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Kapitel I: Die Landschaft

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Academic year: 2021

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D I E L A N D S C H A F T

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Haps liegt in dein Grenzgebiet zweier geologischer Landschaften: der Flugdecksandlandschaft im Westen und der Niederterrasselandschaft im Osten. Direkt westlich von Haps greifen beide Landschaften in einer breiten, südöstlich-nordwestlich verlaufenden Übergangszone ineinander. Die Flugdecklandschaft bildete sich auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit, des Weichsel-Glazials, als Trockenheit und das Fehlen einer Vegetationsdecke zum Entstehen kräftiger Sand-stürme führten. Ein großer Teil des nordöstlichen Brabants wurde damals mit einer Schicht feiner äolischer Sande (Decksande) bedeckt, ungefähr bis zur Linie St.Anthonis-Wanroij-Mill-Grave (Abb. 2). Östlich von dieser Linie hatte die äolische Sedimentation mit den fluviatilen Einflüssen von Rhein und Maas zu kämpfen. In einer Übergangszone, die zwischen der eben genannten Linie und der Linie Boxmeer-Haps-Heibroek-Gassel liegt, weist das Decksandareal dadurch einen zerbröckelten Charakter auf. Stellenweise konnte hier noch ziemlich viel Deck-sand ansetzen und sich behaupten, an anderen Stellen aber wurde dies vom Flußwasser

ver-Abb. 2. Die Umgebung von Haps. 1 : 100.000. 1. Fluviatiles Gebiet; 2. Decksand.

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Abb. 3. Luftbild der Umgebung von Haps. 1 : 20.000.

hindert. Durch eine südöstlich-nordwestlich verlaufende Niederung von dem geschlossenen Decksandgebiet getrennt, konnte sich noch ein niedriger Decksandrücken bilden, der etwas westlich von Boxmeer über einen Punkt westlich von Haps nach Heibroek, Escharen und Grave verläuft. Der Rücken weist Senkungen und Wölbungen auf, von denen heute nur noch die letzteren durch die Decke der jüngeren fluviatilen Sedimente hindurchragen. Auf diese Weise entstand u.a. direkt westlich von Haps eine große südöstlich-nordwestlich ausgerichtete Decksandinsel inmitten der jüngeren, lehmigen Ablagerungen des Flußgebietes.

Das fluviatile Gebiet (die heutige Niederterrasse) weist größtenteils noch die Topographie und den geologischen Bau eines verwilderten Flußsystems aus der letzten Eiszeit auf. Damals vereinigte sich ein Rheinarm bei Gennep mit der Maas, wonach beide Flüsse sich mit einem sich verflechtenden Flußbettmuster (periglaziales Flußregime, vgl. Doeglas 1951) in nord-westlicher Richtung fortsetzten. Die Flußarme brachen stellenweise in das Flugdecksandgebiet ein und isolierten so die eben beschriebenen Decksandinseln. Die Niederterrasse wurde von den zahlreichen Flußbetten aus mit groben und kieshaltigen Flußsanden erhöht.

Gegen Ende der letzten Eiszeit traten einige leichte Klimaverbesserungen ein, denen wieder etwas kältere Perioden folgten. Verwilderte Flüsse neigen dazu, sich beim Auftreten von

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Kli-D I E L A N Kli-D S C H A F T 3

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Abb. 4. Arme des verwilderten Flußsystems in der Umgebung von Haps. 1 : 20.000. Im Ausschnitt: Abb. 6. 1. Alte Flußarm«; 2. Alte Flußarme, begrenzt von einem Steilhang; 3. Lage der Bohrprofile aus Abb. 5.

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Abb. 5, Bohrprofile aus dem Grabungsgelände. 1. Ausgrabungsstelle; 2. Ackerfurche und Plaggenboden; 3. Von Häuserbau gestörtes Profil; 4. Ungestörter Untergrund.

maverbesserungen mehr oder weniger kräftig einzuschneiden (Doeglas 1951). Demzufolge haben sich Rhein und Maas im Spätglazial an der Stelle ihres heutigen Laufs eingeschnitten, wobei sie sich von der Niederterrasse zurückzogen. Bei diesem Rückzugsprozeß bedeckten sie die Nicdertcrrasge noch mit einer sandigen Lehmschicht. Viele außer Gebrauch geratene Arme

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Abb. 6. Höhenkarte der Umgebung von Haps. 1 : 5.000. 1. 10,00-10,50 m ; 2. 10,50-11,00 m ; 3. 11,00-11,50 m ; 4. 11,50-11,75 in. 5. 11,75-12,00 m ; 6. Ausgrabung.

des verwilderten Systems in dieser Ebene blieben zum Teil offen liegen und übernahmen möglicherweise die lokale Abwässerung.

