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Stände und Pepräsentation von Bürgern und Bauern in Europa

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STANDE UND REPRÄSENTATION VON BURGERN UND BAUERN IN EUROPA

Versuchen wir das Auftauchen einer bestimmten Institution, ihie Variationen innerhalb von Zeit und Raum und ihr mögliches Verschwinden zu veistehen, reicht das Nebenemandei-stellen beschreibendei Falle nicht aus Eine Typologie bildet dazu ein Instrument, aber noch keine Erklärung Im Fall der Rcpiasentativen Institutionen unternahm Otto Hintze 1930 einen beiuhmten Versuch, eine allgemeine ein opaische Typologie zu entwickeln Ei be-trachtete die Süuktur der Standeversammlung innerhalb von zwei oder drei Kammern bzw Kurien, die er entspicchend mit der Schwache oder Starke feudaler Traditionen verknüpfte Manche Autoren haben dieser relativ einfachen Verknüpfung widerspiochen, so 1975 zuerst Karol Gorski, Stamslas Russocki und Helmut Koenigsbergei, aber auch ich selbst 1978 und Kersten Kruger 1983 Im 1993 geschriebenen Kapitel zur Standereprasentation in dei »New Cambndge Medieval History« entwickelte ich keine allgemeingültige Theorie, sondern beschrankte mich aul wenige allgemeine Mustei und Faktoren ' Die Gegenaigumente wa-icn vornehmlich empirische Falsifizierungen, jedoch konnte man sich nach Hintze bis heute auf kein alternatives Erklarungsmodell einigen Tiotzdem biaucht die Forschung allgemeine Erklarungsmodclle, auch wenn es nui darum geht, einzelne Falle begreifen zu können Es ist zu hoffen, dass uns die m diesem Band gesammelten Beitiage einen Schritt weiterbnn-gen werden

Beginnen wir mit einer einfachen methodischen Beobachtung Das Explanandum ist eine bestimmte politische Struktur Ihi Entstehen, die Grunde für zeitlich-räumliche Vanationen m ihien Formen und Funktionen und ihren Verlust an Emfluss in manchen, aber nicht in allen Fallen haben wir zu erklaien Hmtzes Theone verbindet den isoheiten Aspekt einer ·*· Ubeisct/ung aus dem Englischen von Nathahe Trümmer (Bein) und Imke Hai bei s (Leiden) 1 Otto Hintze Typologie dei ständischen Verfassungen des Abendlandes, m HZ 141 (1930) 229-248

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W im Blockmans

Repräsentationsform mit einer anderen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Struktur -dem Feudalismus. Die ungleich vielfältigeren Formen von Repräsentation wurden von allen Autoren nach Hintze hervorgehoben. Sein Erklärungsmuster stellt eine allzu starke Reduk-tion der faktischen Erscheinungsformen dar. Weiter wurde die geringe Reichweite von Strukturen als solchen hervorgehoben und die Notwendigkeit betont, auf ihr reales Funk-tionieren zu achten, sowohl auf der Ebene der Institution - Häufigkeit, Zusammensetzung und Gegenstand der Versammlungen - als auch auf der Ebene der Teilnehmenden. Mehr noch, die Prosopographie der Repräsentanten, wie sie erstmals von Carole Rawcliffe für das House of Commons und von Neithard Bulst für die etats generaux herausgearbeitet wurde,2 machte klar, dass das Funktionieren von Institutionen weit komplexer ist, als formale, selbst quantifizierte Beobachtungen zu enthüllen vermögen.

Das führt uns zu den Faktoren, die uns helfen, die repräsentativen Institutionen adäquat und präzis beschreiben zu können. Diese Faktoren benennen wir mit Begriffen, welche wir entweder den Quellen oder einem wissenschaftlichen Modell entnehmen. Begriffe sind offensichtlich grundlegende Instrumente, um verallgemeinern zu können. Das wird umso besser gelingen, je konkreter wir uns über die Quellen hinaus auf die strategischen Variab-len einigen können. Aber wie können wir dann die unterschiedlichen Kombinationen des Phänomens erklären? Bisher wurden dazu zwei Argumente angeführt: ich selbst habe 1978 die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen betont, besonders auf der Ebene der Verstäd-terung und Kommerzialisierung, während Koenigsbcrger und Krüger die politischen Ereig-nisse hervorhoben, die die Institutionen umstrukturieren könnten. Meine gegenwärtige Ein-schätzung ist, dass beide Argumente relevant sind und zusammen operalionalisiert werden müssen. Die politische Struktur, die erklärt werden soll, ist somit sowohl mit dem sozialen und ökonomischen Kontext zu verbinden, als auch im Zusammenhang mit den politischen Entwicklungen zu sehen. Außerdem sind Strukturen und Ereignisse nicht als etwas Gegen-sätzliches zu interpretieren, sondern gerade als komplementär. Soziale Pro/esse und Hand-lungen funktionieren nach Ansicht des britischen Soziologen Anlhony Giddens strukturie-rend. Soziale Systeme weisen seiner Meinung nach einen Bedarf an Reproduktion von organisierten, normalen Praktiken auf. Diese vereinfachen die soziale Interaktion genauso wie sie sie steuern und in einen bestimmten Rahmen lenken. Darüber hinaus führt soziale Interaktion in einer Vielfall von Kontexten zu einer ständigen Anpassung des Systems durch Impulse der historischen Ereignisse, die sich aus menschlichem Handeln ergeben.1 In diesem Zusammenhang könnte es eine Bereicherung für die historische Forschung sein, wenn veraltete methodische Gegensätze überwunden werden könnten.

