerinnen und -minister, der ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels (SPD), oder auch der Ministerpräsident Thüringens, Bodo Ramelow (Die Linke). Redebeiträge fraktionsloser MdB wurden in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt, da zum Zeitpunkt der Untersuchung nur sechs Abgeordnete keiner Fraktion angehörten und ihre Anzahl damit bei insgesamt 709 Abgeordneten nicht ins Gewicht fällt. Außerdem erhalten fraktionslose Abgeordnete verkürzte Redezeit und sind auch nicht an jeder Debatte beteiligt, daher fallen ihre Redebeiträge auch zeitlich nicht ins Gewicht. Redebeiträge derjenigen MdB, die im Laufe des Jahres 2019 ihre Fraktion oder den Bundestag verlassen haben, wurden allerdings dann berücksichtigt, wenn der oder die entsprechende Abgeordnete zum Zeitpunkt der Rede noch Teil einer Fraktion war.

4 Ins Jahr 2019 fielen die Sitzungstage mit den Nummern 73 bis 138 (65 Sitzungstage insgesamt). Der 112.

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Um die unterschiedlichen Themen der TOP vorab als (tendenziell) polarisierend bzw. (tendenziell) nicht polarisierend zu kategorisieren, wurde zunächst auf die 26 Themenfelder zurückgegriffen, die auf den Internetseiten des Deutschen Bundestages für die Suche im Dokumentations- und Informationssystem für Parlamentarische Vorgänge (DIP) gelistet sind (Bundestag o. D.). Im DIP können die jeweils letzten 100 Beratungsvorgänge im entsprechenden Themenfeld nachgesehen werden. Wie weit diese zurückgehen – teils einige Jahre – fungierte bereits als guter Indikator für das Polarisierungspotential eines Themenfeldes. Da diese Funktion jedoch nicht ausreichte, um für alle Themenfelder möglichst objektiv zu einem endgültigen Urteil zu kommen, wurde zusätzlich die Frequenz mit der über Themenfelder wie z. B. Gesundheit oder Arbeit und Soziales in wichtigen Medien wie z. B. der Onlineausgabe des Spiegel oder auf ZEIT ONLINE berichtet wurde, miteinbezogen. Eine Übersicht der Kategorisierung der Themenfelder findet sich in Anhang 1.

Die durch den Deutschen Bundestag vorgegeben Themenfelder sind größtenteils deckungsgleich mit den verschiedenen Ausschüssen, in die Anträge und Gesetzentwürfe zur weiteren Diskussion überwiesen werden können, und den Aufgabenfeldern der verschiedenen Bundesministerien, was die Kategorisierung der Debattenthemen als polarisierend oder nicht polarisierend ermöglichte. Die Daten wurden in einer Excel-Tabelle gesammelt – je eine Spalte für das Kürzel der zwischenrufenden Person, die Variablen, das Datum und Thema der Debatte und den anonymisierten Zwischenruf (gegebenenfalls mit Kontext). Diese Anonymisierung war nötig, da zur Neutralisierung einer möglichen Voreingenommenheit der Autorin eine je 200 Zwischenrufe umfassende Stichprobe an zwei Außenstehende verschickt wurde, mit der Bitte, die Zwischenrufe in die Kategorien negativ, neutral und positiv einzuordnen. Die Kategorisierungen der beiden Außenstehenden wurden anschließend mit denen der Autorin verglichen. Die Kategorisierungen der Autorin stimmten mit denen der außenstehenden Person A zu 91% überein. Beim Vergleich mit der außenstehenden Person B lag die Übereinstimmung bei 98%. Die Kategorisierungen der beiden außenstehenden Personen lag bei 89%. In 90% der Fälle stimmten die Kategorisierungen der beiden außenstehenden Personen und der Autorin überein. Damit konnte für diese Untersuchung nicht von einer Voreingenommenheit der Autorin ausgegangen werden. Eine Übersicht der Kategorisierungen der Außenstehenden und der Autorin findet sich in Anhang 2.

