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Psychology during Nationalsocialism from the Spanish perspective: : Race ideology, typology and psychotechnics

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Die Psychologie im Nationalsozialismus aus spanischer Sicht:

Mülberger, Annette

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Psychologie im Nationalsozialismus

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Publication date: 2020

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Citation for published version (APA):

Mülberger, A. (2020). Die Psychologie im Nationalsozialismus aus spanischer Sicht: Rassenideologie, Typologie und Psychotechnik. In M. Wieser (editor), Psychologie im Nationalsozialismus (blz. 195-222). (Beitraege zur Geschichte der Psychologie; Vol. 32). Peter Lang.

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Die Psychologie im Nationalsozialismus aus

spanischer Sicht: Rassenideologie, Typologie

und Psychotechnik

1

1. Einleitung

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts genossen die deutschsprachige Psychologie und Psychiatrie auf internationaler Ebene großes Ansehen. Wundts ausländische (zum größten Teil nordamerikanische) Studenten zeigten sich stolz auf ihre wis-senschaftliche Ausbildung an einer deutschen Universität. Jedoch änderte sich die Lage bald. Schon der Erste Weltkrieg erschwerte und belastete die internatio-nalen Beziehungen zwischen Wissenschaftlern. In den dreißiger Jahren brachte die Machtübernahme der Nationalsozialisten und der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges eine noch stärkere Krise mit sich. Jedoch haben Forschungsarbeiten gezeigt, daß sich die wissenschaftlichen Beziehungen zu Spanien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts trotzdem verhältnismäßig gut halten konnten (Pre-sas, 2005; Von Meyenn, 1988). Spaniens Neutralität im Ersten Weltkrieg und die politische Orientierung beider Länder ermöglichte und intensivierte die Zusam-menarbeit auf militärischer und kultureller Ebene.

Für die Geschichte der deutsch-spanischen Beziehungen im Bereich der Psy-chologie ist vor allem die Forschung von Annette Erb (2004) relevant. Sie gibt einen guten Überblick über den wissenschaftlichen Austausch zwischen Psycho-logen im 19. und 20. Jahrhundert. Auch ist der Einfluss der deutschen Ärzte (wie zum Beispiel Ernst Kraepelin, Ernst Kretschmer, Oswald Bumke und anderen) auf die Entwicklung der spanischen Psychiatrie allgemein bekannt. Historiker verbinden das mit einer ähnlichen Beeinflussung im Bereich der Philosophie (González de Pablo, 1987), in der das Denken wichtiger Figuren der „genera-ción del 98“ (wie z. B. Miguel de Unamuno und José Ortega y Gasset) von der deutschen Philosophie stark geprägt wurde (vom Neukantianismus, als auch von Kierkegaard, Heidegger, Dilthey, Jasper und Scheler). So war in der Fran-cozeit kaum ein Psychiater zu finden, der keine deutschgeprägte philosophische 1 Ich danke der AGAUR (Generalitat de Catalunya) für die Finanzierung dieser Forschung im Rahmen des Projektes „History Science, Technology and Medicine in Modern Catalunya (19th-20th century)“ (2017 SGR 1138).

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Ausbildung und gewisse Deutschkenntnis besaß (González de Pablo, 1987). Dies ist auch für die Psychologiegeschichte relevant, denn in Spanien waren es außer Philosophen und Pädagogen vor allem Psychiater, die im Bereich der Psycho-logie arbeiteten.

In der Psychologiegeschichte hat Métraux (1985) schon vor mehr als 30 Jah-ren festgestellt, dass die politischen Ereignisse von 1933 in Deutschland zu kei-nem radikalen Einschnitt in der Theoriebildung führten. Einerseits existierte während der NS-Zeit eine stärkere Betonung des ganzheitspsychologischen und genetischen Ansatzes, andererseits war ein gewisser Aufschwung der Psycho-technik zu verzeichnen (Graumann, 1985). Bis heute ist jedoch selten die Frage gestellt worden, welche Auswirkungen die politischen und wissenschaftlichen Veränderungen für die Kontakte und das Ansehen der deutschen Psychologie im Ausland hatte. Konkret gesagt: wie wurde die Psychologie der Nazizeit von spanischer Seite her beurteilt?

In der Psychologie Spaniens der 1930er und 1940er Jahre gab es verschiedene Positionen, die auch oft von Ambivalenz geprägt waren. Um die Frage zu beant-worten, habe ich mich auf die Rezeption im Bereich der angewandten Psycho-logie, genauer gesagt der Psychotechnik und Typenlehre, konzentriert. Ich habe Texte einflussreicher spanischer Psychologen bzw. Psychotechniker ausgewählt, die sehr an deutschen Arbeiten interessiert waren, des Deutschen mächtig waren und persönlichen Kontakt zu Akademikern in Deutschland pflegten. Daher waren ihre Meinungen für Kollegen und das breitere Publikum in Spanien maß-gebend. Ich werde dabei zeigen, dass die politische und wissenschaftliche Neu-ausrichtung des Deutschen Reiches sowohl Anerkennung als auch Kritik und Abneigung innerhalb der psychologischen Kreise in Spanien auslöste. Zudem sollen die Gründe für die verschieden Positionen identifiziert werden. Dazu muss auch die Thematik von Flucht und Migration einbezogen und eine Skizzie-rung des historischen Kontextes, in dem all diese Reaktionen eingebettet sind, erfolgen.

2. Eindrücke von Deutschland und Kontakte mit der

deutschen Psychologie vor 1933

Wenn wir über die Zeit Anfangs des 20. Jahrhunderts sprechen, sind sich Histo-riker einig, dass spanische Intellektuelle sehr an der europäischen Wissenschaft und Kultur interessiert waren, und dass dabei die französische Literatur den wichtigsten Referenzpunkt bildete. Jedoch haben Mediziner, Pädagogen und Philosophen, die im Bereich der Psychologie tätig waren, gleichzeitig Kontakt

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zu anderen Ländern gesucht, darunter auch Deutschland, Schweiz, Belgien und Italien (Carpintero, 2004).

Der Kontakt wurde über vier Wege aufgebaut: durch Übersetzungen, Tref-fen bei internationalen Kongressen, Studien- und Forschungsreisen und Ein-ladungen zu Vorträgen (Erb, 2004). Manchmal entstanden daraus langfristige Kooperationen und persönliche Freundschaften (Mülberger, 2005). Quintana und andere (1997, 2003) haben gezeigt, wie zwischen 1890 und 1930 die Menge der importierten Literatur stark zunahm. Unter den Übersetzungen befinden sich Namen verschiedener deutschsprachiger Psychologen, wie zum Beispiel Franziska Baumgarten, Karl und Charlotte Bühler, Fritz Giese, Otto Klemm, Kurt Koffka, Wolfgang Köhler, Otto Lipmann, Ernst Meumann, Walther Moede, Hugo Münsterberg, Eduard Spranger, Wilhelm Wundt und Theodor Ziehen.

Am besten lernten spanische Forscher die in Deutschland betriebene Psycho-logie durch Reisen und Aufenthalte kennen. Über Stipendien konnten Gonzalo Rodríguez Lafora, Eloy Luis André und Juan Vicente Viqueira Zeit an deutschen Universitäten verbringen (Mülberger, 2008). Im Gegenzug kamen auch deutsch-sprachige Psychologen, Psychiater und Pädagogen zu Vorträgen nach Spanien. Zum Beispiel gab 1921 Theodor Ziehen einen Kurs über Assoziationspsycholo-gie in Madrid. Auch Franziska Baumgarten, das Ehepaar Bühler und Wolfgang Köhler kamen des Öfteren nach Madrid und Barcelona (Erb, 2004).

