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NRW IQ-Netzwerk

3. WIe arBeIten WIr zUSaMMen?

Die flämisch-deutsche Zusammenarbeit wird auf verschiedene Weisen konkret gestaltet. Möglich sind:

- direkte, bilaterale Zusammenarbeit zwischen flämischen und deutschen Behörden;

- Zusammenarbeit im Rahmen der Europäischen Union und in multilateralen Foren;

- flämisch-deutsche Vereinigungen und Institutionen.

3.. BIlaterale zUSaMMenarBeIt 3... einführung

Die Zusammenarbeit zwischen Flandern und Deutschland ist weniger intensiv als die Zusammen-arbeit mit den Niederlanden. Dennoch besteht in manchen politischen Bereichen eine relativ enge Zusammenarbeit.

Seit 1990 wurden einige Absichtserklärungen über eine weitere Zusammenarbeit mit verschiede-nen Ländern abgeschlossen sowie zwei Memories of Understanding zwischen Hafenbehörden. Eine vollständige Übersicht findet man als Anlage.

In der unten stehenden kurzen Übersicht werden für jede Kooperationsebene einige Beispiele gegeben.

Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern möchte vor allem zeigen, wie sich die flämisch-deutsche Zusammenarbeit in den verschiedenen Bereichen vollzieht. Diese Analyse sollte auch zu konkreten Ideen führen, wie in Zukunft strategische Ziele entwickelt werden können.

3... entwicklung gemeinsamer (verwaltungs)Strukturen, gemeinsames und integriertes auf treten gegenüber Drittländern

Die verschiedenen Absichtserklärungen hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit den deutschen Län-dern haben nur in den ersten Jahren nach der Unterzeichnung dieser Erklärungen zu einigen Initiativen geführt. Aus diesen operativen Aktivitäten sind allerdings Kontakte hervorgegangen, die längerfristig zu neuen Formen der Zusammenarbeit geführt haben.

3..3. politikabstimmung

In der Vergangenheit haben sich die flämische Verwaltung für Außenpolitik und die Staatskanzlei von NRW einige Male getroffen, um die Politik über bestimmte Themen, z.B. Entwicklungszusammen-arbeit, Mobilität und europäische Fragen, aufeinander abzustimmen.

3..4. entwicklung und ausführung gemeinsamer projekte

Die Entwicklung und Ausführung gemeinsamer Projekte beschränkte sich hauptsächlich auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Rahmen von Interreg.

3... zusammenarbeit operativer Dienste

Das Eures-Netzwerk, das einen grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt fördert und im Rahmen der europäischen Strukturfonds entwickelt wurde, hat in der Grenzregion zu einer Zusammenarbeit

zwi-Strategiepapier schen flämischen und deutschen operativen Diensten geführt. Die Eures-Geschäftsstelle in Lanaken

richtet sich vor allem auf den deutschen Markt.

3... zusammenarbeit zwischen partnern auf einer niedrigeren ebene

- Vor allem die Provinz Limburg arbeitet mit (einem Teil von) Nordrhein-Westfalen sehr eng zusam-men, insbesondere mit der Subregion Aachen. Die Provinz Westflandern hat ein Kooperation-sabkommen mit Westfalen-Lippe (Münster).

- Zwischen einigen Städten und Gemeinden besteht eine lange Tradition der Zusammenarbeit, die manchmal damit zusammenhängt, dass sich dort eine Kaserne mit einer niederländischsprachi-gen Militäreinheit befand.

- In den Ländern Sachsen-Anhalt und Brandenburg befindet sich eine Gegend, die als Fläming bezeichnet wird. Der Name verweist auf die vielen Einwanderer aus Flandern, vor allem aus der heutigen Provinz Westflandern, die im frühen Mittelalter dorthin gezogen sind.

Noch im 19. Jahrhundert wurde dort eine flämische Variante von Plattdeutsch gesprochen.

Es gibt noch viele Toponyme, Bräuche und Denkmäler, die an die flämische Vergangenheit erin-nern. In den jüngsten Jahren bemüht man sich dort stark darum, die Beziehungen mit Flandern zu verstärken. Im Jahre 2003 wurde eine Vereinigung Flandern-Fläming mit Sitz in Wittenberg gegründet. Die Verwaltung für Außenpolitik stellte eine Gründungssubvention zur Verfügung.

Die Kontakte und Austauschbeziehungen nehmen zu. Zurzeit gibt es schon vier Partnerschaften zwischen flämischen und deutschen Gemeinden in dieser Gegend. Im Frühjahr 2004 besuchte eine Wanderausstellung über den Fläming auch Flandern. Im Juni 2004 war die Ausstellung im Boude-wijn-Gebäude in Brüssel zu sehen.

3..7. Werbung, Informationsaustausch und Wissensteilung

Die verschiedenen Vertreter in den Bereichen internationales Unternehmertum, Landwirtschaft und Fremdenverkehr müssen die Interessen von Flandern vertreten und die Region bekannter machen. Dazu arbeiten sie mit sehr vielen Akteuren sowie mit den dafür zuständigen Behörden zu-sammen. Im weiteren Sinne kümmert sich auch der Vertreter der flämischen Regierung um diese beiden Aufgaben. Beispiele dafür sind die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift ‘Flanders’ und ein Kalender mit ‘Kultur aus Flandern’ sowie die zahlreichen Referate und Vorträge.

