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Die Kulturaufgabe des Goethe-Instituts. Eine historisch-vergleichende Studie zur Kulturaufgabe des Goethe-Instituts zwischen Gründung und Gegenwart

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Die Kulturaufgabe des Goethe-Instituts

Eine historisch-vergleichende Studie zur Kulturaufgabe des Goethe-Instituts

zwischen Gründung und Gegenwart

Verfasserin: Marianne Brussee Matrikelnummer: s4469232

Universität: Radboud Universiteit Nijmegen Studium: Duitse Taal en Cultuur

Fakultät: Faculteit der Letteren Betreuerin: Mw. Dr. Y. Delhey Abgabedatum: 21.1.2018

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Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Kulturaufgabe des Goethe-Instituts. Die heutige Kulturaufgabe des Goethe-Instituts wird in dieser Arbeit beschrieben und mit der Kulturaufgabe des Goethe-Instituts im Gründungsjahr 1951 verglichen. Zuerst wird die Situation des Goethe-Instituts im Gründungsjahr dargestellt, wobei auch die Vorgeschichte des Goethe-Instituts miteinbezogen wurde. Danach wird die Situation des Goethe-Instituts heutzutage besprochen. Die Europäisierung und die weltweite Expansion des Goethe-Instituts spielen dabei eine wichtige Rolle. Anhand einer Literaturforschung und Interviews mit Mitarbeitern des Goethe-Instituts wird versucht, die Forschungsfrage zu beantworten. Die Förderung der deutschen Sprache im Ausland ist sowohl im Gründungsjahr, als auch heutzutage ein wichtiger Teil der Kulturaufgabe. Neben dieser Übereinstimmung hat sich gezeigt, dass die heutige Kulturaufgabe im Verhältnis zur Kulturaufgabe im Gründungsjahr sich sehr verändert hat.

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Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung S. 4

2. Die Situation des Goethe-Instituts am Anfang (1951) S. 7 2.1. Vorgeschichte des Goethe-Instituts: Die Deutsche Akademie S. 7

2.2. Die Gründung des Goethe-Instituts S. 10

2.3. Die erste Entwicklungsphase S. 12

3. Die Situation des Goethe-Instituts heutzutage (2017) S. 16 3.1. Entwicklung der letzten 20 Jahre: Die Wiedervereinigung Deutschlands und die

Öffnung Osteuropas S. 16

3.2. Die Europäisierung und das Netzwerk EUNIC S. 17

3.3. Die internationale Expansion S. 19

3.4. Das Goethe-Institut in Amsterdam S. 22

3.4.1. Barbara Mulzer S. 23

3.4.2. Christine Jansen S. 24

3.4.3. Helga Marx S. 24

4. Diskussion und kritische Reflexion der Ergebnisse S. 27

5. Ausblick S. 31

Quellenverzeichnis S. 33

Anhang S. 36

Anhang 1. Standorte des Goethe-Instituts weltweit S. 36

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1.Einleitung

,,Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland.‘‘1 Das Übertragen, Instand halten und Verbreiten der deutschen Sprache und Kultur stehen beim Goethe-Institut zentral. Schon 66 Jahre spielt dieses Institut eine bedeutende Rolle bei der deutschen Spracharbeit im Ausland.2 Das Goethe-Institut ist tief mit der deutschen Sprache und Kultur verbunden und hat einen großen Einfluss auf diese. Gerade darum beschäftigt die vorliegende Arbeit sich mit diesem Thema.

Der wesentliche Begriff für das Goethe-Institut ist der Begriff ,Kulturaufgabe‘. Dieser Begriff ist sehr breit und abhängig von Zeit und Politik. So beeinflusste die Rolle Deutschlands während des Zweiten Weltkriegs die Kulturaufgabe des Goethe-Instituts bei der Gründung im Jahr 1951.Der Vorläufer des Goethe-Instituts ,die Deutsche Akademie‘ hatte unter dem Naziregime gearbeitet, wodurch es umso wichtiger für das Goethe-Institut war, der Welt zu zeigen, dass es zu der ‚neuen‘ Bundesrepublik gehörte, und dass das alte Deutschland

Geschichte war. Eine Verbesserung des Images Deutschlands spielte bei dieser Kulturaufgabe eine wichtige Rolle. Ein anderes Beispiel ist der Mauerfall. Dieses Ereignis öffnete den Osten Europas für das Goethe-Institut. Die Folgen waren unter anderem eine Erweiterung der Standorte und ein Schritt Richtung Europäisierung; Änderungen, die die Kulturaufgabe beeinflusst haben. Es ist außerdem anzunehmen, dass es weitere Ereignisse gegeben hat, die die Kulturaufgabe des Goethe-Instituts beeinflusst haben. Daneben ist es wichtig, was die Menschen, die das Goethe-Institut geprägt und geleistet haben, zur Kulturaufgabe gesagt haben bzw. sagen. Aufgrund der Abhängigkeit bzw. Beeinflussbarkeit der Kulturaufgabe wird nach dieser Kulturaufgabe des Goethe-Instituts geforscht.

In 66 Jahren ist viel passiert, wodurch die Welt sich geändert hat. Die Situation ist heutzutage ganz anders als im Gründungsjahr des Goethe-Instituts.Das führt zu den folgenden Fragen: Wie sieht die heutige Kulturaufgabe des Goethe-Instituts aus? Ist diese heutige Kulturaufgabe anders im Vergleich zur Kulturaufgabe des Goethe-Instituts gleich nach dem Zweiten

Weltkrieg? Diese Fragen liegen der Forschungsfrage dieser Arbeit zugrunde. Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet: ,Was ist die Kulturaufgabe des Goethe-Instituts heutzutage und wie verhält sich diese zum Gründungsjahr 1951?‘ Ziel der Arbeit ist es, die

1

Goethe-Institut. Über uns, verfügbar unter: https://www.goethe.de/de/uun.html, (12.10.2017).

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Vgl. Goethe-Institut. Zur Geschichte des Goethe-Instituts, verfügbar unter:

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5 heutige Kulturaufgabe des Goethe-Instituts zu beschreiben und diese mit der Kulturaufgabe des Goethe-Instituts im Gründungsjahr 1951, zu vergleichen.

Zum Goethe-Institut ist schon öfter geforscht worden. Ein Beispiel ist Deutsch als Fremdsprache und die Aufgabe des Goethe-Instituts,3 wobei die verschiedenen

Tätigkeitsfelder des Instituts im DaF-Unterricht dargestellt wurden. Das Goethe-Institut in Bezug auf den Begriff ,Kulturaufgabe‘ ist jedoch bis jetzt nicht untersucht worden, was die Relevanz dieser Arbeit zeigt.

Diese Arbeit stützt sich auf Literaturforschung und Interviews. Verwendete Literatur sind unter anderem Materialien des Goethe-Instituts. Ein Beispiel dieser Literatur ist Murnau, Manila, Minsk. 50 Jahre Goethe-Institut4, vom Goethe-Institut zum 50-jährigen Jubiläum herausgegeben. Dieses Buch zeigt mittels verschiedener Geschichten von unterschiedlichen Autoren Teile der Geschichte des Goethe-Instituts. Es kann darum als eine Sammlung separater Erzählungen betrachtet werden. Damit ein komplettes Bild des Goethe-Instituts gezeigt werden kann, werden gleichfalls die folgenden Werke verwendet: Und das in Goethes Namen. Das Goethe-Institut van 1951 bis 19765 und Kulturpolitik um jeden Preis. Die

Geschichte des Goethe-Instituts von 1951 bis 19906. In diesen Büchern wird die Geschichte des Instituts in den jeweiligen Perioden dargestellt. Diese Bücher sind dem Goethe-Institut gegenüber eher kritisch. Für diese Arbeit werden ebenfalls Interviews mit

Mitarbeitern des Goethe-Instituts verwendet, weil ihre Kenntnisse und Erfahrungen einen Mehrwert für diese Arbeit haben. Sie sind aktiv mit der Kulturaufgabe des Goethe-Instituts beschäftigt und sind dadurch in der Lage ihre Perspektive und ihre Arbeit, was die

Kulturaufgabe betrifft, zu skizzieren. Während der Interviews wurde deutlich, dass die Mitarbeiter alle ein anderes Bild der Kulturaufgabe des Goethe-Instituts haben. Das zeigt, dass es wertvoll ist nach dieser Kulturaufgabe zu forschen, weil die Kulturaufgabe nicht eindeutig ist.

Um sich eine bessere Übersicht über die Forschungsfrage zu verschaffen, wurden zwei Teilfragen aufgestellt, die in zwei separaten Kapiteln behandelt werden. Die erste Teilfrage ist: ,Was war das ursprüngliche Ziel des Goethe-Instituts im Jahr 1951?‘ Dieses Kapitel beschäftigt sich zuerst mit dem Vorläufer des Goethe-Instituts: Die Deutsche Akademie. Hier

3 Stuber 1999. 4

Goethe-Institut Inter Nationes 2001.

5 Wittek 2006.

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6 wird zuerst auf diese Vorgeschichte eingegangen, weil bestimmte Standpunkte bzw. Ziele des Goethe-Instituts eine Reaktion auf diesen Vorläufer sind. Danach werden die schwierige Gründung des Goethe-Instituts und die erste Entwicklungsphase beschrieben, sodass ein deutliches Bild des Goethe-Instituts im Gründungsjahr gezeigt werden kann. Diese Frage wird anhand einer Literaturforschung beantwortet. Die zweite Teilfrage lautet: ,Was ist das heutige Ziel des Goethe-Instituts?‘ Zuerst wird die Entwicklung der letzten 20 Jahre gezeigt; vor allem die Wiedervereinigung und die Öffnung Osteuropas sind sehr wichtig für die aktuelle Entwicklung des Goethe-Instituts gewesen und können deswegen nicht in diesem Kapitel fehlen. Danach werden die Europäisierung und das Netzwerk EUNIC, in dem das Goethe-Institut auch beteiligt ist, besprochen. Des Weiteren beschäftigt dieses Kapitel sich mit der internationalen Expansion des Goethe-Instituts. Diese Teilfrage wird ebenfalls mittels einer Literaturforschung und außerdem mit Hilfe von Interviews beantwortet. Mitarbeiterinnen des Goethe-Instituts in Amsterdam sind unter anderem über ihre Tätigkeiten und den Begriff ,Kulturaufgabe‘ interviewt worden. Zusammenfassungen dieser Befunde werden am Ende des Kapitels dargestellt. Im darauffolgenden Abschnitt gibt es eine Diskussion und eine kritische Reflexion der Ergebnisse. Die vorliegende Arbeit wird schließlich mit dem Ausblick, in dem eine Verbindung mit zukünftiger Forschung hergestellt wird, beendet.

