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Rezepturoptimierung für kieselsäureverstärkte Naturkautschukmischungen

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Dr. Wisut Kaewsakul

Fachbereich Gummitechnologie und Polymerwissenschaften, Prince of Songkla Universität, Thailand, Fachbereich Elastomertech-nologie und Ingenieurwesen, Universität Twente, Enschede, Niederlande

Dr. Kannika Sahakaro, kannika.sah@psu.ac.th

Fachbereich Gummitechnologie und Polymerwissenschaften, Prince of Songkla Universität, Thailand

Dr. Wilma K. Dierkes,

Prof. Jacques W. M. Noordermeer Fachbereich Elastomertechnologie und Ingenieurwesen, Universität Twente, Enschede, Niederlande

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von The Rubber Division, American Chemical Society, Inc., Akron, OH, USA

1 Einleitung

Kieselsäuren gehören heute zu den am häufigsten eingesetzten verstärkenden Füllstoffen, da sie das Leistungsspektrum hochwertiger technischer Kautschukpro-dukte, insbesondere von Reifen und tech-nischen Gummiartikeln, verbessern. Sie sind in Reifen zu einer ernst zu nehmenden Alternative zu Rußen geworden, nachdem bekannt wurde, dass sie, verglichen mit klas-sischen Rußmischungen, ein ausgeglichene-res Eigenschaftsbild, insbesondere hinsicht-lich der Kombination Rollwiderstand, Wär-meentwicklung und Naßrutschfestigkeit bieten [1, 2]. Allerdings brachte der Einsatz von Kieselsäuren in Kautschukmischungen auch einige Nachteile mit sich, insbesondere unter den Aspekten Verarbeitung und Vul-kanisation.

Die grundlegenden Schlüsselmerkmale des Füllstoffs, die die Eigenschaften

kieselsäu-regefüllter Kautschukmischungen bestim-men, sind die Oberfl ächenchemie, die Teil-chengröße und die Struktur. Kieselsäure ist ein hy drophiler Stoff und aufgrund der an der Oberfl äche vorhandenen Silanolgrup-pen hochpolarer Natur [3]. Zudem spielt die durch diese Silanolgruppen bedingte Acidität eine Rolle [4]. Um die Anzahl der aktiven Stellen für die Wechselwirkung mit dem Modifi kator und der Kautschukmatrix zu erhöhen, sind eine sehr große Oberfl äche und eine hohe Struktur erforderlich [1, 2, 5, 6]. Diese Faktoren führen jedoch generell zu Schwierigkeiten bei der Verarbeitung.

Die Eigenschaften kieselsäureverstärkter Kautschukmischungen hängen stark von der beim Mischen erreichten Kieselsäuredispersi-on ab [3 – 6]. Bedingt durch die sich zwischen den Kieselsäureteilchen/-aggregaten selbst-assoziierenden Wasserstoffbrücken und die relativ geringe Verträglichkeit von Kieselsäure mit unpolaren Allzweckkautschuken führt die

Rezepturoptimierung für kieselsäureverstärkte

Naturkautschukmischungen

W. Kaewsakul, K. Sahakaro, W. K. Dierkes, J. W. M. Noordermeer

Die Rezeptur spielt im Hinblick auf die Eigenschaften kieselsäuregefüllter NR-Mischungen eine maßgebliche Rolle. In dieser Arbeit werden die Einflüsse verschiedener Kieselsäuren, Silankupplungsagenzien und von Diphenylguanidin (DPG) auf die Eigenschaften von Mischungen und Vulkanisaten, wie Vulkanisationsverhalten, Mooney-Viskosität, Flokkulationskinetik, Bound-Rubber-Gehalt, Payne-Effekt, tan δ bei 60 °C, Festigkeits- und Weiterreißeigenschaften, untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Mischungsviskosität und Vulkanisationsver-halten sowie die Vulkanisateigenschaften von kieselsäuregefülltem NR durch Zusatz von Silankupplungsagenzien deutlich verbessern las-sen. Mit Ausnahme der Scorchsicherheit führt Bis-triethoxysilylpropyltetrasulfid (TESPT) dabei zu einem besseren Gesamteigenschaftsbild als das disulfidische Silan (TESPD). DPG agiert bei primären Sulfenamidbeschleunigern als Synergist, gleichzeitig aber auch als Aktivator der Silanisierungsreaktion. Hochdisperse Kieselsäuren (HD-Typen) können den Dispersionsgrad signifikant verbessern und tragen zu einer höheren Füllstoff-Kautschuk-Wechselwirkung bei. Demzufolge führen HD-Kieselsäuren, verglichen mit konventionellen Pendants (CV- Typen), zu besseren dynamischen und mechanischen Eigenschaften damit gefüllter NR-Vulkanisate. Die für die jeweilige Rezeptur erforderliche optimale Dosierung des Silankupplungsagens und des DPGs wird mit der spezifischen Oberfläche (CTAB-, Cetyl-trimethyl-ammoniumbromid-Wert) der Kieselsäuren korreliert. Darüber hinaus lassen die Ergebnisse erkennen, dass die Struktur der Kieselsäuren, charakterisiert durch Dibutylphthalat-Adsorption (DBP-Wert), die Verstärkungswirkung ebenfalls stark beeinflusst.

The rubber formulation plays a significant role in the properties of NR compounds filled with silica. In this work, the influences of various silicas, silane coupling agents and diphenylguanidine (DPG) on the properties of compounds and vulcanizates, i. e. cure characteristics, Mooney viscosity, flocculation kinetics, bound rubber content, Payne effect, tan δ at 60 °C, tensile and tear properties are investigated. The results demonstrate that compound viscosity and curing behavior, as well as vulcanizate properties of the silica-filled NR are much improved by incorporating silane coupling agents. Bis-triethoxysilylpropyltetrasulfide (TESPT) clearly gives better overall properties than the disulfide-based silane (TESPD), except for scorch safety. DPG acts as a synergist to sulfenamide primary accelerators, as well as acti-vator for the silanization reaction. Highly dispersible (HD) silicas can significantly enhance the degree of dispersion, and so lead to higher filler-rubber interaction. As a consequence, the HD silicas provide better dynamic and mechanical properties for filled NR vulcanizates compared to conventional (CV) counterparts. The optimal quantities of both, silane coupling agent and DPG, required in the formulation are correlated to the cetyl trimethylammonium bromide (CTAB) specific surface area of the silicas. Furthermore, the results reveal that the silica structure as characterized by the dibutylphthalate (DBP) adsorption also strongly influences the reinforcing efficiency.

(2)

Übertragung der für rußgefüllte Mischungen erprobten Mischverfahren üblicherweise zu einer schlechten Kieselsäuredispersion [3, 4]. Zur Verteilung der Partikel oder Aggregate ist ein unverhältnismäßig hoher Energieeintrag erforderlich [7, 8]. Trotz guter Füllstoffdisper-sion nach dem Mischprozess kann darüber hi-naus während der Lagerung der Mischungen das Phänomen der Reagglomeration, der so-genannten Flokkulation, auftreten. Dies führt zur erneuten Bildung von Kieselsäureagglo-meraten in der Kautschukmatrix und infol-gedessen zur Verschlechterung der Gummi-eigenschaften [9 – 12].

Die Reaktivität der Kieselsäureoberfl äche ist sowohl hinsichtlich ihrer Dispergierbar-keit als auch bezüglich ihres Adsorptionsver-haltens von erheblicher Bedeutung. In einer Kautschukmischung kommt Kieselsäure mit etlichen Mischungsbestandteilen in Kontakt, die um die Adsorption an ihrer Oberfl äche entweder über Wasserstoffbrückenbindun-gen oder über Van-der-Waals-Kräfte kon-kurrieren. Polare Chemikalien wie Zinkseifen, Fettsäuren, aminische Antioxidantien, Gly-kole und insbesondere Beschleuniger füh-ren zu ziemlich starken Adsorptionswech-selwirkungen mit der Kieselsäureoberfl äche. Abgesehen von der durch die Acidität der Kieselsäureoberfl äche und die Adsorption von Beschleunigern – letzteres beeinfl usst das Vulkanisationsverhalten – bedingten Verminderung der Vernetzungsdichte, ver-hindert die adsorbierte Chemikalienschicht die direkte Benetzung der Kieselsäure durch den Kautschuk und verringert damit dann das Ausmaß der Kieselsäure- Kautschuk-Wechselwirkungen [4, 7, 13]. Um die Ad-sorption von Beschleunigern an der Kiesel-säureoberfl äche zu minimieren und somit die Vulkanisations eigenschaften zu verbes-sern, werden üblicherweise den Mischungen Glykole oder Amine zugesetzt. Neben dem Diethylenglykol (DEG) ist Diphenylguanidin (DPG) das normalerweise für diesen Zweck

eingesetzte Amin. DPG selbst agiert als synergistischer Sekundärbeschleuniger für die sulfenamidbeschleunigte Schwefelvulka-nisation [4, 14]. Darüber hinaus erleichtert DPG als Katalysator die Silanisierungsreakti-on zwischen Kieselsäure und dem Silankupp-lungsagens [15, 16].

