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Arbeitskreis fuer genetische Siedlungsforschung in Mitteleuropa : Exkursion 24-9-1988

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(1)

S-'" ^ t > u - U

J. Renes G.P. van de Ven ARBEITSKREIS FUR GENETISCHE SIEDLUNG SFORSCHUNG IN MITTELEUROPA EXKURSION 24-9-1988

Übersetzung: P. Burggraaff, P. Nieswant, J. Smit 2 S So f Cf

(2)

Herinnering aan Holland Denkend aan Holland zie ik brede rivieren traag door oneindig

laagland gaan, rijen ondenbaar

ij Ie populieren als hoge pluimen aan den einder staan; en in de geweldige ruimte verzonken de boerderijen

verspreid door het land, boomgroepen, dorpen, geknotte torens, kerken en olmen

in een groots verband. De lucht hangt er laag en de zon wordt er langzaam in grijze veelkeurige dampen gesmoord, en in alle gewesten

wordt de stem van het water met zijn eeuwige rampen gevreesd en gehoord.

H. Marsman (1899-1940)

(3)

1 EINFÜHRUNG

Schon Seit Jahrzehnten verweist jedes Buch über Holland auf das obererwähnte Gedicht von Marsman. Vor allem die Anfangszeilen sind fast jedem bekannt. Die breiten Flüsse, die meistens sehr träge f Hessen, aber auch drohend und gefährlich werden können, gehören offen-sichtlich zu den characteristischsten Merkmalen der niederländischen Landschaft.

Während unserer Exkursion werden wir das niederländische Flussgebiet (Abb. 1) eingehend kennenlernen. Dabei

wollen wir viele Aspekte besprechen. Weil wir vermeiden wollen, dass die Information zu sehr auseinanderfallt

ist diese Führer thematisch geordnet. Jedes Thema wird in einer durchgehenden Geschichte dargestellt werden. In dieser Geschichte werden die Exkursionsziele als Bei-spiele näher ausgearbeitet.

Wir wollen uns nacheinander die folgenden Themen anschauen:

-Naturlandschaft (Kapitel 2)

-Kultivierungs- und Bevölkerungsgeschichte (Kapitel 3) -Siedlungen (Kapitel 4)

-Der Kampf gegen das Wasser (Kapitel 5) -Verkehr und Transport (Kapitel 6) -Verteidigungsbauten (Kapitel 7 ) .

(4)

Amsterdam Landeshauptstadt Groningen Provinzhauptstadt 5°ö.l TERSCHELLING SCHIERMONNIKOOG \ AMELAND ÇZ^ r i t i i 1 1 1 1 1 i i

Orte über 100 0 0 0 Einwohner wiu^° ^

Orte über 100 0 0 0 Einwohner

Provinzgrenze TEXEL

wichtiger Kanal

NORDSEE

Den Haag

-52"n.B

A b b . 1 . . , | | E x k u r s i o n g e b i e t m i t + > Primärdamm mit Entwässerun^schleusen I I I I I B l a t t V e r z e i c h n i s . *** Sekundärdamm mit Kammerschleusen

(5)

O l 3 5 k m

Abb. X, Bodenkarte. Legende: 1 Stauchwall; 2 Fluvioglacial; 3 Aeolische Sandabla-gerungen; k Plaggenboden; 5 Flussdüne; 6 Alter Flussmarsch; 7 Stromrücken; 8 Aussendeichland; 9 Flussmulden; 10 Auf Moor abgelagerte Flussmulden; 11 Moor; 12 Trockentaler; 13 Geschlossene Ortschaften.

(6)

2 DIE NATURLANDSCHAFT

Der Rhein und die Maas haben sich über den grössten Teil ihres Laufs in älteres Gestein eingeschnitten. Bei Nimwegen ändert die Maas sich aus einem schneidenden in einem sedimentierenden Fluss. Beim Rhein liegt dieser Umschlag im Westen Deutschlands. Das niederländische Flussgebiet bildet im Grunde genommen das Flussdelta von Rhein und Maas. Von der Grenze zwischen den Niederlanden und Deutschland bis an die Mündung in die Nordsee kennt der Rhein ein Gefälle von etwa 11 Metern.

Eine globale Bodenkarte (Abb. 2) zeigt uns, dass sich der Charakter des Gebiets von Osten nach Westen ändert.

Im östlichen Teil des Deltas finden wir die 'Stroomrug-gen' (d.i. Mäanderzonen) und Flussmuldenlandschaft. Diese Landschaftsform wird von den Flusssedimenten her bestimmt, sich bei Teilchen bildeten ist dass (Abb. 3).

Der Schlamm, den die Flüsse mitführen, konnte Überschwemmungen ablagern. Die schwersten setzten sich am ehesten und nah am Fluss ab und Uferwälle und 'Stroomruggen' (ein 'Stroomrug' Flussbett mit Uferwällen auf beiden Seiten)

• Holozän • Pleistozän 1 " Flüsse 2 = Uferwälle 3 - Flussmulden h = ' S t r o o m r u g ' fc:fo-l Sand 7/Z7\ Lehm

Abb. 3. Profil der Uferwälle und Flussmulden

(7)

Erst in den tiefer gelegenen Mulden setzten sich die

feineren Teilchen ab. Sie bildeten den dichten Auenlehm-böden, der nur mit grösster Mühe bearbeitet werden

konnte.

Die Flüsse sind oft aufgeschoben. Vor allem in der Betuwe entwickelte sich ein kompliziertes Muster von rezenten und fossilen 'Stroomruggen' (Abb. 4 ) , zwischen denen nur kleine Mulden übrigblieben. In westliche Richtung werden die 'Stroomruggen' immer schmaler und die Flussmulden ausgedehnter. Westlich der Linie

Utrecht-Gorkum (Gorinchem) versanken die 'Stroomruggen' in das Moor und ging die 'Stroomruggen-' und Muldenland-schaft in eine MoorlandMuldenland-schaft über. Dieses Moorland umfasste im frühen Mittelalter den ganzen westlichen Teil der Niederlande und reichte bis zur Dünenlandschaft

an der Küste. Auch Teile der östlichen Mulden müssen damals eine Moordecke gehabt haben. Seitdem ist das

Moorland durch Küstenbrüche, Torfstechen und Oxidation immer kleiner geworden.

Die Flusslandschaft ist von Natur aus sehr dynamisch. Vor allem vor der Eindeichung suchten sich die Flüsse noch regelmässig einen neuen Lauf. Schon in der Zeit der Römer hat der Mensch versucht, den Lauf der Flüsse zu beeinflussen. Wegen der Kriege in Germanien traf der römische Befehlshaber Drusus Massnahmen, um die Befahr-barkeit in nordöstlicher Richtung zu verbessern. An der Gabelung von Waal und Rhein liess er einen grosse Buhne bauen, mit der das Wasser in das Rheinbett geleitet werden konnte. Daneben machte er die obere Mündung der

IJssel schiffbar, indem er der 'Drususkanal' bauen liess. Das war entweder ein neuer Kanal oder eine

Durchgrabung der Sandriffe in der oberen und versandeten Mündung der IJssel. über die genaue Lage des

'Drususka-nals' wird schon seit Jahrhunderten heftig diskutiert. Sowohl in der Zeit der Römer als auch im hohen Mittelal-ter hatten Urbarmachungen flussauf im Stromgebiet des Rheins einen erhöhten Schlickfall zur Folge. Im

nieder-ländischen Flussgebiet führte das zu drastischen

änderungen in dem Muster der Flüsse. So verschlickte der Rheinarm bei Eist (die Aam) und entstand unterhalb

Zaltbommel der Waalarm. Die Bevölkerungsdichte nahm in dieser Periode drastisch ab. Im hohen Mittelalter wurde ein ähnlich erhöhte Schlickfall durch den Bau von

Deichen behoben (vgl. Sie dazu Kapitel 5 ) .

(8)

Flußs-^^ ^ Linge

Abb.VUferwalle und Flusemulden

(9)

3 DIE GESCHICHTE DER URBARMACHUNG, DER BEWOHNUNG UND DER BODENBENUTZUNG

3.1 Die älteste Geschichte

In der Eisenzeit und'in der Zeit der Römer war vor allem der östliche Teil des Flussgebiets relativ dicht besiedelt. In westlicher Richtung nahm die Bewohnung deutlich ab. Als Wohnorte dienten die Uferwälle und die

'Stroomruggen'. Während der Exkursion werden wir unter anderen in der Nähe von Eist (Exkursionsziel 57) und in der Nähe von Slijk-Ewijk (Exkursionszie 1 51) Spuren einer römischen Bewohnung antreffen.

Der Rhein war die Nordgrenze des Römischen Reichs. Am Fluss entlang gab es eine ganze Reihe von Forten, die mit Garnisonen belegt waren. Der Zusammenbruch des Römischen Reichs war folglich wohl eine der wichtigsten Ursachen für die grosse Bevölkerungsabnahme im 4. und 5. Jahrhundert. Auch die Bewohnbarkeit dieses Gebiets ist im Laufe der römischen Zeit durch Überschwemmungen

anscheinend stark zurückgegangen. Erhöhter Schlickfall infolge der Urbarmachung und Erosion stromaufwärts soll dafür wohl verantwortlich werden gemacht. Dennoch hat man an vieler Stellen im östlichen Flussgebiet eine Bewohnungskontinuität in der Periode zwischen der

römischer Zeit und dem frühen Mittelalter festgestellt. Im frühen Mittelalter stieg die Bevölkerungsdichte im Flussgebiet wieder an. Die meisten Dörfer auf den

'Stroomruggen' sind im frühen Mittelalter entstanden. Die sogenannten S-förmigen äcker deuten vermutlich auf frühmittelalterliches Ackerland hin (Abb. 5 ) .