Carole Rawcliffe, The placc of thc Commons in mcdieval English parliamcnls, in: Las Cortcs de Caslilla y Leon 1188-1988, H, Valladolid 1990, 15-35; Neithard Bulst, Die französischen Gene-ralstände von 1468 und 1484. Prosopographische Untersuchungen zu den Delegierten, Sigmaringcn

1992.

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1. Die Elemente 1.1. Das politische System

Es ist wichtig zu betonen, dass politische Einheiten der Gegenwart selten mit denjenigen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit übereinstimmen, selbst wenn sie noch denselben Namen tragen. Daher muss der erste Schritt immer die Abgrenzung des Territoriums sein, innerhalb dessen ein bestimmtes repräsentatives System funktionierte. In der mittelalterli-chen Tradition überlappten sich verschiedene Systeme, eindeutige politische Grenzen setz-ten sich manchmal erst seit dem 16. Jahrhundert durch. Beispielsweise gehörsetz-ten an der Nordseeküste (Flandern, Zeeland, Holland) Städte und Dörfer verschiedenen Grafschaften an, doch trafen sich diese untereinander immer, wenn von der Küste her die Sicherheit gefährdet schien. Unter solchen Umständen stellten sie ihre Fähigkeit zu schnellem Zusam-menarbeiten unter Beweis, selbst dann, wenn sie dazu von ihren Regierungen nicht ver-pflichtet worden waren und von diesen nicht unterstützt wurden. Solche gelegentlichen Zusammentreffen konnten über Jahre hinweg stattfinden. Sie konnten wieder eingestellt und wieder reaktiviert werden, wenn Bedarf bestand. In der Zwischenzeit nahmen die gleichen Orte an anderen Versammlungen teil.

Ein anderes interessantes Beispiel übergreifender Machtstrukturen war Preußen unter der Herrschaft des Deutschen Ordens. Der Hochmeister war ein Fürst des Deutschen Reiches, der Deutsche Orden ein Mitglied der deutschen Hanse. Im Weichselgebiet musste der Hochmeister intensiv mit den Abgeordneten der Städte verhandeln, die ihrerseits ein preu-ßisches Viertel der Hanse bildeten. Auf der anderen Seite versuchte er Versammlungen mit Beteiligung von Klerus und Adel auf ein Minimum zu reduzieren, doch wurden auch diese im 15. Jahrhundert unentbehrlich. Als der polnische König, nach seinem Sieg über den Deutschen Orden, sich 1466 Preußen aneignete, musste er die stark ausgebildete Reprä-senlationstradition, die die großen Städte an der Weichsel während beinahe zwei Jahrhun-derten aufgebaut hatten, unangetastet lassen. Dieses Beispiel illustriert einmal mehr die große Kluft zwischen Hintzes Ansicht eines Zweikammersystems in Polen und der histo-rischen Realität.4

Generell zeigt sieh, dass die Ständerepräsentation im Spätmittelalter noch nicht voll-ständig mit den Grenzen der Staaten zusammenfiel. Dies wirft ein zentrales Problem auf, das von der traditionellen, speziell der deutsehen Historiographie nicht aufgenommen wor-den ist, die wor-den dualen Charakter der Ständerepräsentation betont. Daraus folgt, dass nur eine Interaktion zwischen dem Fürst und seinen Untertanen zur Repräsentation führt. Meine Beispiele zeigen jedoch, dass das selbstständige Handeln von Gemeinden, sowohl Städten als auch Dörfern, oft repräsentative Beziehungen zu einem Fürsten, seinen Vertretern oder zu externen Autoritäten initiiert hat. Ja, Repräsentation des dritten Standes musste

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Wim Blockmans

haupt nicht an eine höhere Autorität gebunden sein, sie konnte ebenso gut eine Form selbstständiger Organisation oder Koordination sein.

