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Stilistische Mittel in Hitlers Mein Kampf -Der Stellenwert des Euphemismus-

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Academic year: 2021

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Stilistische Mittel in Hitlers Mein Kampf

-Der Stellenwert des Euphemismus-

Abstract. Die vorliegende Studie thematisiert den Sprachgebrauch Adolf Hitlers im ersten

Band seines Buches „Mein Kampf“. Im Vordergrund steht die Verwendung von Euphemismen. Ziel der Bachelorarbeit war es, den thematischen Kontext der Euphemismen zu ergründen um festzustellen, auf welchem Gebiet die meiste Manipulation stattgefunden haben könnte. Die Resultate wurden mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse gewonnen. Bei der Definierung der Themenbereiche wurde induktiv vorgegangen. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass sich die Euphemismen in sechs Themenbereiche untergliedern lassen. Der Themenbereich „Tod, Krieg und Sklaverei“ umfasst dabei die meisten euphemistischen Satzkonstrukte. Zu den drei höchstfrequentierten Euphemismen zählen die Wörter „Kampf“, „Bewegung“ sowie „Selbsterhaltungstrieb“.

Keywords. Sprachmissbrauch · Manipulation · Euphemismen · Mein Kampf · Nationalsozialismus · Kampfzeit

Universität: Radboud Universiteit Nijmegen Institut: Faculteit der Letteren

Betreuer: Dr. H. Peterse

Titel der Arbeit: Stilistische Mittel in Hitlers Mein Kampf -Der Stellenwert des Euphemismus- Verfasserin: Simone Nopens

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Danksagung

An dieser Stelle bedanke ich mich bei allen, die mich beim Erstellen dieser Bachelorarbeit unterstützt und sie möglich gemacht haben.

Mein besonderer Dank gilt Herrn Dr. Hans Peterse, der mich vier Monate lang bis zur Fertigstellung der Arbeit begleitet hat. Danke, dass Sie sich kurzfristig dazu bereit erklärt haben, mich auf diesem Weg zu betreuen. Sie gaben mir wertvolle Tipps für die Literatursuche und haben mir geholfen, den Überblick zu bewahren. Außerdem hatten Sie immer ein offenes Ohr für meine Anliegen, was mir stets geholfen hat, mit neuer Motivation an meiner Studie zu arbeiten.

Meinem Vater, meiner Schwester sowie meiner Freundin Marina Gackstatter danke ich für ihre Anmerkungen und die Zeit, die sie für das Korrekturlesen aufgewendet haben. Dank eurer Anmerkungen hat diese Bachelorarbeit in vielen Aspekten dazu gewonnen und ist nun nicht nur übersichtlicher gestaltet, sondern kann auch von fachfremden Lesern verstanden werden.

Nicht zuletzt bedanke ich mich bei meinen Eltern, die dieses Studium und somit auch die Fertigstellung dieser Bachelorarbeit überhaupt ermöglicht haben. Ohne eure Aufgeschlossenheit und Unterstützung hätte ich mein Auslandsstudium in den Niederlanden nicht beginnen können. Danke, dass euch für die Fertigstellung dieser Arbeit keine Kosten und Mühen zu groß waren und ihr mir per Post Literatur und Verpflegung aus Deutschland geschickt habt.

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Inhaltsverzeichnis

1.

Einleitung

... 5

2.

Theoretischer Rahmen

... 7

2.1.

Der Begriff „Euphemismus“ ... 7

2.2.

Der Euphemismus als wissenschaftliches Objekt ... 9

2.3.

Die Sprache des Nationalsozialismus ... 10

2.4.

Manipulativer Sprachgebrauch ... 11

2.5.

Gefahren manipulativen Sprachgebrauches ... 12

2.6.

Der Sprachgebrauch in Mein Kampf ... 13

2.7.

Historischer Kontext ... 14

2.8.

Entstehungsgeschichte von Mein Kampf... 14

3. Fragestellung und Hypothesen

...16

4.

Methodischer Zugang

...17

4.1.

Einteilung der Euphemismen ... 18

4.2.

Zusammensetzung eines Euphemismus ... 19

4.3.

Definieren der Themenbereiche ... 20

4.4.

Darstellung der Ergebnisse ... 21

5. Reflexion der Ergebnisse

...22

5.1.

Inventarisierung ... 23

5.1.1. Verteilung in den Gruppen ...23

5.1.2. Tod, Krieg und Sklaverei...24

5.1.3. Die NSDAP ...26

5.1.4. Die Gründung eines (deutschen) Staates ...26

(4)

5.1.6. Die Ideologie und deren Verbreitung ...28

5.1.7. Die Politik von 1889-1924 ...29

5.2.

Analyse... 30

5.2.1. Kampf ...30

5.2.2. Sein oder Nichtsein ...31

5.2.3. Bewegung ...32 5.2.4. Selbsterhaltungstrieb ...33

5.3.

Störfaktoren ... 33

6. Ausblick

...34

7.

Literaturverzeichnis

...36

8.

Anhang

...38

(5)

1. Einleitung

Die Leitung eines jeden Landes wird von politischen Parteien übernommen, welche verschiedene Standpunkte zu länderspezifischen Angelegenheiten vertreten. Im Allgemeinen kennt die Politik drei Ausprägungen: Rechts, Mitte und Links. Die verschiedenen Parteien fungieren wiederum in einem politischen System, beispielsweise einer Monarchie, Diktatur oder Demokratie. Zumeist wollen Politiker1 die Bürger für ihre Vorstellungen begeistern und sie für sich gewinnen, um im Idealfall eine absolute Mehrheit der Stimmen zu erlangen. Hierfür müssen sie durch ihr Auftreten und ihre Reden überzeugen. Besonders in Ausnahmesituationen wie der momentanen Flüchtlingskrise, zu Zeiten einer Inflation oder anderen Krisen scheinen hauptsächlich Parteien mit rechter oder linker Orientierung, die Bürger für ihre Meinungen und ihre Weltanschauung gewinnen zu können. Diese Parteien vertreten eine extreme Auffassung zu Themen, die die Meinung der Bevölkerung spalten wie zum Beispiel die ethnische Herkunft von Minderheiten und die damit verbundene Migration sowie Integration. Wie kann es aber dazu kommen, dass sich so viele Wähler für die Ideen der Extremisten begeistern lassen? Gründe hierfür gibt es sicherlich viele: von Trotzreaktionen aus Enttäuschung über die anderen Parteien bis hin zur Hoffnung, dass sich der eigene Lebensstandard verbessert. Bereits vor einem Jahrhundert polarisierten extremistische Politiker wie Benito Mussolini aus Italien oder Adolf Hitler aus Österreich, der sich von ersterem hat inspirieren lassen sollen (vgl. Mein Kampf: Hitlers verstörendes Machwerk, 2019). In dieser Studie soll jedoch ein ganz anderer Aspekt, der trotzdem nicht weniger wichtig ist, beleuchtet werden: die Sprache. Diese dient den Menschen in jeglichen Situationen als Mittel zum Zweck und auch Politiker wissen um die Macht der Sprache. Die Grammatik, Wortwahl und Artikulation stehen bei der Vermittlung einer Nachricht zwar an erster Stelle, doch erst stilistische Mittel sorgen dafür, dass das Gesagte untermauert und akzentuiert wird. Stilmittel werden meist unterschätzt, sind aber gerade in der Politik der ausschlaggebende Punkt, um die Massen mit einer Rede begeistern zu können (vgl. Schlosser, 2013, 9). Hitler wusste, unter anderem mit seinem Sprachgebrauch, viele Menschen von seiner Ideologie zu überzeugen. Die Anfänge dieser Ideologie entwickelten sich nach der Niederlage im ersten Weltkrieg. Viele Bürger, darunter auch Adolf Hitler, waren enttäuscht und auf der Suche nach einem Schuldigen. Der junge Hitler war überzeugt, diesen in den Anhängern des Judentums gefunden zu haben. Nach einem missglückten Putschversuch im Jahr 1923, wurde er neun Monate inhaftiert. Das Geschenk einer Bekannten, eine Schreibmaschine, ermöglichte es ihm zu dieser Zeit seine Schrift Mein

1

Um die Lesbarkeit des Textes nicht zu beeinträchtigen wird lediglich die männliche Personen- oder Berufsbeschreibung eines Wortes, welcher Wortart dann auch, genannt. Das will nicht bedeuten, dass diese Beschreibung nicht auch Personen des weiblichen oder jeden anderen Geschlechtes miteinschließt.