Für die Einordnung der Zwischenrufe als negativ, neutral oder positiv wurden Regeln für die Kategorisierung aufgestellt und Marker identifiziert, um diese, auch im Hinblick auf die Größe der Datenmenge, einfach und effizient zu gestalten. Die für eine Kategorisierung als

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negativ festgelegten Marker waren nicht nur klassische, Ablehnung ausdrückende Begriffe wie ‚Nein!‘, ‚Lüge!‘ oder ‚Quatsch!‘, sondern auch Modalpartikeln wie ‚ja‘ oder ‚doch‘ in Situationen wie der folgenden: Die vortragende Person gehört einer Oppositionsfraktion an und kritisiert in ihrem Redebeitrag die Arbeit der Koalition mit dem Worten ‚Sie müssen sich endlich auf die Themen konzentrieren, die den Wählerinnen und Wählern am Herzen liegen!‘. Daraufhin ruft ein Mitglied aus einer der Koalitionsfraktionen dazwischen ‚Ja machen wir doch!‘. Marker für positive Zwischenrufe waren klassische Zustimmungswörter wie ‚Ja!‘, ‚Genau!‘, ‚Richtig!‘ oder auch ‚Super!‘. Anders als bei Burkhardt (1990) wurden möglicherweise ironische oder sarkastische Zustimmungen als positiv gewertet. Dies hatte zwei Gründe: Erstens ist von den durch Grice (1975) formulierten Konversationsmaximen, vor allem dem Kooperationsprinzip, abzuleiten, dass von einer hohen Übereinstimmung zwischen Syntax und Semantik auszugehen ist. Menschen meinen also in der Regel, was sie sagen. Darüber hinaus stellten sich vor allem die Fraktionszugehörigkeit und bekannte Spannungen zwischen den entsprechenden Parteien bzw. Fraktionen als ein Marker für mögliche Ironie heraus (‚Ein Mitglied der Fraktion A würde nie etwas Positives zum Redebeitrag einer Person der Fraktion B sagen!‘). Diese verschwanden aber durch die Anonymisierung vollständig, da sämtliche Information zu Geschlecht und Fraktionszugehörigkeit sowie Namen entfernt und durch [er/sie], [Fraktion], [Name], usw. ersetzt wurden. Als neutral wurden jene Zwischenrufe eingeordnet, die sich nicht explizit auf die vortragende Person oder ihre Rede bezogen, sondern z. B. auf eine von der vortragenden Person erwähnte, dritte Person. Ebenfalls als neutral gewertet wurden jene Zwischenrufe, die weder Marker für positiv und negativ enthielten und daher uneindeutig im Hinblick auf die Intention der zwischenrufenden Person blieben.

4.2 Die statistische Auswertung

Die statistische Auswertung fand in zwei Schritten statt: Zuerst wurden die Daten mithilfe deskriptiv-statistischer Methoden untersucht und geordnet. Neben einer ersten Ordnung der Daten diente die deskriptive Statistik vor allem der Beantwortung der auf die Quantität der Zwischenrufe fokussierten Hypothese 1a. Dabei wurden Rahmendaten festgehalten wie z. B. die absolute Anzahl der Zwischenrufe von Männern an Frauen, von Frauen an Männer und die Zwischenrufe an Personen des jeweils gleichen Geschlechts. Um auszuschließen, dass eine

Verzerrung der Daten vorliegt, wurde mithilfe eines Chi2-Tests sichergestellt, dass die

Redeanteile der Geschlechter proportional ihrem jeweiligen Anteil an der Gesamtzahl der Abgeordneten entsprechen. Hierzu wurden für je ca. drei Stunden der unterschiedlichen

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Debattenarten Geschlecht, Fraktionszugehörigkeit und Redezeit der einzelnen Redner und Rednerinnen notiert. Die Redezeiten der männlichen und weiblichen Abgeordneten wurden anschließend mit dem jeweiligen Geschlechteranteil im Bundestag verglichen. Darüber hinaus wurde auch herausgearbeitet, wie groß jeweils der Anteil der negativen, neutralen und positiven Zwischenrufe ist und wie sich die Verteilung der polarisierenden und nicht polarisierenden Themen gestaltet. Die deskriptive Statistik wurde u. a. mithilfe von Pivot-Tabellen in Microsoft Excel vorgenommen. Zur Veranschaulichung wurden die Ergebnisse auch in Grafiken dargestellt, welche in Kapitel 5 dieser Arbeit einzusehen sind.

