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Mitte November 2014 hat Philae, der ballistische Lander der Rosetta Raum- Raum-sonde, auf dem Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko aufgesetzt und

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Experimente gestartet, die Rückschlüsse auf dessen Beschaffenheit zulassen,

um wertvolle Erkenntnisse über die Entstehung und Geschichte unseres

Sonnensystems zu liefern. Über den aktuellen Stand der Mission sprachen

wir mit Dr. Stephan Ulamec, Projektleiter für den Lander Philae.

Herr Dr. Ulamec, das letzte Jahr war sicherlich ein sehr ereignisreiches und interessantes für Sie, besonders im November mit der Landung des Weltraumlabors Philae auf dem Kometen 67P/

Churyumov-Gerasimenko, ein in der bisherigen Raumfahrtgeschichte einmaliger Vorgang. Ist die größte Aufregung jetzt vorbei oder halten die Rosetta-Mission und Philae Sie weiterhin in Atem?

Was geschieht zurzeit?

Im Moment werden die Daten, die wir von Phi-lae erhalten haben, interpretiert und die entspre-chenden Fachbeiträge z.B. für die Zeitschrift „Sci-ence“ geschrieben. Die Aufregung um die Landung selbst ist zwar nun vorbei, aber die wissenschaftliche Arbeit wird jetzt gemacht. Auch liefert Rosetta, aus dem Orbit, jeden Tag neue, spannende Daten. Was den Lander betrifft, bereiten wir zur Zeit das Aufwa-chen vor. Das wird sicher noch einmal ein sehr span-nender Moment.

Die Landung von Philae ist mit Spannung ver-folgt worden, wir selbst haben am 12. November gebannt auf die Monitore gestarrt. Nun wissen wir, dass Philae sogar dreimal gelandet ist. Nach unseren letzten Informationen war der Rück-spulmechanismus mit den FAULHABER Motoren in den Ankerharpunen einsatzbereit. Weiß man mittlerweile, warum die Harpunen nicht ausgelöst haben?

Leider ist noch immer nicht geklärt, ob die Har-punen nicht gezündet haben, weil die Pyros nicht reagiert haben oder ob die Zündfilamente gar nicht bestromt worden sind. Richtig ist, dass die Motoren von FAULHABER einsatzbereit waren.

Gibt es Möglichkeiten, sie jetzt noch auszulösen und was könnte das bewirken?

Das prüfen wir. Lag ein Zündversager vor bzw. sind die Filamente gar durchgebrannt, kann man natürlich nicht mehr zünden. Wenn gar kein Strom geflossen ist, gibt es vielleicht noch eine Möglichkeit für einen weiteren Versuch.

Rosetta und Philae reisten auf ihrem Weg zu 67P/ Churyumov-Gerasimenko über 10 Jahre lang durchs Weltall. Wie hat sich die Technik an Bord generell unter diesen Extrembedingungen geschlagen?

Erstaunlich gut. Die Mechanismen wie Abstoßme-chanismus, Beine ausklappen, Bohreraktivierung, etc.

haben weitestgehend perfekt funktioniert. Auch die Elektronik hat gut funktioniert und beispielsweise keine Strahlenschäden erlitten.

In den Tagen nach der Landung war von den Ex -perimenten von Philae berichtet worden, die in den ersten ca. 60 Stunden durchgeführt worden waren, bevor die Sonde in den „Winterschlaf“

ging. In vielen dieser Mess- und Probeeinrich-tungen sind FAULHABER Antriebe im Einsatz. Eini-ge erste Resultate wurden auch bereits veröffent-licht. Welche wissenschaftlichen Ergebnisse haben Sie am meisten beeindruckt?

Die konkreten Ergebnisse sind nun alle in Vor-bereitung für die Sonderausgabe der „Science“.

Erstaunlich war, dass die Kometenoberfläche,

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Das Diagramm zeigt die Veränderung in den Signalen, die vom Rosetta-Instrument ROSINA für molekularen Stickstoff (N2) und Kohlenmonoxid (CO) gemessen wurden. Die Signale variieren in Abhängigkeit von der Zeit, der Kometenrotation und der Position der Raum-sonde über dem Kometen. Für den Zeitraum vom 17. bis zum 23. Oktober 2014 wurde ein mittleres Verhältnis von N2 zu CO von (5,70 ± 0,66) x 10–3 ermittelt. Die gemessenen Mini-mal- und Maximalwerte lagen bei 1,7 x 10–3 beziehungsweise 1,6 x 10–2 (wobei zu beachten ist, dass dieses Verhältnis nicht direkt aus diesem Diagramm abge leitet werden kann – zur Berücksichtigung der Empfindlichkeit des Instruments wird ein Korrekturfaktor angewandt).