Die Bewohnung des Moorlands ist viel jünger. Die

Okkupation dieser Gebiete begann erst im 10. Jahrhun-dert.

.3.2 Das 'Stroomruggen-' und Flussmuldengebiet 'Stroomruggen' und Uferwälle

Die ältesten Wohnorte und Kulturflächen trifft man im höchsten Teil der Uferwälle an. Sie liegen so hoch, dass sie nur ganz selten überschwemmt wurden. Erst nachdem das Kulturland auf die tiefer gelegenen Teile des

Uferwalls ausgedehnt worden war, waren Deiche erforder-lich (vgl. Sie dazu Kapitel 5 ) . Die ältesten Wohnorte kann man an einem dicken Kulturboden erkennen. Auf der Bodenkarte werden sie als 'oude woongronden' bezeichnet.

(10)

Vreeswij " ü f e r w a l l F l u s s m u l d e G e s c h l o s s e n e O r t s c h a f t tîberschwemraungsland Krummflur 10ha - 100ha Kruramflur : > 100 ha <30m ERICHEM 1km A b b . O • Krummfluren

A. Lage (nach Vervloet) B. Ursprung

C. Erichem D. Beispiel

(11)

^m

&m

Hauptsachlich Ackerland Obstgarten Grünland Weidenbruch Wald

Heide- und ödlandflachen Geschlossene Ortschaft

Abb

.f.

Bodennutzung um 1850, bzw. um 1965,

(12)

WÈBWÈÊÊMÊÊÊKÊM

(13)

Im Laufe des Mittelalters breitete das bewohnte und kultivierte Gebiet sich auf einen grossen Teil der

'Stroomruggen' aus. Dennoch gab es sogar im 14. Jahrhun-dert noch Teile der Ursprungliehen Wälder. 1313 musste man für das Weiden von 30 Schweinen in einem Wald

zwischen Ochten und Dodewaard noch das sogenannte Eichelgeld zahlen. Auf Karten aus dem 19. Jahrhundert treffen wir von diesen Wäldern nichts mehr an. Damals waren die einzigen Wälder die Parkwälder, die zu den

Landsitzen gehörten. Der grösste Teil der 'Stroomruggen' war damals für Kulturland vergraben. Die höchst gelege-nen Flächen haben oftmals eigelege-nen sehr offegelege-nen Charakter, da hier die sichtbaren Trennungen von den einzelnen

Grundstücken fehlten. Die tiefer gelegenen Ackerländer waren jedoch oft von Hecken umgeben. Durch den

Auf-schwung der Obstzucht sahen die 'Stroomruggen' im Laufe des 19. Jahrhunderts allmählich etwas bewachsener aus

(Abb. 6 ) .

Die Flussmuldengebiete

Die Muldengebiete waren im Mittelalter meistens überflu-tet. Der Bewuchs wird wahrscheinlich nur Sumpfwald

gewesen sein. Erst nachdem man die Ringdeiche miteinan-der verbunden hatte (vgl. Sie dazu Kapitel 5) waren

Investionen in die Entwässerung der Mulden sinnvoll. Dennoch blieben Sie auch weiterhin nass und wurden

deshalb nur extensiv benutzt. Grosse Teile des Muldenge-biets waren noch um 1950 jeden Winter überschwemmt. Im

19. Jahrhundert benutzte man die meisten Mulden als Gras- oder Heuwiesen. Daneben gab es Buschwälder und, von kleinen Wäldern umgeben, Enterfänge. Die vielen Enterfänge (Abb. 7) zeigen, wie ruhig es in diesen unwegsamen Gebieten war. Ausserhalb dieser kleinen Wälder hatte die Landschaft einen ganz offenen

Charak-ter.

In den letzten Jahrzehnten wurde die Entwässerung der Mulden - oft im Rahmen der Flurbereinigung - drastisch verbessert. Erstmals wurden in dem Muidengebied auf breiter Basis Bauernhöfe gebaut. Momentan gehört sogar der Ackerbau zu den Möglichkeiten. Trotzdem haben noch viele Muldengebiete ihren Ursprungliehen Charakter beibehalten können (vgl. Sie dazu die Tabelle).

Abb. 7. Flussmuldengebiet im Tielerwaard.

/?

(14)

wï&M\iï

::

M&&0ÊÊÊÊaf.

Die Landwirtschaft

Die Landwirtschaft hat früher im Flussgebiet immer eine gemischte Betriebsführung gekannt. Zu jedem Dorf

gehörten Uferwälle, die grösstenteils als Ackerland benutzt wurden, und gulden, die man als Weideland oder Heuwiesen benutzte. Gewissermassen kannte auch jeder einzelner Bauernhof diesen Aufbau. Die Betriebsführung kommt zum Ausdruck in der Struktur der jeweiligen

Bauernwirtschaft (Abb. 9 ) .

3.3 Das Moorland

Im Unterschied zu den Uferwällen und den 'Stroomruggen' eignete sich das Moorland schlecht zu einer

individuel-len Okkupation. Ehe man sich im Moorland niederlassen konnte, musste man Entwässerungsgraben ziehen. Deiche an den Flüssen entlang waren wahrscheinlich auch schon von Anfang an absolut notwendig. Die Urbarmachung des

Moorlands war eine Gemeinschaftstätigkeit und das Gebiet trägt noch heute die Spüren einer sehr planmässigen

Arbeitsweise. Die vorwiegende Siedlungsform ist das sehr regelmässige Moorhufendorf (vgl. Sie dazu Kapitel 4 ) . Anfangs funktionierte auch in der Moorlandschaft das

agrarische Mischbetrieb. Innerhalb eines streifenförmi-gen Hufes befand sich das Ackerland. Wahrscheinlich

machte das Ackerland anfangs 1/6 eines Streifens aus. Als eine Folge einer Kombination aus

wasserwirtschaft-lichen und ökonomische Gründen verschwand dieser

Ackerbau im späten Mittelalter. Weil dieses Gebiet sich auf die Viehzucht specializierte, konnte es überleben.

(15)

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ƒ, Woonruimte 2. Opkamer 3. Koeien 4. Paarden 5. Deel 6. Luifel (overstek)

Abb. y . Ein sogenanntes T-haus aus Varik. Das Wohnhaus, das ein Querdach kennt, umfasst drei geraumige Zimmer und ein Zimmer im Halbgeschoss, das mit einem Keller versehen ist. Die Tenne wird von einem Rindvieh- und

Pferdestall flankiert. Kennzeichnend für dieses Haus ist der überstehende Dachrand oberhalb der Teiltüren. In diesem Dachrand gibt es eine Öffnung, durch die die Ernte eingebracht werden kann. Auf der Seite gibt es eine Heuscheune, den sogenannten 'Schuurberg'.

(16)

4 DIE SIEDLUNGEN 4.1 Einleitung

Nahezu alle alten Wohnorte liegen auf den Uferwällen (Abb. 10). Ihrer Form nach verzeichnen die Siedlungen grosse Unterschiede. Diese Formen sind seit längerer Zeit wenig erforscht. Die Grundlage des heutigen

Wissensstandes bildet noch immer ein Ubersichtsaufsatz von Den Uyl von 1957. In den letzten Jahren sind einige Veröffentlichungen von Harten erschienen, in denen die Auffassungen Den Uyls über eine Anzahl Dörfer erheblich nuanciert worden sind. Dasselbe geschieht in der

rezenten Forschung von Van Moorst und Visscher (in

Vorbereitung). In diesem Kapitel wird von der Einteilung Den Uyls ausgegangen, um diese dann bei einer Anzahl

individueller Siedlungen zu nuancieren. Den Uyl unterschied die folgenden Typen:

- die "runden Eschdörfer": grossräumig angelegte Dörfer mit einer unregelmässigen, jedoch einer hauptsächlich runden Struktur,

- die "gestreckten Eschdörfer": dicht besiedelte Dörfer mit einer langgedehnten Hauptform, - Reihendörfer (Moorkultivierungen), - Sonstige (oft undeutliche Typen).

Die beiden ersten Typen wurden zumeist auf Stromrücken angelegt. Von Ost nach West nimmt die Zahl der "runden" Dörfer ab und die Zahl der "gestreckten" zu. Dies kann mit folgenden Aspekten zusammenhängen:

- Altersunterschied. Nach Den Uyl sind die "runden" Dörfer die ältesten (merowingisch). Die

"gestreck-ten" Dörfer stellen möglicherweise eine spätere Entwicklung aus der karolingischen Periode dar. Aus archäologischen Daten wird deutlich, dass die

Besiedlung im östlichen Flussgebiet früher stattge-funden hat, als die im westlichen Flussgebiet.

- natürliche Gegebenheiten: die Uferwälle werden in westlicher Richtung immer schmäler. Die "gestreck-ten" (Strassen)dörfer liegen im allgemeinen auf den schmäleren Uferwällen.

Von den bedeutendsten Typen werden wir während der

Exkursion Beispiele antreffen. Dabei wird sich zeigen, dass diese Dörfer komplizierter angelegt sind als sich auf den ersten Blick zeigt. Es wird auch deutlich, dass Den Uyl, durch eine zu starke Betonung der Dörfer, die Einzelhöfe mit ihrem Grossgrundbesitz übersieht. Auch berücksichtigt Den Uyl die Anwesenheit von "Brinken"

(Anger) zu wenig.

(17)

9 ? 4 6km

Alte Wohnstätte

Fundort römischer Keramik ausserhalb der alten Wohnstätte Stromrücke

Grenze zwischen Flussmarsch und Geest Geschlossene Ortschaft

Abb. fO, Alte Wohnstätten und Landschaft

(18)

4.2 Die "runden" Dörfer

Von den Dörfern, die wir auf der Exkursion besuchen, sind Andelst/Herveld,vRessen und Eist nach Den Uyl

"runde" Dörfer. Bei einer näheren Betrachtung ist der Sachverhalt jedoch anders einzuschätzen.