Um die spezifi schen Probleme, die in der Natur der Kieselsäure liegen, zu überwinden, sind seit 1971 bifunktionelle Organosilane oder Silankupplungsagenzien verfügbar, mit denen im Wesentlichen die hydrophile Kieselsäure via einer chemischen Reaktion an der Oberfl äche modifi ziert werden kann. Die Kupplungsagenzien enthalten zwei un-terschiedliche aktive Zentren; das eine ist dafür vorgesehen, mit den Silanolgruppen auf der Kieselsäureoberfl äche, das andere mit den Kautschukmolekülen zu reagieren [1, 17, 18]. Die durch die Silanchemie er-möglichte Brückenbildung zwischen Kie-selsäure und Kautschuk resultiert in einer beachtlichen Verbesserung der Verstärkung kieselsäuregefüllter Kautschuke. Der effekti-ve Einsatz von Silankupplungsagenzien effekti- ver-bessert die Wechselwirkung zwischen Füll-stoff und Kautschuk, den Dispersionsgrad der Kieselsäure und das Vulkanisationsver-halten. Das am häufi gsten in mit Schwe-felsystemen vulkanisierten Kautschukmi-schungen benutzte Silankupplungsagens ist Bis-triethoxysilylpropyltetrasulfi d (TESPT). Der Einsatz von TESPT beim Hochtempera-turmischen stößt jedoch auf das Problem verfrühten Scorchs während des Mischens und verursacht so unerwünscht hohe Mi-schungsviskositäten [19]. Der Scorch ent-steht durch freien, aus dem TESPT bei den hohen Mischtemperaturen, i. e. 140 – 150 °C, abgespaltenen Schwefel [18 – 20]. Zur Besei-tigung dieses Nachteils sind alternative Sila-ne wie etwa Bis-triethoxysilylpropyldisulfi d (TESPD) [21] und Oktanoylthiopropyltrietho-xysilan (z. B. NXT Silan) [22] eingeführt wor-den. Die Eigenschaften kieselsäuregefüllter

Gummierzeugnisse hängen deshalb ganz wesentlich von der korrekten Kombination der für das System verwendeten Schlüssel-bestandteile ab.

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Gummirezepturen kieselsäuregefüllter NR- Mischungen zu optimieren. In die Untersu-chung wurden die Silankupplungsagenzien TESPT und TESPD, DPG und konventionelle sowie hochdisperse Kieselsäuretypen einbezo-gen. In dem Zusammenhang erfolgte eine Eva-luierung der Auswirkungen des Kieselsäure-typs, des Anteils der Silane und des DPGs auf die Eigenschaften von Mischungen und Vul-kanisaten, nämlich auf die Mooney-Viskosität, das Vulkanisationsverhalten, den Payne-Effekt, die Flokkulationstendenz, den Bound-Rubber-Gehalt sowie auf die dynamischen und mecha-nischen Eigenschaften. Die Optimierung von Mischungsrezepturen speziell für NR stellt eine unumgängliche Notwendigkeit dar, denn NR ist nicht mit Synthesekautschuken zu verglei-chen, wie sie bislang hauptsächlich im Hinblick auf Pkw-Reifen erforscht wurden.

2 Experimentelles

2.1 Rohstoffe

Der hier verwendete Naturkautschuk, Rib-bed Smoked Sheets 3 (RSS3), stammt aus lo-kaler thailändischer Produktion aus Patta-ni. Weitere Mischungsbestandteile waren Zinkoxid (Global Chemical, Thailand), Stea-rinsäure (Imperial Chemical, Thailand), vor-behandelter, destillierter Aromatenextrakt (TDAE-Öl Vivatec 500, Hansen & Rosenthal, Deutschland), polymerisiertes 2,2,4-Trime-thyl-1,2-Dihydrochinolin (TMQ), N-Cyclo-hexyl-2-benzothiazyl-sulfenamid (CBS), Di-phenylguanidin (DPG) (TMQ, CBS, DPG von Flexsys, Belgien) und Schwefel (Siam Chemi-cal, Thailand). Es wurden zwei unterschied-liche Silankupplungsagenzien untersucht: Bis-triethoxysilylpropyltetrasulfid (TESPT, Zhenjiang Wholemark Fine Chemicals, China) und Bis-triethoxysilylpropyldisulfi d (TESPD, Si 266, Evonik GmbH, Deutschland) mit ei-nem Schwefelgehalt von etwa 22,0 bezie-hungsweise 14,4 Gew.-%. Einbezogen in diese Untersuchungsreihe wurden fünf un-terschiedliche Kieselsäuren, konventionelle Typen (CV), nämlich Ultrasil VN3 und

Ultra-Kieselsäure Hersteller Typ BET

in m2/g

CTAB in m2 /g

DBP in g/100 g

Ultrasil VN3 Evonik, Deutschland CV 175 165 176

Ultrasil VN2 Evonik, Deutschland CV 127 125 185

Ultrasil 7005 Evonik, Deutschland HD 180 171 217

Zeosil 1165MP Rhodia Silices, Frankreich HD 160 150 202 Hi-Sil EZ160 PPG Industries, Niederlande HD 160 150 192

(3)

sil VN2, sowie hoch dispergierbare (HD) Ty-pen, nämlich Ultrasil 7005, Zeosil 1165MP und Hi-Sil EZ160. Die Lieferanten und die technischen Daten der Kieselsäuren sind in

Tabelle 1 zusammengefasst.

2.2 Mischungsherstellung 2.2.1 Mischungsrezepte

Entsprechend dem Vorschlag von Guy et al. [6] wurde die Dosierung von TESPT und DPG spezifi sch auf die CTAB-Oberfl äche der Kieselsäuren bezogen. Die TESPT- und DPG-Mengen errechneten sich nach den

Glei-chungen 1 und 2 [6]:

Menge TESPT (in phr) = 0,00053 x Q x CTAB 1

Menge DPG (in phr) = 0,00012 x Q x CTAB 2

wobei Q die Kieselsäuredosierung (in phr) und CTAB die spezifi sche Oberfl äche (in m2/g)

der eingesetzten Kieselsäure ist.

Die Rezeptur mit der errechneten TESPT- und DPG-Menge gilt als Referenzrezeptur und ist in Tabelle 2 aufgeführt. Um den Einfl uss unterschiedlicher Silan- und DPG-Mengen zu untersuchen, wurden Versuche mit Ultrasil 7005 und variablen Dosierungen der beiden Additive durchgeführt, die sowohl höher als auch niedriger als die anhand der CTAB-Oberfl äche berechneten Werte lagen. Dabei wurde stets entweder nur Silan oder nur DPG variiert, die jeweils andere Kompo-nente blieb konstant. In Tabelle 3 sind die jeweiligen Silan- und DPG- Dosierungen die-ser Untersuchungsreihe aufgezeigt.

Trotz der unterschiedlichen Kieselsäure-typen wurde die Rezeptur gemäß

Tabel-le 2 zwar stets beibehalten, alTabel-lerdings

er-rechneten sich aufgrund der ungleichen CTAB-Oberflächen der fünf Kieselsäuren dementsprechend unterschiedliche TESPT-Dosierungen. Aus den voneinander abwei-chenden TESPT-Mengen resultierten jedoch gleichzeitig unterschiedliche Schwefelanteile in den einzelnen Mischungen. Deshalb war es nötig, den Schwefelgehalt durch Zusatz von elementarem Schwefel zum Vulkanisations-system auf dasselbe Niveau zu bringen, um

so sicherzustellen, dass alle Mischungen für die Vernetzung die gleiche Gesamtschwefel-menge enthielten.

2.2.2 Mischverfahren

Gemischt wurde in einem Innenmischer mit 500 cm3 Kammervolumen (Chareon Tut

Co., Ltd., Thailand). Der Füllfaktor betrug 70 %, die Rotorgeschwindigkeit 60 min-1.