Im zweiten Schritt wurden die Daten mithilfe eines statistischen Modells analysiert. Diese Analyse zielte direkt auf die Prüfung der spezifischen Hypothese 1b ab: Die Verwendung eines statistischen Modells ermöglichte es, Aussagen darüber zu treffen, ob weibliche Abgeordnete mit größerer Wahrscheinlichkeit negative Zwischenrufe erhalten als männliche Abgeordnete. Die Signifikanz einer Beziehung zwischen abhängiger Variable und unabhängigen Variablen wird dabei am sogenannten p-Wert ersichtlich: Ist der p-Wert ≤ 0,05, so wird Signifikanz angenommen. Genutzt wurden hierfür die statistische Programmiersprache R und die grafische Open-Source-Benutzeroberfläche RStudio. Verwendet wurde dabei das R-Paket lme4 (Bates et al. 2015), welches die im Modell genutzte Funktion beinhaltet. Bei dieser handelt es sich um eine generalised linear mixed effects regression, kurz glmer gennant. Generalisierte Modelle finden dann Anwendung, wenn in einem Experiment mehrere Messungen (=Datenpunkte) pro Teilnehmer vorgenommen werden oder zu erwarten sind (Navarro 2016). Im Rahmen dieser Untersuchung war die zwischenrufende Person quasi der Teilnehmer des Experiments. Gemessen an der Anzahl der MdB gab es 709 mögliche Teilnehmer; bei einer Stichprobe von 10.000 Datenpunkten ist daher klar, dass mehrere Datenpunkte pro oder zumindest einiger Teilnehmer nicht nur zu erwarten, sondern nötig waren. In einem generalisierten Modell wird der Teilnehmer als sogenannter random predictor mit in die Analyse einbezogen, damit das Modell die Anzahl der Datenpunkte nicht als gleich der Anzahl der Teilnehmer interpretiert, sondern jeden Datenpunkt dem richtigen Teilnehmer zuordnet. Aus diesem Grund erfolgte die im vorherigen Abschnitt bereits beschriebene Zuschreibung von individuellen Kürzeln an die einzelnen MdB.

Glmer ermöglicht es auch, Aussagen über mögliche Interaktionen zwischen den einzelnen unabhängigen Variablen zu treffen, so z. B. ob junge weibliche Abgeordnete der Grünen mit höherer Wahrscheinlichkeit negative Zwischenrufe von älteren männlichen Abgeordneten aus der Unionsfraktion erhalten als junge männliche Abgeordnete der Grünen.

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Nachteilig im Hinblick auf diese Untersuchung ist, dass glmer nur mit binären abhängigen Variablen arbeitet. Daher musste das Modell, um den ganzen Datensatz zu testen, zwei Mal für jeweils einen Teildatensatz durchgeführt werden. Die verwendete Funktion und die abhängige Variale und unabhängigen Variablen blieben unverändert, lediglich der analysierte Datensatz war ein anderer. In einem ersten Datensatz wurden die neutralen und positiven Zwischenrufe in einer Gruppe als neupos zusammengefasst und mit den negativen Zwischenrufen verglichen. In einem zweiten Schritt wurden dann die zuvor zusammengefassten neutralen und positiven Zwischenrufe mit glmer getestet. Dafür wurden die negativen Zwischenrufe aus dem zu analysierendem Datensatz entfernt. Ergänzend zu diesen beiden auf die spezifische Hypothese 1b abzielenden Durchläufen wurden ausgehend von den Ergebnissen der deskriptiven Statistik zusätzlich einzelne Teildatensätze ebenfalls analysiert, so z. B. für die Daten der Top 21 der Zwischenrufer und -ruferinnen.

Für die kategorialen Variablen, also alle bis auf die altersbezogenen, wurden sogenannte orthogonale sum-to-zero-Kontraste festgelegt, welche es erlauben, bestimmte Annahmen gezielt zu testen und die durch das Modell errechneten Effektgrößen einfacher zu interpretieren. Es lässt sich beispielsweise in den Kontrasten festlegen, dass zu erwarten ist, dass Frauen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, negative Zwischenrufe zu erhalten als Männer. Ist die durch das Modell errechnete Effektgröße positiv, ist davon auszugehen, dass die Annahme korrekt ist, ist sie wiederum negativ, ist das Gegenteil der Fall, d. h. Männer haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, negative Zwischenrufe zu erhalten als Frauen. Die Kodierung orthogonaler sum-to-zero-Kontraste hat ebenfalls Auswirkungen auf die Interpretation des sogenannten intercept, desjenigen Punktes, an welchem die Regressionsgerade die x-Achse schneidet, also x = 0. Sum-to-zero-Kontraste wirken sich auf kategoriale Variablen aus wie eine Zentrierung auf kontinuierliche Variablen, d. h. der intercept wird als der Mittelwert der Mittelwerte der unabhängigen Variablen, der sogenannte grand mean, interpretiert. Die Kodierung der sum-to-zero-Kontraste und das für diese Arbeit programmierte Modell befinden sich in Anhang 3.