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2.Die Situation des Goethe-Instituts am Anfang (1951)

In diesem Kapitel wird die folgende Frage gestellt: ‚Was war das ursprüngliche Ziel des Goethe-Instituts im Gründungsjahr 1951?‘ Nicht nur die Gründung ist dabei wichtig, sondern auch die Vorgeschichte des Instituts und die erste Entwicklungsphase.

2.1.Vorgeschichte des Goethe-Instituts: Die Deutsche Akademie

Die Deutsche Akademie wird als eine Art Vorgängerorganisation des Goethe-Instituts gesehen und war zwischen 1925 und 1945 eins der größten Institute der auswärtigen Kulturpolitik.78 Im Jahr 1923 fingen die ersten Initiativen zur Gründung dieser Deutschen Akademie an. 1923 ist allerdings, nach Wittek, nicht zufällig, denn in diesem Jahr fanden drei wichtige Ereignisse für Deutschland statt: die Besetzung des Ruhrgebietes, die Inflation und der Münchner Hitlerputsch. Deutschland hatte gerade den Ersten Weltkrieg verloren und musste mit der demütigenden Politik der Siegermächte und den daraus wachsenden Problemen zurechtkommen. Wittek meint, dass die Idee der Gründung der Deutschen Akademie eine Reaktion auf die damalige schlimme Situation in Deutschland war; man versuchte eine Lösung in kulturellen Aktivitäten zu finden.9 Nach Michels sollte die Gründung der Deutschen Akademie eine überzeugende Selbstdarstellung Deutschlands im Ausland sein. Durch einen besseren kulturellen Austausch zwischen den Nationen sollten in Zukunft ebenfalls politische Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich mittels eines Kulturinstituts vermieden werden können.10 Des Weiteren sollte die Deutsche Akademie innerhalb Deutschlands die gemeinsamen deutschen Wurzeln verdeutlichen.11

Nach über zwei Jahren Vorbereitungszeit fand am 5. Mai 1925 die offizielle

Gründungsversammlung der Deutschen Akademie an der Universität von Münster statt.12 Die folgenden Personen sind für die Gründung der Deutschen Akademie sehr wichtig gewesen: Georg Pfeilschifter, Kirchenhistoriker und Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität,13

7

Der Begriff ,auswärtige Kulturpolitik’ wird seit 1913 verwendet. Doch kann erst ab Jahr 1970 offiziell von ,auswärtiger Kulturpolitik‘ gesprochen werden, weil damals die Kulturpolitik als dritte Säule der Außenpolitik bezeichnet wurde. Siehe 2.3. Quelle: Vgl. Goethe-Institut. Zur Geschichte des Goethe-Instituts & Griese 2006, 23. 8 Vgl. Kathe 2005, 66. 9 Vgl. Wittek 2006, 66. 10 Vgl. Michels 2005, 11. 11 Vgl. Michels 2005, 19. 12 Vgl. Kathe 2005, 66.

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8 Generalmajor a.D. und Professor für Geopolitik Karl Haushofer, politischer Historiker

Hermann Oncken, lehrender Jurist an der Ludwig-Maximilians-Universität Reinhard von Franck, Professor Hans Dorn von der Technischen Hochschule, Vorsitzende der Bayerische Volkspartei im Bayerischen Landtag, Heinrich Held, und Hugo Maffei als Vertreter der bayerischen Wirtschaft.1415 Die Akademie sollte, nach dem französischen Vorbild, ein Zentrum der deutschen Kultur werden. Die Pflege und Erforschung der deutschen Sprache und die Förderung aller deutschen Kulturinteressen standen dabei im Vordergrund. Obwohl der Anfang erfolgreich war, gab es schon bald einige Schwierigkeiten. Verschiedene

Akademien der Wissenschaften fanden den Namen der Deutschen Akademie inkorrekt, weil sie dadurch als eine Art Konkurrenzinstitut für die Akademien der Wissenschaften gesehen wurde. Der Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA) und das Auslandsinstitut in Stuttgart, wo auswandernde Deutsche Hilfe und Rat suchen konnten, betrachteten die Deutsche Akademie ebenfalls als Konkurrenz.16 Des Weiteren gab es aber auch Kritik; ein Teil der Presse war zum Beispiel von Anfang an einGegner und sah die Akademie und ihre Kulturaufgabe nur als Imperialismus. Mit Imperialismus könnte hier gemeint werden, dass die deutsche Sprache und Kultur, anstatt ‚freundlich‘ präsentiert, anderen Ländern zwingend auferlegt wurden. Dies wird aber in der genannten Quelle nicht weiter erläutert.17

Im Jahr 1929 entstand die Idee sich zukünftig stärker auf die Nichtdeutschen im Ausland zu fokussieren. Für die Betreuung der auswandernden Deutschen gab es schon Institute: VDA und das Auslandsinstitut in Stuttgart. Durch die Verschiebung der Fokussierung entstand eine neue Zielgruppe und die Kulturaufgabe veränderte sich.18 So sollte der Schwerpunkt bei der Auslandsarbeit jetzt mehr auf der Einrichtung privater Sprachkurse liegen. Diese

Verschiebung war eine strategische Entscheidung gewesen, damit nicht um die Konkurrenz anderer Institute gefürchtet werden sollte.19 1931 fingen die ersten zwei Lektorate20 an. Schon im Jahr 1934 hatte sich das um 20 Lektorate erweitert.21

Als Teil der praktischen Abteilung innerhalb der Deutschen Akademie wurde ein erstes Goethe-Institut gegründet, das vor allem für den Sprachunterricht wichtig war. Die Gründung

14 Der Hauptstandort des Instituts wurde in München gegründet. Deswegen waren Vertreter aus Bayern beteiligt.

Quelle: Vgl. Michels 2005, 12. 15 Vgl. Michels 2005, 12. 16 Vgl. Wittek 2006, 69. 17 Vgl. Kathe 2005, 67.

18 Vgl. Michels in Goethe-Institut Inter Nationes 2001, 15. 19 Vgl. Michels in Goethe-Institut Inter Nationes 2001, 16.

20 Deutschkurse im Ausland. Quelle: Vgl. Michels in Goethe-Institut Inter Nationes 2001, 17. 21 Vgl. Michels in Goethe-Institut Inter Nationes 2001, 17.

(9)

9 erfolgte am 22. März 1932, dem hundertsten Todestag Goethes.22 Die Wahl dieses Namens kam auch dadurch, dass die Goethegesellschaft in Frankfurt einen Teil ihrer Spenden dem neu gegründeten Goethe-Institut schenkte, wenn die Deutsche Akademie sich für den Namen des bekannten Dichters entscheiden würde.23

Im Jahr 1933 betrachteten die meisten Mitarbeiter der Deutschen Akademie die

Machtübernahme der Nationalsozialisten zuerst nicht oder kaum als einen negativen Vorfall.24 Trotzdem änderte sich während der Nazizeit viel für die Deutsche Akademie. So wurde schon bald der damalige Präsident, Friedrich Müller, am 1. April 1934 zum Rücktritt gezwungen,25 wodurch Karl Haushofer, Ideologe des NS-Regimes und enger Vertrauter Hitlers, Präsident werden konnte. Hitler wollte ,,die Deutsche Akademie zur Dachorganisation aller

Organisationen der Sprachpflege‘‘26

machen. Hiernach entstand zum ersten Mal Widerstand der Angestellten der Deutschen Akademie, jedoch erfolglos.27

Es entwickelte sich ein rassistisches Gedankengut, in dem viele wissenschaftliche Arbeiten und Vortragsreihen sich mit Themen wie Rassenhygiene beschäftigten. Außerdem

verteidigten verschiedene Mitarbeiter die Bücherverbrennungen und die Judenpolitik. Mitarbeiter, die nicht mit dem Gedankengut einverstanden waren, wurden entlassen.28 Das rassistische Gedankengut und die Ideen Hitlers veränderten die Kulturaufgabe der Deutschen Akademie in eine Art Propagandamittel. Die deutsche Sprache und Kultur sollte mittels der Kulturaufgabe als Idealbild gelten und verherrlicht werden. Alles wurde kontrolliert, wodurch die Deutsche Akademie sich in eine politische Propagandainstitution verwandelte.29

Der Zweite Weltkrieg bedeutete das Ende für die Deutsche Akademie. Die Lektorate im Ausland sanken schnell, wodurch Schließungen folgten. Einer der Gründe dafür war, dass immer mehr Lektoren in Kriegsdienst treten mussten. Daneben vernichteten die ersten alliierten Luftangriffe auf Deutschland schon einen Großteil der wissenschaftlichen Arbeiten der Akademie und die Druckerei der Akademie wurde zerstört. Auch später im Krieg wurden viele Gebäude der Deutschen Akademie getroffen und es gab immer weniger Nachrichten der

22 Vgl. Michels 2005, 82. 23 Vgl. Kathe 2005, 68.

24 Vgl. Michels in Goethe-Institut Inter Nationes 2001, 17. 25 Vgl. Kathe 2005, 70. 26 Kathe 2005, 71. 27 Vgl. Kathe 2005, 71. 28 Vgl. Kathe 2005, 74.