Um die gewünschte Ausstoßtemperatur von circa 140 – 145 °C zu erreichen, wurden für die Ausgangstemperatur des Kneters jeweils 100 °C vorgegeben. Der NR wurde zunächst für 2 min vormastiziert, dann die Hälfte der Kieselsäure und des Silans zugegeben und weitere 5 min gemischt. Danach erfolgte die Zugabe der Resthälften der Kieselsäure und des Silans zusammen mit dem TDAE-Öl, Mischzeit erneut 5 min. Anschließend wur-den ZnO, Stearinsäure, TMQ und DPG inner-halb von 3 min eingearbeitet. Die Mischung wurde ausgestoßen, auf einem Walzwerk zu Fellen ausgezogen und über Nacht gelagert, bevor CBS und Schwefel auf dem Walzwerk nachgemischt wurden.

2.2.3 Mooney-Viskosität und Vulkanisationsverhalten

Die Mooney-Viskosität wurde auf einem Mooney-Viskosimeter (ViscTech+, Tech-Pro, USA) mit großem Rotor bei 100 °C nach ASTM D1646 ermittelt und als ML(1+4) 100 °C angegeben.

Das Vulkanisationsverhalten wurde mit ei-nem Moving Die Processability Tester (MDPt, TechPro, USA) ermittelt. Der Drehmomentan-stieg wurde bei 150 °C, einer Frequenz von 0,833 Hz und einer Verformung von 2,79 % über eine Laufzeit von 30 min gemessen. Aus den Rheokurven wurde jeweils die optima-le Vulkanisationszeit (t90) berechnet und die

Prüfkörper in der Presse entsprechend ab-geheizt.

2.2.4 Charakterisierung von Füllstoff-Füllstoff- und Füllstoff- Füllstoff-Kaut-schuk-Wechselwirkungen

2.2.4.1 Geschwindigkeitskonstante der

Flokkulation

Um die Flokkulationskinetik der Kieselsäu-ren zu kalkulieKieselsäu-ren, kann gemäß Mihara et al. [12] der Verlauf des Speichermoduls der un-vulkanisierten, unbeschleunigten Mischung bei einer Verformungsamplitude von 0,56 % auf einem MDPt bei 100 °C über 12 Minuten verfolgt werden. Der Flokkulationsgrad (x) kann dann als Verhältnis der Speichermo-duln zur Zeit t und zur Zeit f ausgedrückt werden (Gl. 3):

3

x =G‘(t) – G‘(i) G‘(f) – G‘(i)

wobei G’(t) der Speichermodul bei 0,56 % Verformungsamplitude nach der Heizzeit t bei 100 °C, G’(i) der Speichermodul nach 1 min Vorwärmzeit und G’(f) der Speicher-modul nach der Zeit unendlich – hier der Wert nach 12 min, um die Prüfzeit zu be-grenzen – ist. Bestandteil Menge in phr RSS 3 (NR) 100,0 ZnO 3,0 Stearinsäure 1,0 TMQ 1,0 Kieselsäurea 55,0

TESPT (bzw. TESPD) 5,0 (variiert)b

TDAE-Weichmacher 8,0

DPG 1,1 (variiert)b

CBS 1,5

Schwefel 1,5 (variiert)c aEs wurden die fünf Kieselsäuren entsprechend Tabelle 1 untersucht b Die variierten Mengen an Silan und an DPG sind Tabelle 3

zu entnehmen.

c Die Schwefelmenge wurde unter Berücksichtigung des in

den Silanen enthaltenen Schwefels so angepasst, dass der Gesamtanteil an Schwefel konstant blieb.

Tab. 2: Untersuchte Mischungsrezepte

Serie 1 Variation Silananteil – DPG konstant bei 1,13 phr

Silan

Gew.-% bezogen auf

Kieselsäure 0 6,0 7,5 9,0 10,5 12,0

phr 0 3,3 4,1 5,0 5,8 6,6

Serie 2 Variation DPG-Anteil – TESPT konstant bei 5,0 phr

DPG

Gew.-% bezogen auf

Kieselsäure 0 0,51 1,20 2,05 2,82 3,53 phr 0 0,28 0,66 1,13 1,55 1,94

Tab. 3:

Variation der Anteile an Silan (TESPT, TESPD) und DPG in den kieselsäure-gefüllten Kautschuk-mischungen

(4)

Nach Böhm und Nguyen [10] kann die Flokkulation von Kieselsäuren als eine Re-aktion erster Ordnung angesehen werden, so dass deren Kinetik mit einer einfachen Modellgleichung zu beschreiben ist. Mihara et al. [12] halten sich an dieses Modell und wenden deswegen Gleichung 4 an, um die Geschwindigkeitskonstante (ka) der

Flokku-lation zu bestimmen:

4

ka =ln(1–x1) – ln(1–x2)(in s-1)

t2–t1

wobei ka die Geschwindigkeitskonstante, t

die Heizzeit, x der Flokkulationsgrad ist. 1 und 2 beziehen sich auf die unterschiedli-chen Heizzeiten t.

2.2.4.2 Payne-Effekt

Von weiteren Vulkanisaten, die bei 150 °C bis t95 vulkanisiert wurden, wurden im

Rub-ber Process Analyzer (RPA, Alpha Techno-logies, USA) die Speichermoduln (G’) unter Schubverformung gemessen. Dazu wurde ein Strainsweep im Bereich von 0,56 – 100 % bei 0,50 Hz und 100 °C durchgeführt.

2.2.4.3 Gehalt an Bound Rubber Die Bestimmung des Bound Rubbers er-folgte sowohl mit als auch ohne Behandlung mit Ammoniak. Die Ammoniakbehandlung war erforderlich, um die physikalischen Bin-dungen zwischen Kautschuk und Kieselsäu-re aufzuspalten, so dass ausschließlich der chemisch gebundene Kautschuk bestimmt werden konnte [23]. Dazu wurden 0,2 g

Pro-be, unvulkanisierter Masterbatch ohne Be-schleuniger, in einem Metallkorb 72 h bei Raumtemperatur in 20 ml Toluol gelagert. Das Toluol wurde alle 24 h erneuert. Nach der Entnahme wurde die Probe 24 h bei 105 °C getrocknet und danach erneut 72 h in 20 ml Toluol gelagert. Diese Lagerung er-folgte sowohl in normaler Atmosphäre als auch in Ammoniakatmosphäre. Auch hier wurde das Toluol alle 24 h ausgetauscht. Am Schluss wurde die Probe wieder 24 h bei 105 °C getrocknet und ausgewogen.

Der Gehalt an Bound Rubber wurde ent-sprechend Gleichung 5 berechnet:

5

Bound-Rubber-Gehalt in % =Wfg – Wf Wp

wobei Wfg das Gewicht der Kieselsäure mit

dem angelagerten Bound Rubber und Wf das

Gewichtder Kieselsäure in der Probe und Wp

das Gewicht des Kautschuks in der Probe ist. Wf und Wp wurden anhand der Rezeptur und

des ursprünglichen Gewichts der Proben er-rechnet.

2.2.5 Vulkanisation und Messung der Festigkeits- und Weiterreiß-eigenschaften

Die Mischungen wurden in der Presse bei 150 °C bis t90 vulkanisiert. Aus den

vulka-nisierten 2 mm starken Prüfplatten wurden die Prüfstäbe für die Prüfung der Zugfestig-keit und die Winkelproben (Stanzmesser C) für die Bestimmung der Weiterreißfestigkeit ausgestanzt. Zug- und Weiterreißfestigkeit

wurden nach ASTM D412 beziehungsweise ASTM D624 mit einer Traversengeschwindig-keit von 500 mm/min geprüft. Die Messung erfolgte auf einer Hounsfi eld-Zugprüfma-schine. Angegeben werden die Mittelwerte aus jeweils fünf Einzelmessungen der Zug- und Weiterreißprüfungen.

2.2.6 Bestimmung der dynamisch- mechanischen Eigenschaften Die zunächst im RPA bei 150 °C bis t95

ge-heizten Vulkanisate wurden nachfolgend im RPA auf 60 °C abgekühlt und auf ihre dy-namisch-mechanischen Eigenschaften hin mit Hilfe eines Frequenzsweeps geprüft. Bei konstanter Verformung von 3,49 % wur-de dazu die Frequenz in einem Bereich von 0,05 – 33 Hz variiert. Zur Prognose des Roll-widerstands von Reifenlauffl ächen, die sich aus solchen Mischungen herstellen lassen, wurde der tan δ bei 10 Hz der einzelnen Pro-ben herangezogen.

