Radboud Universiteit Nijmegen Faculteit der Letteren
Master German Linguistics
Defizite in der Schreibentwicklung
niederländischer Deutschstudenten
Eine morphosyntaktische Entwicklungsanalyse der Schreibfertigkeit
von Studierenden mit und ohne Berufsschulabschluss im
niederländischen HBO
Name: Ralf Methling
Desiré Leesensstraat 33 6227TV Maastricht Studentennr.: s4581857
Datum: 21.5.2017 Dozentin: Dr. S. Jentges
An dieser Stelle möchte ich all jenen danken, die mich während meiner Arbeit an dieser
Masterthesis unterstützt haben.
Ein großer Dank geht an Dr. Sabine Jentges von der Radboud Universiteit Nijmegen, die mich
von Anfang an begleitet hat. Ihr Feedback hat maßgeblich zum Entstehen dieser Arbeit
beigetragen und ihre positive Einstellung hat mich stetig motiviert.
Ebenfalls möchte ich mich bei Stéphanie Caldenhove bedanken. In langen
Brainstorming-Sitzungen hat sie die methodische Herangehensweise dieser Arbeit immer wieder mit mir
evaluiert und kritisch beleuchtet.
Ganz besonders möchte ich mich bei Dion Simons bedanken, der mir in schwierigen Phasen
zur Seite gestanden hat und immer ein offenes Ohr für mich hatte.
Ein besonderer Dank geht an alle teilnehmenden Studenten, Studentinnen und an meine
Kollegen und Kolleginnen der Fontys Hogeschool Sittard. Ihre Bereitschaft zur Teilnahme, der
Freiraum, den sie mir gegeben haben und ihre Unterstützung haben diese Arbeit überhaupt erst
ermöglicht.
Abschließend möchte ich meiner Mutter danken, die als kritische Leserin zum Feinschliff
dieser Arbeit beigetragen hat und mich emotional unterstützt hat.
Ralf Methling,
Inhaltsverzeichnis
Abstract ... 1
1
Einleitung ... 2
1.1
Problemstellung ... 2
1.2
Forschungsüberblick ... 3
1.3
Vorgehensweise ... 3
2
Theoretischer Hintergrund ... 5
2.1
Schreiben in der Muttersprache ... 5
2.2
Schreiben in der Fremdsprache ... 7
2.3
Schreibentwicklung ... 9
2.3.1
Faktoren Schreibentwicklung ... 10
2.4
Fehler in der Schreibentwicklung ... 12
2.4.1
Fehleridentifizierung ... 13
2.4.1.1
Korrektheit ... 13
2.4.1.2
Verständlichkeit ... 14
2.4.1.3
Situationsangemessenheit ... 15
2.4.1.4
Unterrichtsabhängige Kriterien ... 15
2.4.1.5
Flexibilität und Lernerbezogenheit ... 15
2.4.2
Von Fehlerklassifikation zu Fehleranalyse ... 16
2.4.2.1
Kompetenz und Performanz ... 16
2.4.2.2
Linguistische Fehlerbeschreibung... 17
2.4.2.3
Absolute und relative Fehler ... 18
2.4.2.4
Kommunikationsbehindernde und nicht-behindernde Fehler ... 18
2.5
Forschungsfragen ... 19
3
Material und Methoden ... 20
3.1
Teilnehmer ... 20
3.2
Forschungsaufbau ... 21
3.3
Material ... 21
3.4
Datenanalyse ... 24
3.4.1
GeR-Niveaus ... 24
3.4.2
Messverfahren Schreibentwicklung ... 24
3.4.3
Morphosyntaxis ... 25
3.4.3.1
Artikelwörter ... 26
3.4.3.2
Pronomen ... 27
3.4.3.3
Adjektive ... 28
3.4.3.4
Substantive ... 29
3.4.3.5
Verben ... 30
3.4.4
Wiederholungsfehler ... 31
3.4.5
Fehlende Wörter ... 32
3.4.6
Interraterreliabilität ... 32
3.4.7
Vergleich ... 32
3.4.8
Morphosyntaktische Sprachentwicklung ... 33
4
Resultate ... 33
4.1
GeR-Niveaus ... 33
4.2
Interraterreliabilität ... 33
4.3
Quantitative Fehleranalyse ... 34
4.3.1
Vergleich MBO und HAVO ... 34
4.3.2
Morphosyntaktische Kategorien ... 35
4.3.3
Artikelwörter ... 36
4.3.4
Adjektive ... 37
4.3.5
Pronomen ... 37