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10 Akademie.30 Nach dem Krieg entschied der amerikanische Besatzungsmacht, dass die

Deutsche Akademie am 31. Dezember 1945 auflösen sollte und dass keine

Nachfolgeorganisation entstehen dürfte. Ein Grund dafür war unter anderem, dass die Amerikaner dachten, dass die Deutsche Akademie nur eine Maskierung für ein Spionageunternehmen gewesen war.31

2.2.Die Gründung des Goethe-Instituts

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Deutschland durch die Alliierten besetzt. Es gab keine deutsche Souveränität und damit auch keine deutsche Kulturpolitik mehr.32 Die kulturelle Lücke wurde, nach Kathe, durch die Besatzungsmächte selber ausgefüllt. So betrieben sowohl die USA, als auch Frankreich und England eine auf Deutschland gerichtete Kulturpolitik mit dem Ziel, die Deutschen auf dem Weg zur Demokratie zu helfen. Daneben wollten sie für die Deutschen einen ,freundlichen‘ Kontakt mit ihren ehemaligen Kriegsgegnern herstellen.33

Erst im Jahr 1949, als die Bundesrepublik gegründet wurde, entstand wieder eine deutsche auswärtige Kulturpolitik. Im gleichen Jahr vereinigten sich ehemalige Diplomaten,

Intellektuelle und Industrielle zum ,,Wiesbadener Arbeitskreis e.V.‘‘34 Insgesamt waren 14 Personen anwesend.

Unter den 14 anwesenden Personen befanden sich neben Thierfelder, Fehn, Magnus, Eckert und Meier noch der Germanist Wolfgang Stammler sowie Heinz Kloss, ein ehemaliger Mitarbeiter des DAI sowie der Historiker Paul Wentzcke, der ebenso wie Kloss in der Weimarer Republik und im Dritten Reich zu Forschungen über das Grenz- und Auslandsdeutschtum hervorgetreten war.35

Besonders wichtig waren Franz Thierfelder und Kurt Magnus. Thierfelder war schon bei der Deutschen Akademie als Pressereferent tätig gewesen und war die treibende Kraft bei der Neugründung dieses Instituts. Botschafter a.D. Kurt Magnus war der spätere Präsident des Goethe-Instituts36 vom 1951 bis zum Jahr 1962.37 Der Wiesbadener Arbeitskreis fing mit ersten Konzepten und Planungen für die deutsche auswärtige Kulturpolitik an.38 Ziel dieses Arbeitskreises war es vor allem die Deutsche Akademie neuzugründen.39 Am 26. Februar

30

Vgl. Kathe 2005, 73.

31 Vgl. Michels in Goethe-Institut Inter Nationes 2001, 22. 32 Vgl. Kathe 2005, 76. 33 Vgl. Kathe 2005, 77. 34 Vgl. Kathe 2005, 78. 35 Michels 2005, 205. 36 Vgl. Kathe 2005, 78.

37 Vgl. Goethe-Institut. Zur Geschichte des Goethe-Instituts. 38

Vgl. Kathe 2005, 78.

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11 1950 wurde dann durch den Wiesbadener Arbeitskreis die Deutsche Akademie erneut

gegründet.40 Diese Akademie wurde vor allem aus finanziellen Gründen neugegründet: Bei der Auflösung der alten Akademie war ein Barvermögen von 1,4 Millionen Reichsmark dem bayerischen Staat zugefallen. Der bayerische Staat hatte noch immer nicht definitiv über die Verwendung dieses Geldes entschieden. Mittels der ,neuen‘ Deutschen Akademie versuchte man auf diese Weise das damalige Vermögen der Akademie wieder zurückzugewinnen, denn es konnte als eine wichtige Starthilfe eines neuen Instituts dienen.41

Deutlich war aber, dass dieser Name wegen des negativen Deutschlandbildes nach dem Krieg nicht bleiben konnte, weil sonst die Kulturaufgabe des Instituts nicht ernst genommen würde. Darum musste man eine Organisation mit einem weniger belasteten Namen einrichten. Außerdem war es wichtig, dass es noch immer möglich war, Ansprüche auf das Vermögen der alten Deutschen Akademie zu erheben. Die Antwort wurde in dem Namen ,Goethe-Institut‘ gefunden. Dieser Name stand in Verbindung mit der alten Deutschen Akademie, denn ein Teil der praktischen Abteilung der alten Akademie trug diesen Namen. Wann die Idee dieses Namens genau entstanden war, ist nicht deutlich. Man behauptet, dass dieser Name Ende 1950 angenommen würde. Die Namensverbindung wurde als eine bessere Chance gesehen, Anspruch auf das Geld zu erheben. Dieses Geld wurde als sehr hilfreich für die Aufgaben des Instituts betrachtet. Franz Thierfelder und Kurt Magnus bedachten

daraufhin eine Doppelpolitik, die seit 1951 geführt wurde: Einerseits sollte das Goethe-Institut in der Öffentlichkeit stehen und mit einem ‚sauberen und neuen‘ Namen handeln. Andererseits blieb die ebenfalls neu gegründete Deutsche Akademie im Hintergrund, damit sie Anspruch auf das Geld der alten Akademie erheben konnte. Nach einiger Zeit wurde die neue Deutsche Akademie überflüssig und wurde letztendlich aufgelöst.42

Am 9. August 1951 fand die Gründungssitzung des ,,Goethe-Instituts e.V.‘‘43 statt. Die erste Aufgabe war die ausländischen Deutschlehrer in Deutschland fortzubilden.44 Die

Anwesenden waren teilweise während der Neugründung der Deutschen Akademie im Jahr 1950 tätig geworden und zum Teil schon bei der Deutschen Akademie angestellt gewesen. Wichtige Personen waren: Ernst und Eva Rederer, Franz Thierfelder, Carl-Ferdinand Reuss, Richard Fehn und Wolfgang Müller-Clemm. Auf dieser Versammlung hatte man entschieden,

40

Vgl. Kathe 2005, 79.

41 Vgl. Michels in Goethe-Institut Inter Nationes 2001, 22. 42 Vgl. Kathe 2005, 83f.

43

Vgl. Kathe 2005, 87.

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12 eine Bitte an das bayerische Kulturministerium zu schicken,45 um somit wenigstens 30-35 Tausend Deutsche Mark des Vermögens der alten Akademie zurückzubekommen.46

Die Deutsche Akademie wurde eher als eine Art Nothilfe (Anspruch des Vermögens) gegründet. Das Goethe-Institut wurde dagegen als ein seriöses Projekt betrachtet und sollte das Image Deutschlands im Ausland verbessern. Bei seiner Gründung wurden schon konkrete Vorstellungen zum Zweck des Instituts vorgestellt. Diese sind im Paragraph 1 der Satzung dargestellt:47

Ausschließlicher und unmittelbarer Zweck des Vereins ist die Pflege der deutschen Sprache im Ausland durch:

a) Förderung des Deutschunterrichts unter nichtdeutschen Völkern, b) Schaffung von Hilfsmitteln für den Deutschunterricht,

c) Verbesserung der Unterrichtsmethoden.

d) Ausbildungslehrgänge für künftige Deutschlehrer im Ausland,

e) Fachtagungen ausländischer Germanisten in München.48 ‚,(Hervorhebung im Original)‘‘

Die Unterhaltung der deutschen Sprache im Ausland war das wichtigste Ziel bei der

Gründung des Goethe-Instituts. Mittels verschiedener Maßnahmen sollte dieses Ziel erreicht werden. Daneben wurde die Organisationsstruktur des Goethe-Instituts geändert, sodass das Goethe-Institut definitiv keine Gemeinschaften mit der alten oder der neuen Deutschen Akademie hatte.

2.3.Die erste Entwicklungsphase

Mit der Gründung wurde ein Programm erstellt. Das Programm enthielt die folgenden Punkte:

1. Karteimäßige Erfassung aller Unterrichtseinrichtungen im Ausland, die der deutschen Sprache dienen,

2. Aufbau der Fachbücherei, Sammlung der Lehrbücher, Einrichtung einer ständigen pädagogischen Schau,

3. Unterstützung der im Ausland tätigen Sprachlehrer und Lektoren, 4. Entsendung neuer Lehrer und Lektoren, Auskunftserteilung,

Lieferung von Büchern und Zeitschriften, persönliche Beratung in allen praktischen Fragen des Unterrichts,

5. Herausgabe der Zeitschrift ,,Deutschunterricht für Ausländer‘‘, 6. Vorbereitung von Sommerlehrgängen für ausländische Germanisten

im Jahre 1952,

7. Neubearbeitung und Neuschaffung von Lehrbüchern und sonstigen Hilfsmitteln für den Deutschunterricht im Ausland.

8. Prüfung und Ausbau neuer Lehrmethoden für den fremdsprachlichen

45 Vgl. Kathe 2005, 87. 46 Vgl. Michels 2005, 222. 47 Vgl. Kathe 2005, 87f. 48

§ 2 Satzung des ,,Goethe-Instituts‘‘ eingetragener Verein zur Pflege der deutschen Sprache im Ausland vom 9.8.1951, zitiert nach Kathe 2005, 88.

(13)

13

Unterricht im In- und Ausland.49

Diese Punkte wurden als eine Art Inventur gesehen. Es sollte eine erste Grundlage sein, sodass die ungenauen Punkte, die bei der ersten Satzung des Instituts besprochen wurden, mehr ‚Inhalt‘ bekamen. Außerdem gehören diese geplanten Punkte zur allerersten

Kulturaufgabe des Goethe-Instituts; es zeigt den damaligen Fokus der Kulturaufgabe und die damaligen Ziele des Goethe-Instituts. Bemerkenswert ist allerdings, dass bei diesen Punkten nicht über die Finanzen des Instituts gesprochen wurde. Mit welchem Geld sollte diese Kulturaufgabe bewerkstelligt werden? Daneben wird es nicht deutlich, in welchem Zeitraum diese Ziele erreicht werden sollten.50

Erst am 1. Juli 1952 fing die Geschäftsstelle des Goethe-Instituts mit der Arbeit in München an. Diese Geschäftsstelle organisierte im Oktober 1952 zuerst ein Auswahlseminar in Seeshaupt, das für künftige Auslandsdozenten gemeint war.51 Franz Thierfelder,

Gründungsmitglied des Goethe-Instituts, sprach während dieses Auswahlseminars über die Richtlinien des Goethe-Instituts. Thierfelder sagte, dass es keine Vermischung von Politik und Kulturarbeit mehr geben sollte. Die Kulturaufgabe dürfte also nie wieder kontrolliert werden, wie das während der Nazizeit passiert war. Des Weiteren sagte er, dass das Fundament der auswärtigen Kulturpolitik die deutsche Sprache sei, wobei ihre Pflege und Verbreitung52 eine ,,natürliche Pflicht und ein gesundes Bestreben‘‘53

sein sollte.Nach Michels wird dazu das Folgende gesagt: ,,Die deutsche Sprache habe, wenn auch ,blutend‘, die Niederlage

überstanden und rücke wieder in ihre alte Stellung ein, wobei Deutsch, Französisch und Englisch die wichtigsten Weltsprachen seien.‘‘54

Nach Thierfelder sollte das Goethe-Institut bei dieser Wiedereinrückung in ihre alte Stelle eine wichtige Rolle spielen.