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Kampf zu verfassen (vgl. Mein Kampf: Hitlers verstörendes Machwerk, 2019). Die Überzeugungskraft, mittels derer er viele Bürger für seine Ideologie begeistern konnte, wurde durch die verwendeten Wörter ermöglicht. Sie sind in der Lage, sowohl die Wahrheit als auch die Lüge zu beschreiben und dadurch die Gedanken der Menschen zu steuern (vgl. Bork, 1970, 10). Hitler war sich dessen bewusst und nutzte die künstlerischen Ambitionen seiner Jugendjahre für die Kunst des Redens, dem Spektakel der Überzeugungskraft (vgl. Kieft, 2017, 140). Aber nicht nur in seinen Reden, sondern auch in seinem Buch Mein Kampf finden sich diverse Stilmittel, die die Aussagekraft des Gesagten modifizieren. Im Jahr 2016 liefen die Urheberrechte dieses Buches aus. Das Institut für Zeitgeschichte nahm dies zum Anlass, um im selben Jahr eine wissenschaftlich kommentierte Ausgabe der Schrift herauszubringen (vgl. Spiegel Online: „Mein Kampf“: Kommentierte Ausgabe soll 2016 erscheinen). In der Bevölkerung begann eine Diskussion um diese Edition. Manche vertraten die Meinung, eine Publikation könne Anlass für Neo-Nazis bieten, sich das Buch anzuschaffen, um eine Bestätigung für ihre radikalen Ansichten zu erhalten. Andreas Wirsching, Chef des Instituts für Zeitgeschichte, warnt jedoch davor, dass ein Verbot eher dazu führen könnte, dass das Interesse an Mein Kampf noch mehr geweckt wird (vgl. Süddeutsche Zeitung: „Mein Kampf“-Ausgabe soll 2016 erscheinen). Die Befürworter der Neuausgabe argumentierten mit dem wissenschaftlichen Wert und dem aufklärerischen Potenzial des Buches. Die Justizminister aller Länder einigten sich darauf, lediglich die kommentierte Ausgabe zum Verkauf freizugeben, um eben diesen wissenschaftlichen Mehrwert zu untermauern. Eine unkommentierte Version des Originaltextes darf in Deutschland mithin nach wie vor nicht erworben werden. Der Besitz oder das Verschenken der unkommentierten Fassung sind weiterhin erlaubt. In dieser Arbeit wird die Thematik des Sprachgebrauches Hitlers, genauer die Verwendung des stilistischen Mittels „Euphemismus“, im ersten Band der wissenschaftlich kommentierten Ausgabe von Mein Kampf mithilfe der Fragestellung „In welche thematischen Kategorien lassen sich die Euphemismen einteilen und analysieren, die Adolf Hitler im ersten Band seines Buches Mein Kampf verwendet und welche sind die höchstfrequentierten Euphemismen?“, dargelegt. Die Studie soll Aufschlüsse darüber bieten, ob eine Manipulation der Bürger anhand der Sprache bereits vor der Machtergreifung Hitlers 1933, im ersten Band von Mein Kampf festzustellen ist und in welchem Themenbereich die meiste sprachliche Manipulation stattfand. Eventuell ermöglicht eine solche Analyse zudem einen detaillierteren Einblick in die Manipulationsstrategie Hitlers. Dies könnte es zukünftigen Arbeiten ermöglichen, eine Parallele zum Sprachgebrauch anderer Politiker zu ziehen. Anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse wird das Auftreten der Euphemismen analysiert. Als Grundlage der Forschung fungiert die wissenschaftlich kommentierte Ausgabe Hitlers Buches des Instituts für Zeitgeschichte aus dem Jahr 2016, da sich diese Arbeit sowie ihre Ergebnisse von den

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damaligen Ansichten und Inhalten des Buches distanziert und lediglich wissenschaftliche Absichten hat.

Auf den folgenden Seiten wird der wissenschaftliche Kontext, in den diese Studie einzuordnen ist, skizziert, um zum einen eine allgemeine Wissensgrundlage zu schaffen und zum anderen diese Basis im späteren Verlauf für die Analyse der Ergebnisse nutzen zu können. Nach der theoretischen Einbettung folgt die Konkretisierung der Fragestellung anhand von Hypothesen, welche unter Betrachtung des theoretischen Rahmens definiert werden konnten. Im Anschluss wird die Herangehensweise des wissenschaftlichen Arbeitens erläutert, um zu gewährleisten, dass die Ergebnisgewinnung transparent und nachvollziehbar ist. Diese Ergebnisse werden im darauffolgenden Kapitel näher bestimmt. Dabei werden zuerst die Themenbereiche, welche definiert werden konnten, dargestellt. Die drei höchstfrequentierten Euphemismen dieser Bereiche, sowie ein Euphemismus mit Sonderstellung, werden in der Ergebnisdiskussion genauer analysiert. Am Ende der Arbeit werden noch offenstehende Fragen, die thematisch an die Problematik „Stilistische Mittel in Hitlers Mein Kampf –Der Stellenwert des Euphemismus–“ anknüpfen, aufgezeigt.

2. Theoretischer Rahmen

2.1.

Der Begriff „Euphemismus“

Zunächst wird der Begriff „Euphemismus“ konkretisiert, um eine allgemeine Grundlage des Gegenstandes der Arbeit zu schaffen. Harjung (2000, 193f.) definiert das Stilmittel „Euphemismus“ als: „[m]ildernde oder beschönigende Umschreibung für ein Wort, das als anstößig oder unangenehm empfunden werden kann.“ Vergleicht man diese Definition mit der von Claes und Hulsens (2015, 65), so fällt auf, dass deren Begriffsbestimmung weitreichender ist: „Lexicale figuur, vervanging van een onaangename, misplaatste, aanstootgevende of kwetsende term door een meer verhullende, verzachtende, verdoezelende of verbloemende term of wending.“ Sie beschreiben den Euphemismus als eine lexikale Figur, die unangenehme, deplatzierte, anstößige oder verletzende Begriffe durch mehr verhüllende, mildernde, vertuschende oder verschönernde Worte oder Ausdrücke ersetzt. Zudem hat der Euphemismus sechs Funktionen inne, wobei die vierte, das sogenannte Framing als irreführende, verzerrte Darstellung verstanden werden kann und somit für diese Studie von besonderer Relevanz ist. Beim Framing kann beispielsweise das Substantiv „Niederlage“ durch „taktischer Rückzug“ ersetzt werden. Angesichts dessen, dass die Begriffsdefinition von Claes und Hulsens (2015, 65) weitreichender und detaillierter ist, wird diese als Grundlage für die Forschungszwecke der Bachelorarbeit verwendet. Es

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muss zudem angemerkt werden, dass der Euphemismus ein sprachliches Gebilde darstellt, welches sich aus euphemistischen Sätzen, Termen oder Prädikaten zusammensetzen kann (vgl. Leinfellner, 1971, 18). Demnach können nicht nur einzelne Wörter, sondern ebenso Satzkonstrukte eine verschleiernde Funktion erfüllen. Außerdem ist kein Wort an sich ein Euphemismus, sondern wird erst durch den Bezugsrahmen, in dem es auftritt, zu einem solchen. Das Stilmittel „Euphemismus“ kennt überdies eine Zweiteilung, welche sich im Umgehen „harter“ Worte außerhalb des politischen Lebens und dem Verhüllen „harter“ Fakten in der Politik äußert. Was genau „harte“ Fakten sind, hängt stets vom historischen und gesellschaftlichen Kontext ab (vgl. Leinfellner, 1971, 21).

Wie soeben aufgezeigt, obliegt der Euphemismus in seiner Wirkungsweise gewissen Randbedingungen. Sind diese nicht erfüllt, kann es dazu kommen, dass er nicht als euphemistisches Konstrukt erkennbar ist oder gar auf eine andere Weise interpretiert wird als vom Sender intendiert, vorausgesetzt, dass dieser die Absicht hatte für den Empfänger zu kennzeichnen, dass an einer gewissen Stelle ꭓ ein Euphemismus verwendet wurde. Die erste Bedingung, der der Euphemismus unterliegt, ist die Sprachgebundenheit (vgl. Leinfellner, 1971, 11). Dies bedeutet, dass euphemistische Satzkonstrukte nicht von einer Sprache in eine nächste übersetzt werden können, ohne Veränderungen in der Bedeutung hervorzurufen. Somit ist der Euphemismus als intralinguale und nicht als interlinguale Erscheinung zu verstehen. Diese Arbeit geht in der Auffassung der Sprachgebundenheit noch weiter und setzt voraus, dass der Euphemismus einer länderbedingten Kultur obliegt. Diverse Sprachen wie Englisch, Spanisch oder eben Deutsch werden in verschiedenen Ländern als Amtssprache gebraucht. Je nach Land variieren das Vokabular und die Frequenz, in der gewisse Satzgefüge auftreten. Folglich wäre es ein Trugschluss, davon auszugehen, dass ein euphemistisches Satzgefüge eines beliebigen Landes auf ein anderes gleichsprachiges Land übertragbar ist (vgl. Leinfellner, 1971, 11). Doch der Euphemismus bezieht sich nicht nur auf den Kontext des Landes des Senders, sondern obliegt noch einer weiteren Bedingung, die den Gültigkeitsbereich des stilistischen Mittels eingrenzt. Claes und Hulsens (2015, 65) merken an, dass euphemistische Satzgefüge mit der Evolution der gesellschaftlichen Empfindlichkeiten variieren. Der Euphemismus ist demnach zeitrelativiert. Das bedeutet, dass er nur innerhalb eines bestimmten Zeitraumes eine verschönernde Funktion erfüllen kann. Zurückzuführen ist dies auf den Wandel der Sprache. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass ein Wort χ oder ein beliebiges Satzgefüge nach einer gewissen Zeitspanne nicht mehr verwendet wird oder sein euphemistischer Charakter infolgedessen verblasst, dass sein Auftreten zunimmt und es somit von diesem Zeitpunkt an als neutraler Satzteil fungiert (vgl. Leinfellner, 1971, 10f.). Vor allem dieser Aspekt des Stilmittels ist grundlegend für die Arbeit und zeigt auf, dass nicht nur die Analyse, sondern

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auch die Betrachtung des historischen Bezugsrahmens, in dem der Text verfasst wurde, erforderlich ist, um einen Euphemismus als einen solchen identifizieren zu können.

2.2. Der Euphemismus als wissenschaftliches Objekt

Der Euphemismus vermag in vielen Bereichen des Lebens eingesetzt zu werden. Luchtenberg (1975, 5f.) gliedert ihn in die verschiedenen Sachgebiete, in denen er sich darbietet, ein. Insgesamt wurden acht Sachgebiete definiert: die Politik, die Wirtschaft, die Gesellschaft, die Religion, der Tod, der geistig-psychische Bereich, der körperliche Bereich und der Alkohol. Aus Gründen der Relevanz werden hier jedoch nur die Politik, Wirtschaft, Religion und der Tod thematisiert.