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5. Ergebnisse

5.1 Ergebnisse der deskriptiven Statistik

Zu Beginn werden zuerst die Rahmendaten des Datensatzes vorgestell. Wie im Kapitel zur Methode erläutert, wurde die Größe der Stichprobe vorab auf 10.000 Zwischenrufe (= Messpunkte) festgelegt. Diese waren nach der Auswertung von 303 der als Stichprobe gezogenen 400 von insgesamt 626 online verfügbaren TOP aus 2019 erreicht. Der Vollständigkeit halber wurde der TOP, in welchem die 10.000-Marke überschritten wurde, komplett ausgewertet, womit sich die Gesamtanzahl der gesammelten Zwischenrufe auf 10.052 beläuft. Die Gesamtzahl der ausgewerteten Redebeiträge beläuft sich auf 3105, davon stammten 2160 (70%) von männlichen und 945 (30%) von weiblichen Abgeordneten. Diese Verteilung ist annähernd deckungsgleich mit den Geschlechteranteilen der Abgeordneten: 488 der 709 MdB sind Männer (68,8 %) und 221 sind Frauen (31,2%). Die Anzahl der Redebeiträge allein reichte aber noch nicht aus, um von einer verhältnismäßigen Verteilung der Redebeiträge auszugehen; die Rededauer der männlichen und weiblichen Abgeordneten musste ebenfalls berücksichtig werden. Hierzu wurden pro TOP-Format – Befragung der Bundesregierung, Fragestunde, Vereinbarte Debatte, Diskussion von Anträgen/Gesetzentwürfen und Aktuelle Stunde – drei zufällig ausgewählte TOP auf die Länge der jeweiligen Redebeiträge von Männern und Frauen hin untersucht. Von den insgesamt rund 18 Stunden, die ausgewertet wurden, sprachen männliche Abgeordnete rund 12 Stunden, weibliche Abgeordnete rund 6 Stunden. Dies entspricht jeweils einem Anteil von 67% bzw. 33% und bewegt sich damit in der Nähe der prozentualen Geschlechterverteilung der MdB.

Für ein präziseres Ergebnis wurden die Redezeiten in Sekunden umgerechnet und einer logarithmischen Transformation unterzogen. Auf dieser Basis wurden für beide Geschlechter Häufigkeitsgruppen von Sprechzeiten erstellt. Bei einer Korrelation von 0,98 ist der Unterschied zwischen den prozentualen Anteilen der logarithmierten Sprechzeiten der

Geschlechter nicht signifikant. Ein Chi2-Test der tatsächlichen Verteilung und der zu

erwartenden Verteilung der Sprechzeiten war mit p = 0,19 ebenfalls nicht signifikant. Ein nicht-signifikanter Unterschied zwischen zu erwartenden und beobachteten Werten bestätigt, dass trotz einer unausgewogenen Geschlechterverteilung in absoluten Zahlen, die beobachtete und erwartete Rededauer männlicher und weiblicher MdB nicht signifikant voneinander abweicht. Die soeben beschriebenen log(Sprechzeit)-Gruppen können im Diagramm in Fig. 1 eingesehen werden. Die Verteilung ist annähernd normal, Gruppe 8 weicht aus dem Schema ab. Eine mögliche Erklärung für diese Häufung längerer Redebeiträge ist der unterschiedliche Aufbau

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der TOP. Die Befragung der Bundesregierung beginnt mit einer Regierungserklärung des Mitglieds der Regierung, z. B. die Bundeskanzlerin oder ein Bundesminister, welches zur Befragung bereitsteht. Diese Regierungserklärung kann mitunter über fünfzehn Minuten in Anspruch nehmen und ist damit wesentlich länger als ein Großteil der Redebeiträge anderer Rednerinnen und Redner im Bundestag.

Fig 1. (eigene Darstellung)

Von den 3105 ausgewerteten Redebeiträgen blieben 795 ohne jegliche Unterbrechung durch Zwischen- oder Zurufe aus dem Plenum. Mit Blick auf die Geschlechterverteilung zeigt sich hier ein anteilsmäßig weniger ausgewogenes Bild: 483 Beiträge von männlichen Abgeordneten blieben ohne Unterbrechungen, bei den weiblichen Abgeordneten waren es 282. Dies entspricht jeweils 22% und 30% der Gesamtzahl der männlichen und weiblichen Redebeiträge. Die prozentuale Verteilung der Redebeiträge mit und ohne Unterbrechungen soll hier anhand des folgenden Diagramms in Fig. 2 veranschaulicht werden.