Andelst/Herveld

Andelst und Herveld sind auf Abb. 11) dargestellt. Die Karte zeigt die Situation in den Jahren '50, in der die Häuser, die bereits 1850 dort standen, eingetragen sind. Daneben sind die ältesten Besiedlungsböden (die ältesten Siedlungsplätze) und die natürlichen Gewässer angegeben. Im allgemeinen finden wir die ältesten Höfe auf den

höchst gelegenen Orten. Ein Haus"kamp" bildet das älteste Ackerland. Die direkte Umgebung des Hofes wird im Laufe der Zeit noch weiter erhöht.

Zwischen den verschiedenen alten Siedlungsplätzen liegt ein kompliziertes Gefüge von natürlichen Gewässern. Die Läufe bildeten die niedrigsten Teile der Landschaft. Sie blieben als längliche Stücke sumpfigen "Unlandes"

liegen, nachdem die höher gelegenen Gebiete schon längst besiedelt waren. Später bildeten sie fast aus sich die geeigneten Trassen für Wege. Die Rinne wurde geschmälert und vertieft, und mit dem freikommenden Erdreich wurde der daneben liegend Weg erhöht. Die meisten Wege sind in diesen Dörfern also sekundär, und es ist nicht richtig, die Siedlungsform vom Strassengefüge aus zu betrachten. Bei dieser Betrachtungsweise wird es klar, dass wir hier nicht von einem Dorf reden können. Es geht um ein Gefüge von gestreuter Besiedlung. Jeder der fünf alten

Sied-lungsplätze könnte als eine einzelne Siedlung betrachtet werden. Es sind:

- Andelst: die Kirche mit zwei Höfen. In direkter Umgebung liegen der "Hof" und der "Hage Hof"

nebeneinander. Die Kirche ist eines der ältesten Gebäude des Landes.

- Herveld 1: wieder ein "Hoge Hof". Herveld 2: der "Woerd".

Herveld 3: der "Laagt".

- Herveld 4: die Kirche mit zwei Häusern.

Zwischen diesen mittelalterlichen (frühmittelalterli-chen) Kernen liegen andere Höfe, von denen eine Anzahl mittelalterlicher Herkunft sein dürfte (z.B. Stenenka-mer) . Durch Teilungen nahm diese Zahl im Laufe der Zeit zu. So deuten die Namen Rome, Groot Rome und Klein Rome auf einen gemeinschaftlichen Ursprung. Die stark

(19)

W&'itffifytyW'/tf;-; Abb. // . Andelst und Herveld 1 km Alte Siedlungsplatz Rinne _-"" Grenze Andelst/ Herveld Älteste Entwasse-£î\ rungsgraben ^*^ Ki] Lrche A l l m e n d e , k e i n ^ ^ Weg Wald Wald Parzellengrenze Kaus 0 250 m 1 Andelst 1832

(20)

gestreute Besiedlung ist durch die ausserordentlich breiten, fossilen Stromrücken ermöglicht worden. Auch das kreuz und quer verlaufende Rinnengefüge spielt dabei eine Rolle.

Ressen

In der Umgebung von Ressen treffen wir ein ähnliches Bild an. Die Höfe sind über das Land verstreut. Auf einem der alten Siedlungsplätze steht, mit einigen wenigen Häusern, die Kirche von Ressen.

Eist (Gelderland)

In Eist finden wir ein gleichartiges Gebilde vor (Abb. 12). Eist liegt genauso wie Andelst/Herveld auf einem sehr breiten Stromrücken, in diesem Fall der Stromrücken der Aam. Auch hier ist das Siedlungsgefüge stark

gestreut. Eine Anzahl der ältesten Siedlungsplätze hat einen deutlich grösseren Umfang als die in Andelst. In Eist selber ist die Besiedlungskontinuität seit der Römerzeit sehr wahrscheinlich. Der Ort wurde 726 erstmals erwähnt. Ein gewisser Everhard hat beim Konflikt zwischen den fränkischen Fürsten und den heidnischen Stämmem (wahrscheinlich die Friesen) die falsche Seite gewählt. Nach dem fränkischen Sieg wird sein Besitz beschlagnahmt. Karl Martel verschenkte nun Everhards Güter in der Villa Eist ("Heliste") oder

Marithaime, an Willibord und die Utrechter Kirche. Im Auftrag von Willibord liess Werenfried (etwa 760) eine Kirche in Eist erbauen. Nach Werenfrieds Tod wurde die Kirche ihm gewidmet. Die Kirche steht auf den Resten zweier gallo-römischer Tempel (Abb. 13). Beim Bau der ältesten Kirche hatte man die Reste des jüngsten der Tempel benutzt. Die Tempel wurden in den 40er Jahren entdeckt, nachdem die Kirche im zweiten Weltkrieg grösstenteils zerstört worden war.

Einige Weiler in der Umgebung haben wahrscheinlich auch ein hohes Alter. Das obenerwähnte "Marithaine" von 726 dürfte wohl mit der Bauernschaft Merm identisch sein. Der Name deutet einen Wohnort ("haim") an einem Gewässer

("mari" oder "see") an. Reeth und Aam wurden erstmals am Ende des 11. Jahrhunderts erwähnt. Der Name Reeth deutet vielleicht auf einen Weg hin (Künzel u.a. 1988). Der Weiler Aam ist nach einem alten Rheinarm benannt, der in der Römerzeit noch vorhanden war, im Mittelalter jedoch

(verlandete) versandete.

(21)

ftUCERSMOCIIO

Erläuterung

ki-j Alte Kulturlandflachen

^-Alte Stroastriche

Sichtung der Stroastriche Geaeindegrenze

O SCO w o o

I ' - < — — H »00

Abb./o. Alte Kulturlandflachen und alte Stromstriche (nach Mentink).

i. De Laar 2. Rijkerswoerd

3. Rijkerswoerd-De Hoge Woerd

4. Groenoord

j . Aam-De Hoge Woerd

6. Aam

7. Bredelaar-Het Hoge Veld

8. Bredelaar IJ. Eist-dorp en Eist-DeWuurde 9. Merm 16. Ganzenheu vel

10. Reeth 17. Het Stientjeshofje-De Zwarte Hof 11. Eimeren 18. Lienden

12. Het Klooster 19. Zalingse bouwing 13. De Wuurde 10. Raaien

(22)

, b b ./ ? . Die E l s t e r K i r c h e

A. Um 19^5 B . Tempel C. Um 19^5 D. H e u t e

(23)

Neuere Entwicklungen

Kein Siedlungstyp hat sich so stark geändert wie dieser. Mit der Kirche als Kristallisationspunkt ist die

Bebauung stark verdichtet. Ressen ist noch eines der

wenigen übriggebliebenen Beispiele eines Kirchenweilers, mit nur wenigen Häusern um die Kirche herum (obwohl der

Massstab eines der Häuser etwas auffallend ist). Das Bild dieser locker besiedelten Dörfer kann durch die Anlage grossräumiger Neubauten stark verändert werden. Durch Neubauten zwischen den alten Höfen verschwindet der optische Zusammenhang des Ganzen. Die alten Höfe verlieren sich in den Neubauten. Das Bedürfnis eines Zentrums führte oft zu tristen Ortsbildern, wie das wenig erfolgreiche Gemeindehaus mit einem Platz in Andelst zeigt. Es steht genau auf der Sichtachse zwischen einem Landsitz und der Kirche.

Daneben hat gerade das Gebiet der "runden" Dörfer (der östliche Teil des Flussgebietes) nach dem Zweiten Weltkrieg viel gelitten. Die meisten Kirchen sind nach dem Krieg wieder auf- oder neugebaut wurden. In Eist wurde das ganze Zentrum im Stil der Delfter Schule wieder aufgebaut worden.

4.3 Die (gereihten) gestreckten Dörfer

Wo die Stromrücken schmäler sind, kann die Besiedlung sich nicht in allen Richtungen erweitern. Die Siedlungen bekommen hier aus sich selbst eine langgedehnte Form. Viele Dörfer sind vom "gestreckten" Typ. Ein Musterbei-spiel dieses Typs ist Zoelen (Abb. 14). Andere BeiMusterbei-spiele sind Beesd (Abb. 15), Zoelmond (Abb. 16) und Erichem

(Abb. 5 ) .

In den meisten dieser Dörfer wird der Grundriss durch zwei parallel laufende Wege, die Vor- und die Hinter-strasse, bestimmt. Bebaut ist hauptsächlich die Vor-strasse. Auf den ersten Blick sind die Übereinstimmungen zwischen diesen Dörfern so gross, dass schon an eine

planmässige Auslegung gedacht worden ist. Eine nähere Betrachtung zeigt jedoch eine grosse Zahl von Varianten, Abweichungen und Unklarheiten.

Beusichem

Beusichem (Abb. 17) wird um 800 erstmals erwähnt. Es gab dort einen Hof, den wir später vielleicht als Schloss des Herren von Beusichem wiederfinden könnten. Der Dorfgrundriss zeigt nicht nur zwei, sondern drei, teilweise sogar vier Wege. Noch stärker werden die Abweichungen vom Idealbild, wenn wir eine Höhenkarte

(24)

Abb./£. Zoelen 1826 (De Beaufort & Van den Berg, 1968

(25)

Abb. /S»

Beesd in 1826

A. Nach Harten, 1988 B. Nach De Beaufort & Van d«n Berg, 1968

(26)

( i ^l E>og«lijlce oude huiska-pen

- - - - »ogelijke begrenrirg v*n **n brink

A b b . /6. Zoelmond um 1830 ( n a c h H a r t e n , 1 9 8 8 ) . A b b . /7. B e u s i c h e m um 183O ( n a c h H a r t e n , 1 9 8 8 ) .

