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Willibald Pirckheimer als Geschichtsschreiber Was war Pirckheimers Stellung zur Gattung der Historiographie und welchen historiographischen Traditionen war er verpflichtet?

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Willibald Pirckheimer als Geschichtsschreiber

Was war Pirckheimers Stellung zur Gattung der Historiographie und welchen historiographischen Traditionen war er verpflichtet?

Willibald Pirckheimer as historiographer

What was the opinion of Pirckheimer to the genre of historiography and

which historiographical traditions did he adhere to?

Margherita Ancilla Niers s1536958

Master Classical, Medieval and Renaissance Studies Submission Date: 2014-05-22

(2)

und sorgnfaltn, kummer-volles redaktörsgesic’t: ICH HÖRE EBEN!, ICH RUFE WILLIBALD PIRKHEIMER

(sonst in Nürnberg stationiert)!, am sattel, AM HU-MANISTISCHEN SATTELLITTNTELEPHON: PIRKHEIMER: ja, hier pirkheimer.

(3)

Inhaltsverzeichnis

1 Fragestellung und Einführung...5

1.1 Fragestellung...5

1.2 Kurze Darstellung von Pirckheimers Leben...6

1.3 Pirckheimerrezeption: Überblick...8

2 Pirckheimers Kenntnisse historiographischer Texte...9

2.1 Einführend...9

2.2 Kenntnisse der griechischen Historiographie...11

2.3 Kenntnisse der lateinischen Historiographie...16

2.4 Kenntnisse der mittelalterlichen Chronikschreibung...19

2.5 Kenntnisse der zeitgenössischen chronistischen und humanistischen Geschichtsschreibung.20 3 Pirckheimer und Geschichtsschreibung vor dem Bellum Suitense sive Elueticum...23

3.1 Die Bedeutung der Pirckheimerkorrespondenz für die Auswertung von Pirckheimers Stellung zu Geschichtsschreibung...23

3.2 Charakteristik der Korrespondenz...24

3.3 Geschichte und Geschichtsschreibung als magistra vitae: der Nutzen und Zweck einer Gattung...27

3.3.1 Geschichtsschreibung ist notwendig: Geschichte und Bildung...27

3.3.2 Geschichte als Wegweiser für heute und morgen: Verbindung von antiken Texten mit aktueller Thematik in Pirckheimers (Widmungs-)Briefen...32

3.4 Pirckheimers Forderung einer deutschen Geschichtsschreibung ...37

3.4.1 Deutsche sollten deutsche Geschichte behandeln...37

3.4.2 Geographie als historische Hilfswissenschaft und andere geschichtliche Interessen ...41

3.5 Wie man Geschichte schreiben soll: Pirckheimers Vorbild Lukian...46

3.5.1 Pirckheimer Übersetzung von Lukians De ratione conscribendae historiae...46

3.5.2 Lukians De ratione conscribendae historiae...47

3.5.3 Die Widmungsbriefe...50

4 Pirckheimers Bellum Suitense...52

4.1 Einführung zum Bellum Suitense...52

4.2 Bellum Suitense: das Proömium ...54

(4)

4.4 Das Bellum Suitense: Ansätze zu einer Analyse und Untersuchung der benutzten Modelle. .64 4.5 Die ‘Minimonographie’: historiographische Ansätze in Pirckheimers Briefen, die

Ähnlichkeiten mit dem Bellum Suitense aufweisen...70

5 Autobiographie...71 6 Fazit...73 7 Literatur...75 7.1 Primärliteratur...75 7.2 Sekundärliteratur...76 8 Anhang...77

8.1 Übersicht des Bellum Suitense nach Übersetzungen von Wille und Münch...77

8.2 Pirckheimer und Etterlin: ein Vergleich...79

(5)

1 Fragestellung und Einführung

1.1 Fragestellung

Willibald Pirckheimer hat Ende seines Lebens ein - nicht mehr zu seinen Lebzeiten publiziertes - historiographisches Werk geschrieben, das Bellum Suitense sive Elueticum. Auch davor hat sich der Humanist jedoch schon mit Historiographie beschäftigt und für sein historiographisches Werk konnte er sowohl auf die lateinische und griechische Geschichtsschreibung und die damit verbundene humanistische Geschichtsschreibung, wie auch auf die mittelalterliche Chronikschreibung zurückgreifen.