Ende des 19.  Jahrhunderts, nach dem Verlust der letzten Kolonien, sahen viele Spanier ihr Land in einer Existenzkrise und das modernisierte Deutsche Reich als Vorbild. Der oben erwähnte Luis André reiste 1909 nach Leipzig, um sich dort im Bereich der Psychologie (unter der Leitung Wundts) fortzubilden. Er war beeindruckt von dem was ihm dort begegnete: eine gut ausgestattete Uni-versität mit hohem Anteil an ausländischen Studenten (darunter sogar einiger Studentinnen), sehr breit gebildete Professoren und eine wirtschaftlich leben-dige Stadt. Vor allem war er interessiert am „modernen Geist“ der Deutschen. In seinen Werken (Luis André, 1914, 1916) beschrieb er die deutsche Kultur und Mentalität in begeisterten Worten als emanzipiert und weltoffen und betonte, wie die Bürger zur politischen Mitsprache erzogen wurden und welche Lehrfrei-heit die Professoren an den deutschen Universitäten genossen. Zudem schätzte er, dass Studenten sich die Universität und Professoren auswählen konnten. Andererseits kritisierte er den hohen Leistungsdruck, dem die Studenten ausge-setzt waren, während der ‚Herr Professor‘ wie ein ‚Halbgott in seinem Lehrstuhl‘ thronte (Mülberger, 2008).

Vor dem ersten Weltkrieg bewunderten Luis André und andere seiner Zeit- bzw. Landesgenossen Deutschland als neue Weltmacht voller Selbstbewusstsein

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und imperialistischer Aspiration und rieten dem eigenen Volk, dem deutschen Geist nachzueifern.

Nach Ausbruch des Krieges verringerte sich die Anzahl der „Deutschland-liebhabern“ („germanófilos“). Selbst der sonst von Deutschland so begeisterte Luis André erkannte bald die verheerenden Konsequenzen der deutschen Poli-tik:

„Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts bildeten sich das imperialistische Ideal des deutschen Reiches heraus, das nach dem unaufhaltbaren und fatalen Gesetze zu wirt-schaftlichen und kulturellen Problemen führen wird, die zu einer Ausbreitung der Rasse tendiert, die, wenn sie es nicht schafft sich in der Welt verbreiten, sich selber auffressen wird.“ (1916, S. 121)2

In den 1920er Jahren wurden Warnungen gegenüber dem wachsenden Imperia-lismus verstärkt geäußert. Ein anonymer Beitrag einer katalanischen Zeitschrift präsentierte 1925 Deutschland als militärische Gefahr für den Weltfrieden (Ale-manya és un perill militar per a la pau?, 1925). Dennoch besuchten in jenen Jah-ren spanische Forscher und Lehrer deutsche Institutionen. Einer von ihnen war der Jesuit Fernando María Palmés. Er suchte 1922 etliche deutschsprachige psy-chologische Institute (in Bonn, Köln, München, Innsbruck, Leipzig und Berlin, etc.) auf, wo er viele Kollegen kennenlernte (Palmés, 1923). Auch der Psycho-techniker José Mallart y Cutó (1897–1989), über den ich noch sprechen werde, hielt sich in dieser Zeit in Deutschland auf.

3. Konsequenzen der Machtübernahme 1933

3.1. Erste Reaktionen gegen die deutsche Rassenhygiene in der 2. spanischen Republik

Roelcke (2004, S.  6) spricht von einer „wissenschaftlichen Logik“, die hinter genetischen Forschungen von Wissenschaftlern wie Josef Mengele stand3. Die

Idee war, experimentelle Daten von biochemischen und anatomischen Analysen lebender Personen mit denen von in Konzentrationslagern Ermordeten zu ver-gleichen. Dieser Forschungsansatz wurde aber nicht überall für gut befunden. In Spanien, speziell von Seiten fortschrittlicher republikanischer Intellektueller, wurden die neuen Rassengesetze und die Eugenik scharf kritisiert. In der von 2 Luis André (1916) erklärte, er sei zu dieser Erkenntnis schon 1913 gekommen. Dieses

und alle anderen Zitate aus dem Spanischen sind von der Verfasserin übersetzt. 3 Siehe auch Roelckes allgemeines Plädoyer für eine historisch-politische Epistemologie

(Roelcke, 2010).

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Ortega y Gasset gegründeten Zeitschrift „Revista de Occidente“ argumentierte der Philosoph und Mitherausgeber der Zeitschrift Fernando Vela (1933), dass Eugenik nichts als eine Art Rassismus sei, basierend auf „Rationalisierung, Stan-dardisierung, geplanter Wirtschaft, nationalsozialistischer Gleichschaltung und kommunistischer oder faschistischer Vereinheitlichung“ (Vela, 1933, S. 202). Er berichtete alarmiert, dass in Dortmund Familien (insgesamt 80.000 Menschen) von den Beamten untersucht, klassifiziert und danach eingeteilt werden, ob sie sich vermehren sollen oder ob der Staat es bei ihnen verhindern wolle. Vela versuchte zu zeigen, dass diese Politik keine wirklich wissenschaftliche Basis habe: „Der Rassismus genau wie der Marxismus ist eine falsche Doktrin; aber da sie der Masse das Recht zur Macht gibt, breitet sie sich aus und wird zum Credo“ (Vela, 1933, S. 213). Er schloss mit folgender Bemerkung: „Es gibt in Europa keine ‚pure Rasse‘, und schon gar nicht eine arische. Was ein Land zusammen-hält, ist keine Rasse“ (Vela, 1933, S. 219). Ähnlich wie Ortega y Gasset sah er den Grund der Rassenpolitik in Deutschland in der „Macht der Masse“ im faschisti-schen und kommunistifaschisti-schen Staat.

Auch wenn in den 1920er rassenhygienische Maßnahmen unter den spani-schen Ärzten viele Fürsprecher fanden (Alvarez-Uría, 1983), so gab es auch aus dieser Berufsgruppe lautstarken Protest, vor allem aus katholischen Kreisen. Ein Arzt aus Lleida erklärte, dass er die Sterilisierung von „Abnormalen“ für unangebracht halte und warnte vor den Konsequenzen dieser Praxis (Pàmies i Xercavins, 1933). Solch eine Form der Eugenik dürfe niemals im Namen der Wissenschaft, des sozialen Wohlergehens oder der Ethik verteidigt werden. 3.2. Barcelona: Zufluchtsort für jüdische Psychologen

Seit 1918 existierte in Barcelona ein modernes Institut für Berufsberatung4 (Ins-titut D’Orientació Professional). Der damals noch junge Emilio Mira y López

(1896–1964), Mitglied einer katalanischen Linkspartei, übernahm ab 1926 die Leitung des Instituts (Mülberger & Jacó Vilela, 2007). Unter seiner Regie wurde das Institut bald zum Zufluchtsort für emigrierte Ärzte und Psychologen. Seit der Machtübernahme der NSDAP hatte in Deutschland die Anzahl der aus politischen und „rassischen“ Gründen Verfolgten rapide zugenommen. Unter ihnen befanden sich nach Ash (1984) zwischen 26 und 51 Psychologen und Psy-chologinnen. Einige von ihnen gingen nach Spanien. Die relativ offene (libe-rale) Politik während der Zweiten Republik (1931–1936) machte es Juden und 4 Für Information über den Werdegang und Namenswechsel des Instituts, siehe Medina

& Campos (1992) und Kirchner (1981).

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Angehörigen anderer religiöser Gemeinschaften verhältnismäßig leicht, sich in Spanien niederzulassen. Die Kosten für den Lebensunterhalt waren niedrig, und man konnte relativ leicht eine Arbeitserlaubnis erhalten. So lebten 1935 mehr als 6.000 Juden in Barcelona (Valentín, 2014).