Während des Holozens füllten sich diese Betten, wie auch die Niederungen in der Über-gangszone zwischen der Niederterrasse und dem Decksandgebiet, mit Sedimenten, die aus vom höheren Brabanter Gebiet herunterkommenden Bächen stammten, wie auch von Sumpfge-wächsen (Moorland). Vielleicht hat kurz vor der Eindeichung auch noch Überschwemmungs-wasser der Maas, die durch Aufschlickung wieder hochgekommen war, eine Rolle gespielt. Ein auffälliges Phänomen ist die große Menge sehr harten Raseneisenerzes, worauf man in den alten Flussarmen regelmäßig stieß. Raseneisenerz wurde niemals in höher liegenden Ge-landen festgestellt.

Beschränken wir uns auf die unmittelbare Umgebung von Haps, so sehen wir, daß diese Ortschaft in der Hauptsache auf einem Teil der mit sandigem Maaslehm abgedeckten

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terrasse von Rhein und Maas liegt. Um die Ortschaft herum schlängeln sich einige alte, nun-mehr fast völlig aufgefüllte Flußarme des weichselglazialen verwilderten Flußsystems (Abb. 3 und 4 ) . Direkt westlich von Haps befindet sich eine relativ ausgedehnte Decksandinsel. Auch südlich des Ortes ist noch ein ausgedehnter Decksandstreifen vorhanden. Beide Deck-sandgcbietc werden durch ein altes Flußbett voneinander getrennt, das bei Aalsvoorten den ursprünglichen, vielleicht zusammenhängenden Decksandrücken durchbrochen hat.

Die Höhenunterschiede in dem Gebiet sind gering. Die Decksandinseln erheben sich nur wenig mehr als einen Meter über den alten (heute aufgefüllten) Flußarmen und naturgemäß noch weniger über der mit sandigem Lehm bedeckten eigentlichen Niederterrasse. Stellenweise liegt der Decksand sogar auf dem gleichen Niveau wie die Niederterrasse und manchmal merkwürdigerweise sogar noch etwas niedriger. Diese geringen Höhenunterschiede bedeuteten, daß die Maas im Falle einer Überschwemmung freien Zutritt zu großen Teilen dieser Land-schaft hatte. Auch die Findeichung der Maas machte diesen Wasserproblemen noch kein Ende. Bis 1942 strömte nämlich fast jeden Frühling das Flußwasser nördlich von Cuyk durch den 'Beerse Overlaat' im westlichen Flußdeich in den nördlichen Teil der Niederterrasse hinein, Richtung 's-Hertogenbosch. Regelmäßig wurden vom Norden her auch die alten Flußrinnen in südlicher Richtung überschwemmt. Mehrere Male wurde auf diese Weise auch das Gebiet um Haps inundiert. Interessant ist es aber, daß sogar bei den extremen Wasserhöhen zwischen

1920 und 1926 die genannten Decksandinseln trocken blieben.

Das erforschte Gelände in Haps liegt etwas westlich vom heutigen Dorfzentrum, in einem relativ hohen Sandgebiet, das die Namen 'Kamps Veld' oder 'De Kamp' trägt (Abb. 6). Dieses Gelände gehört der Übersichtskarte von Schelling zufolge zu den östlichen Ausläufern der oben beschriebenen großen Decksandinsel.

Das Bodenprofil auf dem 'Kamps Veld' besteht aus einem 30 bis 90 cm dicken Eschboden, der auf einer im Durchschnitt 20 cm dicken Siedlungsschicht ruht. Darunter folgt der unge-störte Untergrund.