In dieser Arbeit möchte ich untersuchen, was Pirckheimers Stellung zur Gattung der Historiographie war und inwiefern er damit an einer gewissen Tradition der Geschichtsschreibung festhielt, indem einerseits untersucht werden soll, was sich diesbezüglich schon aus seinen früheren Werken und Briefen entnehmen lässt, andererseits, wie aus seinem historiographischen Werk eine gewisse Sichtweise hervorgeht und ob der Humanist mithilfe dieses Werkes einer gewissen Tradition zugeordnet werden kann. Schließlich soll kurz behandelt werden, inwiefern Pirckheimers Autobiographie, die zusammen mit De bello Suitense sive Eluetico überliefert worden ist, dieselben Ausgangspunkte zugrunde liegen und ob man auch diese Autobiographie auf eine Art und Weise als historiographisches Werk betrachten kann, die in einer Tradition der Geschichtsschreibung steht.

Um diese Fragen zu beantworten, sollen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden. Erstens die Frage des Ziels/Zwecks der Geschichtsschreibung (im Allgemeinen und für Pirckheimer selbst), zweitens die Frage der Themenwahl (welche Themen eignen sich besonders für Geschichtsschreibung im Allgemeinen und für Pirckheimer im Besonderen?), drittens die Frage, wie man Geschichtsschreibung betreiben und also Geschichte schreiben soll (wobei eher auf z.B. Aufbau als auf Wortniveau geachtet wird).

Grob gesehen besteht diese Arbeit - von diesem einführenden ersten Abschnitt abgesehen - also aus vier verschiedenen Teilen:

1. Pirckheimers Kenntnisse historiographischer Texte

Damit besser beurteilt werden kann, welche literarischen Vorbilder Pirckheimer benutzen konnte, wird hier ein einigermaßen vollständiges Bild davon skizziert, welche historiographischen Texte Pirckheimer kannte und mit welchen er sich nachweisbar intensiver beschäftigt hat, indem er sie zum Beispiel übersetzt hat.

(6)

In diesem Teil wird - ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben - untersucht, inwiefern Pirckheimer sich schon vor De bello Suitense sive Eluetico mit Historiographie beschäftigt hat, wie er sich über die Gattung geäußert hat (was betrifft Ziel, Themen, Methode der Geschichtsschreibung...) und inwiefern er damit in einer gewissen Tradition steht. Berücksichtigt werden unter mehr:

a. Pirckheimers Übersetzungen von griechischen Geschichtswerken und die dazugehörigen Widmungsbriefe. (Besonders hervorzuheben ist seine Übersetzung von Lukians Πῶς δεῖ ἱστορίαν συγγράφειν (Wie man Geschichte schreiben soll).)

b. Andere Briefe Pirckheimers, in denen er sich zu Historiographie äußert. c. Pirckheimers Germaniae ex variis scriptoribus perbrevis explicatio.

3. Pirckheimers De bello Suitense sive Eluetico

In diesem Teil wird - natürlich unter Berücksichtigung der schon vorhandenen Literatur - Pirckheimers historiographisches Werk näher betrachtet. Was sagt Pirckheimer in diesem Werk selbst zu Geschichtsschreibung aus und welcher Tradition folgt das Werk am Meisten?

4. Pirckheimers Autobiographie

Eine kurze, thesenartige Behandlung der Autobiographie.