Als Beispiel sei hier der Berliner Psychologe jüdischer Abstammung Werner Wolff (1904–1957) genannt (vgl. Wolfradt, Billmann-Mahecha & Stock, 2017, S. 493–494), über dessen Aufenthalt in Barcelona in der Psychologiegeschichte bis jetzt noch wenig geschrieben wurde. Er kam 1933 an das Institut für Berufs-beratung5 und arbeitete dort bis zum Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges

im Jahr 1936 (Moreu, 2006). Wolff war vor allem von der Psychoanalyse und der Gestaltpsychologie beeinflusst. Nach dem Studium arbeitete er mit Otto Lip-mann am Institut für Berufs- und Wirtschaftspsychologie in Berlin. Sein Dok-torvater Max Wertheimer inspirierte ihn zur Frage, wie sich die Persönlichkeit auf unbewusste Weise im Körperlichen ausdrücken (durch Haltung, Gangart, Schreibweise, Gestik und Stimme), eine Forschungslinie, die auch von Emilio Mira verfolgt wurde. Am Institut traf Wolff auf Miras Team bestehend aus Ärz-ten, Philosophen, Psychologen und Pädagogen, die in den Bereichen der Psycho-technik, Psychoanalyse, Kinderpsychiatrie und Psychopädagogik tätig waren. Mira hatte noch andere ausländische Mitarbeiter6 (bzw. politische Flüchtlinge),

unter ihnen auch den Adler-Schüler Ferenc Oliver Brachfeld, mit dem Wolff sich anfreundete (Ibarz & Villegas, 2002).

Der junge Wolff hatte schon immer sehr breite Interessen im Bereich der Psychologie, Anthropologie und Religion. In Barcelona war er sehr aktiv, gab Kurse über Charakteranalyse, Traumdeutung und Graphologie. Er untersuchte den Charakter junger Bürger mit Hilfe eines offenen Fragebogens und Inter-views (Wolff, 1935). Vor allem aber entwickelte er eine neue Theorie des „sym-bolischen Lebens“ (Wolff, 1936). Mira übersetzte Wolffs umfangreichen Text ins Katalanische und versah diesen mit einem Vorwort, in dem er dessen Originali-tät lobend hervorhob (Mira i Lopez, 1936). Aus der Form seiner Unterstützung, ist klar zu erkennen, wie sehr er Wolff schätzte.

Hiermit wird deutlich, dass sowohl ein erfolgreicher Transfer als auch eine Integration seiner Forschungsthemen und -methoden im Aufnahmeland 5 Wolff und Mira hatten sich auf dem Internationaler Psychologie Kongress 1932 in

Kopenhagen kennen gelernt.

6 Weitere Mitarbeiter Miras waren Alfred Strauss, Professor aus Heidelberg, der aus Wien geflohene ungarische Psychoanalytiker Sandor Eiminder, und der belgische Ingenieur Alexandre Chleusebairgue von der Berliner Polytechnischen Hochschule (Kirchner, 1981; Vilanou, 1998).

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stattfanden (vgl. Ash, 1984). Der Kontakt scheint für Wolff wie auch für Mira fruchtbar gewesen zu sein. Zudem vergrößerte sich durch den persönlichen Kontakt mit den Opfern des Nazi-Regimes Miras Abscheu gegen jede Art von Faschismus. Im Bürgerkrieg (1936–1939), als Leiter der psychiatrischen Abtei-lung des Republikanischen Heeres, kämpfte Mira gegen das Franquistische Heer und seine deutschen und italienischen Verbündeten (Mülberger, 2010).

4. Kontakte mit der deutschen angewandten Psychologie in der

Francozeit (1940–1946)

4.1. Deutsch-spanische Freundschaft, Nationalkatholizismus und Rassenideologie

Nach dem Ende des spanischen Bürgerkrieges im April 1939 standen die spani-schen Universitäten vor einer neuen Lage. Einige der führenden Intellektuellen waren inzwischen geflohen (wie zum Beispiel Mira) oder in den Hintergrund gerückt (wie zum Beispiel Ortega y Gasset). In der spanischen Geschichte wird allgemein von einer „schwierigen Zeit“, einem Bruch mit dem Liberalismus und der vor dem Krieg existierenden Forschungstradition gesprochen. Während der Francozeit wurden die universitäre Lehre und Forschung stark kontrolliert und zensiert (Carpintero, 2004; Rodríguez López, 2002; Ruiz Carnicer, 2003; Sotés Elizalde, 2004). Neue Forschungsarbeiten haben zwar das Narrativ vom völligen Bruch 1939 relativiert, jedoch bleibt der allgemeine Tenor bestehen (Campos & González de Pablo, 2016, 2017).

Während des Bürgerkrieges und in der Zeit des langsamen Wiederaufbaus danach war Deutschland in Spanien sehr präsent (Barbieri, 2015). Durch die Görres-Gesellschaft, die Deutsche Schule Barcelona und andere Institutionen wurde die rechtsextreme Ideologie in Städten wie Barcelona systematisch geför-dert. 1941 fand an der Universidad de Barcelona eine Ausstellung zur deutschen Literatur statt, bei der unter anderem Hitlers „Mein Kampf“ gezeigt wurde. Auch durch Zeitschriften, Radio und Kino wurden Führerkult und national-sozialistisches Gedankengut übermittelt und gefördert (Vilanova & Capdevila, 2017). Solche Aktionen waren so effektiv, dass noch nach Ende des Zweiten Weltkrieges der Respekt der Spanier gegenüber Deutschland weit verbreitet war. So schrieb der spanische Psychologe José Luis Pinillos fünf Jahre nach Kriegs-ende: “Es kommt selten vor, dass ein Volk die Verdienste eines anderen so gren-zenlos verehrt, wie es Spanien gegenüber Deutschland zu einem hohen Grad tut“ (Pinillos, 1950, S. 385).

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Wenn auch viele Aspekte der deutschen Kultur die Spanier beeindruckten, so waren sie gegenüber der deutschen Rassentheorie selbst in der Francozeit eher skeptisch. Seit vielen Jahrhunderten lebten in Spanien Westgothen, Juden, Mauren und andere Ethnien und religiöse Gemeinschaften (Cleminson, 2017). Für viele, unter ihnen auch der „oberste Führer“ oder „Caudillo“ Francisco Franco, lag die Stärke der „iberischen Rasse“ genau darin, dass sie ein Produkt aus verschiedenen Rassen sei, nicht in der Dominanz einer „puren Rasse“ über andere. Selbst der Wegbereiter des Faschismus in Spanien, Ernesto Giménez Caballero, erklärte, dass der spanische Schöpfergeist (Genius) nicht aus Rassenreinheit, sondern Rassenmi-schung stamme (Polo Blanco, 2006).

Zudem wurde die Rassenideologie im franquistischen Spanien weniger gene-tisch als kulturell bzw. poligene-tisch verstanden. Beispielhaft ist hierfür die Posi-tion eines der führenden Psychiater Antonio Vallejo-Nágera (1889–1960) (vgl. Campos, 2013). Einerseits wies er die Zwangssterilisierung, Tötung, Abtreibung und Verhütung zurück, andererseits befürwortete er Maßnahmen der soge-nannten „positiven Eugenik“, wie zum Beispiel das medizinische Gutachten vor der Heirat (Vallejo & Miranda, 2007). Brutalität gab es trotzdem: während der Francodiktatur stand die Bekämpfung jeglicher Spuren des Liberalismus durch Abbildung 1: Deutsche Bücherausstellung in der grossen Aula an der Universidad

de Barcelona im Februar 1941 (Dok. 1). Reproduktion mit freundlicher Erlaubnis des Institut d’Estudis Fotogràfics de Catalunya.

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Verfolgung des „inneren Feindes“, durch willkürliche Festnahmen und Internie-rung in Gefängnislager (campos de reclusión), auf der Tagesordnung.7

Am sichtbarsten war allerdings die systematische Indoktrinierung der Bevöl-kerung, die durch eine Auferlegung des katholischen Ethos, militärischer Dis-ziplin und Patriotismus gefügig gemacht werden sollte (Campos, 2016). Durch den „Nationalkatholizismus“, basierend auf einer Symbiose zwischen Staat und Kirche, sollte jegliche ideologische und politische Dissidenz im Keim erstickt werden. Es wurde der Typus des spanischen homo patiens8 erschaffen, der sich

durch Genügsamkeit, Resignation und Gleichmütigkeit auszeichnet (Cayuela, 2014; González de Pablo, 2017; zum Vergleich der Biopolitik in Deutschland und Spanien siehe Cayuela, 2011).