3

Diskussion der Ergebnisse

3.1 Wirkung der Silan-Kupplungs-agenzien

3.1.1 Hydrophobierung und Schmierungseffekte

Dieser Teil der Untersuchung wurde nur mit einem Kieselsäuretyp durchgeführt, nämlich mit hoch dispergierbarem Ultra-sil 7005. Abbildung 1 zeigt die Mooney-Viskositäten und die minimalen Drehmo-mente der Rheometerkurven der kieselsäu-regefüllten NR-Mischungen als Funktion der TESPT- und TESPD-Anteile. Die Ergebnisse zeigen beim Vergleich der Mischungen mit bzw. ohne Silan große Unterschiede, sowohl für die Mooney-Viskositäten als auch für die Drehmomentminima. Der Zusatz von 6 Gew.-% Kupplungsagenzien bezogen auf die Kiesel-säure (3,3 phr) führt bereits zu einer deut-lich niedrigeren Mischungsviskosität, die sich mit zunehmender Silandosierung noch weiter verringert. Dieses Verhalten kann hauptsächlich durch die Hydrophobierung und durch die Schmierwirkung der Silan-Kupplungsagenzien erklärt werden. TESPT und TESPD können die hydrophile Ober-fl äche der Kieselsäure effektiv hydropho-0 20 40 60 80 100 120 140 0 2 4 6 8 10 12 14

Silangehalt in Gew.-% bezogen auf Kieselsäure

ML(1+4) 100 °C 0 2 4 6 8 10 12 14 Rheometer-Drehmomentminimum S’ min in dNm ML(1+4), TESPT ML(1+4), TESPD S‘min, TESPT S‘min, TESPD Abb. 1:

Einfl uss der TESPT- bzw. TESPD-Menge auf Moo-ney-Viskosität und das Drehmomentminimum der Rheometerkurve für mit Ultrasil 7005 gefüllte NR-Mischungen

(5)

bieren und damit deren Verträglichkeit mit der NR- Matrix verbessern. Der während des Mischens von Kieselsäure, Silan und Kaut-schuk beteiligte chemische Mechanismus ist eindeutig als Reaktion der Alkoxygruppen der Silan-Kupplungsagenzien mit den Sila-nolgruppen an der Kieselsäureoberfl äche be-schrieben worden, bei geeigneter Temperatur entweder als direkte Kondensationsreaktion oder über eine Hydrolyse vor der Kondensati-onsreaktion. Beide Wege führen zu kovalen-ten Bindungen [17]. Diese Reaktion wird als Silanisierungsreaktion bezeichnet. Neben der Hydrophobierung spielt auch der Schmieref-fekt eine Rolle. Weil diese Silan-Kupplungs-agenzien aufgrund ihres geringen Mole-kulargewichts fl üssig sind, wirken sie wie Verarbeitungshilfsmittel, die potenziell das Fließen der Kautschukmoleküle unterstützen können. Deshalb weisen kieselsäuregefüllte NR-Mischungen mit Silan-Kupplungsagen-zien eine wesentlich bessere Kompatibilität zwischen Kieselsäure und Kautschuk und da-durch eine verbesserte Verarbeitbarkeit auf als Mischungen ohne Kupplungsagens.

Der Vergleich der TESPT bzw. TESPD ent-haltenden Mischungen zeigt, dass die Mi-schungen mit TESPT niedrigere Viskositäten und Drehmomentminima aufweisen als die Mischungen mit TESPD. Wie bereits disku-tiert, hängen die Viskositäten der kiesel-säuregefüllten Mischungen sehr stark vom Grad der Hydrophobierung und der Schmie-rung der Kieselsäure ab. Demzufolge sollte bei gleicher Dosierung dieser beiden Silan-Kupplungsagenzien auch die gleiche

Sila-nisierung oder Hydrophobierung in beiden Mischungen erreicht werden. Bei Dosie-rung gleicher Gewichtsmengen ist TESPD aufgrund seines niedrigeren Molekularge-wichts sogar molar höher dosiert als TESPT. Dennoch, wie aus Abbildung 1 ersichtlich, weisen die Mischungen mit TESPD höhere Mooney-Viskositäten und deutlich höhere Drehmomentminima auf als die Mischun-gen mit TESPT. Die signifi kant unterschied-lichen Drehmomentminima deuten darauf hin, dass die Kieselsäuren in den Mischungen mit TESPT und TESPD zu Beginn der Vulkani-sation, also bei thermischer Beanspruchung in der Aufwärmphase, unterschiedlich aus-geprägt fl okkulieren (Reagglomeration von Kieselsäureaggregaten). Die Stabilität der Kieselsäuredispersion scheint demzufolge einen größere Rolle bezüglich der unter-schiedlichen Viskositäten beider Mischun-gen zu spielen.

Die Naturkautschukmischungen mit TESPT bzw. TESPD zeigen unterschiedliches Vernet-zungsverhalten. Wird die TESPT-Dosierung erhöht, verringern sich sowohl Scorchzeit (tc10) als auch die optimale

Vulkanisations-zeit (t90) der Mischungen. TESPD verhält sich

völlig anders, wie Abbildung 2 zu entneh-men ist. Wird die TESPD-Dosierung erhöht, verlängert sich die Scorchzeit (tc10), während

die optimale Vulkanisationszeit (t90) aber

mehr oder weniger konstant bleibt. Stei-gende TESPT-Dosierung erhöht auch den für die Vernetzung verfügbaren Schwefelanteil und reduziert dadurch Scorch- und Vulka-nisationszeiten. Bei TESPD dagegen fi ndet

während der Inkubationszeit eine Insertion eines Teils des der Mischung zur Kompensa-tion des - verglichen mit TESPT - geringeren Gesamtschwefelgehalts zugesetzten elemen-taren Schwefels in das Disulfan statt und ak-tiviert das TESPD für die Kupplungsreaktion [18]. Dies führt zu einer längeren Inkubati-onszeit. Werden höhere Mengen TESPD in der Rezeptur eingesetzt, reduziert das den zu Beginn der Vulkanisation insgesamt ver-fügbaren aktiven Schwefel und verlängert so die Scorchzeit umso mehr. Die unterschied-liche Reaktivität der Schwefeleinheiten des Tetrasulfans des TESPTs und des Disulfans des TESPDs, aber auch die Insertion von Schwe-fel in das TESPD-Disulfan, das zum reaktiven Polysulfan führt, wurde schon früher durch Luginsland beschrieben [18].

3.1.2 Stabilität der Kieselsäuredis-persion und Füllstoff-Füllstoff-Wechselwirkung

Die Ergebnisse für die Mischungsvisko-sität lassen vermuten, dass der Einsatz von TESPT und TESPD zu unterschiedlicher Kie-selsäureverteilung und/oder Flokkulation führen kann. Um Art und Umfang der Kie-selsäure-Kieselsäure-Wechselwirkung und der Kieselsäurefl okkulation in den Mischun-gen mit den unterschiedlichen Silanen nachzuweisen, wurden Flokkulationskinetik und Payne-Effekt untersucht. Abbildung 3 zeigt die Payne-Effekte und die Flokkulati-onsgeschwindigkeitskonstanten der kiesel-säuregefüllten NR-Mischungen, die unter-schiedliche Mengen an TESPT bzw. TESPD

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 0 2 4 6 8 10 12 14

Silangehalt in Gew.-% bezogen auf Kieselsäure

Scorch- und optimale Vulkanisationszeit in min 0

4 8 12 16 20 24 28 32 Vulkanisationsgeschwindigkeitsindex

(CRI, cure rate index)

t90, TESPT t90, TESPD tc10, TESPT tc10, TESPD CRI, TESPT CRI, TESPD 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 0 2 4 6 8 10 12 14

Silangehalt in Gew.-% bezogen auf Kieselsäure

0,0E+00 5,0E-04 1,0E-03 1,5E-03 2,0E-03 2,5E-03 3,0E-03 3,5E-03 4,0E-03 4,5E-03 5,0E-03 Flokkulationsgeschwindigkeitskonstante k a in s -1 G‘ 0,56 -G‘ 100 in MPa ΔG', TESPT ΔG', TESPD ka, TESPT ka, TESPD Abb. 2: Einfl uss der TESPT- bzw. TESPD-Menge auf Scorchzeit (tc10), optimale