Das Thema „Politik“ stellt insofern eine Signifikanz für diese Studie dar, als dass Hitler in diesem Berufsfeld tätig war und mittels seiner Position seine Ideologie verbreiten konnte. In der Politik wird der Euphemismus unter anderem für das Verschleiern verschiedenster Wörter in Bereichen wie dem Militär und Krieg verwendet. Als Beispiel für Terme des Militärs wird die Begriffskonstruktion „Soldat sein“ angeführt, welche laut Luchtenberg (1975, 53) durch „im Graben liegen“ ersetzt werden kann. Anstelle des Substantives „Krieg“ würden häufig verschleiernde Satzgefüge verwendet wie „der große Knall“. In diesem Zusammenhang führt sie ferner euphemistische Satzkonstrukte des Dritten Reiches an. Unter 2.3. wird genauer auf diese eingegangen.

Die Schnittstelle der Wirtschaft mit der Problematik dieser Studie findet sich in der Verbreitung der Ideologie, welche mithilfe einer gezielten Propaganda bezweckt wurde. Bei dem Begriff „Propaganda“ handelt es sich um eine abgewandelte Form der Werbung, die der Politik dient. Im Bereich der Wirtschaft hat der Euphemismus ein großes Einsatzgebiet in eben der Werbung. Der Wirkung des Euphemismus sind sich auch Kaufhäuser und Kleidungshersteller bewusst, die ihr Produkt als geeignet für „vollschlanke“, „frauliche“ oder „stärkere“ Damen bewerben (vgl. Luchtenberg, 1975, 14). Doch auch im Bereich der Berufsbezeichnungen werden stets häufiger Euphemismen verwendet. Verdeutlichen lässt sich dies am Beispiel der „Putzfrau“. Luchtenberg (1975, 92) stellt fest, dass diese immer mehr durch die „Raumpflegerin“ ersetzt wurde. Mittlerweile geht die Tendenz hin zu englischen Berufsbezeichnungen. So zeigt sich, dass die „Raumpflegerin“ heutzutage nur noch als „Housekeeping Manager“ bezeichnet wird (Ivashkevych, 2016, 25).

Hitler war der Ansicht, dass die Juden eine Gefahr für die Deutschen darstellten. Selbst schreibt er in Mein Kampf über seinen Antisemitismus:

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Sein Leben [das des Juden] [SN] innerhalb anderer Völker kann auf die Dauer nur währen, wenn es ihm gelingt, die Meinung zu erwecken, als handle es sich bei ihm eben um kein Volk, sondern um eine wenn auch besondere ‚Religionsgemeinschaft‘. (Hartmann, Vordermayer, Plöckinger &Töppel, 2016, 793)

Diese Aussage ist eine von ihm konstruierte Scheinwahrheit, weshalb der Euphemismus in der Religion an dieser Stelle trotz seiner Ansicht, dass das Judentum keine Religion sei, genauer betrachtet wird. Im Bereich der Religion finden sich vor allem Satzgefüge mit verhüllender Funktion in Bezug auf Jesus, Gott sowie Himmel und Hölle. Diese Unterteilung zeigt zwar, dass hauptsächlich Euphemismen innerhalb des christlichen Glaubens thematisiert werden, da diese in einem gewissen Kontext aber durchaus eine Anfeindung gegenüber anderen Religionen darstellen können, werden die genannten Beispiele trotzdem angeführt. In der jüdischen Religionsgemeinschaft herrschte lange Zeit ein Ausspracheverbot des Substantives „Gott“. Euphemistische Ersatzwörter mit denen das Verbot umgangen werden kann, sind unter anderem: „der Ewige“, „Schöpfer“ und „Vater (im Himmel)“ (vgl. Luchtenberg, 1975, 118). Der Bereich „Religion“ könnte auch bei Hitlers Sprachgebrauch eine Rolle gespielt haben.

Ein weiteres Sachgebiet, welches Schnittstellen mit Mein Kampf aufweist, ist der Tod. Im 20. Jahrhundert war dieser aufgrund der beiden Weltkriege sehr präsent. Nicht nur Soldaten, sondern auch Millionen jüdischer Gläubiger starben vor und während des zweiten Weltkrieges. Luchtenberg (1975, 118) hebt hervor, dass es bei der Thematik Tod nicht nur um diesen selbst, sondern auch um die Zeit davor, sprich den Prozess des Sterbens, geht. So finden sich unter anderem die Euphemismen „den letzten Kampf kämpfen“ und „das letzte Vaterunser beten“ für das Verb „versterben“. In Bezug auf den Krieg wird „sterben“ häufig durch „fallen“ oder „im Feld bleiben“ ersetzt. Diese Vielfalt an euphemistischen Begrifflichkeiten zeigt, dass gerade kritische Themen, sowohl aufgrund ihres emotionalen als auch tabuisierten Gehaltes, einer mildernden, verschleiernden Ausweichmöglichkeit bedürfen.

2.3. Die Sprache des Nationalsozialismus

Die Nationalsozialisten waren sich der unbegrenzten Möglichkeiten der Sprache bewusst und nutzten diese zu ihrem Vorteil. Auf diese Weise entstand eine verzerrte Darstellung davon, was der Realität entsprach und was ein Konstrukt des NS-Regimes war:

Das Dritte Reich spricht mit einer schrecklichen Einheitlichkeit aus all seinen Lebensäußerungen und Hinterlassenschaften: aus der maßlosen Prahlerei seiner Prunkbauten und aus ihren Trümmern, aus dem Typ der Soldaten, der SA- und SS-Männer, die es als Idealgestalten auf immer andern und immer gleichen Plakaten fixierte, aus seinen Autobahnen und Massengräbern. (Klemperer, 2015, 20)

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Luchtenberg (1975, 61ff.) geht in ihrer Arbeit auf verschiedene Arten von Euphemismen zur Zeit des Nationalsozialismus ein. Genannt werden unter anderem „betreuen“ und „Betreuung“, die beide als bedeutungsgleich für das Prädikat „morden“ fungierten. Doch auch Substantive wie „(Sonder-)behandlung“ und „Endlösung“ wurden synonym, bzw. euphemistisch für „töten“ gebraucht. Luchtenberg (1975, 61ff.) warnt, dass eine solche Verwendung von Euphemismen einen Abbau ethischer Maßstäbe begünstigt und der Bürger, der die eigentliche Bedeutung des Euphemismus nie gehört hat, im Prozess einer derartigen Beeinflussung als unmündig betrachtet werden kann. Die eben aufgeführten Begriffe des sogenannten NS-Jargons grenzen laut Leinfellner (1971, 141) an eine Lüge, eben aufgrund dessen, dass sie euphemistisch verwendet werden. Allerdings ließen sich nicht nur im Bereich des Tötens, sondern auch in anderen Sektoren Euphemismen finden wie „Engpaß“ für „Krise“ oder „sicherstellen“ für „beschlagnahmen“. Dies verdeutlicht, dass die Sprache zur damaligen Zeit auf allen Ebenen neu erfunden wurde, indem bekannte Wörter aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissen wurden und so eine neue Bedeutung erhielten.

2.4. Manipulativer Sprachgebrauch

Bevor auf den manipulativen Sprachgebrauch und dessen Vorkommen eingegangen werden kann, muss der Begriff „Manipulation“ genauer betrachtet werden. Unter „Manipulation“ versteht man die „geschickte, von den Betreffenden nicht zu durchschauende Beeinflussung im Sinne einer bestimmten politischen, weltanschaulichen Richtung od. hinsichtlich einer bestimmten Entscheidung od. [sic!] einer Verhaltensweise.“ (Krämer, Wahrig & Zimmermann, 1982, 578). Die Dudenredaktion (1996, 985) definiert das Substantiv unter anderem als „undurchschaubares, geschicktes Vorgehen, mit dem sich jemand einen Vorteil verschafft“. Beide Definitionen sprechen den Aspekt der Undurchschaubarkeit an, welcher essentiell für die Manipulation ist.

Wie unter Punkt 2.2. aufgeführt, kann die Sprache als Manipulationsmittel in vielen Bereichen eingesetzt werden wie der Politik, Wirtschaft, Religion oder dem Tod. Während des Nationalsozialismus begann die Erziehung der Bürger nach der eigenen Ideologie bereits im Kindesalter. So wurden in den Schulen nicht nur soziale Handlungsmuster vermittelt, sondern das „Lesenlernen“ mit einer solchen Didaktik vermittelt, dass bereits hier eine Beeinflussung von Seiten der Regierung auf sprachlicher Ebene stattfand (vgl. Straube-Heinze, 2018, 62). Der Einsatz in der Werbeindustrie zeigt, dass manipulativer Sprachgebrauch nicht nur die verbale, sondern auch die non-verbale Kommunikation betreffen kann. Mithilfe der Sprache ist der Mensch in der Lage zu kommunizieren, um Feststellungen, Wünsche, Unwissenheit und vieles mehr zum Ausdruck zu bringen.

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Während dieses Kommunikationsprozesses ist der Empfänger auf die Informationen angewiesen, die ihm der Sender mitteilt, wodurch Letzterem die Möglichkeit zur Manipulation des Gegenübers gegeben ist. Eine derartige Manipulation kann unter anderem durch das Weglassen wichtiger Informationen oder das Verfälschen eben dieser erreicht werden. Damit besitzt Sprache die Macht, eine Realität innerhalb ihrer eigenen Konstruktion zu erschaffen, die außerhalb ihrer selbst nicht existiert (vgl. Schwarz-Friesel, 2013, 1). Sobald die erschaffene Realität in der Vorstellung des Empfängers allerdings so sehr mit der tatsächlichen verschwimmt, dass diese nicht mehr zu differenzieren sind, kann Manipulation durch Sprache ernstzunehmende Folgen haben.