D R . S T E P H A N U L A M E C

Projektleiter für den Lander Philae

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.

(DLR)

dest dort, wo wir das untersuchen konnten, sehr hart ist. Die Bilder zeigen eine einzigartige und bizarre Landschaft. Die Analyseinstrumente haben orga-nische Substanzen identifizieren können.

Warum liest man bisher so wenig über diese Analysen?

Einiges finden Sie auf den ESA oder DLR Seiten.

Die genauen Resultate, wie gesagt, werden in den nächsten Wochen veröffentlicht. Man muss hier gründlich analysieren, um nicht „voreilig verkünde-te“ Ergebnisse dann wieder zurücknehmen zu müs-sen. Die Auswertung von z.B. Massenspektren kann sehr anspruchsvoll sein, wenn nicht bekannt ist, nach welchen Molekülen man genau sucht.

Philae steht nun an einem anderen Landeplatz als ursprünglich vorgesehen, der genaue Ort ist jedoch bisher nicht bekannt. Wieso ist es so schwierig, die Sonde genau zu lokalisieren?

Die Position des Landers ist relativ genau bekannt (200 x 20 m²). Bis jetzt ist es aber noch nicht gelun-gen, den Lander auf einem OSIRIS Bild vom Orbiter zu sehen. Der Lander wäre nur wenige Pixel groß und kann leicht mit natürlichen Gebilden verwech-selt werden. Auch ist er meist schlecht von der Sonne beleuchtet.

Der neue Landeplatz erwies sich zunächst als un -günstig, weil der Sonde dort weniger Licht für die Energiegewinnung zur Verfügung steht. Nun gibt es die Hoffnung, dass Philae bei weiterer Annähe-rung an die Sonne wieder ausreichend mit Licht versorgt wird und dennoch vor zu großer Hitze geschützt bleibt. Frage: Wann rechnen Sie damit, von der Sonde wieder Signale zu empfangen?

Wir versuchen seit Mitte März Kontakt zum Lan-der aufzunehmen. Wahrscheinlich gelingt das aber erst etwa ab Mai, wenn wir näher an der Sonne sind.

Welche Möglichkeiten bestehen dann, mit Philae weiter zu arbeiten?

Gelingt es, auch die Batterie wieder aufzuladen, könnten auch kompliziertere wissenschaftliche Sequenzen gefahren werden, wie beispielsweise ein weiterer Bohrversuch oder ein weiterer Radar-Scan.

Die Rosetta-Mission ist in ihrer Art bisher ein-ma lig. Nach 10 Jahren im All und 6,5 Milliarden Kilometern Reisestrecke zum „Arbeitsplatz“ ein Ziel von so geringer Größe punktgenau zu treffen und dann wissenschaftlich zu untersuchen und zu begleiten, ist sicherlich ein Meilenstein in der Raumfahrt. Wie stufen Sie die gesamten Erkennt-nisse dieser Mission ein? Was hat sich an unserer bisherigen Vorstellung von Kometen und ähn-lichen Himmelsobjekten deutlich gewandelt?

Rosetta ist eine historische Mission, vergleichbar mit den „ganz großen“ wie Voyager oder Viking.

Wir haben bereits jetzt sehr viel Neues über Kometen gelernt. Es wird aber noch Jahre dauern, alle Daten wirklich zu verstehen und in Zusammenhang setzen zu können, zu den Fragen nach der Entstehung des Sonnensystems oder was das Leben auf der Erde möglich gemacht hat.

Oben:

Komet 67P/Churyumov-Gerasi-menko am 31. Januar 2015 aus einer Entfernung von 28,0 km Unten:

Zusammenfassung der Eigen-schaften des Kometen 67P/

Churyumov-Gerasimenko, die von den Instrumenten der Raum-sonde Rosetta während der ersten Monate ihrer Begegnung mit dem Kometen ermittelt wurden.

Die Gesamtheit aller Werte wird in einer Beitragsserie präsentiert und diskutiert, die in der Aus-gabe der Wissenschaftszeitschrift Science vom 23. Januar 2015 veröffentlicht wurde.

Bilder: ESA-C.

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Die Mission wird weiter fortgesetzt. Rosetta be -gleitet Tschuri jetzt bis zum Perihel (der kürzesten Entfernung zur Sonne) und darüber hinaus und wird den Kometen und seine Aktivitäten dabei weiter beobachten. Was für Informationen sind dabei noch zu gewinnen?

Der Komet wird immer aktiver. Daten zur Koma, Gas und Staub können dann noch viel besser gewon-nen werden.