Fig. 2 (eigene Darstellung)

0% 1% 3% 14% 34% 24% 6% 15% 1% 0% 1% 7% 15% 35% 25% 4% 11% 0% 0% 10% 20% 30% 40% 1 2 3 4 5 6 7 8 9 H äu fi gke it i n % log(Sprechzeit)-Gruppen

Häufigkeit von log(Sprechzeit)

Männer Frauen 1677 663 483 282 0 500 1000 1500 2000

Redebeiträge männlicher MdB Redebeiträge weiblicher MdB

A n zahl d e r Redebei tr äg e

Prozentuale Verteilung der Redebeiträge mit und

ohne Unterbrechungen

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Die Qualität des Zwischenrufes

Wie in der Beschreibung der Methode erläutert, wurden die Zwischenrufe des Datenpools im Hinblick auf ihre Art bzw. Qualität als negativ, neutral oder positiv eingeordnet. Über drei Viertel der Zwischenrufe (76%) wurde als negativ kategorisiert. Der Rest verteilt sich in etwa gleichen Teilen auf neutral (11%) und positiv (13%), wobei letztere etwas überwiegen. Die absoluten Zahlen sind dem Diagramm in Fig. 3 zu entnehmen.

Fig. 3 (eigene Darstellung)

Die geschlechtsbezogenen Variablen

In absoluten Zahlen erhielten männliche und weibliche MdB jeweils 7499 und 2553 der insgesamt 10.052 gesammelten Zwischenrufe. Dies entspricht einem Anteil von 75% respektive 25% und ist damit nicht entsprechend dem Geschlechterverhältnis der Abgeordneten – die männlichen MdB sind hier überrepräsentiert. Die Miteinbeziehung der abhängigen Variable Qualität des Zwischenrufes zeigt, dass deren generelle Verteilung weitestgehend erhalten bleibt, wenn die Verteilung der Zwischenrufe an nur jeweils ein Geschlecht betrachtet wird: Von den an männliche Abgeordnete gerichteten Zwischenrufen machen die als negativ kategorisierten über drei Viertel aus, die als neutral und positiv kategorisierten halten sich wieder in etwa die Waage. Bei den weiblichen Abgeordneten verhält es sich ähnlich. Im direkten Vergleich ergeben sich jedoch kleine Unterschiede: So erhalten männliche Abgeordnete anteilig ein wenig seltener neutrale, dafür aber etwas häufiger positive Zwischenrufe als weibliche Abgeordnete. Zur Veranschaulichung wurden auch diese Daten in einem Diagramm dargestellt (Fig. 4; folgende Seite). Die absoluten Zahlen wurden dabei in relative Zahlen umgewandelt.

7673 1110

1269

Qualität der Zwischenrufe

Negativ Neutral Positiv

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Fig. 4 (eigene Darstellung)

Wird die Variable Geschlecht der zwischenrufenden Person isoliert betrachtet, ergeben sich ähnliche Verhältnisse: Männliche und weibliche MdB rufen anteilsmäßig etwa gleich häufig negativ dazwischen. Der jeweilige Anteil der neutralen bzw. positiven Zwischenrufe ist bei den Zwischenruferinnen etwas niedriger bzw. etwas höher als bei den Zwischenrufern. Eine Übersicht der relativen Verteilung findet sich im Diagramm in Fig. 5.

Fig. 5 (eigene Darstellung)

76% 76% 11% 12% 10% 14% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

Zwischenrufe an männliche MdB Zwischenrufe an weibliche MdB

R e lati ve V e rte ilu n g d e r Zw isc h e n ru fe

Geschlecht der vortragenden Person

Relative Verteilung der Zwischenrufe - Geschlecht der vortragenden Person negativ neutral positiv 76% 77% 12% 12% 10% 13% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

Zwischenrufe von männlichen MdB Zwischenrufe von weiblichen MdB

R e lati ve V e rte ilu n g d e r Zw isc h e n ru fe

Geschlecht der zwischenrufenden Person

Relative Verteilung der Zwischenrufe - Geschlecht der zwischenrufenden Person

negativ neutral positiv

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Für die Betrachtung beider geschlechtsbezogener Variablen wurde im Datensatz eine zusätzliche Datenreihe eingefügt, welche die vier Kombinationsmöglichkeiten des Geschlechts der vortragenden und zwischenrufenden Person beinhaltet. Diese wurden wie folgt kodiert: FF (Rednerin-Zwischenruferin), MF (Redner-Zwischenruferin), FM (Rednerin-Zwischenrufer) und MM (Redner-Zwischenrufer). Ein Blick auf das Diagramm in Fig. 6, in welchem diese Daten veranschaulicht wurden, zeigt, dass sich auch hier die generelle Tendenz widerspiegelt: Negative Zwischenrufe machen über drei Viertel der Zwischenrufe aus. Allerdings rufen weibliche Abgeordnete anteilsmäßig häufiger bei Rednern negativ dazwischen als bei Rednerinnen. Bei den männlichen Abgeordneten zeigt sich die gleiche Tendenz, d. h. beim anderen Geschlecht häufiger negativ dazwischenzurufen, allerdings ist sie weniger stark ausgeprägt. Bei der Geschlechterkombination FF zeigt sich außerdem, dass der Anteil der positiven Zwischenrufe hier der höchste ist. Gleiches gilt für den Unterschied zwischen den prozentualen Anteilen der neutralen und positiven Zwischenrufe, welcher bei keiner der anderen Geschlechterkombinationen so groß ist.