4.2. Psychotechnik: die nützliche Wissenschaft

4.2.1. Mallart und das Nationale Psychotechnische Institut in Madrid Nach dem Bürgerkrieg war nicht nur die Universitätslandschaft verändert; vor allem war das Land in weiten Teilen zerstört. Während die politische Führung unter Franco mit der Parole eines „neuen Spaniens“ der Bevölkerung eine bessere Ära versprach, waren Arbeitslosigkeit und Armut weit verbreitet. Die öffentliche Infrastruktur war schwer beeinträchtigt, und ein großer Teil der Bevölkerung litt Hunger. In diesen ersten Jahren der Franco-Diktatur spielte das „Nationale Institut für Psychotechnik“ (Instituto Nacional de Psicotecnia9)

in Madrid eine wichtige Rolle bei der Zuordnung von Arbeitern, oft mit nur geringer oder gar keiner Ausbildung, zu verschiedenen Arbeitsplätzen in der Industrie und im Gewerbe.

Das Institut gab eine Zeitschrift unter dem Titel „Psicotecnia“ heraus, die sich mit Psychologie, Arbeitsphysiologie, Hygiene, Organisation und Berufserziehung befasste. Im Rahmen einer bibliometrischen Analyse dieser 7 Auch im Polizeiwesen und in den Gefängnislagern wurde Psychologie mit

deut-schem Einschlag eingesetzt (vgl. Bandrés & Llavona, 1996 und Bandrés, Llavona & Zubieta, 2013).

8 Dieser Ausdruck ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ausdruck, welcher sich auf historisch variable Formen des subjektiven Krankheits- und Leidensempfin-dens bezieht (vgl. Stolberg, 2003).

9 Das Institut wurde 1922 unter dem Namen „Nationales Institut für Umerziehung der Arbeitsunfähigen“ gegründet und danach allmählich ausgebaut, erst zu einer Berufsbe-ratungsstelle und in der darauf folgenden Francozeit zum oben genannten Nationalen Psychotechnischen Institut (Vázquez & Guijarro, 2000).

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Zeitschrift haben Sos-Peña und Calatayud (2011) gezeigt, dass sich unter den acht meistzitierten Autoren (1939–1945) fünf deutschsprachige befinden (Koffka, Jaensch, Baumgarten, Kretschmer und Jung). Zudem kann man in den Seiten der Zeitschrift erkennen, dass sich die Mitglieder des Institutes mit Hilfe der Zeitschriften „Sozialpolitische Weltrundschau“ und „Soziale Praxis“ über die Organisation der Hitlerjugend und der Psychotechnik im deutschen Reich regelmäßig informierten (vgl. „La colocación de los jóvenes alemanes en la agricultura“, 1942, S. 459 oder „Orientación profesional colectiva en Alemania, 1942, S. 460).

Einige der Informationen sind auch auf enge Kontakte zurückzuführen, die Mitglieder des Instituts zu deutschen Kollegen hatten. Anfang der 1940er Jahre sind in einigen Schriften Mallarts explizite Hinweise auf NS-Parolen und Kommentare zur zeitgenössischen Psychotechnik und Typenlehre in Deutsch-land zu finden. Als Informationsquelle für spanische Psychologen diente unter anderem auch ein Vortrag der 1940 am Institut stattfand, über den ich im folgen-den Absatz sprechen werde (Baader, 1940).

4.2.2. Information aus erster Hand: Baaders Vortrag über Psychotechnik im Dritten Reich

Ernst W. Baader (1892–1962), DNVP-Mitglied und Direktor des Instituts für Berufskrankheiten an der Universität in Berlin, hielt am 15. Oktober 1940 einen Vortrag (auf Spanisch) am Nationalen Institut für Psychotechnik in Madrid mit dem Titel „Hygienische, biologische und pädagogische Maßnahmen der Berufsorganisation und Berufsauslese im Neuen Deutschland“. Genaue Infor-mationen über die Prozeduren zur Vergabe von Arbeitsplätzen im Dritten Reich waren für das Francoregime scheinbar von so hoher Bedeutung, dass Pedro Sáinz Rodríguez, der damalige der Minister für Nationale Erziehung, dem Vortrag beiwohnte. Den persönlichen Kontakt zu Baader hatte der Arzt Juan Dantín Gallego (1906–1997) aufgebaut, Mitarbeiter der ärztlich-physio-logischen Abteilung des Madrider Institutes. Anfang der 1930er Jahre war er nach Deutschland gereist, um die dortigen Forschungen zur Arbeitsmedizin kennen zu lernen.

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Abbildung 2: Die konservative Tageszeitung ABC informierte auf Seite 7 in ihrer

Morgenausgabe vom 9. Oktober 1940 über Baaders Vortrag in Madrid10 (Reproduktion

der Nachricht mit freundlicher Erlaubnis der Zeitung)

10 Übersetzung der Nachricht: Dr. Ernst Baader in Madrid. Heute Abend um halb acht wird der berühmte Professor Baader von der Universität Berlin und Leiter des Berliner wissenschaftlichen Instituts für Arbeitsmedizin, eine weltweit herausragende Autorität auf diesem Gebiet, zum ersten Mal einen Vortrag an der Real Academia de Medicina halten. Prof. Baader genießt für seine Forschungen hohes Ansehen, seine tiefgreifenden Kenntnisse auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin und seine höchst aufschlussreichen Veröffentlichungen zum Thema der Hygiene in der Industrie sind von Weltruf. Seine Expertise verdankt er unter anderem seinen Forschungs- und Studienreisen durch Europa, Asien und Afrika. Vor einigen Jahren war er schon einmal in unserem Land, wo er die Minen von Almadén besuchte und seine Sympathie und Bewunderung für Spanien bekundete. Dies bekräftigte Dr. Baader erneut, als unser „Caudillo“ den Krieg zur Befreiung unserer Heimat begann.

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Baader (1940) sprach von der „großen Revolution“ in der Arbeitshygiene und dem Gesundheitswesen. Basierend auf der neuen Ideologie des Staates seien komplett neue Wege beschritten worden. Diese ließe sich durch die Maxime „Alle für das Wohl des Ganzen“ sowie das Gewicht, das der biologisch-erbli-chen Konstitution für die Berufsorientierung zukomme, charakterisieren. Jeder Schulabsolvent und Arbeiter werde medizinisch unter die Lupe genommen, um seine Veranlagungen festzustellen. Personen mit Plattfüßen oder Krampfadern durften keinen Beruf im Stehen ausüben, wie beispielsweise Bäcker, Koch, Kell-ner oder ZimmermänKell-ner.

Baader zufolge spielten nicht nur körperliche Gebrechen für die Berufsbera-tung eine Rolle, sondern auch geistige Eigenschaften: „[b] is heute mußte jeder Jugendliche für die Berufswahl ein Gutachten des Schularztes und des Arztes der Hitlerjugend über seine physischen Fähigkeiten sowie [ein Gutachten] des Leh-rers über seine geistigen Fähigkeiten vorweisen“ (Baader, 1940, S. 278). Selbst am Arbeitsplatz werde die Person noch jahrelang weiter von der Deutschen Arbeitsfront beobachtet. Durch die Einführung des „Reichs- und Gesundheits-passes“ standen alle Arbeitskräfte unter medizinischer und psychotechnischer Aufsicht. Laut Baader gab es in Deutschland zu jener Zeit 479 Arbeitsinstitute, die Arbeitsplätze verteilten. Zusätzlich arbeiteten etliche Ärzte in der Industrie daran, Unfällen am Arbeitsplatz vorzubeugen. Laut Baader hatte das Amt für öffentliche Gesundheit der deutschen Arbeitsfront seit 1937 600.000 Arbeiter klinisch-biologisch untersucht.