Im Jahr 1953 fingen die ersten Sprachkurse des Goethe-Instituts an. Zuerst in Bad

Reichenhall, und durch eine große Nachfrage auch in anderen Städten wie Murnau (1954) und Kochel (1955). Diese Standorte, die sogar ein wenig Gewinn machten, erwiesen sich als erfolgreich. Ende der fünfziger Jahre vermehrte die Zahl der Unterrichtsstädte sich auf

49 Kathe 2005, 89. 50 Vgl. Kathe 2005, 89. 51 Vgl. Michels 2005, 227. 52 Vgl. Michels 2005, 228. 53 Michels 2005, 228. 54 Michels 2005, 229.

(14)

14 zwölf.55 Alle wurden in Kleinstädten gegründet; diese kleinen und idyllischen Orte sollten eine positive Darstellung des Nachkriegsdeutschlands sein.56 Daneben waren die

Unterbringungskosten in diesen Kleinstädten geringer und es gab keine Ablenkungen für die Sprachschüler, damit sie sich komplett auf das Lernen konzentrieren konnten. Die

Sprachschüler kamen vor allem aus Nordafrika und aus dem Nahen und Mittleren Osten; sogar doppelt so viel wie aus dem europäischen Kontinent. Vor allem die Sprachschüler aus den nichteuropäischen Ländern nahmen an den Kursen teil als eine Vorbereitung auf ein Studium in Deutschland.57

Als Unterrichtsmaterial wurde ab 1955 das erste Lehrbuch des Goethe-Instituts Deutsche Sprachlehre für Ausländer (Schulz-Griesbach) verwendet. Dieses Lehrbuch wurde von Dora Schulz und Heinz Griesbach erarbeitet.58 Dora Schulz war leitende Mitarbeiterin des Goethe-Instituts. Es ist nicht deutlich, ob Heinz Griesbach auch Mitarbeiter des Goethe-Instituts gewesen ist. Dieses Lehrwerk wurde sehr lange vom Goethe-Institut benutzt. Leider ist über den Inhalt dieses Lehrwerks keine Information zu finden.59

Im Jahr 1953 organisierte das Goethe-Institut auf eigene Initiative einen ersten

Auslandsstützpunkt mit Deutschsprachkursen. Die Standorte im Ausland brauchten aber im Gegensatz zu den Unterrichtstätten im Inland mehr Geld, wodurch sie nur durch

Subventionen vom Staat finanziert werden konnten. Die Zahl der Auslandsdozenten in den

fünfziger Jahren stieg aber trotzdem auf 62 ausländische Kräfte. Dies aufgrund der immer größeren Geldsumme, die vom Auswärtigen Amt dem Goethe-Institut zur Verfügung gestellt wurde. Ab dann galt die Kulturaufgabe des Goethe-Instituts nicht nur innerhalb der

Bundesrepublik, sondern auch im Ausland; das Goethe-Institut konnte die Bundesrepublik Deutschland auch im Ausland bewerben und die Verbesserung des Images fortsetzen.60

Obwohl das Goethe-Institut einen schleppenden Beginn hatte, entwickelte das Institut sich in den fünfziger Jahren weiter. Die Unterrichtsstandorte nahmen im In- und Ausland zu und der Name des Goethe-Instituts schieneine richtige Wahl gewesen zu sein. Deutschland vertrat mittels des Goethe-Instituts nach Jahren wieder selber seine kulturellen Interessen im

55 Vgl. Michels 2005, 230. 56

Vgl. Goethe-Institut. Zur Geschichte des Goethe-Instituts.

57 Vgl. Michels 2005, 230. 58 Vgl. Michels 2005, 229. 59

Vgl. Kathe 2005, 225.

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15 Ausland, was auch von großer Bedeutung für die Weiterentwicklung der Bundesrepublik Deutschland war.

Im Jahr 1970 wurden die ‚,Leitsätze für die auswärtige Kulturpolitik‘‘ von Ralf Dahrendorf, Professor Soziologie und Parlamentarischer Staatssekretär im Auswärtigen Amt,

veröffentlich.61 Mittels dieser Leitsätze wurde die Kulturarbeit, neben der Sicherheitspolitik und der Außenwirtschaftspolitik, zur dritten Säule der Außenpolitik erklärt. Die Kulturarbeit wurde ab dann mittels der Leitsätze teils vom Auswärtigen Amt kontrolliert.62 Die Leitsätze waren für das Goethe-Institut und andere Mittlerorganisationen im Ausland gemeint.63 Am 30. Juni 1976 wird das Verhältnis zwischen dem Goethe-Institut und dem Auswärtigen Amt sogar in einem Vertrag geregelt.64 In diesem Vertrag wird die Position des Goethe-Instituts als unabhängige Kulturinstitution festgelegt.65

Am Anfang dieses Kapitels wurde die folgende Frage gestellt: ,Was war das ursprüngliche Ziel des Goethe-Instituts im Gründungsjahr 1951?‘ Im folgenden Abschnitt wird diese Frage beantwortet.

Das ursprüngliche Ziel des Goethe-Instituts war die Pflege und Verbreitung der deutschen Sprache im Ausland, wobei die Pflege und Verbreitung als eine ,,natürliche Pflicht und ein gesundes Bestreben‘‘66

betrachtet wurden. Dies sollte unter anderem durch die Unterstützung der im Ausland tätigen Sprachlehrer, die Herausgabe einer Zeitschrift und die Neubearbeitung bzw. Neuschaffung von Lehrbüchern und sonstigen Hilfsmitteln für den Deutschunterricht im Ausland zustande gebracht werden. Wichtig war aber, dass keine Vermischung von

Kulturarbeit und Politik stattfinden durfte. Mittels des Goethe-Instituts und seiner

Kulturaufgabe sollte sich das Image der Bundesrepublik Deutschland, welches sich während des Zweiten Weltkriegs verschlechtert hatte, verbessern.

61

Vgl. Kathe 2005, 291.

62

Vgl. Goethe-Institut. Zur Geschichte des Goethe-Instituts.

63 Vgl. Wittek 2006, 256.

64 Vgl. Goethe-Institut. Rahmenvertrag. Berlin 12. Augustus 2004. 65

Vgl. Goethe-Institut. Zur Geschichte des Goethe-Instituts.

66

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16

3.Die Situation des Goethe-Instituts heutzutage (2017)

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Goethe-Institut heutzutage. Damit ein deutliches Bild der heutigen Kulturaufgabe entsteht, wird aber zuerst bei der Entwicklung der letzten 20 Jahre angefangen, wobei die Wiedervereinigung Deutschlands und die Öffnung Osteuropas zentral stehen. Diese Ereignisse haben eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung des Goethe-Instituts gespielt und haben die heutige Kulturaufgabe teils geformt. Danach werden die Europäisierung und das Netzwerk EUNIC, in dem das Goethe-Institut auch beteiligt ist, behandelt. Zum Schluss wird die internationale Expansion des Goethe-Instituts beleuchtet. Mittels dieser Punkte wird am Ende des Kapitels die Antwort auf die folgende Frage gegeben: ,Was ist das heutige Ziel des Goethe-Instituts?‘

3.1.Entwicklung der letzten 20 Jahre: Die Wiedervereinigung Deutschlands und die Öffnung Osteuropas

So beeindruckend die Sprachausbildung des Goethe-Instituts zum Beispiel in Südamerika oder im Mittelmeer war, so wenig passierte im Osten, obwohl es in der Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten viele deutschsprechende Menschen gab. In der Sowjetunion war Deutsch seit Jahrzehnten sogar zweite und teilweise erste Fremdsprache an den Schulen. Nach

Schätzungen gab es allein in der Sowjetunion ungefähr zwölf Millionen deutschsprechende Menschen.67 Ende des Jahres 1985 zeichnete sich ein neues Ereignis für die Außenpolitik des Goethe-Instituts ab: Die Öffnung des Ostblocks für westliche Ideen bzw. Einflüsse. Die Kulturabteilung des Auswärtigen Amts führte Gespräche mit Ostblockländern. Damals war das noch ohne Einbeziehung der DDR. Sogar außerhalb des Ostblocks gab es Länder, die ihre Kontaktbemühungen zum Westen verstärkten. Ein Beispiel war China, das das

Goethe-Institut zuließ. Nach China wollten auch einige Ostblockländer eine stärkere Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut.68 Das Goethe-Institut sollte, nach Kathe, allerdings zuerst ‚nur‘ einige Großprojekte durchführen, damit das Gastland die Leistungen des Instituts sehen konnte.69

Im Jahr 1988 wurde in Ungarn ein Goethe-Institut gegründet. Ungarn wurde damit als ein erster Schritt vorwärts in der Richtung der Ostblockländer betrachtet. Bei der Eröffnung dieses Instituts war der Bundesaußenminister anwesend, der damit den politischen Willen zu besseren Kontakten zwischen Ungarn und der BRD zeigte. Andere Länder des Ostblocks 67 Vgl. Kathe 2005, 354. 68 Vgl. Kathe 2005, 353f. 69 Vgl. Kathe 2005, 357 .