4.3.6
Verben ... 39
4.3.7
Substantive ... 39
4.4
Qualitative Fehleranalyse ... 40
4.4.1
MBO-Student 3 ... 41
4.4.1.1
Verben ... 41
4.4.1.2
Pronomen ... 42
4.4.1.3
Substantive ... 42
4.4.2
MBO-Student 4 ... 43
4.4.2.1
Artikelwörter ... 43
4.4.3
MBO-Student 10 ... 44
4.4.3.1
Adjektive ... 44
4.4.4
HAVO-Student 13 ... 45
4.4.4.1
Artikelwörter ... 45
4.4.4.2
Adjektive ... 46
4.4.4.3
Substantive ... 46
5
Diskussion ... 48
5.1
Weitere Schlussfolgerungen ... 50
5.2
Begrenzungen ... 51
5.3
Empfehlungen ... 52
6
Schlussfolgerung ... 53
Quellen ... 55
Anhang ... 59
Anhang 1. Schreibaufgaben ... 59
Anhang 2. GeR-Deskriptoren Grammatische Korrektheit ... 72
Anhang 3. SPSS-Outputs ... 73
Anhang 4. Lernertexte ... 75
Anhang 5. Excel-Arbeitsblätter zur Datenanalyse ... 147
Abstract
Mit einer Verschärfung der Anforderungen, die bei einem Wechsel der Bildungsebene nach
Abschluss einer Berufsausbildung des vierten Grades auf eine Fachhochschule erfüllt werden
müssen, wurde eine Qualitätsverbesserung des niederländischen Bildungswesens angestrebt.
Für den Lehramtsstudiengang Deutsch als Fremdsprache an der Fachhochschule Fontys in
Sittard wurden aufgrund geringer Anmeldezahlen bisher allerdings nur freibleibende
Empfehlungsgespräche geführt. Studierende, die ihre Zulassung zum Studium durch einen
Berufsschulabschluss des vierten Grades erlangt haben, erhalten ebenso eine Zulassung wie
Studierende, die ihre Zulassung nach Abschluss der Fachhochschulreife erlangt haben. Die
schulischen Leistungen der Studierenden in den ersten zwei Schreibkursen zu Beginn des ersten
Studienjahres lassen jedoch vermuten, dass eine Zulassung zum Studium nach einem
Berufsschulabschluss Einfluss auf die Entwicklung der Schreibfertigkeit im Deutschen hat. Im
Rahmen
dieser
Arbeit
soll
demnach
nachgegangen
werden,
wie
sich
die
Entwicklungsschwierigkeiten auf dem Gebiet der morphosyntaktischen Korrektheit bei
Schreibprodukten der Studierenden, die ihre Zulassung zum Studium an der Fontys
Fachhochschule in Sittard durch einen Berufsschulabschluss des vierten Grades erlangt haben,
von den Studierenden, die ihre Zulassung auf Grund der Fachhochschulreife erlangt haben,
unterscheiden. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklungsdefizite zu beleuchten.
Mit Hilfe von Lernertexten, die die Studierenden in den ersten Wochen ihres Studiums
schrieben, wurde die morphosyntaktische Entwicklung auf dem Gebiet der fremdsprachlichen
Sprachentwicklung quantitativ und qualitativ analysiert. Die gewonnenen Daten verdeutlichen,
inwieweit die Studierenden mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung das erforderliche
Sprachniveau erreichen können.
Insgesamt machten Studierende mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung mehr Fehler als
Studierende mit Fachhochschulreife und sie konnten ihr Schreibdefizit im Laufe der
Datenerhebung nicht abbauen. Es hat sich zudem herausgestellt, dass sich der Bereich der
Deklination der Substantive ungenügend entwickelt.
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Die vorliegende Arbeit analysiert die fremdsprachlichen Entwicklungsschwierigkeiten der
Studierenden des Bachelorstudienganges Deutsch als Fremdsprache an der Fachhochschule
Fontys in Sittard (Niederlande).