1.2. Soziale und ökonomische Charakteristiken

Nachdem die verschiedenen Typen der Repräsentation festgestellt wurden, kommt es darauf an, diese im Zusammenhang mit der Größe der Territorien, der Bevölkerungszahl und -dichte zu sehen. Wie könnte man zum Beispiel die Wirkung des Parlaments von Sizilien im 16. Jahrhundert verstehen, ohne mit einzubeziehen, dass nach der Volkszählung von 1583 68% der Bevölkerung in Städten mit mehr als 5000 Einwohnern lebte? Diese Unter-suchung gibt uns ebenfalls Aufschluss darüber, wie sich die sozialen Verhältnisse, die ökonomischen Ressourcen und die Handelsbeziehungen auswirkten. Besonders in den hoch kommerzialisierten Gebieten war der Fernhandel eher durch das Interesse der bottom up Händlerorganisationen und deren diplomatischen Beziehungen geschützt, während bis zum Ende des 15. Jahrhunderts weder Fürsten noch Ratsmitglieder Interesse am Fernhandel zeigten.5 Die Größe der Kapitalakkumulation und Kapitalkonzentration sind m. E., in der Tradition von Charles Tilly, die prägnantesten Indikatoren, um die gesellschaftliche Situa-tion adäquat beschreiben zu können/1 Die beiden Indikatoren können in den meisten Fällen nur über die fiskalen Quellen oder die Verwaltungskoslen eines Territoriums ermittelt wer-den. Obwohl zweifelsohne nicht für jede Stadt und jedes Gebiet die gewünschten demo-graphischen, sozialen und ökonomischen Quellen verfügbar sind, lohnt die Mühe, so viele strukturelle Hintergrundinformationen wie möglich zusammenzutragen, bevor man sich mit dem Funktionieren der repräsentativen Institutionen auseinandersetzt.

So kann etwa errechnet werden, dass im 15. Jahrhundert die Steuereinnahmen in Städten wie Basel, Bern, Frankfurt, Schwäbisch Hall, Luzern, München und Wien zwischen 0,2 und

l Tonne reinem Silber pro Jahr schwankten, während sie in Fürstentümern wie Branden-burg, Sachsen, Böhmen und dem Erzstift Köln kaum l Tonne überschritten. Württemberg nahm rund 2 Tonnen ein, Bayern, die Pfalz und Tirol ungefähr 3 Tonnen Silber. Nürnbergs Einkünfte nahmen von 1,5 Tonnen auf 2,7 Tonnen zu. 1438 betrug Österreichs totales Silbereinkommen 4,5 Tonnen, während das gesamte Heilige Römische Reich um 1500 knapp 5 Tonnen Silber zur Verfügung hatte. Venedigs Einkünfte betrugen bis 1470 zwi-schen 6 und 12 Tonnen und wuchsen kurz darauf rapide auf 37 Tonnen an und damit auf das Niveau der größten Monarchien seiner Zeit. Die burgundischen Niederlande hatten ein Silbereinkommen zwischen 8 und 15 Tonnen.7

Mit diesen Daten erwirbt man sogleich einen präzisen und vergleichbaren Einblick in die Konzentration von Kapital auf dem Niveau einer politischen Einheit, einer autonomen Reichsstadt, einem Fürstentum oder einer zusammengefügten Monarchie (composite mo-narchy). Dadurch wird es möglich, die häufig in Verhandlungen mit repräsentativen

Or-5 Wim Blockmanit, Voracious statcs and obsü'ucting citics: An aspccl of state Formation in prcindu-strial Europc, in: Ch. Tilly, Wim Blockmans, Citics and the Risc of Statcs in Europe, A. D. 1000 to 1800, Bouldcr 1994, 218-250.

6 Charles Tilly, Coercion, Capilal and Europcan Statcs A. D. 990-1990, Oxford 1990, 16-20. 1 Martin Körner, Expenditure, in: R. Bonncy (Hg.), Economic Systems and State Financc, Oxford

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ganen erworbenen Machtmittel von politischen Systemen zu präzisieren. Aus diesen Mit-teln konnten Beamte, Künstler oder Soldaten bezahlt bzw. Kanonen, Festungen oder Schlösser gebaut werden. Schließlich mussten politische Systeme, die sich im Wettbewerb miteinander befanden, immer probieren, einen möglichst großen Anteil am Vorrat der Edel-metalle auf dem Weltmarkt zu erwerben. Wofür diese Mittel auch ausgegeben wurden, das Verhältnis zwischen lokalen und territorialen Verwaltungen sowie zwischen Staaten kann in keiner anderen Weise so eindeutig ausgedrückt werden. Dieses universelle Tauschmittel bildete auch den wichtigsten Gegensatz zwischen den in den Verhandlungen vertretenen Organen.

1.3. Staatsapparat

Soziale und ökonomische Strukturen boten bestimmte Möglichkeiten der Machtentfaltung, während sich dabei gleichzeitig andere ausschlössen. Immer waren verschiedene Verbin-dungen möglich, abhängig von der strukturierenden Wirkung der sozialen Interaktion.

Gerade in einer Periode, in der sich die monarchischen Mächte langfristig kräftigen konnten, muss man sich klar darüber sein, dass insbesondere die Verwaltungen und die juristischen Behörden erheblich zur Kontinuität und Durchdringung der monarchischen Mächte beigetragen haben. Viele Beschwerden von Seiten der Ständeversammlungen be-richten von der Willkür der Staatsbeamten gegenüber ihren traditionellen Rechten und Gewohnheiten oder von Neuerungen, die diese neu einführten. Je stärker der Staat, je mehr Druck seinen Untertanen zugemutet wird, desto größer ist das Risiko, dass Widerstand entsteht.