Wann endet die Mission und was passiert dann mit Rosetta und Philae?

Falschfarbenbild der ebenen Hapi-Region zwischen Kopf und Rumpf des Kometen 67P/ Churyumov-Gerasimenko. In diesem Bild wurden Unterschiede im Reflexionsvermögen verstärkt wiedergegeben, um die bläuliche Farbe der Hapi-Region besser sichtbar zu machen. Die Untersuchung des Refle-xionsvermögens liefert Hinweise auf die lokale Beschaffenheit des Kometen. In diesem Fall könnte die Blaufärbung auf das Vorhandensein von Was-sereis auf der staubigen Oberfläche oder knapp darunter hindeuten.

Rosetta endet formal Ende 2015, wird aber voraus-sichtlich verlängert, bis der Treibstoff zur Neige geht.

Eine mögliche Option zum Ende der Mission wäre es, Rosetta am Kometen zu „landen“ bzw. „stranden zu lassen“.

Sind weitere Missionen dieser Art geplant?

Angedacht ist z.B. von der NASA, Kometenmate-rial zur Erde zurückzubringen. Das wäre der nächste große Schritt in der Kometenforschung.

Herr Dr. Ulamec, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Bild: ESA-C.

Bei ERWIN, der internen FAULHABER-Veranstaltungsreihe, kommen 2015 zwei wirklich zukunfts-weisende Themen zusammen: Wissensmanagement und Nachhaltigkeit. Auf entsprechend großes Interesse stieß der Leitvortrag mit Prof. Dr. Günther Seliger von der TU Berlin.

ERWIN ist weiblich und vielen Mitarbeitern bei FAULHABER bereits bestens bekannt: die interne Veranstaltungsreihe, in deren Fokus ERfahrung, Wis-sen und INformation stehen. Denn angesichts der rasanten Entwicklung der Wissensgesellschaft wird der Erfolg von FAULHABER immer stärker vom Wis-sensmanagement und -transfer abhängen. Etwa 90 ERWIN-Vorträge interner und externer Referenten zu einem breiten Themenspektrum fanden bereits statt.

Das ERWIN-Leitthema 2015 ist wortwörtlich

„nachhaltig“. Für den Auftakt konnte FAULHABER als Gastreferent Prof. Dr. Günther Seliger gewin-nen, Inhaber des Lehrstuhls für Montagetechnik und Fabrikbetrieb am IWF der TU Berlin. Einleitend erläuterte Geschäftsführer Dr. Thomas Bertolini und Leiter der ERWIN-Vortragsreihe Dr. Nayim Bayat den

WISSEN f ü r

NACHHALTIGES

ZUKUNFT

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N A C H H A L T I G K E I T

Begriff „Nachhaltigkeit“ sowie dessen Bedeutung für FAULHABER, dann gehörte das Pult Prof. Seliger. Er fesselte das Publikum mit seiner lebhaft-kurzweiligen Vortragsweise und vermittelte so spielend eine Fülle spannender Inhalte – von Methoden zur Bewertung der Umweltgerechtigkeit über die Kreislaufführung von Rohstoffen, den Verkauf von Nutzen statt Pro-dukten sowie die Bildung bis hin zur internationalen Perspektive der Nachhaltigkeit. Dabei gestaltete er den Abend mittels zahlreicher anschaulicher Beispiele wahrhaft „nachhaltig“.

Von links nach rechts: Benno Blase, Dr. Nayim Bayat, Jörg Rittker, Dr. Andreas Wagener, Markus Dietz, Hubert Renner, Herbert Wallner und Dr. Thomas Bertolini

N A C H H A L T I G K E I T

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INFOTAINMENT

Mit der Einführung des Produkt-Selektors im vergangenen Jahr war deutlich zu erkennen, dass FAULHABER online neue Wege geht. Dies gilt seit Kurzem auch für die Unternehmenshomepage, wel-che durch ein ansprewel-chendes Design, viel Übersicht und hohe Nutzerfreundlichkeit begeistert.

Im Fokus des Relaunch stand die Prämisse, jeden Besucher einfacher, aktueller und anregender infor-mieren zu können. Schon der erste Blick auf die Start-seite soll zeigen, was FAULHABER zu bieten hat und über eine einfache und intuitive Navigation schnel-len Zugriff auf die gewünschten Inhalte ermöglichen.

Hinzu kommt, dass das neue Webdesign so gestaltet ist, dass sich Inhalte und Navigation an alle gängigen Endgeräte, ob Desktop, Tablet oder Smartphone opti-mal anpassen.

N E U H E I T

Auf der neuen FAULHABER Website ist „WE CREATE MOTION“ durch eine

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