Vul-kanisationszeit (t90) und Vulkanisationsgeschwindigkeitsindex der

kiesel-säuregefüllten NR-Mischungen

Abb. 3: Einfl uss der TESPT- bzw. TESPD-Menge auf Payne-Effekt und

(6)

enthalten. Der Payne-Effekt, defi niert als Differenz der Speichermoduln bei geringer und großer Verformung (0,56 und 100 % Verformung), ist ein Maß für die Füllstoff-Füllstoff-Wechselwirkung. Es zeigt sich, dass die Silan-Kupplungsagenzien den Pay-ne-Effekt deutlich reduzieren. Der Payne-Effekt der Mischungen mit TESPT ist deut-lich niedriger als der bei den Mischungen mit TESPD. Die Reduzierung dieser Spei-chermodul-Differenz prägt sich noch deut-licher aus, wenn die Dosierung des TESPT-Kupplungsagens erhöht wird. Die Änderung des Payne-Effekts deckt sich mit der Verän-derung der Flokkulationsgeschwindigkeits-konstanten in Abhängigkeit vom Silange-halt. Diese Geschwindigkeitskonstante gibt an, wie schnell die Reagglomeration oder die Flokkulation der Kieselsäureaggregate in den Mischungen ablaufen kann [16, 20]. Grundsätzlich gilt, je niedriger die Flokku-lationsgeschwindigkeitskonstante ist, desto stabiler ist die Kieselsäureverteilung. Zudem kann mit diesem Parameter auch das Aus-maß der Füllstoff-Füllstoff-Wechselwirkung zu Beginn der Vulkanisation abgeschätzt werden. Die in Abbildung 3 wiedergege-benen Werte zeigen, dass der Zusatz von Kupplungsagenzien zu diesen Mischungen die Flokkulation abrupt vermindert. Die kie-selsäuregefüllten NR-Mischungen mit TESPT besitzen eine stabilere Kieselsäuredispersi-on als die Mischungen mit TESPD. Dieses Ergebnis deckt sich mit den Unterschieden der in Abbildung 1 dargestellten Drehmo-mentminima. Die Flokkulationsgeschwin-digkeitskonstante (ka) der Mischungen mit

TESPT ist deutlich niedriger. Dies legt nahe, dass die Flokkulation hauptsächlich durch die thermische Belastung (Aufheizphase)

während der beginnenden Vulkanisation unterdrückt wird und die Viskosität dadurch niedrig bleibt.

3.1.3 Netzwerkbeiträge

Aus früheren Untersuchungen [19, 20] ist bekannt, dass die Mobilität der in einer Kaut schukmatrix dispergierten Kieselsäure-teilchen oder –aggregate durch das Netz-werk, das aus Füllstoff-Kautschuk-Wech-selwirkungen und Kautschuk-Kautschuk-Vernetzungsstellen resultiert, stark einge-schränkt werden kann. Abbildung 4 zeigt, dass der chemisch gebundene Kautschukan-teil einer Mischung ohne Kupplungs-agens sehr gering ist, Mischungen mit Silan-Kupplungsagens aber wesentlich höhere An-teile chemisch gebundenen Kautschuks auf-weisen. Der Bound-Rubber- Gehalt erhöht sich sukzessive mit zunehmender TESPT- und TESPD-Dosierung bis zu deren optimalen Dosierungen im Bereich von 9,0 – 10,5 Gew.-% bezogen auf Kieselsäure. Mit TESPT werden deutlich höhere Werte für chemisch gebun-denen Kautschuk erreicht, wobei sowohl die Füllstoff-Kautschuk-Wechselwirkung als auch die Kautschuk-Kautschuk-Verknüp-fung durch den Schwefel der Polysufi dgrup-pen des TESPTs selbst dazu beitragen, denn TESPT kann auch als Schwefelspender agie-ren. Tatsächlich wurde TESPT ursprünglich als schwefelspendender Beschleuniger ent-wickelt [24]. Der freigesetzte Schwefel kann bei erhöhter Temperatur bereits eine gewisse Vernetzung von Naturkautschukmolekülen auslösen. Wie in vorhergehenden Arbeiten [20] demonstriert, startet TESPT in NR eine Vernetzungsreaktion bereits bei Temperatu-ren ab 120 °C.

Aufgrund der unterschiedlichen Antei-le chemisch gebundenen Kautschuks in den Kieselsäure-Silan-NR-Mischungen mit TESPT bzw. TESPD ist es angebracht, die sich während der nicht reaktiven Mischpha-se bildenden chemischen Bindungen und Wechselwirkungen zu diskutieren. Während die Ethoxygruppen der Silane mit den Sila-nolgruppen an der Kieselsäureoberfl äche re-agieren, spaltet die Tetrasulfi dkette (-S4-) in

TESPT reaktive Schwefelradikale ab, die sich unter Scherung bei hoher Mischtemperatur an Kautschukmoleküle anlagern können. TESPD dagegen setzt keinen Schwefel frei, da es lediglich eine Disulfi dgruppe (-S2-)

ent-hält, das nach Abspaltung bestenfalls einen reaktiven Monoschwefel zur Bindung mit einem reaktiven NR-Molekül liefern kann. So kann man also annehmen, dass während des Mischens nur die Bindungen Kiesel-säure-TESPD und KieselKiesel-säure-TESPD-NR (ohne Kautschuk-Kautschuk-Vernetzungs-stellen) entstehen. Nach einer Untersuchung von Luginsland [18] zu den Reaktionen von TESPT und TESPD in einer Modellsubstanz für NR, Squalene, kann die Disulfangruppe des TESPD nicht direkt mit Doppelbindungen des NRs reagieren, auch nicht in Gegenwart von Beschleunigern. Nur wenn Schwefel in der zweiten aktiven Mischstufe zugegeben wird, kann sich dieser in das Disulfan einfü-gen und so ein reaktives Polysulfan bilden, mit dem die Kupplungsreaktion stattfi nden kann. Dies trifft allerdings nicht völlig auf den mit Kieselsäure und TESPD gefüllten NR in dieser Untersuchung zu, denn die Zunah-me des Bound-Rubber-Anteils mit zuneh-mender TESPD-Dosierung legt, wie in

Abbil-dung 4 dargestellt, nahe, dass TESPD

wäh-rend des Mischens durchaus mit NR-Mole-külen reagieren kann. Die Unterschiede im Bound-Rubber-Gehalt zwischen TESPT bzw. TESPD enthaltenden Mischungen beruhen hauptsächlich auf dem unterschiedlichen Ausmaß an Kautschuk-Kautschuk-Bindun-gen aufgrund des verfügbaren freien Schwe-fels, was insbesondere für die Mischungen mit TESPT zutrifft.

3.1.4 Mechanische Eigenschaften Um die mechanischen Eigenschaften der kieselsäuregefüllten NR-Vulkanisate, die un-terschiedliche Anteile an TESPT bzw. TESPD enthalten, mit dem Niveau der jeweiligen 0 10 20 30 40 50 60 0 2 4 6 8 10 12 14

Silangehalt in Gew.-% bezogen auf Kieselsäure

Chemisch gebundener Kautschukanteil in %

TESPT TESPD

Abb. 4:

Einfl uss der TESPT- bzw. TESPD-Menge auf den chemisch gebundenen Kautschukanteil der kieselsäuregefüllten NR-Mischungen

(7)

Füllstoff-Kautschuk-Wechselwirkung zu kor-relieren, wurden Zugfestigkeit und Reißdeh-nung sowie Weiterreißfestigkeit als Funktion des chemisch gebundenen Kautschukgehalts dargestellt (Abb. 5, 6). Es wurden lineare Korrelationen zwischen Zugfestigkeit und Weiterreißfestigkeit mit dem Anteil an che-misch gebundenem Kautschuk, also zur Füll-stoff-Kautschuk-Wechselwirkung, gefunden, nicht aber zur Reißdehnung, die sich mit zu-nehmendem Anteil an chemisch gebunde-nem Kautschuk kaum verändert. Diese Er-gebnisse beweisen ganz eindeutig, dass die mechanischen Eigenschaften von kieselsäu-regefüllten Kautschukvulkanisaten in einem erheblichen Ausmaß durch Zusatz von Silan-Kupplungsagenzien verbessert werden. Op-timale Werte für beide Eigenschaften wer-den mit Zusätzen von 9 – 12 Gew.-% TESPT bzw. TESPD, bezogen auf den Kieselsäurege-halt, erreicht. Dies deckt sich mit der nach

Gleichung 1 errechneten Empfehlung von

9 Gew.-% bezogen auf Kieselsäure.

3.2 Wirkung von Diphenylguanidin 3.2.1 Vulkanisationsverhalten und

Mooney-Viskositäten

Das Vulkanisationsverhalten der kieselsäu-regefüllten NR-Mischungen, die auf Kiesel-säure bezogen 9 Gew.-% TESPT enthalten, als Funktion der DPG-Dosierung zeigt

Abbil-dung 7. Scorchzeit und optimale

Vulkanisa-tionszeit verkürzen sich mit zunehmendem DPG-Gehalt. Dies entspricht dem stetigen Anstieg des

Vulkanisationsgeschwindigkeits-index. Diphenylguanidin wird allgemein als Sekundärbeschleuniger eingesetzt, wobei mit Sulfenamiden als Primärbeschleunigern synergistische Wirkungen erzielt werden. Da die Kieselsäureoberfl äche von Hause aus sauer und stark polar ist, stört dies bei der Schwefelvulkanisation die Wirksamkeit von basischen Beschleunigern und verzögert die Vulkanisation. Ein DPG-Zusatz zu solchen Mischungen verbessert daher deren Vulka-nisationsverhalten. Zudem, so wird berich-tet [16], wirkt DPG auch als Booster bei der Silanisierung, da Amin die Kondensations-reaktion katalysieren kann. Aus einer bes-seren Silanisierung ergibt sich eine höhere Hydrophobie der Kieselsäureoberfl äche und damit weniger Interferenz mit der Vulkani-sationsreaktion.