1.4. Externer Druck oder Auswege

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Wim Blockmam

Umgekehrt verdankten manche Gemeinschaften ihren Außenbeziehungen die Möglich-keit neuer Handelsbeziehungen oder Besiedlungen außerhalb des eigenen Territoriums, wie beispielsweise die Deutschen um die Ostsee. Die Repräsentation nahm die Form gegen-seitiger Konsultationen an. Verstaatlicht wurde diese Repräsentationen erst dann, als die Fürsten mächtig genug wurden, die ziemlich unabhängigen Hansestädte im 15. Jahrhundert zu unterwerfen. Weil die Geschichte der repräsentativen Organe in Deutschland in der Regel im Rahmen der Verfassungsgeschichte gesehen wird, hat man nur unzureichend Einsicht in die Formen der Vertretung, die nicht an das Reichsterritorium und die Macht des deutschen Königs gebunden waren, erhalten.

1.5. Der Raum

Bernard Guenee zeichnete bereits ein differenziertes Bild der territorialen Ausdehnung von Monarchien, was zu verschiedenen Formen der Ständeverlrctung führte. Frankreich, das viel größer als England war, fand es schwieriger, regelmäßige Ständeversammlungen für das ganze Königreich einzuberufen.8 Dasselbe gilt für das Deutsche Reich, wo die langen Reisedistanzen die Entwicklung eines zentralisierten Machtgefüges verhinderten, so lange bis in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die sozialen Unruhen und die religiösen Probleme eine intensivere Zusammenarbeit unumgänglich machten. Diese fand dann primär im Rahmen von Fürstentümern oder Bündnissen wie dem Schwäbischen und dem Schmal-kaldischen Bund statt.

l .6. Ereignisse verändern Strukturen

Auch wenn all die vorangegangenen Punkte auf strukturelle Faktoren hinweisen und wenn äußere und innere Pression nur ab und zu auftraten, haben wir die Einflüsse der politischen Ereignisse als konstituierenden Faktor in unser Erklärungsmodcll aufzunehmen. Dynasti-sche Instabilität ist offensichtlich die größte Herausforderung, die den Stände Versammlun-gen begegnen konnte, und gleichzeitig die größte Chance, ihre eiVersammlun-genen Privilegien und Einflussmöglichkeitcn auszudehnen. Alle Arten dynastischer Entwicklung in Bezug auf Heiraten, Geburten und Tod haben sich auf die Stabilität des Machtgefüges und auf die Politik ausgewirkt. Die Ständeversammlungcn versuchten folglich, in solchen Fragen Ein-fluss zu gewinnen, doch meist vergeblich. Sowohl drohende Kriege als auch drohende Revolten hatten ebenfalls einen großen Einfluss auf die Aktivitäten der Versammlungen. Die Rolle der Ständeversammlungen, die an großen Revolten beteiligt oder nicht beteiligt waren, entweder eine strukturierende Rolle spielen oder gerade ausgeschaltet werden konn-ten, verdienen eine größere Beachtung. Da es traditionell bereits die Möglichkeit der Kon-sultation gab, konnten die Revolten leichter organisiert und die Ziele leichter bestimmt werden. In der comuneros Revolte in Kastilicn und Valencia zwischen 1516 und 1524 haben die Beschwerdenlisten der kastilischen Cortes 1518 und 1520 das Programm der Aufstände vorbereitet. Allmählich trat eine Radikalisierung der Bewegung ein, indem die Juntas die Führung von der Cortex übernahmen. Die Repression nach den Revolten schwächte die Position der Cortes auf längere Sicht.

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2. Gibt es eine angemessenere Theorie?

Konfrontiert man die Theorie Hintzes mit unserem heutigen empirischen Wissensstand wird deutlich, dass viele Fakten keine Beachtung fanden oder so verdreht wurden, bis sie in eine bipolare Typologie eingefügt werden konnten. Nach meiner Ansicht beschränkt sich Hintzes Konzept zu sehr auf die formale Struktur, während die heutige Forschung eher die alltägliche Praxis und das individuelle Verhalten der Beteiligten berücksichtigt. Hintze ten-diert dazu, die Institutionen zu isoliert zu betrachten, er vernachlässigt dabei den offensicht-lichen Faktor, dass Institutionen in einer Gesellschaft operieren mussten, die viel weitge-hender differenziert war als die Feudalgesellschaft. Seine Idealtypen von Repräsentation orientieren sich stark an politischen Theorien der Zeit, wie beispielsweise die Bearbeitung von Aristoteles' »Politica« durch Nicolas Oresme, dessen Werke in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts am französischen Hof populär waren. Diese Sichtweise bezieht jedoch die in der Realität bestehende Vielfalt zu wenig mit ein.