(27)

betrachten. Auf dieser Karte sehen wir zwei höher

gelegene Gebiete, die wahrscheinlich die ältesten Kerne bilden:

- Der westliche Kern ist nur klein und wird ursprüng-lich nur aus wenigen Höfen bestanden haben.

- In der Mitte des* östlichen Kerns liegt ein sehr

hoch gelegener Marktplatz. Dieser Marktplatz wurde im Laufe der Zeit einige Male in Form und Umfang

verändert. So ist der Markt durch den Bau des

Rathauses 1939 verkleinert worden. Die Kirche stand wahrscheinlich auch auf gemeinem Grund. An der

Südseite sieht es so aus, als wenn der Markt dort zu einem unbestimmtem Zeitpunkt erweitert wurde. Die Häuser bilden hier einen geraden Strassenzug, der die dahinterliegende, streifenförmige

Parzel-lierung schräg durchquert. Die Erweiterung des Marktes könnte mit dem Pferdemarkt zusammenhängen, der 1461 zum ersten Mal erwähnt wird (Harten 1988).

In südlicher Richtung läuft die "Ganssteeg", ein ehemaliger Viehtrift, ins Feld hinein. An dieser Gasse befanden sich 1830 Häuser, jedoch weniger als

im Jahre 1647. Der Anschluss dieses ehemaligen Viehtrifts an den Ortskern ist noch ziemlich unklar.

- Der Zwischenteil liegt deutlich niedriger und die Häuser sind klein. Dies könnte auf eine jüngere

Auffüllung mit Kötter- und Arbeiterhäusern hinwei-sen. Eine Anzahl der Wegveränderungen ist sehr

fragwürdig. Harten nahm aufgrund dieser Veränderun-gen eine Anzahl von Haus"kampen" mit einer Breite von 120 m.

In jedem Fall war die langgedehnte Struktur früher weniger deutlich.

Neuere Entwicklungen

Im allgemeinen haben die "gestreckten" Dörfer ihren Charakter ziemlich gut erhalten. Die Bebauung war bereits dicht und konnte ohne allzuviele Verluste verdichtet werden. Der Ausbau im 20. Jahrhundert erfolgte meistens neben den alten Kernen.

4.4 "Brink'-dörfer

"Brinken" (Anger) kommen im Flussgebiet ziemlich häufig vor, obwohl man sie in den meisten Handbüchern

vergeb-lich sucht. Während man anderswo noch an eine planmäs-sige Form denkt, scheint es, dass die meisten "Brinke" mehr oder weniger zufällig entstanden sind. Manchmal handelt es sich dabei um alte Reste von Stromläufen oder

(28)

um andere Niederungen, die noch nicht kultivierter

Gemeinschaftsbesitz waren. Die höher gelegenen Böden in der Umgebung waren schon urbargemacht worden und wurden als Ackerland genutzt. Erst später bekamen sie andere Funktionen, wie für die Viehhaltung oder für den Bau von Gemeinschaftseinrichtungen.

Sliik-Ewiik

Dort sehen wir ein Beispiel eines dreieckigen "Brink" an der Stelle eines alten Uferwalldurchbruchs (Abb. 18). Zuerst bestand hier ein gestreutes Siedlungsgefüge. Der älteste Kern von Slijk-Ewijk ist die "Gasthuisbouwing", ein Einzelhof auf einem "Woerd" an der Nordseite des

heutigen Dorfes. Ein zweiter Kern entstand näher am Fluss. Hier wurde später eine Kirche gebaut. Zwischen beiden Kernen lag eine Niederung, um die immer mehr Höfe angesiedelt wurden.' Erst seit dem 18. Jahrhundert wurden auch auf dem "Brink" Häuser gebaut.

Neuere Entwicklungen

Die meisten "Brinken" sind im Laufe der Zeit besiedelt worden. Wo es sich um Gemeinschaftseinrichtungen handelte (Kirche, Schule) ist die Struktur noch gut zu erkennen. Wenn es sich um Behausungen von Köttern und Arbeitern handelte, wie in Slijk-Ewijk, ist dies schwieriger.

4.5 Strassen- und Deichdörfer Flussgebiet

Im Flussgebiet hat eine Anzahl von Siedlungen in zweiter Linie ihre lineare Struktur erhalten, indem sich die Bebauung an dem Deich orientierte. Dörfer die im Fluss verschwanden, wurden meistens neben dem Deich wieder aufgebaut.

Moorgebiet : "Cope"-kultivierungen

Bei den meisten Moorkultivierungen ist die lineare Form primär. Die Kultivierung eines Moorgebietes beginnt mit der Entwässerung. Hierzu wurde ein dichtes Netz von

parallel gelegenen Gräben angelegt, was zu einer

streifenförmigen Parzellierung führte. Bei den meisten Moorkultivierungen scheint die streifenförmige

Parzel-lierung mit einer weniger regelmässigen Siedlungsform zusammenzugehen. In jedem Hufestreifen lag ein Hof. Die Hofplätze lagen jedoch nicht notwendigerweise auf einer Linie. Bei den späteren Moorkultivierungen war dies wohl

(29)

Abb. /i . S l i j k - E w i j k .

A. B o d e n k a r t e

B. 1635 - c . 1832

(30)

der Fall, da die Höfe jeweils an der Spitze einer Parzelle lagen.

Im Utrechter-holländischen Niedermoorgebiet entwickelten die Beamten des Utrechter Bischofs im 11. Jahrhundert

die "Hochform" der Moorkultivierungen, die nun als "cope" bekannt sind. Dieser Begriff hängt mit dem Verb "kopen" (kaufen) zusammen. Ein Unternehmer ("Lokator") kaufte einen Teil des Moorgebietes, erschloss es, und verkaufte den Kolonisten die Parzellen. Diese bauten ihre Höfe am Kopfende ihrer Parzelle, an der Strasse oder am Graben. Charakteristisch für die "cope" sind die Standardgrössen der Parzellen. Wo die Beschaffenheit des Geländes es ermöglichte, hatten die Hufen eine Breite von etwa 115 m ("30 Ruthen") bei einer Länge von zirka 1250 m ("6 voorling"; eine "voorling war die Länge die man, ohne das Gespann zu wenden, in einer durchgehenden Furche pflügte) (Von der Linden, 1956). Auf diese Weise entstanden Betriebe von etwa 14,5 ha. Sogar in der

Namensgebung gab es ein System. Besonders die Utrechter Geistlichkeit machte sich für das Finden von Benennungen stark (Pavia, Parijs, Bulgarien). Andere Kultivierungen haben Namen die auf "ko(o)p" enden.

"Copen" nördlich des Rheins

Die Exkursion berührt zwischen Amerongen und Wijk bij Duurstede auch das "Cope" Gebiet (Abb. 19). Im 11., vielleicht sogar schon im 10. Jahrhundert wurden von dem Uferwall des Rheins aus streifenförmige Parzellen in die Richtung des nördlich davon gelegenen Bruchgebietes angelegt. Der östliche Teil dieser Kultivierung, die "Hoeven" gehörte zu Amerongen; der westliche Teil, das "Leuterveld", zu dem später untergegangenen Dorf Leut. Die Kultivierung bildete trotzdem eine Einheit,

viel-leicht weil die Abtei von Deutz an beiden beteiligt war. Der Name Hoeven deutet auf eine Kultivierungseinheit, die "hoeve" (Hufe). Im Osten waren die ursprünglichen Parzellen kleiner. Die Hofnamen Kot land und Oud-Kotland

(Kotland) deuten auf Parzellen mit einer Köttergrösse. Im Jahre 1122 wurde der Rhein bei Wijk abgedämmt.

Wahrscheinlich gab es bereits einen Deich zwischen Amerongen und Wijk. Die Bruchgebiete nördlich des Rheins wurden nun nicht mehr überschwemmt und konnten urbarge-macht werden. Dies ist in verschiedenen Phasen erfolgt, angefangen mit den "hoeven" an der Ostseite des Cothen-seweg. Die Strasse an sich bestand als Verbindung

zwischen Cothen und der Pfarrkirche in Doorn. Die

Kultivierung begann mit dem Graben der Langbroekerwete-ring, die bei Odijk in den Kromme Rijn mündet. An beiden Seiten des Grabens wurden Parzellen mit einer

Gesamt-"V"

7

(31)

Fluss um 10. Jh. Grenze 'Cope'-flur i > \ y x Langbroeker Wetering ^ ' (älteste Teil) . y, y* Langbroeker Wetering ^ (jüngere Teil) 'Friesenhufe' Cothenseweg Ehemalige 'Dorestat' /

yy/y

— — - ~ Ursprüngliche Grenze f Deichverlagerung

•-« Ehemaligen Dorf 'Leut'

f/\ Leuterveld f£j Amerongse Hoeven JLAÛ ^O Hoeven . • Leersummerbroek *i Aß 30 Hoeven $~flß 50 Hoeven ^ H Damm 1122 U Schloss; Wohnturm

(32)

Diefdijk

Grenze 'Cope'

1 . Bolgerijen 2. Boeikop

2k Over-Boeicop

£ty Nieuwstadt Culemborg

3

3A k kk

5

6

7

8

9

Heikop Over-Heicop Middelkoop Hoog Middelkoop Leerbroek Loosdorp Over- en Neder-Zijderveld Kortgerecht Nieuw Scahik 10 Prijs 11 Vretstrooij 12 Paveien 13 Langsmeer '\h Voorkoop 15 Vuilkop 16 Wanseveld 17 Bieshaar 18 Tetwijk 19 Goyerveld 20 Kanenbroek 21 Blokhoven

khh,2.C. 'Cope'-flure östlich und westlich des 'Diefdijk'

(33)

länge von 12 "voorling" angelegt. Der Bischof von Utrecht hatte die "cope" Vertrage in der Annahme

abgeschlossen, dass er als Landesherr über die Wildnis verfügen könnte. Das Domkapitel, als Eigentümer der angrenzenden Domänen von Amerongen, Doorn und Cothen betrachtete sich jedoch ebenfalls als Eigner. Im Jahre 1126 gab das Reichsgericht dem Domkapitel recht. Dieses übernahm die abgeschlossenen "cope" Verträge. Auch die Abtei Deutz, Mitbesitzer von Amerongen, nahm an der Kultivierung teil.