Schließlich wird - nach der Behandlung dieser verschiedenen Teilen - versucht, eine zusammenfassende Darstellung von Pirckheimers Stellung zu Geschichtsschreibung und zu den Traditionen, denen er verpflichtet war, zu geben.

1.2 Kurze Darstellung von Pirckheimers Leben

1

Am 5. Dezember 1470 in Eichstatt geboren, wurde Willibald Pirckheimer von seinem Vater Johann persönlich unterrichtet.2 Um 1488 erhält er dann eine Art höfischer und militärischer

Grundausbildung, in den Jahren danach (1489-1495) geht er nach Italien, um zu studieren. Er habe zunächst auch promovieren wollen, dies auf Raten seines Vaters dann nicht getan. Am 6. April 1496 wurde Pirckheimer in Nürnberg als junger Bürgermeister im kleineren Rat aktiv, mit allen dazugehörigen Verantwortungen. In der folgenden Periode fallen auch diplomatische Missionen (1496-1498) und Pirckheimers Teilnahme am Schweizerkrieg (1499). Erst ab 1501 ist eine aktive

1 Basiert auf HOLZBERG 1981. Münch bietet eine ziemlich subjektive - auf die von Ritterhausen zusammengestellte

Biographie aus dem Jahre 1610 basierte - Darstellung von Pirckheimer. (PIRKHEIMER 1826, S. 4-23). Einen

zweiten subjektiven Überblick von Pirckheimers Lebens - der die Biographie in der Goldastedition als zuverlässige (objektive) Quelle sieht - gibt MARKWART 1886, S. 8-31, der sogar meine, aus dem von Dürer gemachten Portrait

Pirckheimers dessen ganzen Charakter ableiten zu können (MARKWART 1886, S. 21). Im Jahre 1970 hatte sich

wenig geändert; Aufsess versucht auch aus Portraits die merkwürdigsten Sachen herzuleiten (AUFSESS 1970, S. 53).

2 Holzberg versucht, soweit möglich, zu rekonstruieren, welche Texte im Unterricht behandelt wurden (HOLZBERG

(7)

philologische Beschäftigung nachweisbar und den ‘christlichen Humanismus’, den Pirckheimer in dieser Periode entwickelte, sei Pirckheimer Holzberg zufolge sein ganzes Leben größtenteils treu geblieben. Die Humanisten in Nürnberg beschäftigten sich in dieser Periode nach Holzberg mit einer Verschmelzung vom moralphilosophischen Gedankengut der Antike mit christlicher Ethik und andererseits mit ‘Geographie und Kosmographie auf historischer ebenso wie naturwissenschaftlicher, mathematischer und astronomischer Basis’3, einem Interesse, das gut zu

einer Handelsstadt passt. Nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1501 greift Willibald seine humanistischen Interessen wieder auf. Seit 1505 ist er wieder Mitglied des Rates und 1509-1511 tritt er auch als Gesandter auf. In derselben Zeit bemüht er sich um eine Reform der Nürnberger Lateinschulen. Obzwar er in diesen Jahren seine humanistischen Studien nicht vernachlässigt, ist ab 1512 - nach dem ersten Anfall seines Podagras - eine intensivere Beschäftigung mit seinen Studien nachzuweisen. Von Konrad Celtis wird Pirckheimer dann auch in den Nürnberger Humanistenkreis eingeführt, hat den Autodidakten auch bei seinem Studium des Griechischen geholfen, auf jeden Fall, indem er Hilfe für ihn vermittelte. Ab 1513 fing Pirckheimer - neben seinen anderen pädagogischen Bemühungen - an, seine Übersetzungen (vor allem aus dem Griechischen) zu publizieren. Von 1501 bis 1513 interessierten ihn als Sammler auch vor allem griechische Werke.4

