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BHU III 849 }.».i(.',
Der freundlichen Vermittlung von G.Poethke verdanken wir ein Photo des im Titel genannten Papyrus (s.Tafel IIc), dessen Lesungen uns in einigen Punkten fragwürdig schienen. Dank des Photos können wir eine neue Transkription des Textes publizieren, der wir einige Einzelbemerkungen folgen lassen. Die in BL I S.73 verzeichneten Verbesserungsvorschläge haben wir verwertet, soweit sie uns akzeptabel erschienen.
n(apà) "HPÛJVOC xatpeiv. 4 6oc 'laiocifxp 00T1-8$ P(Eve)<p(LKiap£ou) tiCaou 4p-t[ 4] 0nv utav xat <pa3&TOu apTdßtiv 8 utav . 9/ Xotax xe.
2 épéxtn: égàxTfl ed.pr. Die Berufsbezeichnung epEHxnc begegnet hier abge-sehen von einer Eintragung im Lexikon des Orion zum ersten Mal. Diese Eintra-gung sei voll zitiert (die Orthographie ist reguliert worden) : 'EpsCxeiv &TIÔ Tflc epcdxns/ ö éOTuv eOoxi-ôès f,û\ov . epevuoc xa^ epexuoc ô ôtaaxLCoucvoc
OÛT<Û£ eöpov tv {mouvi^uaTi.. xaC £p£xTac TOUS End TOÛTO EpfdTac 'AAe-(S.S4 Sturz). Es handelt sich demnach um ein typisch ägyptisches Hort zur Bezeichnung eines Berufsstandes, dem es obliegt, xoauoc, also die Kerne der sogenannten Dicken Bohnen oder Saubohnen, lateinisch faba, in ihre beiden Hälften zu spalten. Wir dürfen annehmen, daß nicht nur das Spalten, sondern überhaupt das Zerkleinern gemeint ist (s. unten zu qxxßAtov) , und Z. 5 zeigt uns, daß auch die Verarbeitung von Erbsen, vermutlich daher auch wei-terer Hülsenfrüchte, dazugehörte (vql.zum Anbau von Hülsenfrüchten im grie-chisch-römischen Ägypten M. Schnabel, Die Landwirtschaft im hellenistischen Ägypten [= Münchener Beiträge 7], München 1925, S. 185-197).
Das von Orion ebenfalls genannte Hort zur Bezeichnung des Produkts dieser Arbeit, epevuoc, ist in den Papyri schon verschiedentlich bezeugt, nämlich in P.Tebt.I 9, 1O. 17; 11,8; II 417,17; III 1091, 1O; P. Mich. I 2,13 (dazu B.C. Youtie, ZPE 34, 1979, 95f.) und wohl auch in P.Cairo Hasp. II 143 I 18 (You-tie ibidem). Die Verbindung ÉPEYUÔC waxüv in P. Mich. I 2 ist ein deutlicher Beweis dafür, das Orions Beschränkung des Wortes auf zerkleinerte Saubohnen, für die möglicherweise seine Quelle (Erotian? Vgl. Youtie ibidem) verantwort-lich ist, zu eng ist. Zu übersetzen wäre wohl "zerkleinerte Hülsenfrüchte".
74 B.Kramer - D.Hagedorn - K.Worp
Das ghost word eEÄXTnc ist aus den Wörterbuchern (Preisiqke. WE I; LSJ) zu entfernen.
7 cpaBdtou: (paoaT ed.pr., <pao(nXou) &ya[3(oO)] Wilcken in BGU III S.6 und Plaumann in BL I S.73. Die richtige Lesung konnte damals wohl nicht gefunden werden, weil das Wort «afÄtov noch nicht vorgekommen war; doch s.jetzt P.Ryl. IV 630-8,406. Die Erklärung ebendort S.148 zu Z.4O6 "lentil flour or cakes" ist insofern ungenau, als das lateinische f aba, wovon das Wort natürlich abge-leitet ist, nicht die Linse, sondern die Dicken Bohnen bezeichnet. An unserer Stelle wird man wohl neben den Erbsen (Z. S) weniger an Kuchen oder eine son-stige Welterverarbeitung, sondern an die unverarbeiteten zerkleinerten Kerne denken müssen, sei es nun in der Form von Mehl oder auch in gröberem Zustand. Statt (pofîcVrov hätte Heron wahrscheinlich ebensogut epcvuoc schreiben können.