In Abbildung 7b sind Mooney-Viskositäten und Rheometerdrehmomente in Abhängig-keit von der DPG-Dosierung dargestellt. Mit

zunehmendem DPG-Gehalt in der Mischung steigt die Mooney-Viskosität an, das Drehmo-mentminimum dagegen verringert sich. Die Viskosität der kieselsäuregefüllten Naturkaut-schukmischungen mit TESPT-Kupplungsagens wird von mehreren Faktoren beeinfl usst. Dazu zählen Füllstoff-Füllstoff- und Füllstoff-Kaut-schuk-Wechselwirkungen, eine vorzeitige Ver-netzung, Kieselsäurefl okkulation und Abbau von Polymerketten durch die beim Mischen auftretenden Scherkräfte. Unter vergleich-baren Misch- und Temperaturbedingungen und bei festgelegter TESPT-Menge ist die mit steigender DPG-Dosierung einhergehende Zu-nahme der Mooney-Viskosität ein Hinweis für höhere Füllstoff-Kautschuk-Wechselwirkung und möglicherweise für vorzeitige Anvulkani-sation. Überraschenderweise folgt das Dreh-momentminimum (S‘min) jedoch nicht diesem

Trend. Bei Vulkanisationstemperatur kann während der Inkubationszeit etwas Kieselsäu-refl okkulation auftreten [12]. Dieses

Phäno-0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 0 10 20 30 40 50 60

Chemisch gebundener Kautschukanteil in %

Zugfestigkeit in MPa 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600 650 Reißdehnung in % 9-12 % 9-12 % ohne Silan ohne Silan Zugfestigkeit, TESPT Zugfestigkeit, TESPD Reißdehnung, TESPT Reißdehnung, TESPD 0 20 40 60 80 100 120 140 160 0 10 20 30 40 50 60

Chemisch gebundener Kautschukanteil in %

Weiterreißfestigkeit in N/mm ohne Silan 9-12 % 9-12 % TESPT TESPD 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 0 1 2 3 4 DPG-Gehalt in Gew.-% bezogen auf Kieselsäure

DPG-Gehalt in Gew.-% bezogen auf Kieselsäure Scorch- und optimale Vulkanisationszeit in min 0

5 10 15 20 25 30 35 Vulkanisationsgeschwindigkeitsindex

(CRI, cure rate index)

CRI t90 tc10 0 2 4 6 8 10 12 14 0 1 2 3 4

Drehmoment S‘ aus Rheometerkurve in dNm 0

10 20 30 40 50 60 70 80 90 S'max S' S‘min ML(1+4) 100 °C a b Abb. 5: Korrelation zwischen Zugfestigkeit und Reiß-dehnung und chemisch gebundenem Kautschuk-anteil der kieselsäurege-füllten NR-Mischungen mit unterschiedlichen TESPT- bzw. TESPD-Mengen – 9 – 12 % ent-spricht der Silanmenge in Gew.-% bezogen auf Kieselsäure

Abb. 6: Korrelation zwischen Weiterreißfestigkeit und chemisch gebundenem

Kautschukanteil der kieselsäuregefüllten NR-Mischungen mit unterschied-lichen TESPT- bzw. TESPD-Mengen – 9 – 12 % entspricht der Silanmenge in Gew.-% bezogen auf Kieselsäure

Abb. 7: Einfl uss des DPG-Gehalts auf Vulkanisationsverhalten und

(8)

men wiederum beeinfl usst das Drehmoment ebenfalls. Die Änderung der Drehmoment-minima konkurriert also mit der Füllstoff-Kautschuk-Wechselwirkung, einer vorzeiti-gen Anvulkanisation und der Reagglomera-tion von Kieselsäure (FlokkulaReagglomera-tion). Die mit zunehmendem DPG-Gehalt abnehmenden Rheometer-Drehmomentminima lassen ver-muten, dass die Flokkulation mit steigendem DPG-Gehalt zunehmend unterdrückt wird, denn eine schnell fortschreitende Vernetzung kann die Reagglomeration der Kieselsäureag-gregate verhindern. Auch das maximale Dreh-moment (S‘max) verringert sich mit

zunehmen-dem DPG-Gehalt. Erneut bestätigt das, dass die Füllstoff-Füllstoff-Wechselwirkung durch Zugabe von DPG eingeschränkt werden kann, da es die Flokkulationstendenz reduziert. Der Anstieg der Drehmomentdifferenz (ΔS‘, Rheo-meter), also der Differenz zwischen dem ma-ximalen und dem minimalen Drehmoment der Vulkanisationskurve, refl ektiert die höheren

Netzwerkbeiträge mit zunehmendem DPG-Gehalt und entspricht damit der Änderung der Mooney-Viskosität.

3.2.2 und Füllstoff-Kautschuk-Wechselwirkung

Abbildung 8 ist zu entnehmen, dass der

chemisch gebundene Kautschukanteil mit zunehmendem DPG-Gehalt ansteigt, wäh-rend sich der Payne-Effekt vermindert. Die-se Beobachtung bestätigt, dass der Zusatz von DPG die Effi zienz der Silanisierung ver-stärkt. Dadurch wird die Kieselsäure stärker hy drophobiert, was zu höherer Füllstoff-Kautschuk-Wechselwirkung führt. Neben seiner Wirkung als Sekundärbeschleuniger zur Verbesserung des Vulkanisationsver-haltens agiert DPG, wie bereits ausgeführt, auch noch als Booster bei der Silanisierung [16]. Die größere Effi zienz bei der Silani-sierung führt zu einer stärkeren

Füllstoff-Kaut schuk-Wechselwirkung. Mit dieser Deu-tung lässt sich die Verminderung des Payne-Effekts wie auch die Zunahme des chemisch gebundenen Kautschuks erklären.

3.2.3 Mechanische Eigenschaften Die Festigkeitseigenschaften der kiesel-säure gefüllten NR-Vulkanisate mit unterschiedlichen DPG-Anteilen illustriert

Ab-bildung 9. Bis zu einer Dosierung von 2 Gew.-%

DPG, bezogen auf Kieselsäure, nehmen Zug-festigkeit und Verstärkungsindex graduell zu. Bei darüber hinausgehender DPG-Menge ver-ändert sich das Werteniveau praktisch nicht mehr. Die Reißdehnung bleibt nahezu unver-ändert. Die Vulkanisateigenschaften stimmen damit sehr gut mit den Mischungseigenschaf-ten bezüglich des chemisch gebundenen Kaut-schukgehalts und des Payne-Effekts überein. Dies besagt, dass eine Dosierung von 2 Gew.-% DPG bezogen auf Kieselsäure vollkommen aus-reicht, um optimale Eigenschaften für die kie-selsäuregefüllten NR-Mischungen zu erzielen. Die hier experimentell als optimal ermittelte Dosierung stimmt mit dem nach Gleichung 2 errechneten Wert überein.