In den Jahren ab 1513 bis zu seinem Tod setzte Pirckheimer sich für Reuchlin ein5, hatte mit

einer Bannangelegenheit (sein Name wurde zusammen mit Luther genannt auf einer Bannbulle) zu kämpfen und beschäftigte sich mit anderen religiösen Themen. Auch war er an ‘einem umfangreichen Programm zur literarischen und künstlerischen Verherrlichung der Person des Kaisers’ beteiligt.6

Im Jahre 1523 trat Pirckheimer aus dem Nürnberger Rat aus.7 1525 wurde in Nürnberger die

Reformation durchgeführt. Als er die Folgen der Reformation wahrnahm, nahm Pirckheimer statt der früheren wohlwollenden eine ablehnende Haltung zur Reformation ein, auch, weil seine Schwester und Töchter unter der Aufhebung der Klöster zu leiden hatten.8 In den letzte Jahren

seines Lebens (1523-1530) haben wir von Pirckheimer sowohl Abhandlung zu historischen, geographischen und theologischen Themen, wie Satirisches und Lebenserinnerungen.9 Am 22.

3 HOLZBERG 1981, S. 53.

4 HOLZBERG 1981, S. 33, 41, 49-53, 56-57, 71, 87.

5 Für einen Überblick über den Streit Reuchlin-Pfefferkorn siehe HOLZBERG 1981, S. 179-186.

6 HOLZBERG 1981, S. 168-169.

7 Nach eigener Aussage wegen seines Podagras (SCHEIBLE 2001, S. 305). 8 Siehe auch ECKERT 1971, S. 26-27.

9 HOLZBERG 1981, S. 263. Für eine einführende Darstellung von Pirckheimers Haltung der Reformation gegenüber

(8)

Dezember 1530 stirbt der Humanist und wird unter anderem in einem Nachruf des Erasmus gerühmt.10

1.3 Pirckheimerrezeption: Überblick

Eine rezente Publikation, die alle verschiedene Aspekte von Pirckheimers Leben, seinen Werken und seinem Wirken in einer ausgewogenen Darstellung - ohne gewisse thematische Vorlieben - darbietet, gibt es bis jetzt noch nicht, aber als guter Ersatz darf die Monographie von Niklas Holzberg11 dienen, dessen Hauptziel zwar darin bestand, Pirckheimers Beitrag zum griechischen

Humanismus in Deutschland zu behandeln, der sich aber in Abwesenheit einer wissenschaftlichen Biographie dazu veranlasst sah, selbst die nötigen Forschungslücken zu füllen. Als solches enthält das Buch nicht nur eine gewissenhafte Untersuchung von Pirckheimers Griechischkenntnissen und seinen Übersetzungen aus dem Griechischen, sondern bietet auch einen guten Überblick über Pirckheimers Leben und die Pirckheimersche Forschungsgeschichte bis 1981.12

Notwendig war eine objektive Untersuchung von Pirckheimers Werken unbedingt, denn nur zurecht weist Holzberg darauf hin, dass die Pirckheimerdarstellung des Jubiläumsjahres 1970/71 die Schilderung der ‘Persönlichkeit’ Pirckheimers einer Untersuchung seiner humanistischen Arbeiten vorgezogen haben.13 Was Pirckheimer mit seinen Werken geleistet hat, wurde nicht oder nur am

Rande behandelt. Und sogar Reicke, der sich intensiv mit Pirckheimer beschäftigte, meint, ohne deutliche Argumente zu nennen, Pirckheimers Bedeutung liege ‘nicht auf schriftstellerischem Gebiete’.14 Die einzige Themen, die schon seit dem neunzehnten Jahrhundert behandelt, werden

sind Holzberg zufolge Pirckheimers ‘Verhältnis zur Reformation, zu Albrecht Dürer und zu seiner privaten und politischen Umwelt’.15 An seinem Verhältnis zur Antike waren die Forscher weniger

interessiert.16 Obzwar mittlerweile alle Briefe ediert worden sind, sind den Briefbänden leider noch

wenig Forschungsarbeiten gefolgt. Eine bessere Erforschung von Pirckheimers Werken und Briefen wäre wünschenswert.