Nachdem dies geregelt war, wurde auch der Rest des

Bruches parzelliert. Westlich des Cothenseweg wurde eine zweite 12 "voorling"-Kultivierung durchgführt. Im

Nordosten wurde der Leersummerbruch, eine "6-voor-ling"-Kultivierung, parzelliert. Mit den "50 hoeven", das heutige Over1angbroek, wurde die Kultivierung von Langbroek beendet.

Die Kolonisten kamen wahrscheinlich aus Friesland. Die Streifen mit 40 und 50 Hufen, die für gemeinschaftliche Zwecke reserviert wurden waren, hiejjÇen in beiden Fällen Friesenland. Mit dem Ertrag wurde die Unterhaltung der Langbroekerwetering bezahlt (Dekker, 1983).

"Copen" bei Culemborg und dem Diefdiik

Westlich von Culemborg treffen wir wiederum "Copen" an (Abb. 20). Besonders an der Westseite des Diefdijk sehen wir die "Cope"landschaft in optima forma. Gegen den

Diefdijk liegen hier die "copen" Zijdeweld, Kort Gerecht und Nieuw-Schaik. Westlich hiervon und senkrecht auf dem Deich liegen: Bolgerijen («Bulgarien), Boeikop, Heikop und Middelkoop. Auch an der Ostseite des Diefdijk lagen

"copen": Langsmeer, Voorkoop, Prijs (=Paris) und

wahrscheinlich Paveijen (=Pavia) und Rietveld. Einige dieser Siedlungen sind verlassen. Prijs, Paveijen und Rietveld wurden wahrscheinlich durch die hohen Wasser-stände am Diefdijk aufgegeben. Die Besiedlung von

Langsmeer und Voorkoop ist auf den nördlichsten Bereich konzentriert, dieser Umwall wurde zur Neustadt von Culemborg. Auf Karten des 17. Jahrhunderts ist noch zu sehen, dass der grösste Teil der Neustadt aus Höfen bestand (Abb. 26). Das Verlassen des Restes von Langs-meer und Voorkoop ist nicht durch die hohen Wasserstände verursacht worden: auf den alten Karten ist dort sogar Ackerland zu sehen. Hier könnten strategische Überlegun-gen eine Rolle gespielt haben.

(34)

4.6. Gestreute Besiedlung

Im Vorherstehenden hat sich schon gezeigt, dass viele Kerne auf einen Hof oder mehrere Höfe zurückgehen. Der Hof, der durchaus in jedem Dorf zu finden ist, könnte ursprünglich die ganze Siedlung gebildet haben. In einigen Fällen hat das gestreute Gefüge sich gehalten, wie bei den Schlössern und befestigten Häusern. Diese stehen meistens in der Mitte ihres Grundbesitzes. Ihre niedrigere Lage, die notwendig war, um Wasser in den Gräben zu halten, hat dazu geführt, dass die Schlösser

in einiger Entfernung der übrigen Bebauung standen. Wir sehen dies zum Beispiel bei Amerongen.

Marienwaard

Ein anderes Beispiel gestreuter Besiedlung gibt es in Marienwaard. Dies ist ein ehemaliges Kloster auf einer

Insel ("waard") zwischen zwei Flussarmen (Abb. 21). Der nördliche Arm verlandete und wurde mit einem Damm

abgetrennt, wodurch Marienwaard in "waterstaatkundig" Hinsicht seitdem zur Betuwe gerechnet werden muss.

Marienwaard wurde an der Kultivierung der "Kom"gebiete (Senken), die mit einer abweichenden (Block)Parzellie-rung eingerichtet wurden, beteiligt. Marienwaard ist nun ein Landgut. Die Wälder geben einigermassen das

ur-sprüngliche Bild des Flussgebietes wieder.

Echteid

Der Grundriss von Echteid verzeichnet ein Gefüge von groSrßen gestreuten (manchmal schlossähnlichen) Höfen

(Abb. 22). Auf der beigefügten Karte von etwa 1830 sehen wir das Sehloss von Echteid (Weyenburg), und die Häuser Hoofakker und Tokkenburg. Eine unregelmässige blockför-mige Parzelle mit dem Feldnamen "Hoogen Hof" deutet auf einen verschwundenen Hof. Die Kirche steht neben der Weyenburg. Das Dorf umfasst nur eine kurze gerade Strasse mit beidseitig jeweils 3 oder 4 Häusern. Die

Parzellierung vermittelt den Eindruck, dass die Strasse verlegt worden ist, wahrscheinlich um ein geschlossene-res Ortsbild zu bekommen (zwischen der Kirche und der Strassenkurve).

4.7 Städte Dorestat

Die ältesten städtischen Siedlungen in diesem Gebiet basieren auf dem internationalen Handel (Dorestat, Tiel). Während der Exkursion kommen wir an dem Ort des

ehemaligen Dorestat vorbei, einer Handelssiedlung am

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Linge

Ehemalige Linge-arm

Grenze des Flussmuldegebiets Mariënwaard

Abb.2/. Die ehemalige Abtei Mariënwaard

(36)

Abb. 2Z. E c h t e i d 1832

XTtROOIïMteR

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Trennpunkt von Rhein und Lek. Dieser Handelsort entstand in der merowingischen Zeit neben dem früheren römischen Caste Hum Levefano, das den fränkischen Königen gehörte. Der Ort hatte schon seit der Mitte des 7. Jahrhunderts einige Bedeutung. Dort war zum Beispiel ein Münzmeister angesiedelt. In der zweiten Hälfte des 8. und dem

Anfang des 9. Jahrhunderts erlebte Dorestat eine sprunghafte Entwicklung, die sich jedoch ein noch

schnellerer Niedergang anschloss. Die Ursachen hierfür müssen wir teilweise weit ausserhalb der heutigen

Niederlande suchen. Während der karolingischen Zeit verlief ein grosser Handelsweg zwischen dem Orient und Westeuropa, eine gewisse Zeit lang durch Russland und

Skandinavien. Friesische Händler bildeten das wichtigste Glied zwischen dem Rheinland und diesem Handelsverkehr. Dorestat profitierte in der zweiten Hälfte des 8.

Jahrhunderts von der wachsenden Nachfrage nach speziali-sierten Produkten des kaiserlichen Hofes im zentralen Rheinland. Auf dem Gipfel seiner Entwicklung hatte Dorestat zwischen 1000 und 3000 Einwohner. Der Ort erstreckte sich entlang dem Südwestufer des Rheins, entlang der heutigen Hoogstraat. Im Laufe der Zeit bewegte sich der Rheinmäander in östlicher Richtung. Zwischen den Häusern und dem Fluss legte man hölzerne kleine Strassen an, die mit der Verlagerung des Flusses

immer wieder verlängert wurden. Einige Strassen erreich-ten sogar eine Länge von 200 m (Van Es, 1980).

Um 830 ging der Fernhandel wiederum aufgrund aussereuro-päischer Ursachen, möglicherweise im Mittleren Osten

(Hodges und Whitehouse, 1983) , stark zurück. Dorestat und andere Handelsorte erlebten innerhalb kurzer Zeit einen starken Rückgang. Die Skandinavier mussten nun auf einen grossen Teil ihrer Einnahmen verzichten und

versuchten, dies mit einer Erweiterung ihrer Raubzüge zu kompensieren. Sie griffen wiederholt Dorestat an, das

letzte Mal im Jahre 863, und beschleunigten damit den Rückgang des Ortes. Allmählich verschwand ein grosser Teil von Dorestat vom Erdboden. Auf einem Teil des

Gebietes blieb eine landwirtschaftliche Siedlung bestehen: Wijk. Im Jahre 948 wird von der Villa Wijk behauptet, dass diese früher einmal Dorestat gewesen sei. Der heutige Name Wijk bij Duurstede ist eine

bewusste Wiederaufnahme des altberühmten Dorestat.

Rhenen

Rhenen liegt am Rand des Flussgebietes, auf dem Punkt, wo der Utrechter Höhenzug mit dem Rhein in Berührung kommt. Das am meisten auffallende Gebäude ist die St.

Cunerakirche mit Turm, die von mittelalterlichen Pilgern finanziert worden ist. Cunera war nach der Legende eine

•n

(38)

Houten goot op gootklossen

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M u u r m e t czclsrugikiUiutiiiiLiiUiiy I "CTji

Abb.^B. Merkmale der 'Delfter Schule' Abb^e^. Rhenen 19^0

(39)

der Begleiterinnen der heiligen Ursula. Cunera könnte durch einen König aus Rhenen gerettet und dort durch die eifersüchtige Königin ermordet worden sein. Die Legende ist in ihrer überlieferten Form wahrscheinlich in der Abtei Deutz, die an Rhenen Interessen hatte, niederge-schrieben worden. Es könnte sich hierbei auch um einen noch älteren Kern handeln. Interessant ist ebenfalls, dalO man Rhenen im 12. Jahrhundert als einen möglichen Ort für eine königliche Residenz betrachtete. Andere Daten bestätigen eine gewisse Bedeutung des Ortes im Frühmittelalter: eine königliche Domäne (wo sich u.a. Otto I. aufhielt), ein ausserordentlich reiches merowin-gisches Gräberfeld und eine gewaltige Wallburg auf dem Heimensberg (an der Ostseite der Stadt). Vielleicht hat sich einer der friesischen Könige hier aufgehalten

(Heidinga, 1987).