Wie man sehen kann, war Baader wie viele seiner Fachkollegen in Deutsch-land ein Patriot und begeistert von den neuen Maßnahmen des Nazi-Regimes zur Förderung einer totalitären staatlichen Kontrolle der Arbeitskräfte. So konn-ten in Deutschland im Namen der Prävention von Unfällen und Krankheikonn-ten auch erfahrene Arbeiter durch regelmäßige Kontrollen geprüft und gegebenen-falls von ihrem Arbeitsplatz entfernt werden. Geuter (1984) spricht in diesem Zusammenhang von einer „bedarfsgerechten“ Lenkung des Nachwuchses. Seit 1935 hatte die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung das gesetzlich vorgeschrie-bene Monopol für Berufsberatung, Lehrstellen- und Arbeitsvermittlung. Drei Jahre später wurde die Meldepflicht für Schulabgänger eingeführt. 1940 nahmen 90% von ihnen die Berufsberatung des Arbeitsamtes in Anspruch.

Um der deutschen Jugend den Willen zur Steigerung der Arbeitskapazi-tät einzuflößen, wurden in verschiedenen Betrieben öffentliche Berufswett-bewerbe organisiert. Als Preis winkte ein persönliches Händeschütteln mit dem Führer oder Ehrungen wie der „Langemarckpreis“. Baader ließ bei sei-ner Rede nicht die Gelegenheit aus, die neuen Freizeit- und Sportprogramme der Organisation „Freude durch Arbeit“ anzusprechen. Damit warb er für die

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nazionalsozialistische Ideologisierung, bzw. Indoktrinierung der jungen Bevöl-kerung, „um der kompletten deutschen Jugend den Willen zur Steigerung der Arbeitskraft einzuflößen“ (Baader, 1940, S. 281).

Auch findet man in Baaders Vortrag die Förderung des Langemarck-My-thos11. Er erklärte den Spaniern: „Das Wort ‚Langemarck‘ ist für die Deutschen

ein heiliger Ausdruck, verbunden mit der Erinnerung der Jugend im 1. Welt-krieg welche den Nationalhymnus singend ihr Leben für das Vaterland opfer-ten“ (Baader, 1940, S. 283). Seine Rhetorik wird zusätzlich verstärkt durch einen Augenzeugenbericht:  „Ich selbst habe vor einigen Wochen das Kriegsgelände von Langemarck besucht, welche neuerdings für deutsche Soldaten in Flandern und Frankreich zur Heiligenstelle geworden ist und ich habe die 10.000 Kreuze der dort gefallenen deutschen Studenten gesehen“ (Baader, 1940, S. 283). Sowohl dieser Bericht als auch seine Rede in Madrid zeigen, dass er, auch wenn er sich nicht explizit zur Judenfrage äußerte, sich doch im Großen und Ganzen mit dem nationalsozialistischen Staat identifiziert hatte (vgl. Elsner, 2011).

4.2.3. Mallarts Rezeption der deutschen Initiativen im Bereich der Psychotechnik und Berufsorientierung

Baaders Auftritt muss die spanischen Kollegen enorm beeindruckt haben, insbesondere seine Betonung der großen Bedeutung der Psychotechnik und Arbeitsmedizin im Deutschen Reich. Gerade durch den Krieg hätten seine Auf-träge „enorm“ zugenommen (Baader, 1940, S. 284). Geuter (1984) führt diese Entwicklung auf den Wirtschaftsaufschwung und die Rüstungswirtschaft im Nationalsozialismus zurück. Dadurch wurde die Arbeitspsychologie vor neue Aufgaben gestellt und konnte professionelles Terrain gewinnen.

In Spanien wurde ab den 1920er Jahren eine Reihe von psychotechnischen Instituten gegründet, unter anderem in Bilbao, Gijón, Sevilla, Valencia, Valla-dolid und Zaragoza, die meisten davon in industrialisierten Städten, in denen auch entsprechende Ausbildungsgänge angeboten wurden. Später kamen noch mehrere kleinere psychotechnische Einrichtungen und Büros in verschiedenen Städten hinzu, die den großen psychotechnischen Instituten in Barcelona oder Madrid unterstellt waren. Als Minimalbesetzung fungierten normalerweise ein Arzt, ein Psychotechniker und eine Sekretärin. Einfluss, Ausstattung und die 11 Dem Mythos zufolge sollen sich in der ersten großen Flandernschlacht im November

1914 vier Reservekorps der deutschen Armee, welche zu großen Teilen aus Kriegs-freiwilligen, Notabiturienten, Schülern und Lehrlingen bestanden haben sollen, in der Schlacht geopfert und dabei das Lied „Deutschland über Alles“ gesungen haben.

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finanziellen Mittel dieser Einrichtungen waren sehr begrenzt. Ihre Mitarbeiter überprüften die Fähigkeiten junger Schulabsolventen und regulierten deren Ein-tritt in einen Arbeitsausbildungsgang. Manche Institute waren zusätzlich mit der Prüfung für (Bus-)Fahrer beschäftigt (Barcelona), andere mit der Versorgung und Rehabilitation von Kriegsverletzten oder Unfallopfern (Madrid) (Medina & Rodríguez Ocaña, 1992; Polo, 2006).

Die Rolle einer institutionalisierten Berufsberatung im Deutschen Reich war ein attraktives Vorbild für die spanischen Psychotechniker. Eine so weitrei-chende (totalitäre) Überwachung der Arbeitskräfte war weit von ihrer Realität entfernt. Der Versuch scheiterte eher an den fehlenden finanziellen Mitteln als am fehlenden Willen der Psychotechniker.

In der Francozeit findet man vor allem in Mallarts Texten Adaptationen der deutschen Ideen. Mallart war früh durch die äußerst moderne (liberale und humanistisch orientierte) Psychopädagogie der Freien Erziehungsinstitution (Institución Libre de Enseñanza) geprägt worden (Molero, 1985). Zusätzlich wurde er bei Claparède am Institut Jean Jacques Rousseau zum Psychotechniker ausgebildet (Padilla, 1996; Pérez Fernández, 1999, 2000, 2003; Proietto, 2015). Zwischen 1920 und 1922 war Mallart in Berlin an dem von Otto Lipmann gelei-teten Institut für angewandte Psychologie. Zudem traf er er Walther Moede, Otto Bobertag und besuchte das Arbeitspsychologische Institut in Charlotten-burg. Dank Helmut Bogen besuchte er wichtige Unternehmen der Stadt Berlin, darunter die Post, Siemens, die Berliner Verkehrsgesellschaft und die Automo-bilproduktionsstätten (Mallart, 1981). Nach seiner Rückkehr arbeitete er am Nationalen Psychotechnischen Institut in Madrid als Direktor der Wirtschafts- und Pädagogik-Abteilung. Im Bürgerkrieg wurde er provisorisch zum Direktor des Institutes ernannt, verlor den Posten jedoch, als einige frühere Kollegen ihn beschuldigten, mit dem republikanischen Heer zusammen gearbeitet zu haben. Die Konsequenz waren 40 Tage Gefängnisarrest für Mallart, polizeiliche Über-wachung und ein Prozess der „politischen Säuberung“ (depuración) im Jahr 1941. Ein Jahr später unterstützte ihn der Geistliche Manuel Barbado bei der Rückkehr an das Institut, wo er seine Arbeit wieder aufnahm. Allerdings wurde sein Gehalt auf die Hälfte gekürzt und eine Beförderung auf jegliche Direktions-posten verboten (Padilla, 1996).