2.5. Gefahren manipulativen Sprachgebrauches

Die obig aufgezeigte Manipulation von Menschen, welche mittels der Sprache erfolgen kann, birgt gewisse Gefahren. Häufig spiegelt sich das Ausmaß in totalitären Staaten wieder. Heutzutage zeigt sich manipulativer Sprachgebrauch in derartigen Staaten unter anderem darin, dass externe Informationen, sprich die der ausländischen Medien, nicht zugänglich sind. In einer digitalen Welt bedeutet dies hauptsächlich die Sperrung gewisser Internetseiten in eben diesen Staaten. Das Phänomen des manipulativen Sprachgebrauches ist, wie unter 2.1. beschrieben, sprach-, kultur- und zeitabhängig (vgl. Leinfellner, 1971, 10f.). Demnach kann manipulativer Sprachgebrauch nur dann erfolgreich sein und nur dann Gefahren bergen, wenn sowohl Sender als auch Empfänger den gleichen sprachlichen, kulturellen sowie zeitlichen Hintergrund mitbringen. Bork (1970, 10f.) nennt mehrere schwerwiegende Folgen, die mit manipulativem Sprachgebrauch einhergehen. An dieser Stelle werden drei der Gefahren genannt, welche für diese Arbeit von besonderer Relevanz sind.

Bedient sich eine Person sprachlicher Mittel, um eine Manipulation des Anderen hervorzurufen, findet ein Zurückgreifen auf vorgeprägtes Sprach- und Denkmaterial statt. Dem Empfänger wird eine Richtlinie vorgegeben, an der er sich orientieren soll. Durch diese Richtlinie werden zugleich Verhaltensweisen kommuniziert, die dem Empfänger zwar helfen, sich adäquat zu verhalten, aber ebenso eine mögliche Steuerung von Seiten des Senders zur Folge haben können. Eine weitere Gefahr des manipulativen Sprachgebrauches ist dessen potenziell bewusster Einsatz. Das bedeutet, dass der Sender den Sprachgebrauch seinen Wünschen und Vorstellungen anpassen kann, um auf diese Weise andere Menschen für sein Ziel, sei dies nun positiv oder negativ, zu begeistern. Außerdem kann die Denkweise anderer gesteuert werden, indem bewusst darauf verzichtet wird, wichtige Informationen zu übermitteln. So kann der Empfänger aufgrund vorenthaltener Informationen von einer Idee überzeugt sein, die er unter Betrachtung der Informationen ablehnen würde. Die größte

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Gefahr manipulativen Sprachgebrauches besteht jedoch darin, dass sich der Beeinflusste der Manipulation nicht bewusst ist. Wie die Definitionen von „Manipulation“ unter 2.4. gezeigt haben, ist dies zugleich die Voraussetzung dafür, dass überhaupt von Manipulation gesprochen werden kann. Da der Empfänger den Ausgangspunkt nie kannte, ist seine Lage nicht selbstverschuldet sondern fremdbestimmt. Als Mittel gegen den manipulativen Sprachgebrauch kann kritisches Hinterfragen genutzt werden. Beispielhaft wird dies an der unter 2.1. genannten Konstruktion „taktischer Rückzug“ verdeutlicht. Hierbei kann es sich entweder tatsächlich um einen taktischen Rückzug handeln, oder aber der Sprecher verschönert mit diesen Worten eine Niederlage. Nur wer gewisse Hintergrundinformationen erhält und beurteilen kann, ist in der Lage manipulativen Sprachgebrauch zu erkennen. Ein informierter Bürger, welcher sein Wissen aus verschiedenen Quellen zieht, kann die Manipulation somit eher als solche identifizieren, als ein nicht informierter Bürger. Zur Zeit des Dritten Reiches war unter anderem „Die weiße Rose“ für den Widerstand gegen das Regime und dessen Manipulation bekannt.

2.6. Der Sprachgebrauch in Mein Kampf

Der Sprachgebrauch in Mein Kampf ist ein komplexes Thema, welches hier nur in stark verkürzter Form dargestellt werden kann, da mit dem Begriff „Sprachgebrauch“ nicht nur die Verwendung stilistischer Mittel oder einer bestimmten Wortwahl, sondern auch die der Grammatik und damit verbundene Fehler gemeint werden. Grammatikalische Fehler finden sich in Mein Kampf zahlreiche, was ein erschwertes Lesen des Textes zur Folge hat (vgl. Hartmann et al., 2016, 21). Auffallend ist, dass sich zudem an vielen Stellen Wortwiederholungen finden lassen. Dies resultiert in einer hohen Redundanz des Gesagten. Hitler bediente sich, wie zur damaligen Zeit nicht unüblich, noch anderer Stilmittel außer der eben genannten Repetitio. Ins Besondere der häufige Gebrauch von Hyperbeln und Neologismen sticht hervor (vgl. Hartmann et al., 2016, 21f.). Diese Stilmittel sorgen zusätzlich zu den grammatikalischen Fehlern für einen erschwerten Zugang zum Text. Ein weiterer häufig auftretender Sprachaspekt ist die Intertextualität, bzw. Einbettung von Sprichwörtern in den Text, welche ebendaher allerdings losgelöst von ihrem ursprünglichen Kontext stehen und somit missverstanden werden können (vgl. Hartmann et al., 2016, 23). Ebenso finden sich in Mein Kampf einige Fremdwörter. Diese ermöglichen es Hitler einen gebildeten Eindruck seiner selbst bei den Rezipienten zu erwecken, was wiederum in einem höheren Ansehen und somit auch einem erhöhten Entgegenbringen von Vertrauen von Seiten des Bürgers resultiert (vgl. Hartmann et al., 2016, 23). All diese Konnotationen in Hitlers Sprachgebrauch führen dazu, dass von einer manipulativen Absicht ausgegangen werden kann (vgl. Hartmann et al., 2016, 22).

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2.7. Historischer Kontext

Ein weiterer Faktor, der die Validität der Ergebnisse dieser Arbeit beeinflusst und deswegen ebenfalls einer detaillierteren Definition bedarf, ist der historische Zeitraum. Die Studie hat nicht den Sprachgebrauch des Dritten Reiches zum Ziel der Analyse. Zwar werden gewisse Parallelen zu diesem gezogen, doch grundsätzlich sind zwei Perioden des Nationalsozialismus zu unterscheiden. Schmitz-Berning (1998, VII) teilt die gesamte Zeitspanne von 27 Jahren in die sogenannte „Kampfzeit“ und das sogenannte „Dritte Reich“ ein. Ersteres betrifft die Jahre 1918 bis 1933, in denen die Nationalsozialisten mit ihrer Ideologie stets mehr Anhänger fanden und unter anderem Schriften von Hitler, Rosenberg und Darré über ihre Weltanschauung verfasst wurden. Dahingegen bezeichnet Schmitz-Berning (1998, VII) die Jahre 1933 bis 1945 als „Drittes Reich“. Dies ist zugleich der Zeitraum, in dem die NSDAP regierte. Aufgrund dessen, dass diese Arbeit Hitlers Sprachgebrauch in Mein Kampf zum Objekt hat und die Schrift 1924 erschien, begrenzt sich der zeitliche Rahmen der Arbeit auf die sogenannte „Kampfzeit“.

Hitler hatte, so Schlosser (2013, 15), optimale Ausgangsbedingungen für seinen Aufstieg. Aufgrund des verlorenen Krieges empfand die deutsche Bevölkerung nach 1918 eine große Enttäuschung. Diese Niederlage bedeutete jedoch nicht, dass das Deutschsein und das Deutschtum als verwerflich empfunden wurden. Das Gegenteil war der Fall. Schlosser (2013, 15) zitiert in seinem Buch die Redewendung „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“. Dieser Nationalstolz äußerte sich darüber hinaus vor 1914 bereits in einer angepassten Rechtschreibung des Adjektivs „deutsch“, welches zur damaligen Zeit mit einem großen Anfangsbuchstaben geschrieben wurde. Laut Schlosser (2013, 29) haben drei Faktoren die Weltanschauung Hitlers beeinflusst und dafür gesorgt, dass er Politiker wurde. Zum einen habe er zwischen 1907 und 1913 viel Kontakt mit Leuten gehabt, welche antisemitischer Auffassungen waren. Zum anderen lehnte die Wiener Akademie der Bildenden Künste seine Zulassung ab und genauso wie viele andere Menschen teilte er die nicht fundierte Ansicht, dass jüdische Mitbürger eine Weltgefahr darstellten.

2.8. Entstehungsgeschichte von Mein Kampf

Im Folgenden wird auf die Entstehungsgeschichte des Buches eingegangen, um die Bedeutung von Mein Kampf im historischen Kontext zu verdeutlichen. Ende 1923 verübte Hitler mit mehreren Komplizen einen Putschversuch. Ziel war es, die Macht über Bayern zu erlangen, um dann Berlin zu erobern und letztendlich Deutschland zu regieren. Dieser Putschversuch scheiterte jedoch und Hitler wurde ein paar Tage später wegen Hochverrates inhaftiert (vgl. Kieft, 2017, 21). Im Juni 1924 begann er dann, in Landsberg Mein Kampf zu