3.3 Wirkung des Kieselsäuretyps 3.3.1 Füllstoff-Kautschuk- und

Füll-stoff-Füllstoff-Wechselwirkung In diesem Teil der Studie wurden zwei Ka-tegorien von Kieselsäuren auf ihre Verstär-kungseffizienz in NR-Mischungen unter-sucht, nämlich: 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 0 1 2 3 4

Chemisch gebundener Kautschukanteil in %

0 10 20 30 40 50 60 70 80

DPG-Gehalt in Gew.-% bezogen auf Kieselsäure G‘0,56 -G‘ 100 in MPa 0 10 20 30 40 50 60 70

Ultrasil VN3 Ultrasil VN2 Ultrasil 7005 Zeosil 1165MP Hi-Sil EZ160

Bound-Rubber-Gehalt in % 0 50 100 150 200 250 DBP-Wert in g/100 g Bound-Rubber-Gehalt gesamt Bound-Rubber-Gehalt chemisch gebunden Bound-Rubber-Gehalt physikalisch gebunden Abb. 8:

Einfl uss des DPG-Gehalts auf Payne-Effekt und chemisch gebundenen Kautschukanteil der kie-selsäuregefüllten NR-Mischungen

Abb. 9: Festigkeitseigenschaften der kieselsäuregefüllten NR-Mischungen als

Funktion der DPG-Menge

Abb. 10: Bound-Rubber-Gehalt der mit konventionellen bzw. hoch dispergierbaren

Kieselsäuren gefüllten NR-Mischungen und Wiedergabe der jeweiligen DBP-Werte der einzelnen Kieselsäuren

40 35 30 25 20 15 10 5 0 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4 6 5 4 3 2 1 0 700 600 500 400 300 200 100 0 Zugfestigkeit in MPa DPG-Gehalt in Gew.-% bezogen auf Kieselsäure

DPG-Gehalt in Gew.-% bezogen auf Kieselsäure

Reißdehnung in %

Verstärkungsindex M300/M100

(9)

• konventionelle Kieselsäuren wie Ultra-sil VN2 und VN3

• hoch dispergierbare (HD) Typen wie Ultra-sil 7005, ZeoUltra-sil 1165MP und Hi-Sil EZ160

Abbildung 10 zeigt die

Füllstoff–Kaut-schuk-Wechselwirkung, angegeben als Bound-Rubber-Anteil. Die HD-Kieselsäu-ren fühHD-Kieselsäu-ren eindeutig zu insgesamt höheHD-Kieselsäu-ren Bound-Rubber-Werten aber auch zu höhe-ren Anteilen chemisch gebundenen Kaut-schuks. Dies deutet auf eine bessere Disper-sion und damit auf größeres Verstärkungspo-tenzial verglichen mit konventionellen Typen hin. Hoch dispergierbare Kieselsäuren sind ursprünglich für Synthesekautschuke wie S-SBR und BR entwickelt worden und konn-ten darin auch leicht dispergiert werden. Sol-che Kautschuke entwickeln, vergliSol-chen mit NR, aufgrund fehlender verformungsindu-zierter Kristallisation nur geringe Scherkräf-te. Der Einsatz hoch dispergierbarer Kiesel-säuren in relativ hochviskosen Materialien wie Naturkautschuk führt ganz sicher auch hier zu einer besseren Füllstoffverteilung, als mit herkömmlichen Kieselsäuren erreichbar. Demzufolge sollten die mit hoch disper-gierbarer Kieselsäure gefüllten Mischun-gen kleinere Füllstoffaggregate aufweisen, was, verglichen mit konventionellen Kiesel-säuren, mit geringerer Füllstoff-Füllstoff-Wechselwirkung, gleichbedeutend mit hö-herer Füllstoff-Kautschuk-Wechselwirkung, einhergeht, wie aus den in Abbildung 10 dargestellten Bound-Rubber-Anteilen in der Tat auch ersichtlich. Das höhere Ausmaß an Füllstoff-Kautschuk-Wechselwirkungen hat

eine höhere Mooney-Viskosität zur Folge

(Abb. 11). Verglichen mit konventionellen

Kieselsäuren vermindert sich durch den Ein-satz hoch dispergierbarer Kieselsäuren der Payne-Effekt und bestätigt die Unterschiede im Niveau der Füllstoff-Kautschuk-Wechsel-wirkung, wie in Abbildung 12 gezeigt.

Generell beeinfl usst neben der Größe der Primärteilchen/Aggregate von Verstärker-füllstoffen auch die Struktur der Füllstoffe deren Verstärkerwirkung. Der Bound-Rub-ber-Gehalt hängt also nicht nur von der spe-zifi schen Oberfl äche der Füllstoffe und der Füllstoff-Kautschuk-Wechselwirkung, son-dern auch von der Füllstoffstruktur ab. Es ist anzunehmen, dass bei optimaler Dosie-rung von TESPT und DPG alle Mischungen eine vergleichsweise gute Füllstoffdispersion aufweisen werden, wenn man sie innerhalb ihrer Gruppe (entweder konventionelle oder HD-Kieselsäuren) vergleicht. Die

Unterschie-de im Bound-Rubber-Gehalt innerhalb Unterschie-der jeweiligen Gruppe kann daher auf die Füll-stoffstruktur zurückgeführt werden.

Betrachtet man die in Abbildung 10 wie-dergegebenen Ergebnisse für den Bound-Rubber-Gehalt, so korrespondieren sie gut mit den in Tabelle 1 angegebenen Werten für die Absorption. Je höher der DBP-Wert, desto höher ist auch der Bound-Rub-ber-Gehalt, insbesondere der Anteil chemisch gebundenen Kautschuks. Der DBP-Wert ist generell ein Maß für die Verstärkerwirkung der Füllstoffstruktur. Ein hoher DBP-Wert steht für stark verzweigte Aggregatstruktu-ren [1, 2, 5], die eine höhere PhasengAggregatstruktu-renz- Phasengrenz-fl äche zwischen Kieselsäure und Kautschuk liefern. Ultrasil VN2, eine konventionelle Kie-selsäure mit niedriger CTAB-Oberfl äche aber hohem DBP-Wert (Tab. 1) führt zu höhe-rem Bound-Rubber-Gehalt als Ultrasil VN3. Auch bei den hoch dispergierbaren

Kiesel-0,0000 0,0005 0,0010 0,0015 0,0020 0,0025 0,0030 0,0035 0,0040 0,0045 15 25 35 45 55

Chemisch gebundener Kautschukanteil in %

Flokkulationsgeschwindigkeitskonstante k a in s -1 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 U-7005 Z-1165 VN2 Hi-Sil VN3 U-7005 Z-1165 VN2 Hi-Sil VN3 G‘0,56 -G‘ 100 in MPa 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 15 25 35 45 55

Chemisch gebundener Kautschukanteil in %

Verstärkungsindex M300/M100 0,00 0,02 0,04 0,06 0,08 0,10 0,12 0,14 0,16 0,18 0,20 0,22 U-7005 Z-1165 VN2 Hi-Sil VN3 U-7005 Z-1165 VN2 Hi-Sil VN3 Tan δ bei 60 °C / 10 Hz 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

Ultrasil VN3 Ultrasil VN2 Ultrasil 7005 Zeosil 1165MP Hi-Sil EZ160

ML(1+4) 100 °C Abb. 11: Mooney-Viskosität der mit unterschiedlichen Kieselsäuren gefüllten NR-Mischungen

Abb. 12: Korrelation zwischen Flokkulationsgeschwindigkeitskonstante,

Payne-Effekt und chemisch gebundenem Kautschukanteil der mit unterschiedli-chen Kieselsäuretypen gefüllten NR-Mischungen

Abb. 13: Korrelation zwischen Verstärkungsindex, tan δ bei 60 °C und chemisch

gebundenem Kautschukanteil der mit unterschiedlichen Kieselsäuren gefüllten NR-Mischungen

(10)

säuren ist offensichtlich, dass die Füllstoff-Kautschuk-Wechselwirkung in der Mischung sehr deutlich mit der Füllstoffstruktur, dem DBP-Wert, einhergeht. Wie bereits Blume [5] berichtete, hängt die Dispersion weitgehend vom DBP-Wert ab, wobei höhere DBP-Wer-te zu besserer FüllstoffverDBP-Wer-teilung führen. Da während des Mischens Kautschukmolekül-ketten in die Hohlräume der Kieselsäure-aggregate eindringen, erlaubt eine höhere Struktur mit höherem Leervolumen, dass ein höherer Anteil an Kautschukmolekülen in die Agglomerate eindringen kann und führt so zu einem Zerfall der Agglomerate in kleinere Aggregate. Dies begründet die bessere Ver-teilung der Kieselsäure im Kautschuk und in der Folge eine bessere Füllstoff-Kautschuk-Wechselwirkung.