In seinen Schriften aus den 1940er Jahren und unter dem Druck der politi-schen Kontrolle versuchte Mallart mit bombastischer Rhetorik zu zeigen, dass ein „großartiges Land“ wie Spanien für seine Wirtschaft eine wissenschaftliche Organisation im Arbeitsbereich benötige, und dass diese Aktion ganz mit der katholisch-humanistischen Denkrichtung vereinbar sei:

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„Die wirtschaftliche Entwicklung, die als Basis für die Erfüllung der historischen Auf-gabe notwendig ist, welche der iberischen Halbinsel – in Einklang mit der Machtbegierde des neuen Spaniens – zugeschrieben wird, fordert Techniker und eine wissenschaftliche Organisation auf jeder Ebene; vor allem in der Produktion und Wirtschaft. Dies bedeu-tet [aber] nicht ein Absinken in den Materialismus; sondern, im Gegenteil: wenn man im richtigen Maß vorsichtig [genug] ist, um in ausbalancierter Weise das Seelische mit einzubeziehen, [erlaubt dies] im Allgemeinen eine Stärkung des Menschen.“ (Mallart, 1942, S. 567).

Gleichzeitig findet man in Mallarts Texten ein teleologisches Verständnis von Arbeit. Sie wurde von ihm als Erfüllung der Lebensaufgabe eines jeden Bürgers gepriesen. Ohne die von Baader genannte Maxime zu zitieren, machte er dem Leser klar, dass der Mensch nicht nur für ein persönliches (biologisches) Ziel auf der Welt sei, sondern dass die Aktivität des Einzelnen im Dienste der All-gemeinheit (im Sinne einer Nation oder Rasse) gesehen werden müsse (Mallart, 1941). Sowohl im Naziregime (Roelcke, 2004) als auch im franquistischen Spa-nien wurde in der politischen und wissenschaftlichen Rhetorik das Wohlergehen des „Volkskörpers“ über das der einzelnen Person gestellt.

Für die Wirtschaft des Landes war laut Mallart (1946) auch der richtige Ein-satz der Frau von Interesse, gelenkt durch Berufsorientierung und Ausbildung. Er sah ihre Rolle als Krankenschwester, Sekretärin, Erzieherin, in der Adminis-tration von Bibliotheken, Krankenhäusern und in der Landwirtschaft. Für den letztgenannten Bereich merkte er an: „Die Frau muss aktiv beim wirtschaftlichen Ausbau mitarbeiten, ohne den ihrem Geschlecht zugewiesenen Aktionsradius zu überschreiten“ (Mallart, 1946, S. 173). An dieser Stelle verwies Mallart den Leser auf eine neue psychobiologische Studie über „Das weibliche Seelenleben“ (1941). Die Autorin, Martha Moers12 (1877–1966), war eine deutsche

Psycholo-gin und Psychotechnikerin. Während der Erscheinung des von Mallart zitierten Buches war sie Angestellte am Institut für Arbeitspsychologie und Arbeitspäda-gogik der Deutschen Arbeitsfront in Berlin. Ihr Buch liest sich, laut Keintzel und Korotin (2002) an vielen Stellen wie „eine NS-Propagandafibel zur Erziehung deutscher Jugend“ (S. 518).

An anderen Stellen zitiert Mallart auch (auf Deutsch!) Kampagnen der Deut-schen Arbeitsfront und ihre Parolen wie „Kraft durch Freude, Schönheit der 12 Moers hatte 1922 zusammen mit Theodor Erismann eine Einführung in die

Psycho-logie der Berufsberatung veröffentlicht. Das Buch war von Mallart ins Spanische über-setzt worden (Erismann & Moers, 1926). Mehr Informationen über ihren Werdegang siehe Gundlach, Roe, Sinatra & Tanucci (2010); Wolfradt, Billmann-Mahecha & Stock (2017) und Moers, Martha (2000).

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Arbeit, saubere Menschen im sauberen Betrieb“ (Mallart, 1943b, S. 140–141). Allerdings relativiert er seinen Text zum Schluss dahingehend, dass er bemerkt, dass jede psychotechnische Berufsorientierung von der Achtung jedes Men-schen als Gottesgeschöpf geleitet werden muss. Somit machte er klar, dass alle von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen innerhalb der christlich-katholischen Ethik zu verstehen seien und zu der nationalistisch-katholischen Ideologie des Francoregimes passen.

4.3. Nationalstolz und die deutsche Typenlehre

In den 1930ern waren Charakter-Typologien in der Medizin und Psychologie sehr verbreitet. Oft wurden diese Typologien dabei mit Rassentheorien verbunden. Einer der führenden Psychiater der Francozeit, Juan José López Ibor (1906–1991), entwickelte seine eigene Rassenpsychologie, der zufolge die iberische Rasse eine ideale Mischung aus der „robusten“ nordischen Rasse und der extrovertierten und leidenschaftlichen Mittelmeerrasse darstelle. Daher zeige der Spanier folgende psy-chologische Eigenschaften: stoisch, schlicht, unmaterialistisch, die Technik abwer-tend, gleichmütig gegenüber dem Tod und nach militärischem und literarischem Ruhm eifernd (López Ibor, 1942). Darüber hinaus war für López Ibor (wie für Val-lejo Nágera) die stark religiöse Tendenz der Seele (homo religiosus) und die Vater-landsliebe das, was den Spanier zum Spanier mache (Campos, 2016; Cayuela, 2011; González de Pablo, 2017).

In jener Zeit war auch die Konstitutionslehre Kretschmers, welche unterschied-liche Körperproportionen mit bestimmten Charaktereigenschaften in Zusammen-hang brachte, in weiten Kreisen populär (Geuter, 1984; Parajón & Del Barrio, 1994). Der Psychiater Ludwig Stern-Piper ging bald einen Schritt weiter und stellte eine Verbindung zwischen den drei Grundformen Kretschmers (leptosom, pyknisch und athletisch) und drei Rassen her (der nordischen, der alpinen und der mediter-ranen Rasse) (Rabinbach & Gilman, 2013). Diese Vermengung von Rassentheorie und psychologischer Konstitutionstheorie wurde sowohl von Kretschmer (1923) selbst als auch von dem Direktor des Nationalen Psychotechnischen Institutes, Ricardo Ibarrola Monasterio (1903–1982) zurückgewiesen (Ibarrola, 1942).

Neben den biologisch begründeten Typenlehren gab es auch psychologische Funktionstypen. Solch ein System wurde von dem Psychologen Erich Jaensch (1883–1940) entwickelt. Dieser wird von Geuter als jemand beschrieben, der sich „wie sonst niemand öffentlich für eine an der deutschen Bewegung […] orientierte Psychologie einsetzte“ (Geuter, 1984, S.  119–120; vgl. Graumann, 1985 und Ash, 1984). Seit Mitte der 20er Jahre entwickelte er eine Typologie, wel-che eine Ausweitung seiner früheren Arbeiten zur Wahrnehmungspsychologie

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darstellte (Jaensch, 1929). Er unterschied Menschen-, bzw. Charaktertypen nach ihrer Fähigkeit zur „Integration“ oder „Desintegration“ ihrer Wahrnehmung13.

Nach 1933 wurde Jaenschs „Integrationstypologie“ explizit politisch ausgelegt und ein „Gegentypus der deutschen völkischen Bewegung“ definiert. Letzterer basiere auf dem „Amerikanismus“, dem „Judentum“ und dem „pariserischen Franzosentum“. So kämpfe „die deutsche Bewegung“ gegen einen großen Teil der Grundform des Typus „S“ an. Diese Unterart wurde von Jaensch als „lytisch“ bezeichnet und definiert eine Menschenart, die aufgrund ihrer „rassischen“ Ver-mischung auf sich selbst und andere zersetzend wirke. Auch wenn Jaensch eine Verbindung zu Rassentypen zieht, bemerkt Matz (2002) zu Recht, dass durch die Benutzung von regional-geographische Referenzen in seiner Typologie eine kulturrelativistische Tendenz erhalten bleibt und sich weniger rassenmäßig als geographisch orientiert.