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verfassen. Obwohl lange Zeit unklar war, ob er den Text tatsächlich selbst geschrieben hat, ist mittlerweile bewiesen, dass er die komplette Schrift selbstständig an einer Schreibmaschine verfasste (vgl. Mein Kampf: Hitlers verstörendes Machwerk, 2019). Während des Schreibens änderte sich die Intention, die er mit dem Text verfolgte. Sollte es zu Beginn eine Art Rechtfertigung für den Putschversuch werden, in der er mit seinen Gegnern abrechnet, entwickelte sich seine Absicht hin zu einer politischen Bekanntmachung mit autobiographischen Elementen. Die Veröffentlichung des Buches, das ein paar Jahre später zu Anlässen wie Hochzeiten und Abiturfeiern verschenkt werden sollte, musste mehrere Male verschoben werden. Hitlers anfänglicher Optimismus sorgte dafür, dass er meinte, sein Buch bereits Ende Juni 1924 herausbringen zu können. Tatsächlich musste der Eher-Verlag den Druck allerdings so oft verschieben, dass er im November desselben Jahres aufhörte, das Buch zu bewerben. Vor dem Druck der Schrift ging man noch davon aus, dass das Buch 4 ½ Jahre Kampf gegen Lüge, Dummheit und Feigheit heißen würde. Außer der Tatsache, dass Hitler sein Können als Autor überschätzte, sprach er in seinem Buch kritische Themen an. Im Dezember 1924 wurde er auf Bewährung wieder aus der Haft entlassen. Hätte er den Putschversuch, wie zuerst intendiert, beschrieben oder Kritik an dem damaligen politischen System in seinem Text verarbeitet, hätte ihm die Ausweisung nach Österreich gedroht. Aus diesem Grund wurde im Frühjahr 1925 beschlossen, dass er Text neu konzipiert werden müsse, um Provokation zu vermeiden. Dies führte dazu, dass das Buch in zwei Bände aufgeteilt wurde (vgl. Hartmann et al., 2016, 16). Da das Kapitel „Gründerversammlung“ nun das Ende des ersten Bandes bildete, bestand die Notwendigkeit, das Buch, auch aufgrund der potenziellen Provokation, umzubenennen. Als Stichpunkte wurden „Kampf“ für den Haupt- und „Abrechnung“ für den Untertitel bestimmt. Dass eine Umstrukturierung stattgefunden hat, zeigt sich überdies an den autobiographischen Elementen. In den ersten Kapiteln ist deren Anteil vergleichsweise groß. Dahingegen wird der Text gegen Ende immer mehr zu einer politischen Stellungnahme Hitlers (vgl. Kieft, 2017, 39). Der erste Band von Mein Kampf erschien am 18. Juli 1925. Erst nach der Veröffentlichung des ersten Bandes fing Hitler mit dem Schreiben des zweiten an. Das bedeutet, dass lediglich das erste Buch während seiner Inhaftierung verfasst wurde und selbst bei diesem begann er zu Zeiten seiner Inhaftierung lediglich mit dem Schreiben, stellte es jedoch in Freiheit fertig. Eineinhalb Jahre nach der Erscheinung des ersten Bandes wurde der zweite veröffentlicht.

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3. Fragestellung und Hypothesen

Der eben dargestellte theoretische Rahmen hat gezeigt, dass der Gegenstand dieser Studie Schnittstellen mit vielen anderen wissenschaftlichen Arbeiten aufweist. Unter Betrachtung des aktuellen Forschungsstandes zu den Themen „Euphemismus“ und „Mein Kampf“ wurde für diese Bachelorarbeit folgende Forschungsfrage formuliert:

In welche thematischen Kategorien lassen sich die Euphemismen einteilen und analysieren, die Adolf Hitler im ersten Band seines Buches Mein Kampf verwendet und welche sind die höchstfrequentierten Euphemismen?

Für die Beantwortung dieser Problemstellung wurden vier Hypothesen definiert. Diese ergaben sich aus bereits durchgeführten Studien, welche thematisch an die Problematik dieser Arbeit anknüpfen.

Aus der These Laswelles geht hervor, dass sich der Gebrauch von Euphemismen ins Besondere dann häuft, wenn Themen wie der Tod oder der Krieg angesprochen werden (vgl. Luchtenberg, 1975, 60). Es kann davon ausgegangen werden, dass der erste Band von Mein Kampf diese Lebensbereiche thematisiert, da die Bezeichnungen der vier Kapitel „Der Weltkrieg“, „Kriegspropaganda“, „Die Revolution“ und „Ursachen des Zusammenbruchs“ bereits namentlich einen Bezug zu den Bereichen Tod, Krieg und vergleichbaren Themen herstellen (vgl. Hartmann et al., 2016, 2). Demnach wurde für die Beantwortung der Fragestellung die folgende Hypothese aufgestellt:

1) Bei Themen, die mit dem Tod oder dem Krieg einhergehen, werden die meisten Euphemismen verwendet.

Für das Aufstellen dieser Hypothese spricht auch, dass Hitler seine Kriegserfahrungen positiv darstellte (vgl. Boterman, 1996, 221f.). Über den Sprachgebrauch bei Themen wie dem Tod oder dem Krieg konstatiert Bork (1970, 28), dass auf die Sprache des Sportes zurückgegriffen wird. In Zusammenhang hiermit führt sie als Beispiel die Verwendung des Substantives „Kampf“ an. Auf Basis dieser Erkenntnis wurde die zweite Hypothese definiert:

2) Der Term „Kampf“ wird am häufigsten bei Themen eingesetzt, die Schnittstellen mit dem Tod oder dem Krieg aufweisen oder verwandte Bereiche ansprechen.

Hitler soll als Kind regelmäßig von seinem Vater misshandelt worden sein, indem dieser ihn mit einem Stock schlug. Die Schläge seines Vaters sollen dazu geführt haben, dass Hitler

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Rachegefühle gegen diesen hegte. Nachdem sein Vater 1903 und seine Mutter 1907 verstorben waren, musste er nach einer Möglichkeit suchen, um sich behaupten zu können (Bouhler, 1941, 3). Seiner Aussage nach habe er zu dieser Zeit in Armut und mit vielen Sorgen gelebt (vgl. Boterman, 1996, 275). Aus dem Inhaltsverzeichnis von Mein Kampf geht hervor, dass Hitler die ersten Jahrzehnte seines Lebens in seinem Buch thematisiert. Festzumachen ist dies an den Kapiteln „Im Elternhaus“ sowie „Wiener Lehr- und Leidensjahre“ (vgl. Hartmann et al., 2016, 2). Aufgrund dieser Schilderungen zu den Kindheitsjahren Hitlers und der Bestätigung, dass diese im ersten Band von Mein Kampf thematisiert werden, wurde eine weitere Hypothese aufgestellt:

3) Bei der Thematisierung seiner ersten Lebensjahre bis zu seinem Aufenthalt in Wien verwendet Hitler keine Euphemismen.

Luchtenberg (1975, 64) hebt hervor, dass die Sprache des Nationalsozialismus als „propagandistische Verneblung“ verstanden werden kann. Ziel dieser Verschleierung sei das Verbergen der eigenen Interessen und Ziele gewesen. Betrachtet man diesen Sachverhalt genauer, kann rückgeschlossen werden, dass Hitler besonders bei der Darstellung der Bestrebungen seiner Partei euphemistische Satzkonstrukte verwendet, um die Absichten der NSDAP zu verbergen. Die eben dargestellte Betrachtung formt die Grundlage der vierten Hypothese:

4) Werden die Ziele der NSDAP oder eigenen Ideologie thematisiert, bedient sich Hitler euphemistischer Satzgefüge.

Im folgenden Kapitel wird die methodische Herangehensweise in Hinblick auf die skizzierte Fragestellung sowie die Hypothesen erläutert. Die Antworten werden im fünften Kapitel dargestellt.

4. Methodischer Zugang

Für die Analyse der Euphemismen im ersten Band von Mein Kampf wird die methodische Herangehensweise der qualitativen Inhaltsanalyse gewählt. Als Grundlage der Forschung fungiert der erste Band der wissenschaftlich kommentierte Ausgabe Hitlers Buches des Instituts für Zeitgeschichte aus dem Jahr 2016, da sich die Arbeit und ihre Ergebnisse von den damaligen Ansichten sowie den Inhalten des Buches distanziert und lediglich wissenschaftliche Absichten hat. Es ist bekannt, dass während des Dritten Reiches

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Sprachmanipulation eine entscheidende Rolle bei der Propaganda spielte. Die Frage, ob sich diese Entwicklung bereits in der Entstehung der NSDAP, nämlich von 1918 bis 1933, niederschlägt ist jedoch unbeantwortet. In dieser Arbeit wird lediglich der erste Band betrachtet, da dieser die Anfänge der nationalsozialistischen Ideologie am deutlichsten darstellt, eben weil es sich bei ihm um den ersten Band handelt. Ein weiterer Grund, den Fokus auf den ersten Band zu legen, ist das elfte Kapitel. Dieses trägt den Namen „Volk und Rasse“ und ist einer der bekanntesten und meist zitierten Ausschnitte von Mein Kampf (vgl. Hartmann et al., 2016, 734).

4.1.

Einteilung der Euphemismen

Damit ein Wort oder Satzgefüge als dem Stilmittel „Euphemismus“ zugehörig definiert werden kann, muss es mindestens eine der Eigenschaften aufweisen, die in der unter 2.1. angeführten Begriffsdeutung von Claes und Hulsens (2015, 65) genannt werden. Trotz dieser detaillierten Definition müssen noch Anmerkungen zu den Eigenschaften eines Euphemismus erfolgen. Die euphemistischen Satzgefüge lassen sich in zwei Gruppen einordnen: jene, die erst aus heutiger Sicht als solche wahrgenommen werden können und jene, die zum Zeitpunkt des Verfassens bereits erkennbar waren. Erstere werden im späteren Verlauf auch als G1 bezeichnet. Letztere werden als G2 betitelt. Euphemismen der zweiten Gruppe haben heutzutage meist nur noch unter Berücksichtigung der historischen Ereignisse eine Funktion als Euphemismus inne. Beide Gruppen werden in dieser Arbeit thematisiert. Auf G1 wird genauer eingegangen, da ein großer Anteil an Euphemismen dieser Gruppe bedeutet, dass die Bürger der damaligen Zeit die euphemistischen Satzkonstrukte als solche nicht oder nur schwierig wahrnehmen konnten. Diese Feststellung basiert auf der unter 2.4. dargestellten Definition von „Manipulation“. Die dort beschriebenen Eigenschaften von Manipulation sind wiederum nur bei Euphemismen der G1 gegeben. Folglich waren die euphemistischen Satzkonstrukte dieser Gruppe für den Bürger nicht oder kaum als verschleiernde Darstellung ersichtlich. Die Relevanz der zweiten Gruppe liegt im bewussten Einsatz der Euphemismen. Es kann davon ausgegangen werden, dass bei G2 das Bewusstsein Hitlers von seiner eigenen Redegewandtheit, einen Einfluss auf den Einsatz solcher sprachlichen Mittel hatte. Sprich, dass er sie wissentlich verwendete, da diese euphemistischen Satzkonstrukte bereits zum damaligen Zeitpunkt als solche erkennbar waren und der Einsatz hätte vermieden werden können. Würde nur eine der beiden Gruppen miteinberechnet, könnten wichtige Aufschlüsse auf den Gebrauch von Euphemismen verloren gehen. Denn obwohl die Vermutung eines bewussten Gebrauches der Euphemismen bei der zweiten Gruppe höherliegt, hatte Hitler möglicherweise eine Vorahnung darüber, wie er seine Ideologie umsetzen wird.