Fig. 6 (eigene Darstellung)

Die fraktionsbezogenen Variablen

Äquivalent zur Betrachtung der geschlechtsbezogenen Variablen wird zuerst die Fraktionszugehörigkeit der vortragenden Person betrachtet. Hier bleibt die zuvor bereits herausgestellte Tendenz, dass negative Zwischenrufe deutlich überwiegen und neutrale und

72% 78% 77% 76% 10% 10% 11% 12% 18% 12% 12% 12% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% FF MF FM MM R e lati ve V e rte ilu n g d e r Zw isc h e n ru fe

Geschlechterkombination der vortragenden und zwischenrufenden Person Relative Verteilung der Zwischenrufe - Geschlechterkombination der

vortragenden und zwischenrufenden Person

negativ neutral positiv

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positive Zwischenrufe in etwa gleich häufig auftreten, im Großen und Ganzen erhalten. Zwischen den einzelnen Fraktionen schwanken diese Verhältnisse jedoch mitunter deutlich. Die größte ‚Ausreißerin‘ ist hierbei die Fraktion der AfD, deren Redner und Rednerinnen anteilsmäßig mit Abstand die meistens negativen und die wenigsten neutralen und positiven Zwischenrufe erhalten. Die an die Fraktion der Grünen und die Unionsfraktion gerichteten Zwischenrufe entsprechen in ihrem Verhältnis in etwa der allgemeinen Verteilung von ca. drei Vierteln negative Zwischenrufe und fast gleich hohen Anteilen neutraler und positiver Zwischenrufe. Die Fraktionen der FDP und SPD erhalten im Vergleich zur allgemeinen Verteilung anteilsmäßig deutlich seltener negative und dafür deutlich häufiger neutrale und etwas häufiger positive Zwischenrufe. Die Fraktion der Linken erhält etwas häufiger negative Zwischenrufe als FDP und SPD, liegt dafür aber bei der Verteilung der neutralen und positiven Zwischenrufe näher an der allgemeinen Verteilung. Die relative Verteilung der negativen, neutralen und positiven Zwischenrufe pro Fraktion sind dem Diagramm in Fig. 7 zu entnehmen. Die Anordnung der Fraktionen von links nach rechts entspricht dabei größtenteils der Sitzordnung im Bundestag, allerdings wurden die Positionen von SPD und Grünen vertauscht, damit die Daten der Koalitionsfraktionen nebeneinander abgebildet werden.

Fig. 7 (eigene Darstellung)

78% 76% 69% 74% 67% 89% 11% 12% 14% 12% 15% 6% 11% 12% 17% 14% 18% 5% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Linke Grüne SPD Union FDP AfD

R e lati ve V e rte ilu n g d e r Zw isc h e n ru fe

Fraktionszugehörigkeit der vortragenden Person

Relative Verteilung der Zwischenrufe - Fraktionszughörigkeit der vortragenden Person

negativ neutral positiv

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Als nächstes werden die Daten für die Variable Fraktionszugehörigkeit der zwischenrufenden Person in Fig. 8 präsentiert, bevor beide Fraktionszugehörigkeitsvariablen gemeinsam betrachtet werden.

Fig. 8 (eigene Darstellung)

Auch im Hinblick auf das ‚Austeilen‘ von Zwischenrufen zeigt sich, dass der Großteil der Zwischenrufe bei allen Fraktionen negativ ist und sich der Rest mehr oder weniger gleichmäßig auf neutral und positiv verteilt. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich jedoch auch hier ein differenziertes Bild. Wieder stechen die Daten der AfD-Abgeordneten deutlich heraus: Sie verteilen anteilsmäßig mit Abstand die meisten negativen und die wenigsten neutralen und positiven Zwischenrufe. Verglichen mit der anteilsmäßigen Verteilung der Zwischenrufe, deren Ziel die AfD-Fraktion selbst ist, fällt auf, dass sie ebenso viele neutrale, etwas häufiger positive und etwas seltener negative Zwischenrufe tätigt als sie selbst erhält.