Studierende, die eine Berufsausbildung des vierten Niveaus
1(MBO-Studenten
2) abgeschlossen
haben, erhalten in den Niederlanden eine Zulassung zu einem Studium an einer
Fachhochschule. Dies gilt auch für den Bachelorstudiengang Deutsch als Fremdsprache
3(DaF)
an der Fontys Lehrerausbildung in Sittard
4(FLOS), da davon ausgegangen wird, dass das
schriftliche Fertigkeitsniveau in der Fremdsprache Deutsch nach einer Berufsausbildung des
vierten Niveaus mit dem eines Studierenden mit Fachhochschulreife gleichzusetzen ist. Mit
grundlegenden Anpassungen des Gesetzes kwaliteit in verscheidenheid hoger onderwijs
(Gesetz Qualität durch Vielfalt im Hochschulunterricht) wurde im Jahre 2013 eine
Qualitätsverbesserung des Unterrichtswesens angestrebt, um Studierenden einen erfolgreichen
Wechsel der Bildungsebene zu ermöglichen (Bussemaker, 2013, S. 1). Am 31. Oktober 2016
veröffentlichte das niederländische Ministerium für Bildung und Forschung (Ministerie van
Onderwijs, Cultuur en Wetenschap) einen Aktionsplan um der Ungleichheit im Bildungswesen
mit besseren Übergängen zwischen den Ausbildungen entgegenzuwirken. Mit dem Ziel einen
besseren Anschluss des hoger beroeps onderwijs (Fachhochschulunterricht) an den middelbaar
beroeps onderwijs (MBO) (Berufsschulunterricht) zu gewährleisten, wurden Wahlfächer
eingeführt (Bussemaker & Dekkers, 2016, S. 3), die den Studierenden ermöglicht, sich
fachinhaltlich auf einen Wechsel des Bildungsweges vorzubereiten.
Allerdings erreichen nicht alle Studierenden an der FLOS, im Studiengang DaF, das
erforderliche Schreibniveau nach den ersten zwei Perioden ihres Studiums. Im Kollegium ist
der Eindruck entstanden, dass MBO-Studenten vor allem auf dem Gebiet der Schreibfertigkeit
nicht so erfolgreich sind wie Studierende, die ihre Zulassung nach Abschluss der
Fachhochschulreife erlangt haben
5(HAVO-Studenten). Diese Annahme bekräftigen
Prüfungsergebnisse des betreffenden Kurses aus dem Jahre 2015, bei dem zwei der drei
MBO-Studenten das schriftliche Niveau nach der ersten Unterrichtsperiode nicht erreichen konnten
6,
obschon die Ursache unbekannt ist. Zwei Kurse, in denen an der Schreibfertigkeit der
Lehramtsstudenten gearbeitet wird, werden nach der dritten Periode mit einer Schreibprüfung
auf GeR-B2-Niveau
7abgeschlossen. Vor allem im Bereich der Morphosyntax scheint es so zu
sein, dass MBO-Studenten Schwierigkeiten haben nach zwei Perioden Schreibunterricht das
erforderte GeR-B2-Niveau zu erreichen. Diese Vermutung bestätigt die Arbeit von Van
Severen (2014), in der sie die Entwicklung der Schreibfertigkeit bei Deutschstudierenden im
ersten und zweiten Bachelorjahr des Studienganges „Angewandte Sprachwissenschaft“ an der
Universität Gent analysierte. Anhand ihrer erhobenen Daten folgert sie, dass in Lernertexten
vor allem auf dem Gebiet der Morphologie starke Fortschritte erzielt werden. Eine
1 Im weiteren Verlauf dieser Arbeit als MBO-Studenten abgekürzt.
2 Gemeint sind stets beide Geschlechter. Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf die Nennung beider Formen verzichtet.
3 Im weiteren Verlauf dieser Arbeit als DaF abgekürzt. 4 Im weiteren Verlauf dieser Arbeit als FLOS abgekürzt.
5 Im weiteren Verlauf dieser Arbeit als HAVO-Studenten abgekürzt.
6 Prüfungsergebnisse der ersten Schreibfertigkeitsprüfung des Kurses Schreiben 1A, Studienjahr 2015/2016. 7 Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen, eine detaillierte Niveauumschreibung steht auf folgender Seite: http://www.europaeischer-referenzrahmen.de/, aufgerufen am 1.3.2017.