10 HOLZBERG 1981, S. 360.

11 HOLZBERG 1981.

12 HOLZBERG 1981. Ein Überblick über die Forschungsgeschichte auf S. 11-28. Das Buch ist chronologisch

angeordnet; biographische Information steht immer am Anfang eines jedes Kapitels (S. 32-83, 168-195, 263-285), danach folgt die Behandlung der übersetzerischen Tätigkeiten Pirckheimers in jenem Zeitabschnitt.

13 Siehe z.B. ECKERT 1971.

14 HOLZBERG 1981, S. 24.

15 HOLZBERG 1981, S. 26. Siehe auch S. 12-13, 19.

16 HOLZBERG 1981, S. 26. Es ist hierbei bemerkenswert, dass Holzberg meint, dem Bellum Suitense sei es in dieser

(9)

2 Pirckheimers Kenntnisse historiographischer Texte

2.1 Einführend

In diesem Kapitel sollte ein möglichst vollständiges Bild von Pirckheimers Historiographievorkenntnissen skizziert werden, damit deutlich wird, welche Modelle Pirckheimer zur Verfügung standen. Die Texte werden grob in griechische Historiographie, lateinische Geschichtsschreibung der Antike, mittelalterliche Chronikliteratur und humanistische Historiographie eingeteilt.

Für die Beantwortung der Frage, welche Texte Pirckheimer kannte, ist der Korrespondenz ein nützliches Hilfsmittel. Erstens wird in der Korrespondenz oft über neue Ausgaben von unter anderem klassischen Werken korrespondiert.17 Manche Korrespondenten fragen Pirckheimer, der

sich regelmäßig (unter anderem griechische) Bücher aus Italien besorgen ließ, auch um bestimmte Werke18 oder besorgen Pirckheimer welche.19 Bücher werden anscheinend auch oft verschenkt.20

Schon in Pirckheimers Studienzeit hatte sein Vater hatte ihn zum Ankauf von Büchern angespornt.21

Diese Sammelwut beschränkte sich nicht auf Drucke; auch an Handschriften war Pirckheimer interessiert, wie zum Beispiel aus der Widmungsvorrede zu seiner Fulgentius-Ausgabe hervorgeht, die auf den entschlüsselten Text eines alten Codex beruhe; Pirckheimer habe Anfangs nämlich

17 Anton Kreß schickt einen Brief cum indice graecorum librorum (REICKE 1940, S. 137). Derselbe besorgt in den

ersten Jahren des 16. Jahrhunderts Pirckheimer auch Bücher, wie Aristoteles und Theophrast und Apollonios (u.a. REICKE 1940, S. 139, 164, 166, 178, 190; siehe zu Anton Kreß als Bücherbesorger auch HOLZBERG 1981, S. 87-88). Bernhard Adelmann von Adelmansfelden erwähnt in seinen Briefen aus dem Jahre 1519 eine neue Pausaniasausgabe (SCHEIBLE 1997, S. 28), die Sermones von Maximus von Tyros, die Pirckheimer gelobt haben

soll (SCHEIBLE 1997, S. 31: Legi aliquos sermones Tirii ac, ut scripsisti, eleganciam multaque ad mores

spectancia reperi [...].) Gabriel Hummelberg meldet Pirckheimer die Basler Neuerscheinungen Scheible 2009, S.

44). Siehe auch z.B. REICKE 1940, S. 457. Siehe auch REICKE 1940, S. 280, wo Johannes Cuno in einem Brief aus

dem Jahre 1505 berichtet, dass Aldus Manutius (zurzeit) seine Buchdruckertätigkeit nicht ausübt.