Die Daten für das Zwischenrufverhalten der Fraktion der FDP zeigen, dass die Freien Demokraten anteilsmäßig häufiger negativ dazwischenrufen als sie selbst negative Zwischenrufe erhalten, und dementsprechend seltener neutrale und positive Zwischenrufe verteilen als sie Ziel solcher Zwischenrufe sind. Die Daten für die Fraktion der Linken wiederum spiegeln in etwa die gleichen Verhältnisse wider wie die Daten für die an sie adressierten Zwischenrufe. Die Grünen-Abgeordneten auf der anderen Seite rufen anteilsmäßig häufiger negativ und seltener positiv dazwischen als sie selbst Ziel eines solchen Zwischenrufes sind. Im Hinblick auf die Koalitionsfraktionen zeigt sich, dass die Fraktion der SPD

77% 72% 81% 69% 70% 86% 12% 11% 11% 14% 14% 6% 11% 17% 8% 17% 16% 8% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Linke SPD Grüne Union FDP AfD

R e lati ve V e rte ilu n g d e r Zw isc h e n ru fe

Fraktionszugehörigkeit der zwischenrufenden Person

Relative Verteilung der Zwischenrufe - Fraktionszughörigkeit der zwischenrufenden Person

negativ neutral positiv

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anteilsmäßig seltener negativ dazwischenruft, als ihre Abgeordneten selbst Adressaten negativer Zwischenrufe sind. Bei den neutralen Zwischenrufen verhält es sich genau umgekehrt. Für die positiven Zwischenrufe lässt sich festhalten, dass SPD-Abgeordnete anteilsmäßig ebenso häufig positiv dazwischenrufen wie sie selbst positive Zwischenrufe erhalten. Der Anteil der negativen Zwischenrufe, die von der Unionsfraktion ausgehen, ist im Vergleich mit den anderen Fraktionen der niedrigste und ist ebenfalls geringer als der Anteil der negativen Zwischenrufe, deren Ziel Unionsabgeordnete selbst sind.

Wie angekündigt, sollen nun die Daten der Variablen Fraktionszugehörigkeit der vortragenden Person und Fraktionszugehörigkeit der zwischenrufenden Person gemeinsam betrachtet werden. Da sich die beiden fraktionsbezogenen Variablen nicht gleichzeitig mit der Variable Qualität des Zwischenrufes in einem Diagramm darstellen lassen, wird diese in einer ersten Übersicht in Fig. 9 ausgeklammert. Um Missverständnissen vorzubeugen, sei an dieser Stelle noch darauf hingewiesen, dass die Fraktionszugehörigkeit der zwischenrufenden Person wie in vorherigen Diagrammen auf der x-Achse abgebildet ist und dies auch in den folgenden Diagrammen der Fall ist. Der Übersichtlichkeit halber wird im Gegensatz zu den vorherigen Diagrammen darauf verzichtet, alle Datenbeschriftungen im Diagramm zu belassen, sondern es wird sich auf die zwei jeweils größten Anteile beschränkt. Eine Übersicht der Daten findet

sich in der Datentabelle unter dem Diagramm5.

Fig. 9 (eigene Darstellung)

5 Diese Praxis wurde für die folgenden Diagramme in Fig. 10 bis 20 übernommen.

Linke Grüne SPD Union FDP AfD

Linke 5% 2% 6% 19% 12% 14% Grüne 5% 2% 9% 19% 10% 15% SPD 12% 14% 8% 11% 24% 28% Union 39% 44% 16% 11% 37% 30% FDP 13% 9% 18% 13% 6% 10% AfD 27% 30% 43% 27% 12% 3% 19% 24% 28% 39% 44% 37% 30% 18% 27% 30% 43% 27% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% Re lati ve Ver te ilu n g d e r Zw isc h e n ru fe an d ie jew e ili ge Fr akti o n

Fraktionszugehörigeit der zwischenrufenden Person Relative Verteilung der Zwischenrufe - Fraktionszugehörigkeit der vortragenden Person - Fraktionszugehörigkeit der zwischenrufenden Person

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Aus dem Diagramm in Fig. 9 geht hervor, dass die Fraktionen der AfD und FDP jeweils größtenteils bei Reden aus den Koalitionsfraktionen dazwischenrufen: 58% der Zwischenrufe der AfD und 61% der Zwischenrufe der FDP richten sich jeweils an Abgeordnete aus den Fraktionen der SPD und Union. Auf der anderen Seite des Plenums, bei den Linken und den Grünen, wird dagegen vorrangig bei Reden aus der Unionsfraktion und der AfD-Fraktion dazwischengerufen. Bei den Linken machen die Zwischenrufe an diese beiden Fraktionen 66% aus, bei den Grünen sind es sogar 74%. Die Koalitionsfraktionen schließlich weichen von diesen beiden Mustern ab. Gemein ist ihnen, dass der jeweils größte Anteil ihrer Zwischenrufe an die AfD-Fraktion gerichtet ist; bei der SPD sind es 43%, bei der Union 27%. Am zweithäufigsten rufen SPD-Abgeordnete bei Reden aus der FDP-Fraktion dazwischen, bei der Union sind es Linke und Grüne. Weiterhin fällt auf, dass die Fraktionen der AfD, FDP, Linken und Union jeweils bei Reden von Abgeordneten der eigenen Fraktionen anteilsmäßig am seltensten durch Zwischenrufen unterbrechen. Die Abgeordneten der Grünen und der SPD hingegen rufen beide am seltensten bei Reden aus der Fraktion der Linken dazwischen.