Die Folge dieser Sichtweise ist die zu starke Gewichtung der Rolle der Ständeversamm-lungcn als einzige Form der Repräsentation. Auch wird dadurch der dualistische Charakter der Repräsentation betont, die sie fürstlicher Initiative verdankt und folglich innerhalb territorialer Grenzen und fürstlicher Interessen operiert. Diese Interpretation bezieht sich auf die bedeutende Lehrmeinung, dass sich Institutionen hauptsächlich auf einem einzigen Weg entwickelt haben und alle Variationen im Laufe der Zeit konvergierten. Der »könig-liche Weg« ist folglich der Weg der Modernisierung schlechthin, was für die politischen Institutionen die Bildung der Nationalstaaten, Zentralisation der Macht und Bürokratisie-rung einschließt.

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Wim Blockmans

Nicht alle Historiker werden sofort den Wert eines derartigen modelmaßigen Ansatzes einsehen Ein Beispiel soll jedoch /eigen, dass die Zeitgenossen sich sehr wohl der oben beschriebenen Kategorien bewusst waren In den zwanziger Jahren des 16 Jahihunderts hat sich der Reichstag wiederholt gegen die sogenannten Monopolisten, womit die großen Kapitalisten wie z B die Fugger gemeint waren, ausgesprochen Einigen Städten mit einei Zunftverfassung gelang es, alleihand Verbotsbcstimmungen bewilligen /u lassen und ge nchthche Verfolgung einzuleiten Für sie war klar, dass die du ekle Zusammenarbeit zwi-schen Kaiser Karl V und den großen kapitalistizwi-schen Firmen ihren Belangen schadete und die Macht des Kaisers verstärkte Die nie zuvor gesehene Kapitalakkumulation verschaffte dem Kaiser Möglichkeiten zur Kreditaufnahme und auf diesem Weg auch zur Knegsfuh-rung m einem Maße, dem die Städte und Reichsfursten nicht gewachsen waren 9

Die Interaktion zwischen den Machten wird sich in einem durch die jeweilige Akku-mulation und Konzentration von beweglichen Gutern definierten Rahmen abspielen Je mehr Kapital angehäuft ist, desto besser ist die Wettbewerbsposition einer bestimmten politischen Einheit, je konzentrierter das Kapital, desto weniger Konkurienten bewegen sich innerhalb des gleichen politischen Systems Charakter und Gewicht der politischen Akteure können, wie in komparativen Untersuchungen, auf standardisieren! Wege erforscht werden Mehr noch, diese Indikatoren bewahren uns davor, die politische Inteiaktion aus einer Perspektive von oben zu untersuchen, wie es im Falle der dualistischen Interpretation implizit der Fall ist

Der immer weitergehende Prozess des Wettbewerbs der politischen Machte hatte ihie Ausdehnung zur Folge Trotzdem gab es keine einzige isolierbare Kraft, die die Expansion voranbrachte Tatsachlich sind veischiedene Integrationskrafte klar zu erkennen Die Aus-dehnung dei Monarchien durch ihre Beamten auf breitere Schichten der Gesellschaft wuide bisher sicher zu oft als einziges Integrationsmodell für das Wachstum politischer Systeme angewendet Landgemeinden etwa kreierten ihre eigenen Verbindungen und Systeme supra-lokaler öffentlicher Gewalt, abhangig von ihren individuellen Bedurfnissen Hirten bei-spielsweise pflegten Beziehungen mit ihren Absatzmarkten und es wurden - wie im be-rühmten Fall der kasühschen meseta - Organisationen aufgebaut, die den langen Weg der wandernden Heiden betreuten Ackerbauern, abhangig von Bewasseiungs- und Entwässe-rungssystemen, entwickelten ihre eigenen, ähnlichen Oigamsaüonen In diesen wurden öf-fentliche Funktionen wie Gesetzgebung, Rechtspflege und proportionale Steucreihebung auf einer strikt repräsentativen Basis ausgeübt Es ist erwahnensweit, dass solche boltom «^-Organisationen aus dringenden praktischen Bedurfnissen heraus entstanden und auf der solidarischen Zusammenarbeit der Gemeinden iußten Eine gerechte Verteilung der Pflich-ten und Rechte war eine unabdingbare Bedingung für die Erhallung dieser Koopeiationen Weitreichende Formen der direkten Demokratie - besonders m Pioportion zum Kapital (Land und Vieh) - entstanden unter diesen Konditionen in den Alpen und m der kaslih-schen Viehwirtschaft, in den bewasseiten Feldein von Valencia und Muicia und in den holländischen Poldern

