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Büttner verſicherte mich, daß er über ſechs bis

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Den 1. Aug. Morgens giengen wir in das Collegium Publicum, gemeiniglich thee School ge

D. Büttner verſicherte mich, daß er über ſechs bis

zehen Pflanzen nicht gefunden, ſo ihm unbekannt ge«

weſen, und ſonderlich rar wären, deren Namen ich

aber vergeſſen. L 2 Den

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Orford.

Den 2 o. Sept. hielten wir uns neuerdings beym Perluſtriren der Manuſcripte auf.

Den 21. Sept. Sonntags ſind wir wegen bö ſem Wetter nicht ausgekommen. Um drey Uhr Nach mittags kam ein Ungewitter, welches zwar bald vor

über gieng, aber etliche ſehr ſtarke Schläge that.

Es war dieſen Tag gar nicht warm, und iſt das gan ze Jahr ſonſt kein Gewitter geweſen, wie ſie denn überhaupt allhier ſelten ſind. Gleich nach dem Gewit ter ſchiene die Sonne ſehr annehmlich, ſo, daß man ſich über das wunderliche Wetter allhier nicht genug verwundern kan. Es iſt den ganzen Sommer ſowe nig warm geweſen, daß man ein Camiſol des Tages wohl leiden, des Nachts aber gar nicht entbehren können. Faſt alle Tage war Sonnenſchein, Regen und Wind, ſonderlich iſt der lezte ſehr oft und ſtark in dieſer Inſel, welches ohne Zweifel von dem über all umgebenden Meer herkommt.

Den 22. Sept. blätterten wir abermals in den ſchönen Handſchriften; welches auch die drey folgende Tage nicht unterblieben.

Den 24. Sept. lernte ich ven unſerm Wirth Herrn Rouſſier zweyerley. Erſtlich ſahe ich, wie er Gläſer oder Beuteillen mit engem Halſe puzte, und zwar mit kleinen Schrooten, die er nebſt ein wenig Waſſer in die Gläſer thate, und ſie darinnen herum ſchwenkte. Noch ſäuberer wird es, wenn auch Fett oder Oel in einem Glas wäre, wenn man zu den Schrooten etwas Löſchpappier hinein wirft, und es

ſo zuſammen herum ſchüttelt. Das andere war

lackir

Orford.

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lackirte Sachen zu ſäubern. Man nimmt etwas Meel und Baumöl, und reibt es mit einem Tuch ab, dieſes nimmt nicht allein alle Flecken und Staub hin weg, ſondern macht auch ſehr glänzend, ohne daß es dem Gold, Farben und Lack ſchadet oder Krätze ver

urſachet.

-Den 25. Sept. beſahen wir S. Johns-Colled ge. Dieſes iſt ein ziemlich groſſes Gebäude aus zweyen regulären Höfen beſtehend, davon der erſte nicht ſo ſchön iſt als der hinterſte, doch ſind beyde, ſonderlich der lezte, nach ihrer Aelte noch wohl ge bauet. Der lezte Hof hat ein ſchönes Portal mit einigen Statuen. Hinten iſt ein ſehr groſſer Platz mit Gras und Spaziergängen, und auf der Seite linker Hand noch ein ziemlich groſſer , aber wilder Garten mit bloſſen Bäumen und Spaziergängen.

Die Bibliotheck iſt in dem hinterſten Hofe auf zweyen Galerien oder Gängen, da man auf die erſte eine ſchöne doppelte ſteinerne Treppe gehet. In dieſer

ſtehen die gedruckten Bücher in ziemlicher Anzahl und

guter Ordnung. In der zweyten zur Seite, ſo hö her, heller und länger iſt, in dieſer ſind auf beyden Seiten verſchloſſene Gegitter - Schränke. Ich ver meinte, es ſeyen lauter Manuſcripte darinnen; es waren aber auch gedruckte, meiſt ſchlechte und alte Bücher, ſo man von den andern ausgemuſtert.

Der Bibliothecarius, welches ein junger, lebhafter und geſchwinder Burſch, wolte nichts von Handſchrif ten wiſſen. Er zeigte uns aber mit rechter Furie erſt lich einige ſchlechte Naturalien, ſo auf einem Tiſche

f 4 lagen,

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Orford.

lagen, die er gewaltig unter einander ſchmieß. Es waren etliche figurirte Steine. Ein Schaaf mit zween Köpfen, und acht Füſſen. Eine Crocodill Haut c. Oben ſtunden in kleinen Schränken zwey Skelete. Das merkwürdigſte war ein Blaſenſtein, ſo groß als ein Hünerey, aber dicker und runder, von beſonderer Tertur. Er war auswendig gelblicht braun, und das äuſſerſte beſtund aus lauter harten Körnergen, wie Linſen formiret, und auch faſt von der Farbe. Dieſe lagen hart aneinander, und was ren ganz glatt, und ſahe der Stein aus, als wenn man einen Ballen von Gyps machte, und lauter Lin ſen eine an der andern ringsherum darinnen veſt ſezte.