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4.2.

Zusammensetzung eines Euphemismus

Ein wichtiger Aspekt, der bei dieser Art von Stilmittel einen großen Einfluss auf die Ergebnisse hat, ist die Zusammensetzung des Euphemismus. Jede Wortart mit semantischer Relevanz kann prinzipiell eine verschleiernde Funktion erfüllen und demnach auch bei dieser Arbeit als Euphemismus aufgelistet werden. In manchen Fällen besteht ein Euphemismus nur aus einem Wort, doch er kann ebenso mehrere Wörter umfassen. Aus diesem Grund kann gleichermaßen von euphemistischen Satzkonstruktionen gesprochen werden. Im folgenden Abschnitt wird erläutert, wie sich die Anzahl der Euphemismen pro Themenbereich, bzw. Gruppe zusammensetzt.

Es ist evident, dass Substantive eine verschönernde Funktion innehaben können. Tritt ein Substantiv in einer Substantiv-und-Substantiv-Konstruktion auf, so ist die Gesamtheit als ein Euphemismus zu bewerten, vorausgesetzt es handelt sich um ein semantisch zusammengehöriges Gefüge. Verdeutlicht wird dies am folgenden Satzkonstrukt: „Erwerbung fremden Grund und Bodens“ (vgl. Hartmann et al., 2016, 93). Da „Grund“ und „Boden“ synonym verwendet werden können, findet keine zusätzliche Informationsübermittlung statt und das Konstrukt ist als semantische Einheit und somit als ein Euphemismus zu verstehen.

Verben, welche semantisch gesehen ein Gefüge bilden, wie beispielsweise Reflexivverben, werden als ein Euphemismus gewertet. Denn trotz dessen, dass diese innerhalb eines Satzes meist nicht unmittelbar nacheinander auftreten, bilden sie auf der Bedeutungsebene eine nicht lösbare Konstruktion.

Folgt auf ein Adjektiv ein Substantiv, sind diese, genau wie die Reflexivverben, als ein Euphemismus zu bewerten, da sie semantisch eine Einheit bilden. Bei zwei Adjektiven, auf die ein Substantiv folgt, ist dies schwieriger zu beurteilen. Hierbei ist die Interpunktion ausschlaggebend für die Bedeutung. Sind die Adjektive nicht durch ein Komma getrennt, bilden sie semantisch eine Einheit und werden dementsprechend als ein Euphemismus gewertet. Ein Beispiel hierfür wäre: „kleiner nationalistischer Fanatismus“ (vgl. Hartmann et al., 2016, 117). Werden zwei Adjektive bei einer Adjektiv-Adjektiv-Substantiv-Konstruktion indes durch ein Komma oder die Konjunktion „oder“ getrennt, erhält das Satzgefüge aufgrund der Interpunktion oder Konjunktion eine andere Bedeutung. Diese neue inhaltliche Ebene entsteht dadurch, dass die beiden Adjektive semantisch keine Einheit mehr bilden, sondern das Substantiv unabhängig vom jeweils anderen Adjektiv beschreiben. Die Worte „staatsbildende oder staatserhaltende Kraft“ (vgl. Hartmann et. al., 2016, 431) sind ein Beispiel für ein solches Satzkonstrukt. In einem derartigen Fall wird die Adjektiv-Adjektiv-Substantiv-Konstruktion als zwei Euphemismen gewertet.

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Der Euphemismus erlaubt überdies die Adjektiv-Konstruktion oder die nicht-Substantiv-Konstruktion. Hierbei wird das Adverb „nicht“ in Verbindung mit einem Adjektiv oder Substantiv gebracht. Im Fall des Euphemismus sind dies lediglich Adjektive, bzw. Substantive, die eine positive Konnotation haben. Solche Satzgefüge werden in der Arbeit als ein Euphemismus gewertet, zumal beide Wörter nur in dieser Verbindung eine euphemistische Aussage darstellen. Gleiches gilt für un-/ Un-Konstruktionen. Diese werden allerdings nur dann miteinberechnet, wenn sich ein Term mit gleicher Bedeutung finden lässt, welcher im sprachlichen Kontext gängiger ist. Ein Beispiel hierfür ist „Unrichtigkeit“ (vgl. Hartmann et. al., 2016, 483). Aufgrund dessen, dass die Verwendung des Substantives „Falschheit“ näherliegt, wird dieses Wort als ein Euphemismus in die Analyse miteinbezogen. Ein weiterer sprachlicher Aspekt, der beleuchtet werden muss, sind Diminutive, zumal diese von Grund auf eine verniedlichende Funktion innehaben. Für diese Forschung sind Diminutive allerdings irrelevant, da sie aufgrund ihres Kontextes im ersten Band von Mein Kampf meist gar keine stilistische Funktion haben, oder aber dem Stilmittel der Ironie zugehörig sind.

Im Fall eines Relativsatzes wird das gesamte Gefüge als ein Euphemismus mit in die Ergebnisgewinnung gezählt, da dieser für das Verständnis des vorangehenden Satzteiles relevant ist und somit nicht losgelöst von diesem stehen kann. Als Beispiel dient das folgende Satzgefüge: „der Nation die Kost vorzusetzen, die sie braucht und die ihr gut tut“ (vgl. Hartmann et. al., 2016, 641).

Findet sich ein Euphemismus in Mein Kampf mehrmals, wird jedes Auftreten mitgezählt, da der Gesamtanzahl der Euphemismen eine größere Relevanz in dieser Forschung zugeschrieben wird, als deren Bedeutung.

4.3.

Definieren der Themenbereiche

Damit die Einteilung der jeweiligen Euphemismen zu einem Themenbereich erfolgen kann, werden zuerst alle Sätze mit Euphemismen des ersten Bandes notiert. Anschließend wird versucht, Parallelen zwischen den Euphemismen zu finden, um einen thematischen Oberbegriff definieren zu können. Eine induktive Vorgehensweise hat den Vorteil, dass die Ergebnisse nicht von der Erwartungshaltung desjenigen, der die Daten erhebt, beeinflusst werden. Bork (1970, 13) führte eine vergleichbare Studie durch, bei der sie aus eben diesem Grund auch eine induktive Herangehensweise wählte. Euphemistische Satzgefüge, die nicht einem der Themenbereiche zuzuordnen sind, werden nicht in die Ergebnisauswertung miteinbezogen oder auf der Liste, welche unter 8.2. der Arbeit beigefügt ist, vermerkt. Das bedeutet, dass die Ergebnisse dieser Forschung nicht alle Euphemismen des ersten Bandes von Mein Kampf darstellen, sondern nur all jene, welche Schnittstellen miteinander

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aufweisen. Diese Entscheidung wurde in Hinsicht auf die Fragestellung getroffen, welche das Darstellen der Euphemismen in Themenbereiche und nicht das aller euphemistischen Konstrukte vorsieht.

Pro Themenbereich wird die Anzahl an Euphemismen gezählt, um feststellen zu können, welche Themen besonders einer verhüllenden Darstellung bedurften und somit auch eine hohe Manipulationsrate aufweisen. Außer der Gesamtanzahl wird ferner der Anteil euphemistischer Satzkonstruktionen von G1 und G2 erhoben. Diese Vorgehensweise ermöglicht einen Vergleich der beiden Gruppen. Können G1 mehr Euphemismen zugeordnet werden, bedeutet dies für den entsprechenden Themenbereich, dass die Bürger die euphemistischen Konstrukte nicht wahrnehmen konnten. In einem solchen Fall kann von manipulativem Sprachgebrauch ausgegangen werden. Enthält ein Satz Euphemismen zweier Themenbereiche wird für jede Kategorie nur das dementsprechende euphemistische Satzgefüge mitgezählt. Zudem werden pro Themenbereich die fünf Euphemismen mit der höchsten Frequenz festgehalten. Weisen zwei euphemistische Satzkonstrukte dieselbe Anzahl auf, werden beide aus Gründen der Genauigkeit in der Ergebnisdiskussion aufgelistet. Zugleich bedeutet dies, dass auf der Liste der höchstfrequentierten Euphemismen in manchen Fällen auch mehr als fünf euphemistische Satzkonstrukte angeführt werden können. Die drei höchstfrequentierten Euphemismen des gesamten ersten Bandes werden im Analyseteil der Ergebnisdiskussion separat besprochen und wenn möglich aus Sicht des historischen Kontextes beleuchtet. Eine sprachimmanente Herangehensweise wurde wie bei der Studie von Bork (1970, 14) ausgeschlossen. Diese Entscheidung rührt daher, dass die Sprache und somit auch stilistische Mittel, wie unter 2.1. bereits aufgezeigt, nicht als selbstständiges Gefüge verstanden werden können, sondern gewissen Bedingungen obliegen, die die Bedeutung und Aussagekraft beeinflussen können.

4.4.

Darstellung der Ergebnisse

Unter 5.2. werden vier euphemistische Satzkonstrukte analysiert. Dabei stammen zwei aus der G1 und zwei aus der G2. Aufgrund der Definition von „Manipulation“ unter 2.4. ist eine Analyse der G2-Euphemismen eigentlich ausgeschlossen, doch obwohl bei diesen Satzgefügen die Möglichkeit besteht, dass die Bürger sie erkennen konnten, kann nicht grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass jeder die Manipulationsstrategie Hitlers durchschaute und die Gruppe folglich keinen manipulativen Charakter hätte haben können. Mithilfe der Analyse soll ein detaillierterer Einblick in den Sprachgebrauch Hitlers ermöglicht werden. Deswegen werden auch Euphemismen der G2 in die Analyse miteinbezogen.