3.3.2 Stabilität der Kieselsäuredispersion

Aus Abbildung 12 geht hervor, dass die Dispersion der mit hoch dispergierbaren Kie-selsäuren gefüllten Mischungen instabiler ausfällt als die der mit konventionellen Kie-selsäuren gefüllten, da in diesen Mischungen schnellere Flokkulation zu beobachten ist. Wie aus den in Abbildung 10 aufgezeigten Bound-Rubber-Anteilen ersichtlich, gene-rieren die hoch dispergierbaren Kieselsäuren eine höhere Füllstoff-Kautschuk-Wechsel-wirkung. Eigentlich sollte dies zu einer hö-heren Dispersionsstabilität führen und den Flokkulationsprozess unterdrücken. Dies ist aber nicht der Fall. Eine mögliche Erklärung könnte das Auftreten der Diffusion von Kie-selsäureaggregaten sein, da dies für die Flok-kulationskinetik eine Rolle spielt. Es ist be-kannt, dass in kolloidalen Systemen die Dif-fusionskonstante temperaturabhängig und umgekehrt proportional zu Viskosität und Teilchenradius ist. Es ist empirisch nachge-wiesen worden, dass dies auf gefüllte Kau-tschukmischungen zutrifft, wie sich an der Änderung der Rußfl okkulation mit der Vis-kosität der Matrix demonstrieren ließ [11]. Die trotz steigender Mischungsviskosität und chemisch gebundenen Kautschuks wie auch mit wachsenden DBP-Werten (Abb. 10 – 12) zunehmende Flokkulationsgeschwindigkeits-konstante könnte daher einer geringeren Größe der Kieselsäureaggregate zuzuschrei-ben sein. Die höhere Füllstoffstruktur führt zu einem größeren Anteil Agglomeratabbau

und die daraus resultierenden kleineren Ag-gregate können unter entsprechenden Tem-peraturbedingungen leichter in der unvul-kanisierten Mischung migrieren. Dennoch legen diese Ergebnisse nahe, dass selbst bei Verwendung hoch dispergierbarer Kieselsäu-ren die Flokkulation in den Mischungen nicht verhindert werden kann. Allerdings hat die-ses Verhalten keine nachteilige Auswirkung auf den bei 100 °C gemessenen Payne- Effekt. Die hoch dispergierbaren Kieselsäuren wei-sen dennoch weniger Füllstoff-Füllstoff-Wechselwirkungen auf als die konventio-nellen Gegenstücke.

3.3.3 Mechanische und dynamische Eigenschaften

Verstärkungsindex und tan δ bei 60 °C kor-relieren gut mit dem Anteil an chemisch ge-bundenem Kautschuk, wie in Abbildung 13 gezeigt. Hoch dispergierbare Kieselsäuren verbessern die mechanischen und dynami-schen Eigenschaften der damit gefüllten NR-Vulkanisate. Diese beiden Parameter re-fl ektieren den Rollwiderstand von Reifen, deren Lauffl ächen aus solchen Mischungen hergestellt werden. Daraus ergibt sich ganz eindeutig, dass beim Einsatz hoch dispergier-barer Kieselsäuren - verglichen mit konven-tionellen Typen - geringere Rollwiderstands-werte erreicht werden können.

4 Fazit

Der Zusatz eines Silan-Kupplungsagens zu kieselsäuregefüllten NR-Mischungen redu-ziert deutlich die Mooney-Viskosität und das Rheometer-Drehmomentminimum (ML)

auf-grund von Hydrophobierung und Schmier-effekten. Mit zunehmender TESPT-Dosie-rung verringern sich Scorch- und Vulkani-sationzeitenn, während TESPD die Scorchzeit verlängert. Payne-Effekt und Flokkulations-geschwindigkeitskonstante als Indikatoren für die Füllstoff-Füllstoff-Wechselwirkung vermindern sich mit zunehmender Dosierung der Silan-Kupplungsagenzien. Verglichen mit TESPD wird mit TESPT höhere Füllstoff-Kaut-schuk-Wechselwirkung, Dispersionsstabili-tät, Zugfestigkeit und Weiterreißfestigkeit erzielt. Für beide Silane liegt die optimale Dosierung bei ca. 9,0 Gew.-% bezogen auf die Kieselsäuremenge. Mit zunehmender

DPG-Dosierung werden Scorch- und Heiz-zeiten der kieselsäuregefüllten NR-Mischun-gen mit TESPT kürzer. Höhere MenNR-Mischun-gen DPG reduzieren den Payne-Effekt und erhöhen den Bound-Rubber-Gehalt als Indikator für die Kautschuk-Füllstoff-Wechselwirkung. Durch Zugabe von DPG, bis zu dessen op-timaler Dosierung von 2 Gew.-% bezogen auf Kieselsäure, nehmen Zugfestigkeit und Verstärkungsindex (d. h. M300/M100) zu. HD-Kieselsäuren ergeben gegenüber kon-ventionellen Kieselsäuren höhere Bound-Rubber-Anteile und diese Werte stehen im Einklang mit den DBP-Werten, die de-ren höhere Struktur widerspiegeln. Einsatz hochstrukturierter Kieselsäure resultiert in einem niedrigeren Payne-Effekt, d. h. bes-serer Füllstoff-Kautschuk-Wechselwirkung, generiert aber gleichzeitig einen schnelleren Flokkulationsprozess bzw. geringere Dispersi-onsstabilität, verglichen mit konventioneller Kieselsäure. Eine höhere Kieselsäurestruktur verbessert die Verteilung, führt zu verringer-ter Aggregatgröße und damit zu schnellerer Flokkulation. Die durch HD-Kieselsäure ver-stärkten NR-Vulkanisate weisen, verglichen mit konventionellen kieselsäuregefüllten Produkten, einen höheren Verstärkungsin-dex und einen geringeren tan δ bei 60 °C, Indikator für geringeren Rollwiderstand von Reifenlauffl ächen, auf. Diese Werte stehen in einer linearen Beziehung mit dem Gehalt chemisch gebundenen Kautschuks.

5 Dank

Die Autoren danken für die fi nanzielle Un-terstützung durch die Netherlands Natural Rubber Foundation (Rubber Stichting).

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[21] C. R. Stone, K.-H. Menting, M. Hensel, The 180th Technical Meeting, Rubber Division, ACS,

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[22] Momentive Performance Materials, US, U.S. Patent 7,786,200, 2010, L. Hwang, A. Chaves, E. R. Pohl

[23] S. Wolff, M. J. Wang, E. H. Tan, Rubber Chem. Technol. 66 (1993), 163

[24] F. Thum, S. Wolff, KGK 28 (1975), 733

Lubrication Management regelt die

Schmierfi lmbildung und passt den Schmier-fi lm im Dichtsystem an die Belastung der Einzelelemente an. Und das genau dort, wo der Einfl uss auf die tribologischen Verhält-nisse am größten ist – im Dichtspalt, dem Kontaktbereich zwischen Dichtung und Ge-genlauffläche. Lubrication Management schmiert die Primärdichtung besser und bietet für die Sekundärdichtung einen op-timierten Schmierfi lm an. So sinkt die

Be-lastung des gesamten Dichtsystems sogar wenn die Betriebsparameter in der Anwen-dung steigen.

Mit Switch Seal zeigte Trelleborg

Sealing Solutions die Designstudie einer

doppeltwirkenden Kolbendichtung, die Führung und Dichtung in einem Bauteil vereint. Die Besonderheit: Die Dichtwir-kung kann aktiviert werden, wenn sie ge-braucht wird. In drucklosem Betrieb

ent-steht keinerlei Reibung, das System führt nur. Das erhöht die Lebensdauer der Dich-tung.

Seal Gap Management verhindert

Kalt-flussverformung und Spaltextrusion und kann so das Limit für Dichtungswerkstoffe mit Kaltfl usscharakter aufheben. Durch eine geeignete Anordnung von Compounds mit unterschiedlichem Materialverhalten kann die Leistungsfähigkeit, bspw. von PTFE-Ma-terialien, gesteigert werden, ohne dass dies die sonstigen Werkstoffeigenschaften ein-schränkt.

Damping Seal ist eine Dichtungslösung,

die auftretende Schwingungen am Dichtele-ment teilweise oder vollständig tilgt. Dämp-fer aus ausgewählten Werkstoffkombinati-onen nehmen Mikrobewegungen, die durch Ruckgleiten im Kontaktbereich der Dichtstel-le entstehen, auf und reduzieren oder elimi-nieren sie, je nach Schwingungsverhalten des Gesamtsystems.

Seal Gap Management verhindert Kaltfl ussverformung und Spaltextrusion.

Neue Dichtungslösungen und -systeme gehen

Zielkonfl ikt an

Mit Design-Studien neuer Dichtungslösungen hat Trelleborg Sealing Solutions auf der diesjährigen Hannover Messe Motion Drive & Automation einen Einblick in zukünf-tige Dichtsysteme gegeben. Im Mittelpunkt standen vier Neuentwicklungen, die dem Zielkonflikt zwischen maximaler Dichtwirkung, minimaler Reibung und geringstmögli-chem Verschleiß von Dichtungen begegnen. Durch ihre variable Funktionalität können diese Dichtsysteme den Gesamtwirkungsgrad von Maschinen und Aggregaten steigern und die Effizienz verbessern.

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