Dieſer Stein lag in einem von Gold mit Fleiß dazu gemachten Käſtgen, mit einem Cryſtall oben, wie ein Uhrgehäus, das man auch eröffnen, und den Stein heraus nehmen konnte. Auswendig war auf das goldene Käſigen oder Häusgen folgendes einges graben und ſchwarz eingelaſſen: This ſtone was taken out of the Body of Dočt. John King Lord Bishop of London deſcended from the ancients Kings of Devonshire who deceaſed London, 162 1. d. i. Dieſer Stein war herausgenommen aus dem Leibe D. Johann Kings, Lord Biſchofs von Londen, der von den alten Königen von Devonshire abſtammete, und in Londen 1 62 1. verſchieden. Uns ten war ſein Wappen, aus einem Löwen und drey Creuzen beſtehend, oder iſt es vielleicht das Erzbiſch öffliche Wappen. Nachdem zeigte man uns zwey und dreyßig ziemlich groſſe Steine, ſo beyſammen in

einem

Orford. I69

einem Ochſen gefunden worden. Ein Bildniß mit der Feder von lauter Schrift oder Buchſtaben ge macht, in einer ſchwarzen Rahme, die Schrift was

ren die Pſalmen, und ſtellte den König Carl I. vor;

darunter hatte der Erzbiſchoff Laud, als welcher die ſes Collegium hiemit, und ſonſt reichlich, beſchencket, wo nicht gar geſtiftet, folgendes geſchrieben:

Hanc picturam verſbus & verbis regiis (nemlich Davidis)

more inſolito delineatam, quia digniore peni

cillo non poterat,

in honorem optimo potentiſſimoque Principi

humillime

poſuit Guil. Laud Archiep,

Cant. ac Univerſitatis Oxon.

Cancellarius, 1636.

Ferner wieſe man uns ein Breviarium in 8vo im

preſſum Pariſiis ap. Germ. Hardoin an. MD XXX das der Königin Maria Meßbuch geweſen ſeyn ſoll, dergleichen wir auch zu Cambridge in Johns Colledge geſehen. Ein Indianiſch zerriſſen Buch, auf welchem ſtunde: Liber Guil. Laud. 1638.

Ein Breviarium in duodez mit Gold und blauer Far

be, zierlich auf Pergamen geſchrieben, und zwar, wie

der Bibliothecarius ſagt, hatte es ein Frauenzimmer verehret. Ferner: ein Vol. membr. in 4. de Na turis animalium; diß iſt eben daſſelbe, ſo ich in der Bodleiſchen Bibliotheck geſehen; es fangt auch ſo an:

L 5 Omni

Omnibus animantibus Adam primus vocabula

indidit, appellans unicuique nomen ex prae en

ti inſtitutione, es iſt zwar mit literis majuſculis aber recentioribus geſchrieben, und die Figuren der Thiere auf Gold am Anfang jedes Capitels gemahlet, welches, wie mich deuchte, in jenem auch war. Jt. ein Vol. in Fol. membr. war eine Genealogia regum Angliae ab Adamo ad Carolum primum cum brevi exegeſ. Jt. Cod. Membr. recentior infol.

es war die Bibel in alt Engliſch, und dieſes war vornen beygeſchrieben: The Translation of the Bible in English by Maſter John Wiclife in the time of King Edward the third written (NB.) withhis own hand, d. i. Die Ueberſetzung der Bibel ins Engliſche von M. Johann Wiclef zur Zeit König Eduard des Dritten, von ihm eigenhändig geſchrieben; ex dono Humphredi HaygatConvičto ris (nemlichhujus Collegii) CIO IOC XX. Es iſt aber dieſe Bibel nicht vollſtändig, ſondern geht nur vom erſten Buch Moſis bis zu den Büchern der Maccabäer. Ich zweifle gar ſehr, daß es Wiclefs eigene Hand ſey, indem die Schrift viel neuer ſchei net, auch ſonſt nicht die geringſte Anzeige hat, daß ſie von ihme herrühre, als erſtermeldtes Zeugnis des jenigen, der es verehret. Nach dem wolten wir die Capelle, inſonderheit wegen eines Gemähldes, ſo in

den Delices d'Angletterre gerühmet wird, ſehen;

allein der Schlüſſel war nicht vorhanden; es ſoll auch nicht viel, wie an der Capelle ſelbſten, daran ſeyn.

Das Refectorium iſt klein, aber ziemlich ſauber, ſtinket

Orford.

171 ſtinket auch nicht ſo arg, wie die andern gemeiniglich.

Es hängen einige Porträte von etlichen Wohlthätern des Collegii darinnen. Nach dem giengen wir noch in einen Garten, den man den Paradies-Garten nennet. Es iſt ſelbiger faſt an einem Ende der Stadt bey einem Wirthshaus, der auch dazu eingerichtet iſt, indem hinten an dem Waſſer unzehliche kleine Cabinete von Hecken gezogen neben einander ſind, da die Herren Fellows (Socii) im Sommer darinnen trinken. Der Garten an ſich iſt ſonſt ſo beſonders nicht, und meiſt zur Küche gewiednet; doch ſind ſchöne Obs und ſonderlich viele Tarus-Bäume darinnen befinde lich. Ich habe niemalen eine ſolche Menge von den leztern beyſammen geſehen, wie dann auch eine gan ze Schule von jungen allhier iſt. Die in der Allee hatten alle, ob ſie gleich jung waren, Früchte, die ich noch nie geſehen. Es ſind kleine rothe, inwen dig hohle Beeren, faſt wie Himbeere, auſſer, daß dieſe etwas kleiner, runder, und ganz glatt ſind.