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In der Ergebnisdiskussion wird zudem das Satzkonstrukt „Sein oder Nichtsein“ genauer betrachtet. Dieses ist zugleich das einzige der unter 5.2. analysierten euphemistischen Satzgefüge, welches in mehreren Themenbereichen vorkommt. Da dieser Euphemismus häufiger auftritt als manche höchstfrequentierten Euphemismen, wird die Analyse von „Sein oder Nichtsein“ anderen euphemistischen Satzgefügen vorgezogen.

Die Präsentation der Ergebnisse auf der im Anhang beigefügten Liste erfolgt in einer Zweiteilung. Generell findet ein Unterschied zwischen G1 und G2 statt. Jede Gruppe wird zudem in die definierten Themenbereiche untergliedert. Auf diese Weise kann die Zuteilung eines Euphemismus transparenter und präziser gestaltet werden. Von Leinfellner (1971, 18) wurde bereits die Signifikanz der Auflistung ganzer Sätze veranschaulicht, um die Euphemismen beurteilen und interpretieren zu können. Um dies zu gewährleisten, besteht die unter 8.2. zu findende Liste aus vollständigen Sätzen. In den jeweiligen Sätzen werden die Euphemismen fettgedruckt gekennzeichnet, zumal im Originaltext teilweise kursivgedruckte Zeilen enthalten sind und demzufolge die Hervorhebung in kursiven Buchstaben, aufgrund von Undeutlichkeiten, auszuschließen ist. Die euphemistischen Satzkonstrukte werden nicht mit der Seitenzahl des Originaltextes, sondern mit der der wissenschaftlich kommentierten Ausgabe aufgelistet. Teilweise finden sich Satzgefüge, die mehrere stilistische Mittel aufweisen. Der Fokus der Bachelorarbeit liegt jedoch auf den Euphemismen. Aus diesem Grund wird bei einer Häufung an Stilmitteln innerhalb eines Satzes darauf verzichtet, die anderen Stilmittel zu benennen. Ebenso wird auf der Wortebene nur der Euphemismus aufgelistet, wenn ein Wort zugleich mehreren stilistischen Mitteln zugeordnet werden kann.

5. Reflexion der Ergebnisse

Die Besprechung der Ergebnisse erfolgt in zwei Schritten. Zuerst findet eine Inventarisierung statt, bei der die erhobenen Daten zum einen in einem allgemeinen, zum anderen in einem themenspezifischen Kontext präsentiert werden. Im Anschluss wird auf die höchstfrequentierten Euphemismen eingegangen. Dabei werden diese, wenn möglich unter Berücksichtigung der damaligen Verhältnisse und bisher durchgeführter Studien analysiert. Aus Gründen der Vollständigkeit werden nicht nur alle höchstfrequentierten Euphemismen der Themenbereiche, sondern auch die der G1 und der G2 aufgelistet. Manche höchstfrequentierten Euphemismen treten nur einmal auf. Damit bei der Verwendung von Euphemismen von einem bewussten Einsatz gesprochen werden kann, wurde für diese Studie festgelegt, dass das euphemistische Satzgefüge mindestens fünf Mal auftreten muss. Der Gültigkeitsbereich der Ergebnisse beschränkt sich auf die deutsche Fassung von Mein

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Kampf, da Euphemismen, wie unter 2.1. aufgeführt, sprachgebunden sind. Dieser Bachelorarbeit ist eine Ergebnisdarstellung in graphischer und tabellarischer Form sowie eine Liste aller thematisch zuteilbaren Euphemismen im Anhang ab 8. beigefügt.

5.1. Inventarisierung

5.1.1.

Verteilung in den Gruppen

Zu Beginn wurden alle Euphemismen im ersten Band von Mein Kampf nach der in Kapitel vier beschriebenen Methode herausgefiltert. Im Anschluss wurden diese thematisch gegliedert, um die Forschungsfrage: „In welche thematischen Kategorien lassen sich die Euphemismen einteilen und analysieren, die Adolf Hitler im ersten Band seines Buches Mein Kampf verwendet und welche sind die höchstfrequentierten Euphemismen?“, beantworten zu können. Dabei haben sich die folgenden sechs Themenbereiche und Abkürzungen ergeben:

1) Tod, Krieg und Sklaverei TKS

2) Die NSDAP NSDAP

3) Die Gründung eines deutschen Staates GdtS

4) Hitlers Anfänge HA

5) Die Ideologie und deren Verbreitung IDEO

6) Die Politik von 1889-1924 POL

Die Themenbereiche wurden an dieser Stelle bereits nach ihrer Gesamtanzahl an Euphemismen absteigend sortiert. Für die weitere Ergebnisdarstellung wird diese Reihenfolge beibehalten. Im weiteren Verlauf der Arbeit werden die Abkürzungen der Themenbereiche verwendet. Im Prozess der Namensfindung wurde zuerst versucht, die von Hitler vorgegebenen Kapitelbezeichnungen anzuhalten, da diese allerdings häufig in nur sehr geringem Maße mit dem tatsächlichen Inhalt des Kapitels übereinstimmen, wurden thematische Oberbegriffe definiert, die das inhaltliche Spektrum der Euphemismen repräsentieren. In Tabelle 1 wird die Verteilung der Euphemismen auf die Themenbereiche dargestellt. Alle Euphemismen wurden in die unter 4.2. beschriebenen Gruppen eingeteilt. Die dort gewählten Betitelungen werden auch in der Ergebnisdiskussion verwendet. Für den ersten Band von Mein Kampf konnte eine Gesamtanzahl an euphemistischen Satzkonstruktionen von 385 gefunden werden. Zur G1 konnten davon 262 Euphemismen und zur G2 insgesamt 123 zugeordnet werden. Dies bedeutet zugleich, dass ca. ⅔ der Euphemismen im ersten Band für die Wähler der damaligen Zeit nicht erkennbar waren.

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Anzumerken ist, dass der Zeitpunkt der Rezeption bei der Erkennung der Euphemismen ausschlaggebend ist. Eventuell war es für kritische Bürger, die nach der Machtergreifung Hitlers, Mein Kampf lasen, durchaus möglich die Ereignisse ihrer Zeit und das Buch in einen derartigen Zusammenhang zu bringen, in welchem ersichtlich wird, dass Wörter wie beispielsweise „Kampf“ nicht mehr ihrer eigentlichen Bedeutung entsprechen. Die drei höchstfrequentierten Euphemismen sind „Bewegung“ mit einer Anzahl von 80, „Selbsterhaltungstrieb“ in Kombination mit „Selbsterhaltung“ mit einer Frequenz von 38 und „Kampf“ mit einer Häufigkeit von 28. Das Substantiv „Selbsterhaltungstrieb“ tritt zwar nur 21 Mal auf, da es jedoch synonym mit dem Euphemismus „Selbsterhaltung“ verwendet wird, werden an dieser Stelle beide Euphemismen zusammengenommen. Der Themenbereich mit den meisten Euphemismen ist TKS. Dort lässt sich außerdem eine große Varianz an euphemistischen Satzgefügen konstatieren, was aus der Zahl des höchstfrequentierten Euphemismus „Kampf“ hervorgeht, die bei nur 28 liegt. Am wenigsten Euphemismen lassen sich mit nur 18 Stück bei POL erkennen. Die geringste euphemistische Diversität lässt sich dahingegen im Themenbereich NSDAP verorten. Bei einer Gesamtanzahl von 88 Euphemismen kommt der höchstfrequentierte, nämlich „Bewegung“, 80 Mal vor. Auffallend ist, dass die Themenbereiche NSDAP, IDEO sowie GdtS in der G2 keine oder eine nur sehr geringe Anzahl an euphemistischen Satzgefügen beinhalten, wenn man diese mit der Menge an G2-Euphemismen der anderen drei Bereiche vergleicht. Im Gegensatz zu TKS, HA und POL thematisieren NSDAP, IDEO und GdtS vom Zeitpunkt des Erscheinens des Buches aus, die Zukunft und nicht die Vergangenheit. Eine geringe Anzahl an G2-Euphemismen lässt somit darauf schließen, dass sich in Mein Kampf nur wenige Anzeichen für die bevorstehenden politischen Verbrechen Hitlers finden lassen.

Im weiteren Verlauf werden die Themenbereiche genauer definiert, um für eine richtige Auslegung der erhobenen Daten zu sorgen. Die Analyse der höchstfrequentierten Euphemismen erfolgt im Anschluss. In beiden Teilen der Ergebnisdiskussion wird ferner auf die Beantwortung der Fragestellung sowie der Hypothesen von 3. eingegangen.

5.1.2.