Im Spätmittelalter hatte Rhenen als Grenzfestung des Stiftes Utrecht einige Bedeutung. In der Nähe stand ein Schloss des Utrechter Bischofs. 1621 liess Friedrich von der Pfalz (der Winterkönig) sich in Rhenen nieder. Von seinem Palast ist nichts mehr übriggeblieben.

Interessant ist der Tabakanbau in der Umgebung. Rhenen war neben Wageningen und Amersfoort ein Zentrum des

niederländischen Tabakanbaus. In der Umgebung der Stadt gibt es noch eine grosse Zahl von erhaltenen Tabakscheu-nen.

Im Zweiten Weltkrieg ist Rhenen weitgehend zerstört worden. Die Stadt ist wieder im Stil der Delfter Schule aufgebaut worden (Abb. 23, 24).

Die Kleinstädte der Herrlichkeiten

Aus dem Spätmittelalter datiert eine grosse Zahl von Kleinstädten der Herrlichkeiten, die als Folge der Kleinstaaterei im Grenzgebiet der Grafschaft Holland, des Stiftes Utrecht und der Herzogtümer Geldern und

Brabant entstanden sind. In vielen dieser Herrlichkeiten gründete der Landesherr eine Stadt. Einige dieser Städte konnten sich weiterentwickeln, andere Gründungen

misslangen jedoch. Zu den erfolgreichen Gründungen gehört Culemborg, das zweimal erweitert wurde. Die Gründung von Buren war auch einigermassen erfolgreich. Die Stadt bedurfte niemals einer Erweiterung, aber das Stadtgebiet war im 16. Jahrhundert ziemlich dicht

besiedelt. Dagegen ist Asperen als Stadt fehlgeschlagen. Das Gebiet innerhalb des Stadtwalls ist nie vollständig bebaut gewesen und, das Städtchen behielt einen stark

landwirtschaftlichen Charakter. Vielleicht ist auch Beusichem ein misslungener Versuch, eine Stadt zu

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gründen (Harten, 1988). Die Herren von Beusichem waren in Culemborg erfolgreicher.

Culemborcr

Culemborg ist von den Herren von Beusichem gegründet worden. Sie errichteten am Ende des 13. Jahrhunderts das Schloss "Culemborg" und verliehen der gleichnamigen Siedlung 1318 Stadtrechte. Die alte Stadt umfasst drei Teile. Der zentrale Teil mit dem Markt und mit der

vergabelten Strassenstruktur ist am ältesten. Es ist nicht klar, ob diese Strassenstruktur auf den vorstädti-schen Kern zurückgeht oder bei der Stadtgründung

angelegt worden ist (vielleicht beeinflusst von Beusi-chem?) . Archäologische Forschungen müssten hier klären, ob die Besiedlung älter als das Ende des 13.

Jahrhun-derts ist. In der zweiten Hälfte des 14. JahrhunJahrhun-derts wurde die Stadt zweimal erweitert (Abb. 25). 1370 wurde

an der Nordseite ein Hafenviertel angelegt. Zwanzig Jahre später wurde die Bevölkerung des Dorfes Lanxmeer

in den nördlichen Teil zusammengezogen, der daraufhin mit einem Wall umgeben wurde und dann die Neustadt von Culemborg bildete. Auf einer Karte des 17. Jahrhunderts

(Abb. 26) wird deutlich, dass in der Neustadt hauptsäch-lich Bauernhöfe angesiedelt wurden.

Speelhuis

Das Speelhuis, umgeben von einem Alleensystem, ist ein Rest einer Gartenanlage. Das Ganze wurde angelegt, kurz nachdem die Grafschaft Culemborg 1748 in Besitz des Stadthalters Prinz Willem IV. kam. Einen anderen Teil dieser Parkanlage bildete die Plantage (nun teilweise

als Friedhof in Gebrauch).

Buren

Die älteste verlässliche Karte von Buren ist von Jacob van Deventer von zirka 1560 (Abb. 27). Die Karte zeigt eine typische planmässig angelegte Stadt mit einem schachbrettförmigen Strassenplan. Die Stadt lag neben dem Schloss der Herren von Buren. Einer dieser Herren müsste die Stadt auch gegründet haben. Wahrscheinlich war dies Alard IV., der auch zwischen 1367 und 1395 eine Kapelle, den Vorgänger der heutigen Kirche, gründete. Die dichteste Bebauung liegt seit altersher im südlichen Teil der Stadt. Hier müsste auch ein eventuell vorstäd-tischer Kern gesucht werden. Im nördlichen Teil der Stadt gab es noch die notwendigen Freiräume. Hier wurde 1420 ein Franziskanerkloster gegründet, das wahrschein-lich bei einem Brand 1575 zerstört wurde. Auf diesem

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1 Standort d^s ehemaligen Schlosses 2 'Theetuin' (Ende 16. Jh.)

3 'Volenkar.pen' (Ende 16. Jh.) '+ 'Plantage' (ca. 1750)

ri 'Speelhuis' rr.it Gartenanlage (ca. 17^0)

o E h e r; a 1 i ^ e Hafen 7 Kolk

8 Kiesbaggersee 9 Eisenbahnbrucke

Historische Entwicklung Culerr.borgs I Altstadt

II 'Nieuwstadt' (Neustad t ) ( ca . 1 ^ 0 ) III Hafenviertel (ca. 1"570)

IV Neubauten bis ca. 1970 V Neubauten seit ca. 1970

(42)

» « » A V V T W * ^ «•'T'T'"TT ; i — i, i K H t i n » < n V 'i n" " " \ iv.' *\i\.\.i« x. fa v . 1'

(43)

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(44)

Gelände baute Maria von Nassau, Gräfin von Buren, 1612 ein Waisenhaus, ein wunderbares Gebäude im holländischen Renaissancesti1.

Der Bau des Waisenhauses ist eine der wenigen Verände-rungen im Stadtgrundriss zwischen 1560 und heute (Abb. 28AB). Daneben verschwanden einige wenige Gassen im südlichen Teil der Stadt. Ausserhalb des westlichen Stadttores entstand entlang der Strasse zum Schloss eine kleine Vorstadt (deswegen der Name Buitenhuizerpoort). Übrigens kann man heute noch mühelos mit der Karte Van Deventers einen Spaziergang durch die Stadt machen. Die Stadtmauer datiert grösstenteils noch aus dem 16. und dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Der enge Raum zwischen den Stadtmauern und dem Fluss wird schon seit Jahrhunderten als Gemüsegarten genutzt.

Buren ist im Rahmen des Denkmalschutzgesetzes als

Ensemble unter Schutz gestellt. Der Schutz bezieht sich auch auf einen Streifen um die Stadt herum. Die Stadt hat hierdurch noch nach allen Seiten ein freies Sicht-feld.

Asperen

Asperen ist ein Beispiel einer mislungenen Stadt. Nur die Hauptstrasse hat als einzige ein städtähnliches Äusseres, aber der Rest des Stadtgebietes war bis in das 19. Jahrhundert noch grösstenteils unbebaut. Der zentrale Graben ist zugeschütet worden, die Entwäs-serungsschleuse ist wenig einfallsreich markiert.

(45)

A b b . ^ . Buren in 1826 f und heute f

f

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5 DER KAMPF GEGEN DAS WASSER

Bei dem Kampf gegen das Wasser können wir zwei Aspekte unterscheiden. Einerseits gibt es den Kampf gegen das Aussengewässer (d.i. der Fluss) und anderseits gegen das Binnengewässer (d.i. *die Entwässerung des überschüssigen Oberflächenwassers in den Fluss). Daneben hat man im Flussgebiet auch noch Massnahmen zwecks des Schiffsver-kehrs getroffen. Diese Aspekte sind alle sehr eng miteinander verknüpft. Demzufolge wollen wir sie hier in engem Zusammenhang besprechen.

5.1 Der Kampf gegen das Innen- und Aussenwasser

Das Moorland zwischen den Flüssen, und der Uferwall- und

Flussmuidenlandschaft waren unterschiedlichen wasser-wirtschaftlichen Entwicklungen unterworfen.

Das Moorland

Vom fünften bis zum zehnten Jahrhundert war das Moorland dünn besiedelt. In den nur spärlich bevölkerten

Nieder-landen gab es nämlich noch genügend Siedlungsorte, die besser bewohnbar waren, wie zum Beispiel die breiten Uferwälle im Osten. Erst seit dem zehnten Jahrhundert wurden im Moorland Siedlungen gegründet, oft in der Form von 'Cope-kultivierungen' (vgl. Sie dazu Kapitel 4 ) . Von Anfang an müssen diese Siedlungen und diese Kulturland-schaft von Aussengewässer bedroht worden sein. Von allen Seiten musste man gegen das Wasser kämpfen: gegen das Wasser aus dem höher gelegenen unkultivierten Moorland,

aus dem stromaufwärts gelegenen Gebieten und aus den Flüssen. Das Kulturland wird somit von Anfang an von Schutzwällen umgeben gewesen sein: auf der Innenseite von Hinter- und Seitenwällen und auf der Flussseite von Schutzwällen, die am tiefsten Punkt eine Ablassschleuse hatten. Innerhalb dieser Schutzwälle funktionierte dieses Kulturland als ein Polder, das heisst als ein

Gebiet mit einer eigenen Wasserregulierung. Die Schutz-wälle und die Schleusen auf der Flussseite schützten den Polder bei einem hohen Wasserstand vor Überschwemmungen. Bei einem niedrigen Wasserstand beugten sie gerade vor, dass die Wassergräben trockenfielen.