18 Wie u.a. Johannes Rhagius Aesticampianus, der 1519 um Suidas, Lukian, Demosthenes, Homer (in der Florenzer Ausgabe) und um Gregor von Nazianz bittet (SCHEIBLE 1997, S. 17-18). Bernhard Adelmann von Adelmansfelden

bittet Pirckheimer, die Sermones von Maximus von Tyros und Basilius für ihn zu kaufen (SCHEIBLE 1997, u.a. S.

31, 47), alles von Luther (SCHEIBLE 1997, S. 87). Reuchlin bittet um u.a. Grammatikertexte (SCHEIBLE 1997, S.

244). Siehe auch REICKE 1956, S. 326, 429.

19 Bernhard Adelmann von Adelsmansfelden besorgt Pirckheimer z.B. zwei Exemplare von Gregor von Nazianz (SCHEIBLE 1997, S. 35), die Theologia negativa des (Pseudo-)Dionysios (SCHEIBLE 1997, S. 61). Siehe auch REICKE 1940, S. 121, 299; REICKE 1956, S. 320, 555.

20 Siehe z.B. SCHEIBLE 2009, S. 381. Aus den Briefen geht auch hervor, dass Pirckheimer einigen seiner

Korrespondenten eigene Werke verschenkte.

21 In einem Merkzettel sagt er unter anderem: Emas librum, in quo ordinarie legitur in legibus / Item instituciones vel

volumen / Item libros in humanitate, in quibus legitur / De lecturis et multis libris non cura primo anno (REICKE

1940, S. 29). Auf der Rückseite des Zettels - wie auch von HOLZBERG 1981, S. 43-44 behandelt wird - steht eine Reihe von Werken antiker Autoren, es werden unter anderem die römischen Satiriker und Epiker (Juvenal, Persius, Horaz, Vergil, Ovid, Terenz, Lucan), weiter auch Werke Ciceros und Werke einiger Grammatiker genannt. Von den römischen Historiographen wird nur ein commentum super Suetonio genannt. Dieses commentum nennt Pirckheimer auch in einem Brief an seinen Vater. (REICKE 1940, S. 1)Von Pirckheimer selbst gibt es eine

(10)

nichts lesen können (Sed non parum angebar, quod subinitium ne verbum quidem legere possem).22

Pirckheimers Sammelwut blieb aufrechterhalten, wobei seine Vorlieben sich jedoch änderten.

Zweitens wird manchmal über Übersetzungen korrespondiert. Thomas Venatorius schickt Pirckheimer zum Beispiel Verbesserungen zu dessen Rhetorübersetzungen und lobt ihn gleichzeitig wegen der Übersetzung.23 Andererseits ist Pirckheimer selbst auch manchmal derjenige, der

aushelfen soll. Bernhard Adelmann von Adelmansfelden, der zwei Übersetzungen von Lukians De calumnia (Περὶ τοῦ μὴ ῥᾳδίως πιστεύειν Διαβολῇ) hat, fragt Pirckheimer 1519 um Hilfe bei der Beurteilung: Quid tibi de ea translacione visum sit, quaso rescribe.24 Auch anderswo wird

Pirckheimer um Hilfe gebeten bei griechischen Übersetzungen.25 Von Johann von Staupitz wird

Pirckheimer als vir graeca latinaque lingua eruditissimus et multarum rerum peritus26 und von

Johannes Cochläus als utriusque linguae peritissimus charakterisiert.27 Eine sehr ausführliche

Lobpreisung Pirckheimers bietet 1518 Friedrich Nausea, der Pirckheimer als Maecenas zu gewinnen hofft28; auch er lobt dessen Sprachkenntnisse (tum graece tum latine excellentissimus29).