(17)

17 waren aber nicht gleich begeistert; Polen lehnte eine kulturelle Präsenz der Bundesrepublik sogar ab. In der deutschen Presse gab es dadurch Debatten über das Goethe-Institut. In diesen Debatten ging es um die Problematik der osteuropäischen Kulturarbeit. Viele waren der Meinung, dass Ungarn nicht als ersten Schritt vorwärts gesehen werden konnte. Ungarn hatte nämlich in zwei Weltkriegen an der Seite der Deutschen gekämpft, wodurch es fast keine Deutschenfeindlichkeit gab. In anderen Ostblockländern fehlte diese historische

Voraussetzung, mit Ausnahme der Bulgaren.70 Diese historische Voraussetzung ist aber bemerkenswert, denn die Weltkriege waren bereits seit Jahrzehnten vorbei. Ungarn war im Zweiten Weltkrieg mit den Nationalsozialisten verbunden, aber das bedeutet nicht, dass Ungarn in den achtziger Jahren noch die gleiche Meinung und die gleiche Haltung gegenüber den Deutschen hatte. Es ist deswegen fragwürdig, dass in diesem Kontext von ,keiner

Deutschenfeindlichkeit‘ ausgegangen bzw. gesprochen wird.71Trotz der kritischen Töne war das Goethe-Institut davon überzeugt, dass viele andere Länder des Ostblocks nach Ungarn folgen würden.72

Nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung Deutschlands war für das Goethe-Institut der Erfolg in den Ostblockländern unvorstellbar. Die politische Landschaft hatte sich geändert: Die Ostblockländer konnten das Institut jetzt nicht mehr verweigern. Das Goethe-Institut befand sich jetzt definitiv auf73 ,,dem Weg nach Osten‘‘.74 Neue Standorte wurden gegründet, trotz struktureller und finanzieller Schwierigkeiten. Das Goethe-Institut wollte unbedingt die Rückstände der vergangenen Jahre nachholen. Es wurde aber immer

schwieriger für das Goethe-Institut zusätzliche Mittel zu bekommen. Die Bundesrepublik hatte nämlich durch den Beitritt der DDR weniger Geld für das Goethe-Institut zur Verfügung.75

3.2.Die Europäisierung und das Netzwerk EUNIC

Die Vergrößerung der europäischen Zusammenarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg war für das Goethe-Institut eine positive Entwicklung. Nach dem Mauerfall hatte sich die

Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) im Jahr 1993 in die Europäische Union umgewandelt. Ab dann war es nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft, sondern eine

70 Vgl. Kathe 2005, 359. 71 Vgl. Deák 2017, S.140. 72 Vgl. Kathe 2005, 359. 73

Vgl. Kathe 2005, 363. & Goethe-Institut. Zur Geschichte des Goethe-Instituts.

74

Kathe 2005, 363.

(18)

18 Organisation, die sich mit verschiedenen Themen beschäftigt.76 Aufgrund der intensiveren politischen Zusammenarbeit in Europa gab es Interesse an Kursen über Wirtschaftsdeutsch und Informationsmaterial über Deutschland wie nie zuvor, was sehr günstig für das Goethe-Institut war.77

Immer mehr Themen wurden auf europäischer Ebene besprochen. In verschiedenen Gebieten, so wie auch im kulturellen Gebiet, wurde zusammengearbeitet. Besonders wichtig in diesem Gebiet ist EUNIC (European Union National Institutes for Culture), das internationale Netzwerk der europäischen nationalen Kulturinstitute. Im Jahr 2006 wurde EUNIC durch sechs europäische Kulturinstitute gegründet.78 Ziel ist es, lokale, dauerhafte Verbindungen und Netzwerke zu gründen, damit die kulturelle Verschiedenheit verbessert und unterstützt wird.79 Das Motto von EUNIC lautet: ,,Building trust and understanding between the people of Europe and the rest of the world through culture.’’80

Die europäischen Institute und Einrichtungen arbeiten also nicht nur zusammen, sondern auch mit Instituten und Ländern außerhalb Europas.81 Ab 2006 hatte EUNIC sich weiter entwickelt und im Jahr 2014 hatte EUNIC Mitglieder aus 28 EU-Ländern.82 Heutzutage hat EUNIC insgesamt 36 Institute aus 28 EU-Ländern, wie das Institut Français, das British Council, das Instituto di cultura Italiano und das Goethe-Institut. Diese europäischen Kulturinstitute sind autonom und arbeiten, soweit möglich, unabhängig von ihren betreffenden nationalen Staaten.83

Der Hauptstandort von EUNIC befindet sich in Brussel. Von dort her operiert EUNIC auf zwei unterschiedlichen Niveaus; EUNIC Heads und EUNIC Clusters. EUNIC Heads wird aus den Generaldirektoren oder Generalsekretären der nationalen Institute/Einrichtungen gebildet. EUNIC Clusters umfassen die lokalen Niederlassungen dieser Institute. Diese

Zusammenarbeit findet in und außerhalb Europa statt; zusammen mit lokalen Partnern wird

76 Vgl. Europäische Union. Die EU - kurz gefasst, verfügbar unter: https://europa.eu/european-union/about-eu/eu-in-brief_de#von_wirtschaftlicher_zu_politischer_union (21.10.2017)

77 Vgl. Kathe 2005, 367

78 Vgl. EUNIC. Eine Zeitlinie der Geschichte EUNIC, verfügbar unter: https://drive.google.com/file/d/0B-OUT8NtUxgjalc3TnFzcWk3VU0/view, (21.10.2017).

79 Vgl. Taaluniversum. EUNIC, verfügbar unter: http://taalunieversum.org/inhoud/eunic, (21.10.2017). 80

EUNIC, verfügbar unter: https://www.eunicglobal.eu/, (21.10.2017).

81 Vgl. Taaluniversum. EUNIC.

82 Vgl. EUNIC. Eine Zeitlinie der Geschichte EUNIC. 83

Vgl. Taaluniversum. EUNIC & EUNIC. Members – What does it mean?, verfügbar unter:

(19)

19 an gemeinsamen Projekten gearbeitet.84 Insgesamt gibt es 105 Cluster, die weltweit tätig sind.85

EUNIC hat neben ihrem Hauptstandort in Brussel auch Standorte in anderen Ländern, zum Beispiel in Berlin. EUNIC Berlin umfasst die europäischen Kulturinstitute und Einrichtungen in Berlin86, wie die Belgische Botschaft, das bulgarische Kulturinstitut und das Finnland Institut in Deutschland. Natürlich gibt es auch viele deutsche Institute/Einrichtungen als Mitglied, zum Beispiel das Goethe-Institut Berlin und das DAAD Büro Berlin. Die kulturelle Zusammenarbeit ist der Hauptgrund für eine EUNIC-Mitgliedschaft. So werden gemeinsame Veranstaltungen, Projekte und Initiative organisiert und sie können vom Austausch von Ressourcen und Wissen profitieren.87 Ein Beispiel dieser Veranstaltungen ist ,Der Europäische Tag der Sprachen‘:

Das Europäische Fremdsprachenzentrum des Europarates und die Europäische Union koordinieren seitdem am 26. September eines jeden Jahres zahlreiche, lokal organisierte Veranstaltungen in über 40 europäischen Ländern zur Förderung der Mehrsprachigkeit, der 24 offiziellen Sprachen der Europäischen Union und der 200 in Europa gesprochenen Sprachen. 88

EUNIC Berlin nimmt auch an diesem Tag teil. EUNIC Berlin organisiert zusammen mit der Zentral- und Landesbibliothek, der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland und den Bezirksbibliotheken von Berlin zwei Tage eine Reihe von ,Mini-Sprachkursen‘. Diese Sprachkurse, auch bekannt als ,Sprachenbad‘, sind speziell für die Berliner

Grundschüler gemeint, sodass sie motiviert werden Fremdsprachen zu lernen.89

3.3.Die internationale Expansion

Heutzutage gibt es 159 Goethe-Institute in 98 Ländern weltweit. Bei diesen Goethe-Instituten gibt es ein Netzwerk von tausend Anlaufstellen, wie Lehrmittelzentren, Bibliotheken,

deutsch-ausländischen Kulturgesellschaften und deutschen Lesesälen.90 Der Hauptstandort des Goethe-Instituts ist noch immer in München. Von dort werden die Goethe-Institute

84 Vgl. Taaluniversum. EUNIC & Institut für Auslandsbeziehungen. EUNIC, verfügbar unter:

http://www.ifa.de/de/kultur-und-aussenpolitik/organisationen/internationale-organisationen-und-transnationale-netzwerke/europaeische-vereinigung-nationaler-kulturinstitute-eunic.html, (21.10.2017).

85 Vgl. EUNIC. Members – What does it mean? 86 Vgl. EUNIC Berlin. Über uns.

87 Vgl. EUNIC Berlin. Mitglieder, verfügbar unter: http://www.eunic-berlin.eu/eunic/mitglieder/, (21.10.2017). 88 EUNIC Berlin. Europäischer Tag der Sprachen, verfügbar unter:

http://www.eunic-berlin.eu/projekte/europaeischer-tag-der-sprachen/, (21.10.2017).