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Es scheint mir klar, dass die Städte die größten und am weitesten entwickelten Reprä-sentationssysteme aufbauten. Je größer die Einwohnerzahlen waren, desto umfangreicher mussten die Handelskontakte sein, um die benötigte Menge an Nahrung, Rohmaterial und Export-Kapazitäten zur Verfügung stellen zu können. Die Kontrolle über das Hinterland variierte mit dem Konzentrationsgrad des Kapitals. Venedig konnte einige Inseln im östli-chen Mittelmeer kolonialisieren, verfügte über einflussreiche Kaufleute in ausländisöstli-chen Städten und kontrollierte das unmittelbare Hinterland, die Po-Ebene. Als eine herausragen-de Hanherausragen-delsmetropole (Venedig umfasste über 100000 Einwohner) musste sie sich haupt-sächlich gegen seinen größten Rivalen Genua und später gegen das Osmanische Reich behaupten. Kleinere Handelsstädte wie Brügge oder Augsburg konnten weitreichenden Ein-üuss in ihrer direkten Umgebung erlangen, standen aber immerzu unter dem Druck, mit ihren Konkurrenten (andere Städte und Landcsfürsten) einen modus vivendi zu schaffen. Eine solche Rivalität war beispielsweise in Norddeutschland unter den Hansestädten ty-pisch. Ihre gegenseitigen Protektionen sind aus regionalen Bündnissen heraus entstanden, wie sie in ganz Europa existierten; diese konnten bis auf 200 Städte anwachsen, da inner-halb der Regionen relativ schwache Monarchien herrschten.

Die ständegeschichtliche Forschung hat bisher diese bottom up Organisationen nicht als zu ihrem Forschungsfeld zugehörig betrachtet, da sie nicht mit dem dualcn Modell der monarchischen Herrschaftsform in Einklang zu bringen waren. Doch ist gerade diese Ver-nachlässigung schwer zu verstehen, wenn man die zahlreichen Variationen der Reprä-sentativsysteme in Europa betrachtet: Durch das Faktum, dass sie in einer frühen Phase die Funktion der Kapitalkonzcntration inne hatten und ihnen damit eine nicht unerhebliche Macht zuteil wurde, verhinderten sie Einmischungen von außen. Selbst als vom 15. Jahr-hundert an Monarchien sich zu einer vermehrt effektiven militärischen und administrativen Kraft entwickeilen und sich auf früher unabhängige Stadtstaaten auszudehnen vermochten, blieben die vormals existierenden Repräsentalionssysteme als einflussreiche politische Fak-toren bestehen. Ursprünglich agierten diese städtischen Bündnisse, Deputationen oder Fö-derationen auf einer gleichberechtigten Stufe mit den Monarchen und deren Räte, sie schlössen Verträge mit anderen Mächten ab, befassten sich mit internationalen rechtlichen Fragen, sicherten ihre persönlichen Interessen durch militärische Maßnahmen oder erhoben Steuern. Da die traditionellen Monarchien aus mangelndem Interesse und mangelndem Wissen diese Dienste nicht zur Verfügung stellen konnten, schufen die föderativen Orga-nisationen von kommunalen Verbänden ihre eigenen öffentlichen Institutionen, denen der duale Charakter, der vielen Parlamenten eigen war, gänzlich abging. Die Organisationsfor-mcn und Normen, die der Alltag hervorbrachte, zeigen, dass die Stadtbewohner und Dorf-bewohner nicht überall von feudalen Fürsten und monarchischen Beamten beherrscht wur-den. Das innerhalb dieses Spielraums entwickelte System wurde von Peter Blickle als Kommunalismus betitelt. Dieser ist als ein konstituierender Teil der sozialen Integralion in Europa zu sehen.

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Wim Blockmans

Es scheint angemessener, die verschiedenen Formen der Repräsentation von unten nach oben zu betrachten, sind es doch die lokalen und regionalen Strukturen, die repräsentiert wurden. Je stärker ihre ursprüngliche Macht war - das heißt, bevor sie in den territorialen Verband inkorporiert wurden, desto mehr politisches Gewicht konnten sie in den großen politischen Verbänden behaupten. Repräsentation kann aus der Initiative von Basiseinheiten entstehen, die sich zu ausgedehnteren Kooperationen zusammenschließen, wie in den Fäl-len der Wasserversorgung in den Städten oder des Viehauftriebs auf die Allmende. In den Fällen, wo die Repräsentation innerhalb eines bestehenden Staates entstanden ist, mag dies die Notwendigkeit der Herrschaft reflektieren, an das angehäufte Kapital innerhalb des eigenen Territoriums heranzukommen. Diesen Schritt zu versäumen hätte vermutlich zu Formen aktiven Widerstands geführt.

Innerhalb der Dörfer und Städte konstituierten sich die Gemeindeversammlungen als erstes Niveau der Repräsentation. Erwachsene Männer, die ein bestimmtes Einkommen besaßen, repräsentierten die gesamte Gemeinde, besonders wenn es sich um finanzielle Entscheidungen handelte. Ihre Versammlung garantierte die Einhaltung der Gewohnheits-rechte und verteidigte, wenn nötig, die Mitglieder gegen übergeordnete Autoritäten. In den komplexeren sozialen und ökonomischen Strukturen der Städte entwickelten die Räte ein weit feinmaschigeres Geflecht aus Beziehungen, Organisationen und Handlungen, um die Interessen der Bevölkerung zu wahren. Die großen Städte dehnten ihren Einfluss weit in das Hinterland und über die Handelsrouten aus. Diese Vorgehensweisen ermöglichten Kon-taktaufnahmen auf einer nicht-hierarchischen Ebene mit artgleichen oder fremden Obrig-keiten. Die verschiedenen Hansen, Meeres-Konsulate, Slädtebünde und Ligen sind aus dieser Perspektive zu sehen. Grundsätzlich peilten sie alle das gleiche Ziel an: Den Schutz des Handels und die Schaffung von Handelsverträgen, was die volle Entfaltung der öko-nomischen Interessen der Städte zur Folge hatte.