Eine andere wichtige Quelle ist - was wegen der genannten Sammelwut Pirckheimers nicht verwunderlich ist - seine Bibliothek. Schon Cochläus lobt Pirckheimers Bibliothek, die sowohl lateinische als auch griechische Bücher enthält; dieselbe Qualität wird 1511 von Christoph Scheurl gepriesen (Quam de bibliotheca tua et latiis et graecis libris refertissima ingenue sentit et magnifice loquitur!).30 Nach Pirckheimers Tod gelangte sein Büchererbe zunächst an seine Tochter

Barbara Straub und an die Imhofffamilie, die Familie des ersten Mannes seiner Tochter Felicitas, vor allem an Willibald Imhoff (1519-1580). Nach dem Tod von Hans III. Imhoff (1629) wurde 1634 von dessen Sohn Hans Hieronymus Imhoff zunächst einiges aus der Bibliothek verkauft, dann den größten Teil an den Sammler Thomas Howard, Earl of Arundel (1586-1646)31; auch Handschriften

gehörten dazu. Seit dem Jahre 1830 befindet sich die Arundelsammlung im Britischen Museum. Bei Offenbacher finden wir eine Aufzählung von Editionen historiographischer Werke aus dieser ‘Arundelsammlung’; ein Teil davon kommt zweifelsohne aus Pirckheimers Besitz (Appian,

22 SCHEIBLE 1997, S. 159. 23 SCHEIBLE 1997, S. 10-12.

24 SCHEIBLE 1997, S. 106.

25 Hubert Thomas fragt um Hilfe bei einer Hesiodstelle (SCHEIBLE 2001, S. 41), Georg Spalatin bei einem Zitat

Platos (SCHEIBLE 2001, S. 119), Vincentius Opsopoeus bei Homer (SCHEIBLE 2004, S. 89). Auch Gregor

Holoander fragt um Hilfe bei einigen Textstellen und bei einigen spezifischen Wortübersetzungen (SCHEIBLE 2009,

S. 392-394). 26 REICKE 1956, S. 60.

27 REICKE 1956, S. 66.

28 SCHEIBLE 1989, S. 342-366, Lobpreisung auf S. 358-359. 29 SCHEIBLE 1989, S. 358.

30 REICKE 1956. S. 71.

(11)

Jordanis, Josephus, Livius, Platina, Thukydides)32, von den anderen kann dies nicht ohne Zweifel

festgestellt werden. Die Aufzählung erhebt keine Ansprüche auf Vollständigkeit, aber trotzdem kann mit ihr schon einen beachtlichen Teil von Pirkcheimers Kenntnisse der Historiographie festgestellt werden.

2.2 Kenntnisse der griechischen Historiographie

Was Pirckheimers Kenntnisse der griechischen Historiographen betrifft, bedeutet die Tatsache, dass einerseits die Anzahl der griechischen Texte, die Pirckheimer zur Verfügung standen, überschaubar ist33 und dass andererseits Pirckheimers Übersetzungstätigkeiten von Niklas Holzberg ausführlich

behandelt worden sind34, dass leicht nachzugehen ist, welche griechischen Geschichtswerke

Pirckheimer zur Verfügung standen und mit welchen er sich intensiver beschäftigt hat.

Wenn man sich die griechischen Autoren anschaut, womit Pirckheimer sich beschäftigt hat, fällt sofort auf, dass sein Interesse sich nicht auf Historiographie beschränkte. Seine Übersetzungen aus dem Griechischen (ins Lateinische) sind sehr vielfältig.35 Wenn wir die Historiker noch kurz beiseite

lassen, gehören zu seinen frühen Übersetzungen (bis 1513), ad verbum (‘Wort für Wort’) übersetzt, Aristophanes36, Teile aus Homers Ilias37, Äsop38, erste Lukian-Übersetzungen39, eine Übersetzung

von (Teilen von) einer Sentenzensammlung40, Aristoteles41, Pseudo-Gallen42, Pseudo-Isokrates43 und

32 OFFENBACHER 1938. Offenbacher zählt in seiner Liste auch geographische Werke - unter anderm Glarean,

Pomponius Mela und Ptolemäus - auf; diese Werke werde ich hier nicht behandeln.