Mallart (1943a) stellte die Typenlehre Jaenschs den Lesern vor, derzufolge die Spanier einen Typus darstellen, der stark auf Eindrücke von außen reagiere (extrovertierter/integrierter Typus J1). Jedoch wies er diese Kategorisierung als unzutreffend zurück und entwickelte seine eigene Systematik. Er ging sogar so weit, dass er das Motiv für eine derartige Beschreibung des Spaniers auf natio-nale Rivalitäten zurückführte:  selbst wenn die Diagnose auf den ersten Blick positiv klinge, schreibt er skeptisch, so bestehe der Verdacht, dass das Bild eines spontanen und extrovertierten Spaniers nur ein psychologisches Instrument sei, das dem ausländischen Imperialismus diene.

Trotzdem sah auch er Probleme in der spanischen Psyche, wie zum Beispiel die Inkonstanz und die Fahrlässigkeit (desidia). Es handle sich aber keinesfalls um einen Mangel an geistigen Fähigkeiten oder einen Charakterfehler, sondern um fehlende Motivation in der Zielsetzung und Disziplin bei der Durchführung, ein Problem welches durch gezielte moralische Beeinflussung und Erziehungs-maßnamen überwunden werden könne (Mallart, 1943a). Insofern plädierte er indirekt für die Disziplinierung der spanischen Psyche durch katholische Moral und pädagogische Schulerziehung.

Auch sein bereits erwähnter Kollege Dantín war von Jaenschs Typologie und Anthropologie beeinflusst. Er schrieb: „das allgemeine Werk Jaenschs ist 13 Zusammengefasst besagt Jaenschs Theorie: Typ J1 bezieht seine Anregungen allein aus der Wahrnehmung der Außenwelt (lebt im Süden); J2 lebt aus den eigenen Vor-stellungen (Ideen, Idealen) heraus; J3 ist der im Norden lebende Mischcharakter, der sich aus beiden Wahrnehmungstypen heraus formt; S1 ist jemand, der sich an keiner Vorstellung sei sie innen oder außen wirklich orientiert (er ist sozusagen ziel- und haltlos) (Matz, 2002).

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voller Lehren und bietet [praktische] Anwendungen“ (Dantín Gallego, 1942a, S. 468). Jedoch äußerte er sich bald auch etwas kritischer: „sehr abenteuerlich sind [seine] Lehren zur typologischen und endokrinen Charakterisierung der Rassen“ (Dantín Gallego, 1942b, S. 446). Genau wie Mallart wehrte er sich gegen die von den deutschen Kollegen vorgeschlagene psychologische Charakterisie-rung der Spanier: „die Eigenschaften, die dem Mittelmeermenschen zugeordnet werden, überzeugen uns nicht“ (ebd.).

Die Zitate von Mallart und Dantín zeigen, wie sich die Psychotechniker in Spanien nicht direkt gegen die Idee einer höheren nordischen „Herren-Rasse“ oder Arier aussprachen, sondern ihre Kritik lieber auf die Aufwertung des eige-nen (spanischen) Charakters beschränkten, um auf diesem Wege der deutschen „psychologisch-politischen Imperialismus“ Grenzen zu setzen.

5. Schlussbemerkung

Ash (2010) hat im Kontext der Wissenschaft während des Nationalsozialismus von einem „komplexe[n] Ineinandergreifen von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur“ (S. 16) gesprochen. Auch meine Analyse zeigt eine solche komplexe Interaktion auf verschiedenen Ebenen. Dokumentiert sind unterschiedliche Meinungen und Eindrücke, die in Spanien nach dem Machtwechsel 1933 gegen-über der deutschen Rassenhygiene und angewandten Psychologie (Psychotech-nik und Typenlehre) geäußert wurden. Trotz der Sympathie, die es in Spanien für die deutsche Kultur und Wissenschaft schon vor 1933 gab, wurden während der Zweiten Republik (1931–1936) die Stimmen einiger Intellektueller (Repub-likaner, Sozialisten und Katholiken) laut, die die politische Radikalisierung des Naziregimes durch Eugenik und Rassengesetze scharf zurückwiesen. Insgesamt aber wurde der wissenschaftliche und persönliche Kontakt zu deutschsprachi-gen Kolledeutschsprachi-gen aufrechterhalten und in der Francozeit sogar verstärkt.

Die rassistische Politik im Dritten Reich hatte zwei unmittelbare Konsequen-zen für die deutsch-spanischen Beziehungen. Zum einen betrifft dies die Flucht nach Spanien. Unter den Emigranten war auch der Gestaltpsychologe Wolff, welcher am Psychotechnischen Institut in Barcelona eine erfolgreiche Zusam-menarbeit mit Mira aufbauen konnte. Durch den persönlichen Kontakt zu Flüchtlingen und der Brutalität des Bürgerkrieges wurde Miras Abneigung gegen das deutsche Nazionalsozialistische Regime verstärkt. Zum anderen ermöglich-ten die durch die rassistische Gesetzgebung entstandenen Leerstellen an deut-schen Universitäten bestimmten Personen (oft beschrieben als zweitrangige Akademiker) neue Karrierechancen. Baader ist dafür ein gutes Beispiel: Durch

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seinen akademischen Aufstieg wurde er zu einem wichtigen Referenzpunkt für Psychotechniker in Spanien.

Baader und andere Mediziner und Psychologen in Deutschland sahen die neue politische Lage als Chance. In einem Akt der von Historikern oft als „Gleichschaltung“ oder „Selbstmobilisierung“ beschrieben wird, wollten sie Wissenschaft und Politik zum gegenseitigen Vorteil verbinden. Auch andere Psychotechniker aus der Zeit wie Moede, Couvé und Tramm riefen Mitbürger und Kollegen dazu auf ihre Kräfte zu vereinen, um dem neuen Staat zu dienen (Métraux, 1985). Laut Traxel (1993) erhielten die Psychologen am 13. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie Anweisungen vom Minister, ihre Wissenschaft dem Staate nützlich zu machen, auch wenn auf gutpositionierte arischstämmige Akademiker kein direkter Zwang ausgeübt wurde.

In einer Zeit, in der die Hoffnung einer allumfassenden, rationalen Ordnung der Gesellschaft die politische und wissenschaftliche Landschaft prägte, konnte die Psychotechnik aufleben. Sie erwies sich im Dienste des Nazionalsozialisti-schen Staates als nützliches Macht- und Kontrollinstrument. Mögliche Wider-stände gegen die „Nationalsozialistische Bewegung“ sollten durch sie abgebaut werden.

Teil der Rhetorik war auch, wie Métraux (1985) richtig bemerkt hat, die beschö-nigende Umschreibung der Folgen für das Seelenleben der Arbeitnehmer. Deren beschädigte Identität sollte durch das Aufgehen in der „organischen Volksgemein-schaft“ (bzw. Rasse) die Individualität des Einzelnen ersetzen. Propagiert wurde die Idee eines manipulierbaren Egos, welches problemlos sich in die Maschine-rie des Staatsapparates einfügen lassen sollte. Allerdings muss hier gesagt werden, dass diese Stategie nicht exklusiv nur vom Nationalsozialismus verfolgt wurde.

Im Gegenzug erwarteten Psychologen und Psychotechniker vom Regime eine Anerkennung und Förderung des eigenen Faches. Diese Strategie war im Drit-ten Reich recht erfolgreich (Graumann, 1985). Geuter (1984) hat gezeigt, wie sehr die angewandte Psychologie von der Rüstungspolitik in den 1930ern pro-fitierte. Es wurden Arbeitsplätze für Psychologen in der Berufsberatung und in der Wehrmacht geschaffen, und 1941 der Berufsweg durch die Regulierung des Studienganges ermöglicht.14

Die spanischen Psychotechniker beobachteten diese Entwicklung aufmerk-sam und ahmten die oben genannten Strategien nach. Die ideologische Maxime 14 In Spanien dauerte es noch bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bis ein

Wachs-tum an Arbeitsplätzen für Psychologen deutlich zu spüren war. Ein eigenständiger Studiengang der Psychologie wurde erst in den 1970ern aufgebaut.