Seit die städtischen Netzwerke auf regionaler oder sogar kontinentaler Ebene agierten, waren sie eher in der Lage, den Forderungen der Monarchen Widerstand entgegenzusetzen, dies im Gegensatz zu den ländlichen Gemeinden. Auf territorialer Ebene führte dies zu Verhandlungen über Steuern und Privilegien. Auf supra-regionaler Ebene, wie dem Kon-flikt zwischen der deutschen Hanse und dem König von Dänemark oder den holländischen Städten, war Diplomatie und Krieg als logische Fortsetzung die übliche Form der Interak-tion. Städter waren sicherlich keine Demokraten. Verfügten sie über eine deutliche Über-macht, nutzten sie diese, wie die italienischen Metropolen gegen ihre Kolonien sowie ihren conlado oder die flämischen Metropolen gegen die kleineren Städte und die Dörfer. Noch einmal: die Akkumulation und Konzentration des Kapitals liefert uns einen Erklärungsan-satz für die möglichen Variationen. Wo das M ächte Verhältnis ausgeglichen war, wie im Fall der Hansestädte, konnte keine die andere dominieren und Konsultationen, basierend auf freiwilliger Partizipation und Verbindlichkeit, waren die Regel. Gegen Laxheit und Mangel an Solidarität unter seinem Mitgliedern verfügte der Hanseverband nicht über ein adäquates Druckmittel. Zunehmende Kapitalakkumulation förderte Repräsentation; weitgehende Kon-zentration hemmte sie; dies alles nach den Verhältnissen, die in einem bestimmten politi-schen und sozial-ökonomipoliti-schen Interaktionsfeld galten.

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Inte-gration lose strukturierter Landschaften - wie sie bei niedriger Kapitalanhäufung typisch sind - in einen bedeutenden politischen Verband zeitigte kaum Integrationsprobleme, aber auf der anderen Seite waren sie den Zentren auch wenig nützlich. Dementsprechend ließen sich auch hochorganisierte Gesellschaften selten in größere Verbände inkorporieren. Ihre früher existierenden Organisationen mussten vorsichtig und mit angemessener Toleranz gegenüber ihren lokalen Interessen behandelt werden. Doch dann konnten größere Kapi-talströme aus dieser kompakten Akkumulation abgeschöpft werden.

3. Eine Stufe im Integrationsprozess?

Rückblickend ist es einsichtig, dass die Repräsentationsversammlungen, ungeachtet der harten Konfrontationen, es langfristig nicht schafften, den bedeutend anwachsenden Steuer-druck der Monarchien zu unterbinden.10 Heute kann gezeigt werden, dass das Anwachsen der Steuerlast bedeutend höher war als das Bevölkerungswachstum und die Güterproduk-tion. Mit anderen Worten: die Monarchien manipulierten den Konsens, den sie mit den Repräsenlationsversammlungen vereinbarten, um ihren Anteil am Bruttosozialprodukt zu steigern. Offensichtlich waren dabei nicht die Repräsentanten die Verlierer und auch nicht die privilegierten Gemeinden. Beide hatten nämlich die Möglichkeil, die anwachsenden Finanzlasten auf die sozialen Schichten abzuwälzen, die nur beschränktes politischen Mit-spracherecht genossen, das heißt die Handwerker und unorganisierten Arbeiter in den Städ-ten und die untcrrepräsentierte Bauernschaft. Zugegeben, sie konnStäd-ten ihre Beschwerden formulieren, aber die Übermittlung lag in den Händen von Vertretern, welche ihrer Klasse nicht angehörten. Die Bauern und Handwerker hatten keinerlei Kontrollen über den Voll-zug der verlangten Änderungen. Revoltieren war die letzte Möglichkeit, um die Legiti-mationslücke zwischen den Rechtlosen und den Privilegierten zu überbrücken, doch end-eten die Revolten meist nur mit neuen Repressionen.