89 Vgl. EUNIC Berlin. Europäischer Tag der Sprachen.

90 Vgl. Goethe-Institut. Jahrbuch annual report 2016/2017, S.1, verfügbar unter:

https://www.goethe.de/resources/files/pdf132/goethe-jahrbuch-2016_2017_gute-auflsung-verschlsslt.pdf

(20)

20 weltweit koordiniert. Neben diesem Hauptstandort gibt es ein Hauptstadtbüro in Berlin; dieses Büro verbindet das Goethe-Institut in München mit den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Partnern in Berlin. Auch fungiert dieses Büro als ein Ansprechpartner für die Presse.91

Die weltweiten Aufgaben des Goethe-Instituts sind sehr divers. Wichtig ist der ,,Deutsch als Fremdsprache‘‘-Unterricht, wobei die Goethezertifikaten international anerkannt sind. Das Goethe-Institut bietet Sprachkurse an, beschäftigt sich mit Lehrmaterialien, bildet Dozenten aus und ist an wissenschaftlichen Forschungen beteiligt. Daneben fördert das Goethe-Institut die internationale kulturelle Zusammenarbeit. Diese Zusammenarbeit findet unter anderem durch Kulturevents und Festivalbeiträge weltweit in den folgenden Bereichen statt: Film, Fernsehen, Hörfunk, Musik, Tanz, Theater, Literatur, Übersetzungen und Ausstellungen.92 Mittels der Programme und Veranstaltungen vermittelt das Goethe-Institut ein allumfassendes Deutschlandbild; Information über das politische, gesellschaftliche und kulturelle Leben in Deutschland.93 Außerdem verstärkt es den (inter)kulturellen Dialog und ermöglicht es eine kulturelle Beteiligung verschiedener Kulturen, was auch wichtige Aufgaben des Institutes sind.94 Die Aufgaben wurden von der Bundesrepublik Deutschland und dem Goethe-Institut zusammen erstellt.95

Abbildung 1: Die Anzahl Standorte des Goethe-Instituts weltweit im Jahr 201796

91 Vgl. Goethe-Institut. Standorte, verfügbar unter: https://www.goethe.de/de/wwt.html, (25.10.2017). 92 Vgl. Goethe-Institute. Aufgaben, verfügbar unter: https://www.goethe.de/de/uun/auf.html, (25.10.2017). 93 Vgl. Goethe-Institut Niederlande. Aufgaben und Ziele, verfügbar unter:

https://www.goethe.de/ins/nl/de/ueb/auf.html, (25.10.2017). & Goethe Institut. Rechtliche Grundlagen Satzung

und Rahmenvertrag. Satzung vom 21. September 2000 in der Fassung vom 30. Juni 2015.

94 Vgl. Lehmann & Zimmermann 2013, 3.

95 Vgl. Goethe Institut. Rechtliche Grundlagen Satzung und Rahmenvertrag. Satzung vom 21. September 2000

in der Fassung vom 30. Juni 2015.

96 Lehmann & Zimmerman 2013, 142f.

Die Anzahl Standorte pro Kontinent

Europa 69

Afrika und Naher Osten 37

Asien 26

Ozeanien 3

(21)

21 In Abbildung 1 werden die Anzahl Standorte des Goethe-Instituts pro Kontinent gezeigt. In Europa gibt es die meisten Standorte des Goethe-Instituts. Schon vierzehn Goethe-Institute, inklusiv das Hauptstadtbüro in Berlin und die Zentrale in München, befinden sich in

Deutschland selbst.97 Daneben zählt Europa die meisten Deutschlernenden mit circa 9,4 Millionen (siehe Abbildung 2). Bemerkenswert ist allerdings die Anzahl der Goethe-Institute in Afrika und dem Nahen Osten, und auch in Asien (siehe Abbildung 1). Afrika und Asien werden durch das Goethe-Institut als sich entwickelnde Kontinente betrachtet. Deshalb investiert man mehr in diesen Kontinenten, was ein Grund dafür sein kann, dass es mehr Standorte als zum Beispiel in Amerika gibt.98 In Afrika und Asien gibt es ebenfalls relativ viele Deutschlernende (siehe Abbildung 2). Es ist aber nicht deutlich, warum es in Amerika relativ wenig Standorte gibt. Die geringe Anzahl in Ozeanien ist ebenfalls nennenswert. Im Anhang 1 sind alle Standorte des Goethe-Instituts weltweit in einer Karte zu finden.

Abbildung 2: Die Anzahl Deutschlernender (Deutsch als Fremdsprache) weltweit im Jahr 2015. 99

97 Vgl. Lehmann & Zimmerman 2013, 142f.

98 Vgl. Interview Barbara Mulzer, Goethe-Institut Amsterdam. Siehe Anhang 2. 99

Goethe-Institut. Deutsch als Fremdsprache weltweit. Datenerhebung 2015, verfügbar unter:

(22)

22 Das Goethe-Institut behandelt nicht alle Kontinente gleich; bestimmte Elemente werden pro Kontinent hervorgehoben. So wird in Afrika die deutsche Sprache betont, weil da noch große Verbesserungen gemacht werden können und es Potenzial zum Wachsen gibt.100 Genauso wie in den anderen Goethe-Instituten in der Welt können die standardisierten Zertifikate gemacht werden. Nicht alle Goethe-Institute in Afrika bieten aber alle Zertifikate an, denn es gibt meistens nicht genug Interessierte für die höheren Kursstufen. Deswegen konzentrieren die Goethe-Institute sich vor allem auf die Anfängerkurse und Kurse für die Mittelstufe. Es können nur diese Zertifikate abgelegt werden.101 Auch ist es in den afrikanischen Ländern sehr wichtig Bibliotheken mit deutschen Büchern zu errichten, sodass die Schulen und

Universitäten mit Material unterstützt werden können.102 In Europa liegt die Betonung auf der deutschen Kultur und auch die europäische Politik hat während der letzten Jahre eine größere Rolle beim Goethe-Institut gespielt;103 Themen wie die Flüchtlingskrise und ein gemeinsames Europa stehen dabei im Vordergrund. Sogar im Jahrbuch 2016/2017 des Goethe-Instituts wurde der Fokus auf Europa gelegt.104 Das Folgende wurde im Jahrbuch gesagt: ,,In Zeiten von grassierendem Nationalismus und einer zunehmenden Europa-Skepsis tritt das Goethe-Institut in zweifacher Funktion auf: als nationales Kulturinstitut und Mitautor neuer

europäischer Narrative.‘‘105 Dieses Zitat zeigt, dass das Goethe-Institut eine verbindende kulturelle Aufgabe hat. Kultur sorgt dafür, dass Menschen sich verbinden und sich vereinigen, auch in schwierigen Zeiten. In Asien wird, genauso wie in Afrika, die deutsche Sprache hervorgehoben und im Nahen und Mittleren Osten hat man einen Fokus auf den deutschen Filmen.106 Diese Akzente zeigen, dass das Goethe-Institut und seine Kulturaufgabe sich an einen Kontinent/ein Gebiet anpassen. Neben den allgemeinen Zielen weltweit, rechnet das Goethe-Institut pro Kontinent mit verschiedenen Bedürfnissen und verschiedenen

Möglichkeiten. Des Weiteren spielen die Aktualität und die Lage eines Gebiets eine wichtige Rolle bei der Wahl der Kulturaufgabe.

3.4. Das Goethe-Institut in Amsterdam

Im Folgenden wird über Interviews mit drei Mitarbeiterinnen des Goethe-Instituts in Amsterdam berichtet. Die Kenntnisse und Erfahrungen der Mitarbeiterinnen haben einen

100 Vgl. Interview Barbara Mulzer, Goethe-Institut Amsterdam. Siehe Anhang 2. 101 Vgl. Ngene 2013. 47.

102

Vgl. Ngene 2013, 46.

103 Vgl. Interview Helga Marx, Goethe-Institut Amsterdam. Siehe Anhang 2. 104 Vgl. Goethe-Institut. Jahrbuch annual report 2016/2017, 14.

105

Goethe-Institut. Jahrbuch annual report 2016/2017, 24.

(23)

23 Mehrwert für diese Arbeit, denn sie sind aktiv mit der Kulturaufgabe des Goethe-Instituts beschäftigt. Sie sind deswegen in der Lage ihre Perspektive und ihre Arbeit, was die

Kulturaufgabe betrifft, zu skizzieren. Barbara Mulzer und Christine Jansen arbeiten beide seit 17 Jahren beim Goethe-Institut in Amsterdam, Helga Marx arbeitet dort seit 27 Jahren. Sie wurden gefragt, sich über die Kulturaufgabe des Goethe-Instituts heutzutage zu äußern. Daneben wird unter anderem über ihre Tätigkeiten, die Kulturaufgabe des Goethe-Instituts im Gründungsjahr und das Internet bzw. die Digitalisierung gesprochen. Andere Punkte der Interviews sind schon in diesem Kapitel verarbeitet. Im Anhang der Arbeit sind die Transkripte dieser Interviews beigefügt.

3.4.1. Barbara Mulzer

Barbara Mulzer ist Leiterin der Bibliothek des Goethe-Instituts in Amsterdam. Daneben ist sie verantwortlich für die sozialen Medien und die Subventionen. Die Bibliothek in Amsterdam ist heutzutage eine Spezialbibliothek mit dem Schwerpunkt deutsche Literatur und deutsche Sprache. Das Goethe-Institut in Amsterdam findet es wichtig ein sogenanntes

‚Alleinstellungsmerkmal‘ zu haben, weil es in Amsterdam schon viele Bibliotheken gibt. Durch die Digitalisierung kann man viele Bücher via ‚Onleihe‘ leihen. Eine Folge ist, dass mehr Menschen die Bücher leihen, weil das einfacher ist. Man braucht zum Beispiel nicht mehr nach Amsterdam zu fahren. Auch viele Schulen leihen Unterrichtsmaterial, Zeitungen, Bücher etc.

Nach Mulzer ist die Kulturaufgabe des Goethe-Instituts die dauerhafte Verbreitung der deutschen Literatur, Kultur und Sprache. Mulzer selber ist verantwortlich für die deutsche Literatur im Institut in Amsterdam. Sie findet, dass die Kulturaufgabe des Instituts heutzutage im Vergleich zum Gründungsjahr sich sehr verändert hat. Als das Goethe-Institut anfing, war es nur eine Sprachschule mit Sprachkursen. Im Laufe der Jahre hat sich das verändert und das Goethe-Institut hat auch angefangen ein kulturelles Institut zu werden. Unter anderem mittels Musik, Kunst und Wort wurde dann die deutsche Kultur weltweit beworben. Das ist heutzutage noch immer so.

Seit 10 Jahren benutzt das Goethe-Institut in Amsterdam soziale Medien; Facebook, Twitter, Instagram und Youtube. Außerdem war die Website immer wichtig. Nach Mulzer sind diese Medien sehr wichtig für die ‚public relations‘ des Goethe-Instituts, weil es fast kostenlos ist und verschiedene Zielgruppen angesprochen werden können.