3.. zUSaMMenarBeIt FlanDern-DeUtSchlanD IM rahMen Der eUrOpÄI- Schen UnIOn UnD In MUltIlateralen FOren

Als kleiner Gliedstaat ist es für Flandern oft wichtig, über bestimmte europäische Fragen im Hinblick auf eine gemeinsame Standpunktbestimmung an andere Partner Anschluss zu suchen. Auch in einigen multilateralen Organisationen ist Flandern oft auf Gespräche mit anderen Ländern und auf Abstimmung der Standpunkte angewiesen.

Obwohl Belgien/Flandern und Deutschland in der EU viele gleichlaufende Interessen haben, sind die Auffassungen von beiden in europäischen Fragen sehr oft stark unterschiedlich.

Strategiepapier Deutschland 74

3.3. FlÄMISch-DeUtSche vereInIgUngen UnD InStItUtIOnen

Debelux

Flanders Investment and Trade arbeitet regelmäßig mit der Belgisch-Luxemburgisch-Deutschen Handelskammer zusammen, insbesondere was Investitionsprojekte angeht. Diese Handelskammer wird von den drei Regionen finanziell unterstützt (nachdem die Finanzierung von föderaler Seite eingestellt wurde).

Die Belgisch-Deutsche Vereinigung

Diese private Vereinigung wurde schon 1960 gegründet und hat Abteilungen in Antwerpen und in Brüssel. Die flämischen Mitglieder sind oft Direktionsmitglieder und leitende Angestellte aus den großen deutschen Unternehmen, die sich vor allem in Antwerpen befinden. Es bestehen informelle Kontakte mit der Verwaltung für Außenpolitik.

Belgischer Germanisten- und Deutschlehrerverband (BGDV)

Dieser Verband wurde 1974 gegründet und vereinigt Lehrer, Wissenschaftler, Übersetzer und Dolmetscher. Es ist eine von den Organisationen, die sich für den Erhalt von Deutsch als Fach im Sekundarunterricht einsetzen.

Stiftung zur Förderung von Deutsch als Fremdsprache

Die Stiftung besteht teilweise aus Vorstandsmitgliedern des BGDV, Schuldirektoren, Inspektionsmit-gliedern, Vertretern des Goethe-Instituts, der deutschen Botschaft, aber darüber hinaus vor allem aus etwa 40 prominenten Personen aus dem belgischen Handel, aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Wissenschaften, die sich dazu bereit erklärt haben, die Ziele auch persönlich zu unterstützen.

Ziel ist es, Deutsch als Fremdsprache in Belgien zu unterstützen und entsprechende Initiativen zu entwickeln.

3.4. ÖFFentlIche MIttel

Finanzströme aus den flämischen Behörden für die flämisch-deutsche zusammenarbeit politische Bereiche name des

projekts/

Dienste für die allgemeine regierungspolitik

hermes-fonds 8 70.000 830.000 800.000 80.000 830.000 80.000

8 Über den Hermesfonds werden im Rahmen von Interreg B und C auch Budgets zur Verfügung gestellt, aber die sich an diesen Projekten beteiligenden Partner kommen aus verschiedenen EU-Mitgliedstaaten (nicht nur aus Deutschland und Flandern).

Strategiepapier Finanzströme aus den flämischen Behörden für die flämisch-deutsche zusammenarbeit

politische Bereiche name des projekts/

Schulung und Bildung austausch flämischer

30.000 30.000 30.000 30.000 30.000 .000

Sozialwesen, volksgesundheit und Familie

30.000 30.000 30.000 30.000 .000

Kultur, Jugend, Sport und Medien

arbeit und Sozialwirtschaft

eurespro-gramm vDaB 8.73 .838 0.38 .7 7.7 .43

landwirtschaft und Fischerei Marketing &

Aus der Analyse der oben genannten Finanzströme geht hervor, dass im Bereich der finanziellen Förderung von Projekten die meisten flämischen Sektoren relativ wenig in die Zusammenarbeit mit Deutschland investieren.

Dennoch sind hier einige Randbemerkungen hinzuzufügen.

Die oben genannte Analyse umfasst nicht die Betriebs- und Personalkosten der zahlreichen flä-mischen Vertreter in Deutschland. Vor allem in dem Bereich (internationales Unternehmertum, Agromarketing und Tourismus) werden tatsächlich große Anstrengungen gemacht, nicht zuletzt was Werbung für Flandern und das Anziehen von Investitionen und Touristen angeht. Für bestimmte Sektoren, z.B. Kultur, ist es außerdem sehr schwierig, die exakten Finanzströme zu ermitteln, da die wichtigen flämischen kulturellen Produktionshäuser in den Bereichen Musik, Tanz und Theater zwar auch in Deutschland tätig sind, aber dies mit ihren eigenen Finanzmitteln finanzieren, die ihnen von den Behörden zur Verfügung gestellt wurden.

Schließlich ist auch darauf hinzuweisen, dass es ebenfalls Formen der trilateralen Zusammenarbeit gibt, in denen Flandern eine Rolle spielt, und dass viele Projekte Teil eines größeren Ganzen sind, an dem auch andere Länder und Regionen beteiligt sind. Letzteres gilt für einige Interregprogramme.

9 Senkung des Betrags durch den Wegfall des Schüleraustausches.

Strategiepapier Deutschland 7