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vom Wohlergehen der Nation, welche über das des Einzelnen zu stellen sei, aber auch praxisorientierte Initiativen der Deutschen Arbeitsfront wurden von den spanischen Kollegen (manchmal sogar wörtlich) übernommen. Im Kontext des spanischen Militär-Regimes war die soziale (Unter-) Ordnung und Gefügigkeit der Bürger für die Stabilität des Regimes genauso wichtig wie in Deutschland.

In einem Akt der Mobilisierung der eigenen Berufsgruppe plädierte Mallart dafür, dass der Psychotechnik im neuen spanischen Staat eine ähnlich wichtige Rolle zukommen solle wie in Deutschland. In Spanien hatte es in den 1920ern einen Aufschwung der Psychotechnik gegeben, auch wenn diese noch weit hinter den deutschen Verhältnisse zurückblieb. Trotz der Betonung des freien mensch-lichen Willens und der göttmensch-lichen Vorhersehung im katholischen Dogma waren in Spanien auch Geistliche mit Berufsberatung und Psychotechnik beschäftigt, wie z. B. Fernando María Palmés. In dieser Hinsicht war Agostino Gemelli in Italien ein wichtiges Vorbild (Foschi, Giannone & Giuliani, 2013). Hierzu muss bemerkt werden: die Berufsorientierung zum Wohle eines organisch gedachten Staatswesens hatte eine längere Tradition in Spanien. Sie war von Juan Huarte de San Juan schon 1575 geplant worden. Dieser historische Verweis auf die Psycho-technik als eigene Tradition war für das Ansehen der Disziplin im ideologischen Kontext der Francozeit essenziell. Ein wichtiges Schlagwort zur Benennung dieser eigenen Tradition war der Begriff der „Hispanidad“. Er bezeichnet eine Mischung aus intellektueller Autarkie und Nationalstolz, basierend auf einer „Rückgewinnung der eigenen Tradition“. Diese wurde durch die christlich- katholischen Kreuzritter des Mittelalters verkörpert.

Während der Francozeit wurde die Frau an den Herd gedrängt und ihre Rolle als Erzeugerin und Versorgerin hervorgehoben. Trotzdem betonte Mallart die Frauenarbeit als wichtigen Faktor für das wirtschaftliche Wachstum der Nation. In diesem Kontext war Moers nationalsozialistische Mobilisierung der Frau in der Rüstungsindustrie sehr passend.

Im Bereich der Typologien finden wir das Bild López Ibors, eines katholi-schen Spaniers, einem ruhigen, genüg- und gefügsamen Patrioten, der sich der modernen (technischen) Welt nicht ganz gewachsen fühlte und nostalgisch dem alten militärischen und literarischen Ruhm des „Goldenen Jahrhunderts“ (nach der „Reconquista“ 1492) nachtrauerte; eine Charakterisierung, die sehr gut zum Nationalkatholizismus der Francozeit passt (Gónzalez de Pablo, 2017). Auch die psychologisch-anthropologischen Arbeiten Erich Jaenschs, der in Deutschland als etwas exzentrische Figur bekannt war (Traxel, 1993), wurden von spanischen Psychologen und Psychotechnikern in den 1940ern häufig zitiert. Jedoch wurde Kritik laut, sobald es zum sensiblen Punkt der Beschreibung des Charakters des

eigenen Volkes kam. Mit einem spontanen und extrovertierten Menschenschlag

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wollten sich die Spanier nicht identifizieren. Aus Mallarts Texten wird klar, dass die rassenpsychologische Typenlehre eine nationale Rivalität beinhaltete. Dem-entsprechend wurde es als Instrument zur psychologischen Demütigung einer psychotechnischen Domestizierung des Spaniers im Dienste des deutschen Impe-rialismus interpretiert. Mallart präsentiert seinerseits eine konstruktive Kritik am spanischen Menschentyp, die eine moralische Disziplinierung und rationale Erziehung des Arbeiters im Rahmen der wirtschaftlichen Effizienz rechtfertigte.

Die Skepsis gegenüber Diagnosen des spanischen „Menschentypus“ durch die deutschen Psychologen, wie wir sie in der Rezeption der Typenlehre vor-gefunden haben, muss im Rahmen einerseits der politischen, bzw. militärisch-technischen und wirtschaftlichen Interessen beider Länder und andererseits der (berechtigten) Angst der Spanier vor dem deutschen Imperialismus, die schon vor 1933 zu spüren war, gesehen werden. Zwischen 1936 und 1945 wurde außen-politisch zwischen beiden Länder zwar militärische Unterstützung zugesagt, es bestand aber auch wenig verhohlenes Misstrauen und Rivalität. Barbieri (2015) hat gezeigt, dass Hitlers Wirtschaftsminister Hjalmar Schacht danach trachtete, an Spaniens Rohstoffe zu kommen und zudem eine systematische Kolonisierung durch Niederlassungen von deutschen Konzernen anvisierte.15

Im Allgemeinen zeigen die Texte der spanischen Autoren einen Verweis auf den Nationalstolz und ein Bemühen, die deutschen nationalsozialistischen Ini-tiativen in den eigenen Nationalkatholizismus einzubetten. In der Biographie Mallarts ist die Wende seiner Orientierung erstaunlich. In den 1920er und 30er Jahren war er Vorkämpfer der modernen Psychopädagogik und Psychotechnik, nach dem Bürgerkrieg passte er sich deutlich dem neuen katholisch-faschisti-schen Kontext an. Wie oben erwähnt, befand er sich zu Anfang der 1940er Jahre in einer persönlich heiklen Situation, unter politischer Überwachung. Daher versuchte er sich mit allen Mitteln als regimegetreu zu zeigen, um so seine Posi-tion zu sichern und die berufliche Karriere wieder in Gang zu setzen.

Abschließend will ich noch die Frage nach den Motiven für das Interesse der spanischen Forscher an Deutschland ansprechen. González de Pablo (1987) sieht den Grund in der Suche der Spanier nach einem Denkansatz, der möglichst gleichzeitig eine Alternative und Unterminierung der Freudschen und Marxis-tischen Auffassung bieten. Das ist sicherlich richtig für die Zeit nach 1939. Das

15 Nach Ende des Bürgerkrieges setzte sich die „Lebensraum“-Politik Görings, aufbauend auf traditionellen Imperialismuskonzepten, durch, womit das Kolonialisierungsprojekt Schachts gebremst wurde.

(23)

Verhältnis der spanischen Ärzte und Psychologen zur Freudschen Psychoanalyse war jedoch von Anfang an schwierig und ambivalent gewesen (Carles, Muñoz, Llor & Marset, 2000). Das hatte weniger mit seiner jüdischen Herkunft als mit seiner monistischen Triebtheorie zu tun. Zugleich gilt, dass der psychotherapeu-tische Ansatz in diversen Formen auch während der Francozeit weit verbreitet war (Levy, 2017). Ein Blick in die spanischen Zeitschriften genügt, um zu sehen, dass in Spanien weiterhin jüdische Kollegen genannt, zitiert und geehrt wurden.

Zudem muss man bedenken, dass die deutschen Initiativen im Bereich der angewandten Psychologie von primärem Interesse waren, da in Spanien die Psy-chologie von jeher praktisch gesehen wurde, als Service und Beruf, und weniger als experimentell orientiertes Forschungsfach. Auch war Deutschland gewis-sermaßen von völkerpsychologischem Interesse. Dies hängt mit der Machtgier und dem Versuch der Spanier zusammen, nach dem Verlust der Kolonien 1898 ein Projekt zur „Regeneration“ des eigenen Volkes aufzubauen. Ein Land wie Deutschland, dessen „Volksseele“ Vitalität verkörperte, erschien dafür als ein passendes Vorbild.

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