Die Schutzwälle am Fluss entlang wurden schnell zu Deichen erhöht. Der Schutz vor dem Aussengewässer gehörte schon recht bald zu deren wichtigsten Funktio-nen, vor allem auch deshalb, weil das Land wegen des Einsinkens des Moors schon schnell unterhalb des Flussniveaus lag. Die einzelnen Teile des Flussdeichs wurden bald miteinander zu einem Ringdeich verbunden.

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Indem man die verschlackten Flussarme abdämmte, konnte man die Länge der Aussendeiche stark verringern. Ausserdem konnte man dadurch die einzelnen 'Waterschap-pen' zusammenfügen. Auf diese Weise entstanden vor allem

im 13. Jahrhundert grosse Ringdeiche. Namentlich unter dem Einfluss der * holländischen Grafen entstanden zwischen 1250 und 1300 grosse regionale 'Waterschappen'. Innerhalb der Ringdeiche sorgte das Binnengewässer immer häufiger für grosse Probleme. Da Einsinken der Erdober-kante sich setzte wurde die Entwässerung in den Fluss

erschwert. Zu guter letzt konnte man das Wasser nur noch bei dem niedrigsten Wasserstand des Flusses abfliessen

lassen. Eine Verbesserung erreichte man nachdem man grössere Entwässerungsgraben gezogen hatte, die das Wasser zu einem tiefer und stromabwärts gelegenen Punkt fliessen liessen. Durch diese Regulierung der Entwässe-rung entstanden 'Waterschappen'.

Das Moorland werden wir während unserer Exkursion nur erhaschen. Das geschieht zum Beispiel während unserer Fahrt über dem 'Lekdijk Bovendams' (Exkursionsziel 7) und über dem 'Diefdijk' (Exkursionsziel 25). Die Umgebung des 'Diefdijk' war ein typischer Grenzbereich, der weder zur Grafschaft Holland, noch zum Herzogtum Gelre gehörte. Die Macht wurde hier von einigen

kommuna-len feudalistischen Herren ausgeübt. Diese trafen 1284 ein Abkommen, bei dem ein regionales 'Waterschap' gegründet wurde. In diesem Vertrag wurden Bestimmungen festgelegt über die Inspizierung des Ringdeichs von einem gemeinschaftlichen Kollegium und über die Instand-haltung und Erhöhung des 'Diefweg' zu einem Deich, der das Wasser aus dem Osten wehren sollte. Dieser 'Diefweg' war vermutlich ein inländischer Schutzwall. Auch über

die gemeinschaftliche Instandhaltung des Diefdijk wurden Bestimmungen festgelegt. Weil das Moor sich setzte wurde

der Schutz vor dem Wasser, das herabströmte, immer wichtiger. Deshalb hat man vor allem im Moorland zwischen den Flüssen mehrere Quermauern zu Deichen erhöht. Diese Deiche sollten vor allem das Hochwasser nach Wasserfluten wehren. Seit dem 16. Jahrhundert war der 'Diefdijk' einer der wichtigsten Deiche die das 'Vijfherenland' und den noch tiefer gelegenen Alblasser-waard schützen sollten. Bei Überschwemmungen in

Gelder-land wurde der Schutz dieses Deichs von allen Deich-'waterschappen', die unterhalb dieses Deichs lagen, in die Hand genommen.

1284 wurde gleichzeitig das Ziehen eines neuen Entwäs-serungsgrabens, der den nordöstlichen Teil dieses Gebiets entwässern sollte, schriftlich geregelt. Das Abkommen zwischen den feudalistischen Herren galt bis in

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das 19. Jahrhundert als Basis für die Verwaltung der Wasserwirtschaft in diese Gegend.

Die Uferwall- und Flussmuldenlandschaft

Bei der Uferwall- und der Flussmuldenlandschaft vollzog sich die Entwicklung'ganz anders. Bei den Römern und in dem frühen Mittelalter lagen die Wohnstatten und das Kulturland in diesem Gebiet hoch genug, so dass man sie nicht mit Deichen zu schützen brauchte. Erst nachdem das Kulturland um die niedriger gelegenen Uferwällen erweitert wurde, wurden Schutzmassnahmen erforderlich. Man ist heute der Meinung, das diese ersten Schutzwälle

nicht am Fluss entlang, sondern gerade quer zum Fluss auf der östlichen Seite des Dorfgebiets gebaut wurden. Auf diese Weise verhinderten diese sogenannten Quer-deiche den Zustrom vom Wasser aus den angrenzenden Siedlungen. Dieser Effekt wurde daraufhin noch ver-stärkt, indem man diese Querdeiche mit einer Hintermauer verband (Abb. 29).

Das Gebiet, das auf diese Weise auf zwei Seiten von Wehren beschützt wurde, umfasste meistens den sich zur Mulde neigenden Teil des Uferwalls. Dieses Gebiet erhielt somit einen besseren Wasserhaushalt. Der Grasboden, der vorher in diesen Bereichen überwog, konnte jetzt auf breiter Basis in Ackerland umgewandelt werden.

Erst nach 1300 legte man bei dem Uferwall und bei den Flussmulden Schutzmauern an den Fluss entlang an. Das wurde erforderlich, nachdem man die Ringdeiche im westlicher gelegenen Moorland miteinander verbunden hatte. Das Wasser konnte demzufolge langsamer wegflies-sen. Die Eindeichung der Flüsse voolzog sich somit von West nach Ost.

tiefer Muldenteil ' A c h t e r k a d e "

Zijwende

Fluss - ^

Abb. 29. Schutz gegen Überschwemmungen in früherer Zeit

(49)

Solange das Flusswasser frei einströmen konnte, hatten Investitionen in die Entwässerung der Mulden keinen Sinn. Nachdem man die Ringdeiche gebaut hatte, änderte sich diese Situation. Die Entwässerung der Mulden wurde verbessert indem man grössere Wässerungen ('weteringen') zog, die die einzelnen Mulden miteinander verbanden und das Wasser schliesslich stromabwärts in den Fluss abführten.

Nachdem man die Ringdeiche miteinander verbunden und Wässerungen gezogen hatte, konnte man auch die tief gelegenen Mulden benutzen. Diese Gebiete wurden als extensives Weideland für das Vieh verwendet. Weil man verhindern wollte, dass in den Flussmulden das Wasser ohne weiteres wegstromen konnte, baute man auch in diesem Gebiet Querdeiche. Diese Schutzwälle grenzten ebenfalls an die Dorfgebiete. Das Dorfgebiet, das ganz von Schutzwällen umgeben wurde und sich aus einem Uferwall oder 'Stroomrug' und einem Teil der Mulde zusammensetzte, entwässerte in den Wässerungen.

Ein Problem, das vor allem im Winter auftauchte, war die wasserbergende Kapazität der schmalen Wässerungen. Bei

einem hohen Wasserstand des Flusses konnte die Wässerung nicht in den Fluss entwässern; die Schleuse wurde dann nicht geöffnet. Daneben war im Winter der überschuss an Niederschlag sehr gross. Und zum Schluss sickerte aus aus den Flüssen viel Kuverwasser in die Polder. Die .Wässerung konnte das viele Wasser nicht abfliessen

lassen. Das Problem entstand vor allem am unteren Ende der Wässerung, wo sich das herabströmende Wasser ansam-melte.

Deshalb hatte man festgelegt, dass die Dorfgebiete bei geschlossenen Abschlussschleusen nicht mehr frei in den Wassergraben entwässern durften. Im Winter wurden somit die tief gelegenen Gebiete überschwemmt. Das war jedoch nicht so beschwerlich, weil man sie in dieser Jahreszeit doch nicht brauchte. Wirklich katastrophal wurde es erst dann, wenn diese Situation wegen eines nassen Frühlings bis in den Mai andauerte. Das tief gelegene Ackerland auf den Uferwällen konnte man dann nicht einsäen und in den Mulden konnte das Vieh nicht weiden.

Bald nachdem man die Ringdeiche miteinander verbunden und die Wässerungen gezogen hatte, zwischen 1320 und 1330, gründete der Graf von Geldern (erst 1339 wurde Gelre zum Herzogtum) nach holländischem Beispiel 'Water-schappen' . Bei der Gründung dieser 'Water'Water-schappen' handelten die meisten Artikel aus dem Gründungsbrief von den Wässerungen (Abb. 30). Das zeigt, welcher Wert man der inländischen Wasserwirtschaft beimass.

(50)

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(51)

In unserem Exkursionsgebiet zwischen der Waal und dem Rhein fungierte die Linge als Wässerung. Dieser Graben setzt sich aus zwei Teilen zusammen.

Die Linge unterhalb" Tiel fungierte bis 1304 als ein Flussarm der Waal. In diesem Jahr wurde sie nach holländischem Beispiel bei Tiel abgedämmt, damit sie als Abfluss der Umgebung fungieren konnte. Wahrscheinlich war der Fluss damals schon mit kleinen Deichen versehen. Noch heute kann man den Charakter dieses mäandrierenden Flusses mit seinen Deichen und Überschwemmungsräumen gut erkennen. Von Asperen bis Gellicum folgen wir dem

'Zuider Lingedijk' (Exkursionsziel 38) und von Beesd bis Buurmalsen dem 'Noorder Lingedijk' (Exkursionsziel 43). östlich von Tiel ist die Wässerung grösstenteils vergraben oder sie besteht aus natürlichen Strömen, die man gerade gezogen hat. Den künstlichen Charakter dieses Entwässerungsgraben kann man während unserer Exkursion sehr deutlich erkennen (Exkursionsziel 60, nördlich von Eist) .