Ein Blick auf die Balken zeigt mehrere Verlaufsmuster entlang des politischen Spektrums auf: So konzentrieren sich die hohen prozentualen Anteile der Zwischenrufe an die AfD-Fraktion im ‚linken‘ Bereich des Bundestages und erreichen ihren Höhepunkt im Datenbereich der Zwischenrufe von SPD-Abgeordneten. Je weiter nach rechts im Plenum man blickt, desto kleiner wird der Anteil der an die AfD gerichteten Zwischenrufe. Im Gegensatz dazu konzentrieren sich die höheren Anteile der Zwischenrufe an Parteien des linken Spektrums auf die ‚rechte‘ Seite des Parlaments. So nehmen z. B. die Anteile der Zwischenrufe an die SPD-Fraktion von der Unionfraktion ausgehend in Richtung rechts immer weiter zu. Die Anteile der Zwischenrufe an die FPD-Fraktion verlaufen im Gegensatz dazu im Diagramm in einer Art Zick-Zack-Muster und es lässt sich kein eindeutiger Schwerpunkt festmachen, obwohl die prozentualen Anteile im Mitte-links-Spektrum etwas überwiegen.

Nun soll die zuvor ausgeklammerte abhängige Variable, Qualität des Zwischenrufes, miteinbezogen werden. Dabei wird je eine Übersicht für jede der drei Stufen der Variable, negativ, neutral und positiv, in dieser Reihenfolge präsentiert. Das Diagramm in Fig. 10 (folgende Seite) zeigt die Verteilung der negativen Zwischenrufe, die von den einzelnen Fraktionen ausgehen.

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Fig. 10 (eigene Darstellung)

Die in Fig. 9 erkennbaren Verlaufsmuster sind auch hier zu finden: Die negativen Zwischenrufe an die AfD-Fraktion kommen verstärkt aus dem Mitte-links-Spektrum des Plenums und auch das Zick-Zack-Muster der Zwischenrufe an die FDP ist erkennbar, mit dem Unterschied, dass Abgeordnete der Liberalen bei ihren eigenen Fraktionsmitgliedern so selten negativ dazwischenrufen, dass der Anteil der negativen Zwischenrufe 0% des Ganzen ausmacht. Wie zuvor erreicht der Anteil der negativen Zwischenrufe, welche sich an AfD-Abgeordnete richten, seinen Höhepunkt im Datenbereich der Zwischenrufe von SPD-Abgeordneten. Auch für die negativen Zwischenrufe gilt, dass vor allem die Fraktionen aus dem Mitte-rechts-Spektrum diese an die Fraktionen der anderen Seite des Plenums richten. FDP und AfD sind weiterhin die einzigen beiden Fraktionen, bei denen sich der Großteil der negativen

Zwischenrufe an die Koalitionsfraktionen richtet. Für die anderen beiden

Oppositionsfraktionen gilt, dass der Großteil der betrachteten Zwischenrufe auch diesmal jeweils an die Union und die AfD gerichtet ist. Negative Zwischenrufe an Mitglieder der eigenen Fraktion treten bei allen Fraktionen kaum bis gar nicht auf und fallen bis auf die Koalitionsfraktionen so wenig ins Gewicht, dass ihr Anteil an der Gesamtzahl der negativen Zwischenrufe bei 0% liegt.

Linke Grüne SPD Union FDP AfD Linke 0% 1% 6% 23% 14% 15% Grüne 4% 0% 9% 21% 10% 16% SPD 7% 12% 1% 7% 26% 29% Union 43% 45% 11% 1% 35% 30% FDP 13% 8% 18% 11% 0% 9% AfD 33% 34% 55% 36% 14% 0% 23% 26% 29% 43% 45% 35% 30% 18% 33% 34% 55% 36% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% R e lati ve V e rte ilu n g d e r n e gati ve n Zw isc h e n ru fe an d ie jew e ili ge F rakti o n

Fraktionszugehörigkeit der zwischenrufenden Person

Relative Verteilung der negativen Zwischenrufe - Fraktionszugehörigkeit der vortragenden Person - Fraktionszugehörigkeit der zwischenrufenden Person

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