Dieser Untergrund besteht aus Decksand 2. Die Farbe ist überwiegend gelb bis braungelb mit, stellenweise, rostbraunen Flecken 3. An der Oberseite dieses Pakets kommen Reste einer B-Schicht vor, was darauf deutet, daß Podsolierung stattgefunden hat. Die Dauer der Periode, während welcher sich dieser Boden gebildet hat, ist unbekannt. Sie umfaßt mindestens die Zeit, in der die Bronzezeit-Grabhügel und das Eisenzeit-Urnenfeld entstanden sind. Pfosten-gruben der Hügel H-l und H-3 sind nämlich podsoliert, während die Ränder einer Reihe von Kreisgräben das gleiche Bodenprofil aufweisen. Nebenbei sei darauf hingewiesen, daß diese Er-scheinung bei allen Pfostengruben in der Eisenzeit-Siedlung fehlt. Die gestörte B-Schicht bildet stellenweise die Unterseite einer Schicht lehmigen Sandes, die'schmutzig'gelbgrau bis dunkelgrau gefärbt ist 4. Die durchschnittliche Dicke beträgt 20 cm. Wo keine Reste der B-Schicht vor-handen sind, ist der Übergang von dieser 'schmutzig'-grauen Farbe zu dem unterliegenden Gelb in der Regel ein allmählicher. Vereinzelt wurde die Trennung von einer Zick-zack-Linie gebildet, wobei an Spatenstiche gedacht wird. Diese Hinweise auf menschliche Aktivitäten bilden eine Ergänzung zu dem Faktum der 'schmutzigen' Farbe: die Schicht ist unter dem Einfluß menschlicher Besiedlung und/oder Bebauung entstanden. Für die archäologischen Un-tersuchungen bildete sie einen sehr wichtigen Teil des Boden profus, weil in ihr große Mengen Keramikscherben gefunden wurden.

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trennte eine etwas gelber gefärbte Zone die Siedlungsschlicht von den unterliegenden Boden-spuren. Dies war u.a. der Fall bei einem Querschnitt, der durch den großen Kreisgraben um den Bronzezeit-Hügel H-4 herum vorgenommen wurde. Bei den jüngsten Bodenspuren, näm-lich denjenigen der Eisenzeit-Siedlung, wurde diese gelbe Zone niemals beobachtet.

Altersunterschied ist also einer der Gründe, weswegen sich eine Reihe von Bodenspuren erst unterhalb der 'schmutzigen' Schicht abzeichneten. Ein zweiter Grund, der besonders für die Siedlungsspuren gilt, ist die Farbübereinstimmung zwischen der Wohnschicht und den Boden-verfärbungen. Daß eine Reihe von Pfostengruben aus Hausgrundrissen, obwohl unsichtbar, dennoch in der Wohnschicht vorhanden sind, beweisen Scherbenkonzentrationen, die in dieser Schicht gefunden wurden. Bei Vertiefung der Grabungsfläche bis in den gelben Untergrund hinein kamen unter den Konzentrationen Pfostengruben zum Vorschein, welche auch auf diesem tieferen Niveau häufig Scherben enthielten.

Als Datierung dieser Wohnschicht ist auf Grund der hier erwähnten Angaben die Eisenzeit, und zwar besonders die Periode in der Besiedlung stattfand, am wahrscheinlichsten.

Nach oben wird diese 'schmutzige' Wohnschicht von einem Paket dunkler Erde abgeschlossen. Diese Schicht ist im östlichen Teil des Grabungsgeländes am dicksten; sie beträgt hier etwa 90 cm. Je nachdem der Rücken des 'Kamps Veld' in westlicher Richtung niedriger wird, nimmt auch die Dicke der dunklen Schicht ab und erreicht einen Wert von rund 30 cm (Abb. 5 ) . Neben dem Rücken kommt also ein normales Bodenprofil vor, in dem die Dicke der humosen Schicht der Tiefe der Pflugfurche gleich ist. Auf dem Rücken ist die Dicke der dunklen Oberschicht so groß, daß sie nur durch künstliche Erhöhung mit Plaggenstreu ent-standen sein kann. Die niederländische Bezeichnung für ein solches Profil lautete früher 'oud bouwland'; heute spricht man von 'enkeerdgrond'. Wie die von Dr. Teunissen durchgeführten Granularanalysen erwiesen haben, stimmen die Sande dieses Eschbodens nahezu völlig mit denen des Decksanduntergrundes überein. Dr. Teunissen bemerkt dazu, daß angenommen werden muß, daß die mittelalterlichen Landwirte ihre Plaggen für die Herstellung von Plaggenstreu in der Hauptsache von demselben Decksandgebiet bezogen haben.

Die Grenze zwischen dem fast immer dunkelbraun 5 gefärbten Eschboden und der grauen Siedlungsschicht darunter ist ziemlich scharf. Auf der Trennungsfläche kommen stellenweise Pflugspuren vor. Diese Trennungsfläche bildet also die Pflugsohle der Bodenbearbeitung, welche dem Aufschütten voranging. Wichtig ist, daß also am Anfang auch ein Teil der grauen Schicht mitgepflügt sein mag. Dabei ist ein Teil der Siedlungsschicht gestört worden. Tatsächlich kommen unten im Eschboden noch Keramikscherben aus der Eisenzeit vor. Die Anlage dieses alten Ackerlandes datiert wahrscheinlich aus dem 12.Jahrhundert, wie es Scherben aus einigen Gräben im unteren Teil des Eschbodens nahelegen.

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