Weil die Linge unterhalb Tiel noch den Charakter eines Flusses hat, hat sie noch lange Zeit auf natürliche Weise funktioniert. Bis 1793 mündete sie bei Gorinchem

frei in die Waal. Erst in diesem Jahr wurde auf der Nordseite der Stadt, wo die Linge in die Stadt strömt,

eine Sperrschleuse gebaut. 1810 wurden auch auf der Seite der Merwede Schleusen gebaut, die verhindern sollten, dass bei Hochwasser Merwedewasser in die Mündung hineinströmen könnte, wodurch die Stadt über-schwemmen würde.

1819 wurde die Mündung der Linge durch den Kanal von Steenenhoek etwa 20 km abwärts verlegt, so dass der Fluss an einem tieferen Punkt entwässern konnte. Auch bei der Mündung dieses Kanals gab es Schleusen. 1895 wurde bei Steenenhoek ein DampfSchöpfwerk gebaut, wodurch man auch bei hohem Aussenwasser entwässern konnte.

Die Linge unterhalb Tiel hatte als eingedeichter Flussarm eine grosse wassersammelnde Kapazität. Die Tatsache, dass der Unterschied zwischen dem höchsten und niedrigsten Wasserstand des Flusses unterhalb Asperen etwa 4 meter war, veranschaulicht diese Behauptung.

Durch die wassersammelnde Kapazität konnte das Land stromaufwärts im Flusseinzugsgebiet der Linge, das heisst das Land östlich des heutigen 'Amsterdam-Rijnka-naal' frei in den Fluss entwässern.

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Abb. 3/ . Deichbruche im ostlichen (A) und westlichen (B) Fluss-gebiet. Legende: 1 Ort und Jahr aus Literatur bekannt; 2 Jahr aus Literatur bekannt, Ort annährend bekannt; 3 Ort abgeleitet aus topographischen oder bodenkundlichen Angaben; h Ausbreitung von Ablagerungsmaterialien; 5 Grenze zwischen Flussmarsch und Geest; 6 Flussdeich; 7 Geschlossene Ortschaft

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(54)

i^yré««-Unterhalb Tiel war das Land in Polder eingeteilt. Das heisst ein Dorfgebiet wurde von einem Schutzwall umgeben und die Entwässerung geschah in die Linge oder mittels Schleusen in eine der grossen Entwässerungsgräben der Linge. Die Entwässerung geschah mittels Schleusen wenn der Wasserstand in der Linge tiefer was als der Wasser-stand in dem Polder. In westlicher Richtung, westlich der Linie Culemborg-Waardenburg, musste man die Polder mittels eines Schöpfwerks entwässern.

Die Entwässerung mittels eines Schöpfwerks wurde in den Niederlanden im 15. Jahrhundert bekannt. Diese Entwäs-serungsform wurde erforderlich, weil die Erdoberfläche im Moorland seit der Urbarmachung im 11. und 12. Jahrhundert stark eingesunken war. Vom Ackerland wechselte man zum Grasland über, aber das Einsinken der Erdoberkante ging weiter, bis die technische Reform der Entwässerung mittels eines Schöpfwerks Rettung brachte. Diese Entwässerungsform wurde im westlichen Uferwal 1-und Muldengebiet, das etwas tiefer lag, durchgeführt.

5.2 Deichbrüche im Uferwall- und Muldengebiet

Nachdem man die Ringdeiche miteinander verbunden hatte, gab es selbstverständlich auch die unvermeidlichen Deichbrüche (Abb. 31). Im Mittelalter waren die Deiche noch nicht so hoch wie heute. Bei der kleinen örtlichen Deichbrüchen entstanden nur kleine Kolken. Nach jedem Bruch wurden die Deiche erhöht. Wenn die Deiche höher und breiter wurden, konnten sie dem Hochwasser länger widerstehen. Wenn ein derartiger Deich jedoch brach, dann presste sich das Wasser häufig hindurch. Ein grosser Teil der Dammkörpers wurde dann weggespült und es bildete sich einen grossen und tiefen Kolk. Die Erde aus diesem Kolk wurde von dem Wasser hinter den Deich abgelagert (vgl. Sie dazu Abb. 32).

Ein Deichbruch ereignete sich vor allem dort wo der Deich auf einem sandigen Untergrund lag. Bei hohen Wasserstände strömte eine grosse Menge Kuverwasser durch den Untergrund der Deiche. Durch diese Strömung brach der Deich zusammen. Wegen eines solchen Durchsickerns kam es zum grossen Deichbruch der Diefdijk bei Schoonre-woerd (Abb. 33). Durch den Bau eines flachen Deiches

(sog. 'Kwelkade') unweit des Hauptdeiches versuchte man das Durchsickern zu verhindern. Die

Abb. 32. Wehle bei Eiden (südlich von Arnheim)

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750 1000 m

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Abb. 3 3 Kolk b e i Schoonrewoerd

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Abb.^S"". Die Überschwemmungskatastrophe von 1809

A. Deichbruch bei Oosterhout C. Beusichen

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(59)

Ländereien zwischen dieser 'Kwelkade' und des Hauptdei-ches gerieten unter Wasser, und bildeten so eine genügend grosse Gegendrucksmasse um eine Strömung unter dem Deich hindurch zuvor zu kommen.

Nach dem Bruch wurde'der neue Deich nicht an der alten Stelle wiederhergestellt, was durch die Tiefe des Kolkes bedingt war. Der neue Deich wurde um den Kolk gebaut; der Kolk wurde hinter- oder aussengedeicht. Schöne Bei-spiele solcher Kolke treffen wir an bei dem 'Diefdijk'

(Exkursionsziel 28; Abb. 33) und bei Oosterhout (Ex-kursionsziel 52; Abb. 34 und 35).

Anders als bei dem Bruch von Seedeichen, bei dem sich die Folgen auf die Polder, die unmittelbar hinter dem Deichbruch liegen, beschränken, wird bei einem Bruch von Flussdeichen einem grösseren Gebiet Schaden zugefügt. Die Ursache davon ist die Tatsache, dass das Flussgebiet seewärts langsam schräg abfällt. Wasser, das durch ein aufwärts gelegenes Loch im Deich strömt, fliesst in tiefer gelegene Gebiete ab, die dadurch metertief überschwemmt werden (vgl. Sie dazu die Steine mit den Höhenangaben der Flussüberschwemmungen am Kanal beim

Abb. Steine mit Höhenangaben der F

lussüberschwemmun-gen in Culemborg

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Die tiefer gelegenen Gebiete versuchte man vor dem herabströmenden Wasser zu schützen, indem man Querdeiche baute. Der bekannteste Querdeich ist wohl der 'Diefdijk' auf der östlichen Seite der 'Vijfherenlanden'. Man versuchte das Wasser loszuwerden, indem man unten am Deichring ein Loch" machte. Mittels eines solchen zusätzlichen Lochs konnte das Wasser von drinnen nach draussen strömen. Man hatte noch mehr permanente Massnahmen getroffen, wie zum Beispiel bei Dalem, östlich von Gorinchem. Bei diesem Dorf floss das Wasser zusammen, das bei einem Deichbruch aus der höheren Betuwe strömte. Es gab da eine zusätzliche Schleuse; ausserdem waren Deichabschnitte so gebaut, dass sie im Notfall schnell gesenkt werden konnten. Durch diese sogenannten Überläufe konnte das Wasser ebenfalls wegströmen.

Auf jeden Fall musste man vermeiden, dass bei einer Überschwemmungskatastrophe der tief gelegene Alblasser-waard und die Vijfherenlanden Überflutet wurden. Die

'Lingedijken' und der 'Diefdijk' schützten diese Gebiete vor dem Überflutungswasser aus dem Osten. Die 'Lingedij-ken' waren sehr schwach. Bei einer Überschwemmungskatas-trophe strömte oft so viel Wasser in der Linge, dass durch die enorme Wasserflut die Deiche durchweichten. Ausserdem sammelte das Wasser sich aus dem Südosten an der Innenseite des 'Zuider Lingedijk' an. Bei der grossen Überschwemmungskatastrophe aus dem Jahre 1809, wobei am 15. Januar die Deiche bei Oosterhout brachen und das Wasser das Inland überschwemmte, brachen am 30. Januar zuerst der 'Zuider Lingedijk' auf der Innenseite und danach der 'Noorder Lingedijk'. Darauf hin stürzte sich das Wasser in die Vijfherenlanden und in den Alblasserwaard (Abb. 37).

Seit 1795 wurde nach dem Einfall der Franzosen das

niederländische Staatssystem eingreifend modernisiert. Von da an gab es einen Einheitsstaat, in dem ein

nationales Wasserwirtschaftsamt gegründet wurde. Auch der König (Ludwig Napoleon Bonaparte) war sehr an dem Katastrophenschutz beteiligt und forderte Massnahmen, die eine neue Katastrophe vorbeugen sollten.

Eine Massnahme war die Verstärkung der Deichlinie von Gorinchem bis einschliesslich den 'Diefdijk' (Abb. 38). Sie wurden auf Kosten des Königreichs gebaut und bedeuteten eine Reform des Wasserwirtschaftsamts. Zum ersten Mal baute der Staat in eigener Regie eine grosse Deichlinie, die das Land vor dem Wasser schützen sollte.

In unserem Exkursionsgebiet treffen wir die Resultate dieser Arbeit an: Der 'Diefdijk' wurde erhöht, der rechter 'Lingedijk' wurde erhöht und die Linge wurde bei

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Abb. 35*1809 g e s t ä r k t e D e i c h t r a s s e n zwischen Gorinc&em und d e r Lek.

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