Tod, Krieg und Sklaverei

TKS ist der Themenbereich, in dem die meisten Euphemismen verzeichnet werden konnten. Anzumerken ist, dass die Kategorie zwar diverse Kriege thematisiert, nie aber den zweiten Weltkrieg. Attentate, Kleinkriege oder der erste Weltkrieg werden durchaus in den Passagen, die diesem Themenbereich zugeordnet wurden, angesprochen. Kritisiert Hitler die Vorgehensweise im ersten Weltkrieg findet häufig eine Koppelung mit dem Substantiv „Bodenpolitik“ statt. Grafik 1 unter 8.1. zeigt, dass „Boden“ mit einem Prozentsatz von 11% der zweithäufigste Euphemismus von TKS in der G1 ist. In den Passagen dieses

(25)

Themenbereiches werden vor allem bereits Geschehenes oder Hitlers Vorstellungen davon, wie im Falle eines Krieges vorzugehen ist und welche Eigenschaften ein Soldat mitbringen sollte, beschrieben. Das Nomen „Sklaverei“ wurde dem Titel des Themenbereiches hinzugefügt, da dieses den Vorschlag Hitlers, wie Juden zu behandeln seien, repräsentiert:

So war für die Bildung höherer Kulturen das Vorhandensein niederer Menschen eine der wesentlichsten Voraussetzungen, indem nur sie den Mangel technischer Hilfsmittel, ohne die eine höhere Entwicklung aber gar nicht denkbar ist, zu ersetzen vermochten. Sicher fußte die erste Kultur der Menschheit weniger auf dem gezähmten Tier, als vielmehr auf der

Verwendung niederer Menschen. (Hervorhebung nicht im Original)(Hartmann et al., 2016,

767)

TKS umfasst, wie in Tabelle 1 abgebildet, 129 Euphemismen und ist somit derjenige Themenbereich, bei dem die meisten Unannehmlichkeiten verschleiert wurden. Zugleich ist diese Feststellung eine Bestätigung der ersten Hypothese: „Bei Themen, die mit dem Tod oder Krieg einhergehen, werden die meisten Euphemismen verwendet.“ Als höchstfrequentierter Euphemismus konnte der Begriff „Kampf“ gefunden werden. Dieser tritt insgesamt 28 Mal auf, was bei der Gesamtanzahl euphemistischer Satzkonstruktionen in TKS vergleichsweise selten ist. Nichtsdestotrotz konnte die zweite Hypothese: „Der Term „Kampf“ wird am häufigsten bei Themen eingesetzt, die Schnittstellen mit dem Tod oder Krieg aufweisen oder verwandte Bereiche ansprechen“, verifiziert werden. Aufgrund dessen, dass in anderen Studien bereits auf den Begriff „Kampf“ und dessen Stellenwert eingegangen wurde, wird dieser Euphemismus unter 5.2.2. analysiert. Die Verteilung der Euphemismen auf die beiden Gruppen ist in TKS relativ ausgeglichen. Der hohe Anteil an G2-Euphemismen mag zuerst verwundern, ist aber darauf zurückzuführen, dass es sich hierbei um Satzgefüge handelt, die den Tod der Soldaten während des ersten Weltkrieges thematisieren und davon auszugehen ist, dass den Bürgern die Geschehnisse sowie die Folgen des Krieges bekannt waren. Dahingegen beschreiben die G1-Euphemismen vor allem die zukünftige Eroberung anderer Länder:

Erst wenn des Reiches Grenze auch den letzten Deutschen umschließt, ohne mehr die Sicherheit seiner Ernährung bieten zu können, ersteht aus der Not des eigenen Volkes das moralische Recht zur Erwerbung fremden Grund und Bodens. (Hervorhebung nicht im Original)(Hartmann et al., 2016, 93)

In diesem Beispiel war für den Bürger vor 1939, sprich dem Beginn des zweiten Weltkrieges, vermutlich nicht ersichtlich, auf welche Weise diese „Erwerbung fremden Grund und Bodens“ stattfinden soll. Der kriegerische Charakter wurde mittels des Euphemismus verschleiert, darum kann konstatiert werden, dass Hitler in Bezug auf zukünftige Ereignisse des Themenbereiches TKS manipulativ vorging.

(26)

5.1.3.

Die NSDAP

Der Themenbereich NSDAP umschließt alle Beschreibungen Hitlers zur Entwicklung der Partei. Hierzu zählen zum Beispiel die Ziele und, wie er selbst sagte, Aufgaben der Partei. Damit umfasst dieser Themenbereich zum Zeitpunkt des Erscheinens von Mein Kampf sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft. Über die NSDAP schreibt er:

Gerade aus diesen Gründen aber ist die Aufrichtung einer starken Zentralgewalt im Sinne der unbedingten Autorität der Führung in der Bewegung nötig. (Hervorhebung nicht im Original)(Hartmann et al., 2016, 929)

Zudem gehören auch Passagen, in denen beschrieben wird, wie mehr Anhänger anhand von Propaganda gewonnen werden können, zu diesem Themenbereich. Insgesamt konnten hier 88 euphemistische Satzgefüge identifiziert werden. Auffällig ist der hohe Anteil an Euphemismen in der G1 und der geringe in der G2. Dies zeigt, dass erst unter Berücksichtigung der späteren Ereignisse, die Absichten Hitlers erkennbar sind. Darüber hinaus konnte anhand der Ergebnisse dieses Themenbereiches die vierte Hypothese authentifiziert werden. Diese lautet: „Werden die Ziele der NSDAP oder eigenen Ideologie thematisiert, bedient sich Hitler euphemistischer Satzgefüge“. Hitler verwendete für diesen Themenbereich nach TKS sogar die meisten Euphemismen. Der höchstfrequentierte Euphemismus ist „Bewegung“, welcher synonym für die Partei eingesetzt wurde, wie das obige Zitat zeigt. Auch Schmitz-Berning (1998, 100) stellte diesen Zusammenhang zwischen „Bewegung“ und der Partei NSDAP fest. Zugleich ist dies der über alle Themenbereiche hinweg am häufigsten vorkommende höchstfrequentierte Euphemismus. Aus diesem Grund wird er unter 5.2.1. genauer analysiert. Für die G2 konnte aufgrund der wenigen Euphemismen kein regelmäßig wiederkehrendes euphemistisches Satzkonstrukt gefunden werden. Wie aus Grafik 4 hervorgeht, setzt sich die G2 aus den Euphemismen „Nichtbekanntsein“ und „Die finanzielle Beschränkung“ zusammen, welche beide jeweils einmal auftreten.

5.1.4.

Die Gründung eines (deutschen) Staates

Der Themenbereich GdtS umfasst vor allem die Rassenpolitik Hitlers. Er beschreibt den Selbsterhaltungstrieb, welcher seiner Meinung nach eine biologische Gegebenheit eines jeden Volkes ist. Dieser ist, laut ihm, auch die Voraussetzung, dass neue Staaten gegründet werden können. Er ist zudem der Ansicht, der Selbsterhaltungstrieb sei bei manchen Völkern stärker ausgeprägt als bei anderen:

(27)

Alles weltgeschichtliche Geschehen aber ist nur die Äußerung des Selbsterhaltungstriebes der Rassen in gutem oder schlechtem Sinne. Die Frage über die inneren Ursachen der überragenden Bedeutung des Ariertums kann dahin beantwortet werden, daß diese weniger

in einer stärkeren Veranlagung des Selbsterhaltungstriebes an sich zu suchen sind, als vielmehr in der besonderen Art der Äußerung desselben. Der Wille zum Leben ist,

subjektiv betrachtet, überall gleich groß und nur in der Form der tatsächlichen Auswirkung verschieden. Bei den ursprünglichsten Lebewesen geht nun der Selbsterhaltungstrieb über die Sorge um das eigene ‚Ich‘ nicht hinaus. (Hervorhebung nicht im Original)(Hartmann et al., 2016, 769)

Aus Grafik 5 geht hervor, dass das Substantiv „Selbsterhaltungstrieb“ einen Prozentsatz von 40% aufweist und somit der höchstfrequentierte Euphemismus in GdtS ist. Unter 5.2.4. wird der Gebrauch und Stellenwert dieses Euphemismus genauer analysiert. Der Themenbereich umfasst eine Gesamtanzahl euphemistischer Satzgefüge von 77. Dies bedeutet, dass dies der Themenbereich mit den drittmeisten Euphemismen ist. Ebenso wie bei NSDAP und IDEO ist dies ein Bereich, der zum Zeitpunkt des Erscheinens von Mein Kampf die Zukunft thematisiert und eine sehr geringe Anzahl an G2-Euphemismen aufweist. Die höchstfrequentierten Euphemismen der G2 sind, wie aus Grafik 6 hervorgeht, „Mangel an Klugheit“ und „Reichlichem Alkoholgenuss“. Anzumerken ist, dass trotz des hohen Prozentsatzes von jeweils 50% nicht davon ausgegangen werden kann, dass diese Satzkonstruktionen bewusst als Euphemismen verwendet wurden, da beide Gefüge nur einmal auftreten.

5.1.5.

Hitlers Anfänge

Der Themenbereich HA schließt sowohl Hitlers Kindheit in Österreich, als auch den Umzug nach München ein. Zeitlich lässt sich dieser Themenbereich sonach auf die Periode vom 20.04.1889 bis 28.07.1914 datieren. Hitler zog zwar schon am 25.05.1913 nach München, doch da die Kategorie „Hitlers Anfänge“ ebenfalls seinen Aufenthalt in der Landeshauptstadt Bayerns thematisiert, wird das Ende auf den Beginn des ersten Weltkrieges festgelegt. Da Hitler am ersten Weltkrieg teilnahm, kann sein Aufenthalt in München dann als beendet betrachtet werden. Diese Kategorie thematisiert überdies die ersten Kontakte, die er mit dem Antisemitismus in Wien machte. Aus Tabelle 1 geht hervor, dass HA eine Gesamtanzahl an euphemistischen Satzgefügen von 50 hat. Damit ist dies die Kategorie mit den viertmeisten Euphemismen. Aufgrund der niedrigen Zahl des höchstfrequentierten Euphemismus kann man auf eine große Vielfalt an Satzkonstruktionen mit verschleiernder Funktion schließen. Häufig handelt es sich dabei um Euphemismen des Alltags. Das erklärt auch, wieso die Quote der G2 in dieser Kategorie so hoch liegt. Häufig haben die Euphemismen dieser Kategorie das Ziel, unangenehme alltägliche Sachverhalte zu verschleiern wie beispielsweise den Alkoholkonsum:

Referenties

GERELATEERDE DOCUMENTEN

darin, daß eine zu einem bestimmten Zeitpunkt bestehende Ordnung der Papyri nicht beibehalten wurde (das zeigt sich besonders deutlich bei den Prolegomena-Texten), zum anderen

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