(24)

24 Das Geld des Instituts stammt vom Auswärtigen Amt. Deswegen werden die Goethe-Institute als die Säule der Außenpolitik Deutschlands betrachtet. Während der letzten

Jahrzehnte gibt es aber Sparmaßnahmen, wodurch auch das Goethe-Institut in Amsterdam reorganisiert worden ist. Mulzer sagt, dass es trotz dieser Sparmaßnahmen zum Glück doch noch zwei Standorte in den Niederlanden gibt. Diese Sparmaßnahmen fingen nach Mulzer nach dem Mauerfall an. Das Geld wurde in den neuen Standorten im Osteuropa investiert, wodurch andere Standorte weniger Geld bekamen. Die Erweiterung im Osten hat also nicht nur Vorteile für das Goethe-Institut gehabt.

3.4.2. Christine Jansen

Christine Jansen ist Beauftragte für die Sprachkurse und Prüfungen des Goethe-Instituts in Amsterdam. Daneben gibt sie interkulturelle Kurse (Niederlande-Deutschland), vor allem für Unternehmen.

In Amsterdam gibt es ein Team von 20 bis 25 Dozenten, bestehend aus Freiberuflern und festen Mitarbeitern. Diese Dozenten sind abwechselnd tätig und versorgen die Niveaus A1 bis zum C2. Nach Jansen hat die neue Technologie die Kurse teils verändert. Mittels des

Digiboards und des Ipads können die Kurse anders eingeteilt werden und die Kurse sind auch interaktiver. Jansen findet diese neuen Technologien sehr positiv. Des Weiteren sagt sie, dass während des letzten Jahrzehnts die Anzahl Kursteilnehmer sich erweitert hat. Bemerkenswert, denn man würde erwarten, dass es aufgrund der Digitalisierung und des Onlineangebots weniger Kursteilnehmer geben würde. Der Grund dafür ist, Jansen zufolge, dass ein

Onlinekurs nie einen ‚normalen‘ Kurs ersetzen kann, sondern eher als Hilfsmittel funktioniert. Zur Kulturaufgabe des Goethe-Instituts sagt Jansen, dass es insbesondere wichtig ist, die Vielfalt Deutschlands zu zeigen. Deutschland ist ein großes Land mit großen internen Unterschieden. Außerdem haben die Niederländer heutzutage ein positives Bild über Deutschland; das ist nicht immer so gewesen. Zum Glück stehen Stereotypen Deutschlands beim Unterricht nicht oder kaum mehr im Vordergrund. Nach Jansen ist die Kulturaufgabe heutzutage im Vergleich zum Gründungsjahr sehr anders. Das Image Deutschlands hat sich positiv verändert. Daneben spielt die Digitalisierung, die dafür sorgt, dass man heutzutage schnell Einsicht in alles hat, eine wichtige Rolle.

3.4.3. Helga Marx

Helga Marx ist Beauftragte für die kulturelle Programmarbeit des Goethe-Instituts in

(25)

25 Konzerte deutscher Musiker und Ausstellungen deutscher Künstler. Mittels Vielfalt versucht das Goethe-Institut in Amsterdam ein einladendes Programm zu kreieren.

Für Marx ist bei der Kulturaufgabe des Goethe-Instituts vor allem die interkulturelle

Zusammenarbeit sehr wichtig. Sie meint damit, dass das Goethe-Institut eigentlich immer eine Zusammenarbeit mit niederländischen Partnern anstreben sollte. Das Goethe-Institut sollte, in Zusammenhang mit den ,wahnsinnigen‘ Sparmaßnahmen auf dem Gebiet der

niederländischen Kultur, vor allem auch die niederländischen Partner unterstützen. Nach Marx muss das Goethe-Institut eine bedeutende Rolle für die Unterstützung der

niederländischen Kultur haben, wenn sie deutsche Künstler oder deutsche Musiker einladen. Des Weiteren spricht Marx über die Tätigkeiten bzw. die Zusammenarbeit des

Goethe-Instituts mit Schulen. Es ist sehr wichtig für die Kulturaufgabe, dass Kinder schon Deutsch in der Schule lernen. Wenn das nicht der Fall ist, hört die Kulturaufgabe schnell auf. Auch spricht sie über das Image Deutschlands: Da hat sich, Marx zufolge, politisch gesehen etwas verändert.

Zum Schluss sprach auch Marx über die Folgen des Mauerfalls. Laut Marx waren die

Sparmaßnahmen in den Niederlanden nicht so problematisch. In Frankreich dagegen wurden verschiedene Standorte des Goethe-Instituts geschlossen, weil es dort zu viele Standorte gab.

Am Anfang des Kapitels wurde die Frage ,Was ist das heutige Ziel des Goethe-Instituts?‘ gestellt. In der folgenden Passage wird diese Frage beantwortet.

Das Goethe-Institut kennt heutzutage weltweite Aufgaben bzw. Ziele. Wichtig ist der ,,Deutsch als Fremdsprache‘‘-Unterricht. Zur Unterstützung dieses Unterrichts bietet das Goethe-Institut Sprachkurse an, beschäftigt sich mit Lehrmaterialien, bildet Dozenten aus und ist an wissenschaftlichen Forschungen beteiligt. Andere Ziele sind die internationale

kulturelle Zusammenarbeit und die Vermittlung eines allumfassenden Deutschlandbilds. Außerdem wird heutzutage der kulturelle Dialog als wichtig betrachtet. Obwohl es weltweite Ziele gibt, sieht das Goethe-Institut in jedem Kontinent verschiedene Bedürfnisse und

Möglichkeiten, was dafür sorgt, dass bestimmte Elemente hervorgehoben werden. Wichtig für die aktuellen Ziele des Goethe-Instituts ist die europäische Zusammenarbeit, die vor allem nach dem Mauerfall stärker geworden ist. Im Rahmen der kulturellen Zusammenarbeit

entstand das Netzwerk EUNIC, mit unter anderem dem Goethe-Institut als Mitglied. Ziel aller Mitglieder von EUNIC ist es, lokale, dauerhafte Verbindungen und Netzwerke zu gründen, sodass die kulturelle Verschiedenheit verbessert und unterstützt werden kann. Mittels dieses Netzwerks ist es für das Goethe-Institut einfacher mit anderen europäischen und

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26 außereuropäischen kulturellen Instituten und Einrichtungen zusammenzuarbeiten. In den Interviews wurde unter anderem über die Digitalisierung und die Globalisierung gesprochen. Das Goethe-Institut verwendet, neben der Website, auch soziale Medien wie zum Beispiel Facebook und Twitter, wodurch unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden können. Die Ziele des Goethe-Instituts können via diese sozialen Medien eventuell pro Zielgruppe abgestimmt werden. Das Goethe-Institut hat heutzutage also nicht mehr nur ein bestimmtes Ziel, sondern mehrere. Diese Ziele werden durch die internationale Zusammenarbeit und die Digitalisierung beeinflusst.

(27)

27

4.Diskussion und kritische Reflexion der Ergebnisse

Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit werden in diesem Kapitel dargestellt und diskutiert. Ziel der Arbeit war es, die heutige Kulturaufgabe des Goethe-Instituts zu beschreiben und diese mit der Kulturaufgabe des Goethe-Instituts im Gründungsjahr 1951, zu vergleichen. Die Befunde werden zusammengefasst und analysiert, sodass letztendlich die Forschungsfrage beantwortet werden kann.

Zwischen den Positionen Deutschlands im Jahr 1951 und im Jahr 2017 gibt es einen großen Unterschied. Zu diesen unterschiedlichen Positionen Deutschlands gehören auch

unterschiedliche Kulturaufgaben. Im Jahr 1951 war der Zweite Weltkrieg gerade vorbei und Deutschland war der Verlierer. Die Bundesrepublik sollte zeigen, dass sie nichts mehr mit Nazideutschland zu tun hatte. Ein großer Teil der Kulturaufgabe des Goethe-Instituts bestand darin das Image, das sich während des Zweiten Weltkrieges verschlechtert hatte, zu

verbessern. Es sollte keine Vermischung von Kulturarbeit und Politik mehr geben und die Kulturaufgabe sollte nie wieder kontrolliert werden, wie das während der Nazizeit bei der Deutschen Akademie passiert war. Die Situation Deutschlands ist heutzutage hingegen völlig anders. Deutschland ist jetzt ein wichtiges Land in der Welt. Viele Menschen wollen Deutsch lernen oder die deutsche Kultur kennenlernen, weil sie zum Beispiel in Deutschland arbeiten, studieren oder wohnen möchten. Im Gründungsjahr war das Goethe-Institut vor allem

beschäftigt mit der Verbesserung des Images Deutschlands, während Deutschland jetzt ein gutes Image hat. Dadurch, dass heutzutage von einer anderen Perspektive ausgegangen wird, hat man ebenfalls eine andere Kulturaufgabe. Damals war es eher ,zeigen was wir haben‘ während es jetzt eine Zusammenarbeit zwischen Deutschland und anderen (Kultur)Instituten bzw. Ländern gibt.

Heutzutage ist das Goethe-Institut weltweit tätig. Es gibt 159 Standorte in 98 Ländern weltweit. Die Kulturaufgabe des Goethe-Instituts besteht heutzutage aus drei Teilen: die Förderung deutscher Sprache im Ausland, die Pflege der internationalen kulturellen Zusammenarbeit und die Vermittlung eines allumfassenden Deutschlandbildes durch Information über das gesellschaftliche, kulturelle und politische Leben. Obwohl diese Kulturaufgabe weltweit gilt, rechnet das Goethe-Institut pro Kontinent mit verschiedenen Bedürfnissen und verschiedenen Möglichkeiten, wodurch bestimmte Elemente pro Kontinent hervorgehoben werden. Pro Kontinent bzw. Gebiet werden also Schwerpunkte auf die

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28 Kulturaufgabe gelegt. Im Gründungsjahr war das Goethe-Institut nur auf die deutsche Sprache für Ausländer fokussiert. Heutzutage ist dieser ‚,Deutsch als Fremdsprache‘‘-Unterricht noch immer wichtig. Die deutsche Literatur und die deutsche Kultur sind ebenfalls Teil der

Kulturaufgabe geworden. Das Goethe-Institut versucht ein alles umfassendes Deutschlandbild zu zeigen, und interkulturelle Zusammenarbeit zu fördern. Eine Erweiterung der

Kulturaufgabe hat also stattgefunden; die Kulturaufgabe heutzutage umfasst mehr als die Kulturaufgabe im Gründungsjahr. Daneben hat sich das Arbeitsfeld des Goethe-Instituts vergrößert: von einigen Standorten in Deutschland zu einem internationalen Bereich.