Im Lateinischen ist fabatus bisher anscheinend nur als reines Adjektiv be-zeugt, gewöhnlich in der Verbindung puls fabata, "Bohnenbrei"; vgl.ThLL s.v.
9 In der ed.pr. hatte F.Krebs, der die Schrift ins 4.Jhdt.n.Chr. datierte, gelesen: (ÏTOUS) Xoidx fi/. Das würde bedeuten, daß man entweder mit einem einzigen Regierungsjahr des Tvps 10+, 2O+ oder sogar 3O+ zu rechnen hätte, oder das man es mit einer Kombination zweier Regierungsiahre verschiedener Kaiser zu tun hätte, wobei beide Jahreszahlen niedriger als 11 sein müßten, z.B. "Jahr 8, 6".
Später schlug G.Plaumann vor: (£TOUC) [ ]' Xoidx KE (vgl.BL I S.73) , was eine Datierung nach einem einzigen Kaiser und eine Zahl impliziert, die im Griechischen durch einen einzigen Buchstaben ausgedrückt wird.
Das Photo des Paoyrus zeigt eindeutig, daB nach dem Symbol für (etouc) nur Spuren eines einzigen Buchstabens erhalten sind, auf den ein schräger Strich zur Markierung der Zahl folgt. Wir lesen diese Spuren als Theta (vgl.das The-ta am Anfang von Z.5). Wir sind indes nicht sicher, ob die Schrift The- tatsäch-lich ins 4.Jhdt. zu datieren ist; sie könnte unserer Meinung nach auch in die zweite Hälfte des 3.Jhdts. gehören.
Nun gibt es im 3-Jhdt. drei Kaiser, die ein 9.Reqierungsjahr hatten, und zwar:
9 Sentimius Severus = 2OO/2O1 n.Chr. 9 Severus Alexander = 229/230 n.Chr. 9 Gallien = 261/262 n.Chr.
Ein Jahr 9 von Diokletian allein ohne die Nennung auch des S.Jahres von Maxi-mian kommt in den Papyri nicht vor; vgl.BASP 16, 1979, 221-225. (Allerdings ist in der Inschrift Baillet, Inscriptions des tombaux des rois ou syringes à Thêbes Nr.762 angeblich ein Jahr 12 von Diokletian undMaximian = 295/296 n. Chr. bezeugt.) Von den genannten Daten scheiden die beiden ersten aus paläo-graphisehen Gründen aus.
Im 4.Jhdt.kennen wir nur ein einziges Jahr, das in Betracht käme, nämlich Jahr 9 des Maximinus = 312/313 n.Chr.; vgl.R.S.Bagnall-K.A.Horp, Regnal
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mulas in Byzantine Egypt (BASF Suppl.2), Missoula 1979, S.37 und ferner GRBS 2O, 1979, 290ff. Das 9.Regierungsjahr unseres Textes auf 314/315 (Konstantin und Licinius) n.Chr. zu beziehen, halten wir für nicht qanqbar, da dieses Jahr in den bisher veröffentlichten Papyri als "Jahr 9, 7" bezeichnet ist; vgl. Bagnall-Horp, a.a.O.S.38.
Das Datum unseres Textes ist daher entweder des 21.12.261 oder der 21.12. 312 n.Chr.
Übersetzung
Von Heron an den Hülsenfruchtmüller Kanopos Grüße.
Gib Isidores, dem Gehilfen des Beneficiarius, eine Artabe Erbsen und eine Artabe Saubohnenraehl.
Im 9.Jahr, am 25.Choiak.