Die Farbe und Durchſichtigkeit, auch die Oeffnung in der Mitte, iſt ſonſt einerley. Von dieſer Frucht iſt bereits oben aus Borrichio vermeldet worden.

Sonſten iſt die Thür oder Gatter an dieſem Garten

merkwürdig.

Mittags über Tiſche, da wir einen köſtlichen Kalbsbraten hatten, und ich das Kalbfleiſch in En gelland dem Holländiſchen, als welches, weil man die Kälber gar zu groß werden läſſet, allzu grob iſt,

vorzoge, verſicherte Herr Graſſy, daß er es noch

viel beſſer in Italien, ſonderlich in Romagna,

Ä

- gellen

geſſen. Da läſſet man die Kälber nicht an der Mut ter ſaugen, ſondern an gewiſſen lederen Flaſchen o der Schläuchen, (das man in der Schweiz, die Kü he nicht auszumergeln, auch thut,) aber in Roma gna thut man in die Schläuche nicht allein die bloſſe Milch, ſondern es werden vorher etliche Eyer hinein gerühret, welches dann die Kälber ſehr fett und un vergleichlich ſchmakhaft macht.

Nach dieſem ſahen wir die Bibliotheck in All Souls Colledge, d. i. in Collegio omnium ani marum. Dieſe iſt in einem kleinen ſchlechten Zim mer, auch von geringer Anzahl. Weil aber ein Co lonell Codrington zehen tauſend Pfund Sterling ( eine erſtaunende Summe Geld, ſo beſſer könnte an gewendet werden, als zu einem Palaſt vor dieſe fau le Socios, wie ſie meiſtens ſind) zu neuer Erbauung des Collegii und dann ſeine ſchöne Bibliotheck, drey

tauſend Pfund Sterling Werth, verehret, ſo ſoll auch

eine neue Bibliotheck gebauet werden. Dieſer Co drington ſoll ein ſehr geſchikter Mann ſeyn; denn als König Wilhelm das erſtemal nach Orford gekom men, und in dem Theatro Sheldoniano ſollen em pfangen werden, der Redner der Univerſität aber denſelben Tag krank worden, und ſich (der Schande!) niemand unter alle den Gliedern der Univerſität ge funden, der eine Rede thun können, hat dieſer Co drington ſich als einen Profeſſorem angezogen, und im Namen der Univerſität eine zierlichelateiniſche Re

de gehalten, die dem König, der ihn nicht erkennet, um ſo vielmehr nachmahlen gefallen hat; wie mir

dieſes

Orford. 173

dieſes von Herrn Graſſy vor gewiß erzehlet worden.

Die neue Bibliotheck von Codrington iſt noch nicht in dem Collegio, ſondern in einem Privathaus gegen über. Als ich nach den Manuſcripten fragte, hörte ich mit Freuden, daß ſie nicht verſchloſſen, ſondern unter denen gedruckten Büchern ſtünden. Ob ſie nun zwar zerſtreuet, und ich ſie in ihrem gemeinen Catalogo von allen Büchern aufſuchen mußte,weilen ſie gar nicht nach dem Catal. MS. Angl. Part. I. p. 44.

numerirt ſtunden, ſo ließ ich mich doch die Mühe nicht dauren, einige aufzuſuchen; womit ich den Nachmit tag des 26ſten Sept. zubrachte.

-Den 27. Sept. Morgens verglich ich unter an dern auf der Bodl. Bibliotheck Catal. MS. Angl. P. I.

p. 181. 14. Evangelia Gºc. Dieſen vortreffli

chen Codicem ſuchte ich lange vergebens, nebſt dem Sub- Bibliothecario Crab , - endlich fiel ihm bey, daß er unten im Bodl. Archive liege. Es iſt aber dieſer herrliche Coder in folio, von Pergamen, einer Hand dick, ſehr alt. Die lateiniſche Ueberſetzung iſt literis majoribus & ſatis quadratis, die Alt-Säch ſiſche Verſion iſt zwiſchen den Linien kleiner, und mit Sächſiſchen Buchſtaben geſchrieben. Im Durchblät tern aber fand ich, daß das Lateiniſche gar fehlerhaft ſeye, woraus zu ſehen, daß die älteſten und ſchönſten Codices nicht allezeit die beſten und correcteſten. Am Ende des Codicis fand ich auf der lezten Seite, die in ſechs kleine Felder eingetheilet, in deren vier erſten einige Verſe auf die vier Evangeliſten und deren Kennzeichen gemacht, und die vermuthlich bekannt ſind.

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