Nicht nur die politische Lage, sondern auch andere Faktoren spielen eine Rolle bei der Änderung der Kulturaufgabe. Die Digitalisierung und die Globalisierung können heutzutage, im Gegensatz zur Kulturaufgabe im Gründungsjahr, nicht mehr ignoriert werden. Youtube, Facebook, Twitter, Instagram und auch die Website werden oft vom Goethe-Institut benutzt. Nach Mulzer sind diese digitalen Medien sehr wichtig für die ‚public relations‘ des Goethe-Instituts, weil das fast kostenlos ist und verschiedene Zielgruppen angesprochen werden können. Durch die Digitalisierung und das Onlineangebot sollte man erwarten, dass weniger Kursteilnehmer an den Kursen beim Goethe-Institut teilnehmen, weil man heutzutage auch einfach und billig via Internet Online-Sprachkurse machen kann. Oder das man gar keine Bibliotheken mehr braucht, weil das durch digitale Bücher ersetzt werden kann. Das

Gegenteil ist aber der Fall, denn die Digitalisierung und das Onlineangebot funktionieren als eine Art Ergänzung. So haben die Bibliotheken anhand der Online-Ausleihe längere

Öffnungszeiten und sie funktionieren im Alltag zum Beispiel auch als Treffpunkt. Die Online-Sprachkurse oder Sprachapps sind keine wirklichen Konkurrenten des Goethe-Instituts, sondern eher ein Hilfsmittel, das die Kursteilnehmer außerhalb des Unterrichts als zusätzliche Übung verwenden können. Die Mitarbeiter des Goethe-Instituts sind der Meinung, dass man um eine Fremdsprache zu lernen, ‚normalen‘ Unterricht braucht. Das hat sich im Goethe-Institut in Amsterdam gezeigt, denn die Anzahl Kursteilnehmer ist dort in den letzten Jahren sogar gestiegen.

Auch die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Goethe-Instituten und anderen

Instituten bzw. Ländern spielt bei der Änderung der Kulturaufgabe eine Rolle. Im Rahmen der europäischen kulturellen Zusammenarbeit wurde EUNIC gegründet. Das Goethe-Institut ist eines der Mitglieder von EUNIC. Mittels dieses Netzwerks ist es für das Goethe-Institut heutzutage einfacher mit anderen europäischen und außereuropäischen kulturellen Instituten

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29 und Einrichtungen zusammenzuarbeiten. Die Zusammenarbeit kann eine Änderung der

Kulturaufgabe des Goethe-Instituts bewirken, wenn die Kulturaufgabe zum Beispiel

zusammen bzw. in Kombination mit einer anderen Kultur übernommen wird. Ein wichtiger Grund dafür, dass die internationale Zusammenarbeit heutzutage eine größere Rolle spielt, ist die erweiterte Europäisierung. Eine bedeutende Rolle bei der Erweiterung der Europäisierung spielt der Mauerfall vom Jahr 1989. Der Mauerfall bedeutete einen positiven und negativen Einfluss für das Goethe-Institut und seine Kulturaufgabe. Nach dem Mauerfall entstand ein gemeinsames Europa und das Goethe-Institut konnte auch in Osteuropa tätig werden. Zudem wurden nach dem Mauerfall immer mehr Themen auf europäischer Ebene besprochen. Dies war für das Goethe-Institut sehr günstig, denn im politischen Europa gab es hierdurch

Interesse an Kursen über Wirtschaftsdeutsch und Informationsmaterial über Deutschland wie nie zuvor. Ein negativer Einfluss war, dass das Goethe-Institut, trotz seiner Erweiterung im Osten, weniger Geld vom Auswärtigen Amt bekam. Das Geld benötigte die Bundesrepublik Deutschland für den Beitritt der DDR. Die Folgen waren Sparmaßnahmen und Schließungen bei anderen Standorten des Goethe-Instituts, was einen negativen Einfluss auf die

Kulturaufgabe hatte. Man kann sich aber fragen inwiefern dieser Geldmangel tatsächlich negativ für die Kulturaufgabe war, denn damals gab es zum Beispiel in Frankreich so viele Standorte, dass Schließungen unvermeidbar waren. Das Goethe-Institut brauchte nicht unbedingt so viele Standorte in einem Land.

Die Forschungsfrage ,Was ist die Kulturaufgabe des Goethe-Instituts heutzutage und wie verhält sich diese zum Gründungsjahr 1951?‘ lässt sich schließlich folgendermaßen

beantworten: Die Kulturaufgabe heutzutage besteht aus der Förderung deutscher Sprache im Ausland, der Pflege der internationalen kulturellen Zusammenarbeit und der Vermittlung eines umfassenden Deutschlandbildes. Dies ist eine Erweiterung im Verhältnis zur

Kulturaufgabe im Gründungsjahr, in dem das Goethe-Institut nur eine Sprachschule war. Die Position Deutschlands in der Welt hat sich im Gegensatz zum Gründungsjahr stark verändert, wodurch die Kulturaufgabe sich auch verändert hat. Andere Faktoren die heutzutage wichtig für die Kulturaufgabe sind, sind die Zusammenarbeit mit anderen Instituten und Ländern, die Globalisierung und die Digitalisierung. Diese Faktoren spielten bei der Kulturaufgabe im Gründungsjahr noch keine Rolle. Man könnte sich fragen, ob die Kulturaufgabe im

Gründungjahr schon als eine vollständige Kulturaufgabe betrachtet werden kann. Waren es nicht vielmehr Pläne, die man noch ausführen wollte bzw. sollte?

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30 Diese Arbeit zeigt, dass, außer der Förderung der deutschen Sprache im Ausland, die heutige Kulturaufgabe im Verhältnis zu der Kulturaufgabe im Gründungsjahr sich viel verändert hat. Es lässt sich fragen, ob die Kulturaufgabe des Goethe-Instituts künftig gleich bleiben wird, denn die Technologie macht, was das Übersetzen betrifft, große Fortschritte. Ein Beispiel dafür ist Google Translate. Diese technologischen Entwicklungen sorgen dafür, dass das Goethe-Institut sich auch weiterentwickeln sollte, damit es seine Relevanz und seine Rolle nicht verlieren wird.

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31

5. Ausblick

Die vorliegende Arbeit liefert einen Beitrag zu der bisher unerforschten Kulturaufgabe des Goethe-Instituts. Es gibt jedoch unbeantwortete Fragen, die als Ansatz für weitere

Untersuchungen dienen können. So wurde in dieser Arbeit das Lehrwerk Deutsche

Sprachlehre für Ausländer von Dora Schulz und Heinz Griesbach, das ab 1955 vom Goethe-Institut benutzt wurde, kurz erwähnt. Obwohl keine Informationen zu dem Inhalt dieses Lehrwerks zu finden waren, ist es für eine weitere Untersuchung interessant dieses Lehrwerk, und auch andere Materialien des Goethe-Instituts, zu untersuchen. Lehrwerke bzw.

Unterrichtsmaterialien können eine wichtige Rolle bei der Kulturaufgabe spielen; ein Lehrwerk zeigt wie und was das Goethe-Institut vermitteln möchte. Welche Fertigkeiten wurden angeboten und wie? Wurden deutsche Themen in diesem Lehrwerk besprochen? Hat dieses Lehrwerk sich im Laufe der Jahre verändert oder ist es gleich geblieben? Anhand eines Vergleichs von Lehrwerken aus verschiedenen Jahren kann deutlich werden, was das Goethe-Institut in den jeweiligen Perioden für wichtig hielt.

Neben Literaturforschung stützt diese Arbeit sich außerdem auf Interviews. Im Rahmen dieser Arbeit wurden drei Mitarbeiterinnen des Goethe-Instituts in Amsterdam interviewt. Für eine weitere Untersuchung könnten mehrere Mitarbeiter(innen) bei unterschiedlichen Goethe-Instituten befragt werden. Dadurch, dass Mitarbeiter(innen) von mehreren Goethe-Goethe-Instituten interviewt wurden, könnten die eventuellen Unterschiede pro Standort verglichen werden.

Damals, im Gründungsjahr, war das Goethe-Institut eine Sprachschule, wobei die Pflege und Verbreitung der deutschen Sprache im Ausland bei der Kulturaufgabe im Vordergrund standen. Diese Pflege und Verbreitung sollten, nach Thierfelder, eine ,,natürliche Pflicht und ein gesundes Bestreben‘‘107

sein, damit die deutsche Sprache letztendlich wieder wichtig wurde, genauso wie vor dem Krieg. Seinerzeit hatte das Goethe-Institut noch keine Standorte im Ausland, sondern nur in Deutschland. Man könnte sich fragen, ob das alles schon als eine vollständige Kulturaufgabe betrachtet werden kann. Inwiefern wurde die Kulturaufgabe im Jahr 1951 tatsächlich durchgeführt? Ist es nicht vielmehr bei Plänen geblieben, die erst später ausgeführt wurden? Auf diesen Fragen konnten in dieser Arbeit noch keine Antwort gegeben werden. Dies könnte in der Zukunft noch weiter untersucht werden.

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32 In dieser Arbeit wird die Kulturaufgabe des Goethe-Instituts in zwei unterschiedlichen

Situationen miteinander verglichen. Für weitere Untersuchungen wäre es schließlich interessant, die komplette Geschichte des Goethe-Instituts zu untersuchen, damit deutlich wird, wann die Kulturaufgabe sich genau verändert hat. Die ,,Leitsätze für die auswärtige Kulturpolitik‘‘ von 1970 wurden in dieser Arbeit zum Beispiel nur kurz erwähnt. Wenn die ganze Geschichte des Goethe-Instituts untersucht wird, kann inhaltlich auch mehr auf diese Leitsätze eingegangen werden. Auf diese Weise könnte mittels des Blicks auf die ganze Geschichte des Instituts ein vollständigeres Bild der Kulturaufgabe des Goethe-Instituts gezeigt werden.

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Quellenverzeichnis

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Referenties

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