Mit der wachsenden Staatsmacht, den dadurch zunehmend zentralisiertcren Bürokratien und der damit verbundenen Möglichkeit, über ein größeres Territorium zu verfügen, wurden die Ständeinstitutionen nachhaltig herausgefordert. Diejenigen, die den Staat »machten«, versuchten in unterschiedlicher Weise, die Einbeziehung der Repräsentationsversammlun-gen bei der Besteuerung zu vermeiden. In größeren Staaten waren sie erfolgreicher. Stän-deversammlungen waren dort keine brauchbaren Kontrollorgane, weil lange Reisewege und schwach entwickelte Organisationsformen sie daran hinderten. Auch waren die Möglich-keiten der Ressourcenabschöpfung in großen Gebieten sehr variabel. Dies traf auf die französischen etats generaux und auf den Reichstag zu. In diesen Fällen konzentrierten sich die Repräsentanten auf ihre Maklerrolle und ökonomische Interessen. Auf der anderen Seite blieb es für die Verwaltungszentren schwierig, die außerordentlichen Kapitalkonzentratio-nen zu erfassen, wie dies beispielsweise Antwerpen, London, Danzig und Barcelona zeigen. Repräsentativkörpcr intervenierten im Rahmen des Reichsrechts nicht nur in die inneren Verfassungskonflikte von Reichsstädten, sondern auch von Territorien, mit dem Ziel, die althergebrachten Verfassungen zu stabilisieren und funktionsfähig zu machen, dabei zu-gleich den Einfluss des Reiches zu stärken. Das gelang in den drei herausragenden Stän-10 Bonney (Hg.), Economic Systems (wie Anra. 7); Der·,. (Hg.), The Rise of the Fiscal State m Europc

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dekonflikten des 18 Jahrhunderts m Ostfriesland 1721-1731, m Mecklenburg 1716-1755 und m Württemberg 1733-1738 und 1763-1770

Wenn wir die Rolle repräsentativer Institutionen als Funktion von Kapitalakkumulation und konzentration betrachten, mussten staatliche Integrationsversuche ihr Wesen veran-dern Die erstarkenden Staaten entwickelten Mittel, um ihre Gesellschaften zu beeinflussen, um die Macht der repräsentativen Institutionen, soweit wie möglich, unteibinden zu kön-nen Bürokratischer und politischer Druck, Gesetzgebung und militärische Staike winden für die zentralisierten Staaten zu wichtigen Optionen, da sie vermehrt die ökonomischen Möglichkeiten auszunutzen verstanden Die Ubeimacht der Artillerie gegenubei den mit telalterhchen Stadtmauern und Adelsschlossern reduzierte sicherlich die Autonomie der Mitglieder innerhalb der Reprasentationsversammlungen Nach der Niedeischlagung des-sen, wa> die siegreichen Fürsten Rebellion nannten und den Untertanen den Vorwurf des Verrats einbrachte, entfernten sie die Zünfte aus den Magistraten und beschnitten ihre rechtliche Autonomie Die Fürsten sicherten sich eine weitreichende Kontrolle über die zu bestellenden Magistrate, die fortan ausschließlich aus der Oberschicht berufen wurden Als Vertieter m der Reprasentaüonsversammlung waren sie den Fürsten gegenüber weit posi-tiver eingestellt, denn sie waren durch die ihnen in Aussicht gestellten Privilegien und Vorteile leicht beeinflussbar Die Folge war, dass die Vertieter in den Reprasentationsver Sammlungen aus ihren Privilegien und ihrer öffentlichen Position mehr und mehr Kapital zu schlagen versuchten Umverteilungen von Kapital zwischen Städten und Staaten und in-nerhalb dei lokalen Behörden liefern uns einen Schlüssel /um Verständnis der Dynamik dieser Umwalzungsprozesse, nicht nur mit Blick auf die Reprasentationsformen

So gesehen, haben die Standeversammlungcn eine konstituierende Rolle bei der Aus bildung eines Identitatsbewusstsems innerhalb eines Landes gespielt, etwa durch die Arti-kulation von Beschwerden und gemeinsamer Inteiessen In diesem zähen Pro/ess gibt es nur wenige Beispiele fui den Triumph von repräsentativen Institutionen über die Monar-chien Neben der helvetischen Konföderation, Genua und Venedig, sind dies nur noch die niederländische Republik und die polnische Adelsrepublik In allen anderen Fallen gingen die Monarchien als Sieger hervor Sie profitierten dabei von den Standeversammlungen, die ein Gemeinschaltsbcwusstsein, manchmal sogai eine Art nationales Bewusslsem, gebildet hatten Die wachsende Integration /wischen Herrscher und Untertan führte so /unehmend zu mehr Loyalität und Bereitschaft, dem Staat dienlich zu sein Dank dei Loyalität der Repräsentanten war es den Monarchen möglich, die Bedeutung der Untertanen generell zu schwachen

Abschließend können wir sagen, dass Hmt/es höchst ansprechende Theorie iallengelas sen weiden muss, da sie mit zu vielen empirischen Daten im Wideispruch steht Auch als Beschreibung ist sie nicht passend, sie fokussiert /u sehr auf die institutionellen Strukturen mit einem ein/igen dualen Muster der Monarchie Stattdesscn schlagen wir ein dynami-sches Modell vor, innerhalb dem die Macht/entren nach verschiedenen Typen lokalisiert werden, und /war abhangig vom Kapitalaufkommen

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