33 Er war hierbei vor allem abhängig von den Drucken, sammelte auch die Drucke des Aldus Manutius (OFFENBERGER 1938, S. 243). Unter den Aldusdrucken auch einige Historiographen: Thucydides (1502), Herodot

(1502), Xenophon (1503). Es gibt jedoch auch Texte, die Pirckheimer nach Codices übersetzt hat. (HOLZBERG

1981, S. 88-89) 34 HOLZBERG 1981.

35 HOLZBERG 1981 behandelt die Übersetzungen ausführlich, geht auch auf Fehlerarten, Verständnisprobleme und auf

den Übergang von Wort-für-Wort-Übersetzungen (als Übung) zu freieren Übersetzungen, wovon einiges gedruckt wurde, ein.

36 HOLZBERG 1981, S. 104ff; SCHEIBLE 1989, S. 62. Pirckheimer hat Πλοῦτος und Βάτραχοι Wort für Wort übersetzt

(1501-1503 und später, denn Holzberg argumentiert, dass Pirckheimer die Πλοῦτος-Übersetzung wahrscheinlich später wieder aufgegriffen und erst dann fertig gemacht hat).

37 HOLZBERG 1981, S. 112ff. Überliefert worden sind Teile aus dem zweiten und dritten Buch.

38 HOLZBERG 1981, S. 100-104; REICKE 1956, S. 129. Siehe auch REICKE 1940, S. 175.

39 HOLZBERG 1981, S. 120-129. Pirckheimer hat viele Texte Lukians übersetzt: Περὶ πένθους (De luctu) in 1512, Holzberg zufolge ist diese Übersetzung schon ein Zeugnis dafür, dass Pirckheimer sich für das Leben nach dem Tode interessierte (HOLZBERG 1981, S. 155-158).

40 HOLZBERG 1981, S. 129ff. Es handelt sich um die Γνῶμαι Μονόστιχοι.

41 HOLZBERG 1981, S. 133ff, Περὶ Τὰ Ζῷα Ἱστορίαι (Historia animalium), eine Wort-für-Wort-Übersetzung. Die

Übersetzung geht aus von der Ausgabe von Aldus Manutius.

42 HOLZBERG 1981, S. 136ff. Es geht um die Pseudo-Gallenische Philosophengeschichte, in der Lehrmeinungen griechischer Philosophen behandelt werden. Auch hier wurde die Ausgabe von Aldus Manutius benutzt.

43 HOLZBERG 1981, S. 145ff, 241-245; REICKE 1940, S. 198. Es geht um Προς Δημόνικον (Demonicea), eine

(12)

Demosthenes.44 Pirckheimer zeigt eine Vorliebe für moralische und rhetorische Schriften (Isokrates,

Demosthenes, u.a.45). Andere Autoren die er übersetzt hat Theophrast (Characteres, Χαρακτῆρες

ἠθικοί).46 Überdies besaß Pirckheimer, der die Aldusausgaben sammelte47, dessen Theokrit.48,

kannte Pindar49, die Argonautica des Apollonios50 und die Vita Apollonii des Philostratos.51

An Rhetorik war Pirckheimer besonders interessiert und der Ratsmann war anscheinend auch ein begnadeter Redner; auf jeden Fall rühmt er sich - in seinen Briefen und in seiner Autobiographie - seiner rhetorischen Begabung und wurde in dieser Hinsicht auch von Zeitgenossen gelobt.52 Es gibt

auch einige Beispiele dafür, dass Pirckheimer die antiken Denkmodelle der Rhetorik selbst aktiv benutzte.53

In seinen letzten zehn Lebensjahren ist eine Interessenverschiebung wahrzunehmen, denn in dieser Periode hat Pirckheimer sich vor allem mit theologischen und philosophischen Schriften beschäftigt, unter anderem mit Gregor von Nazianz54 und mit pseudoplatonischen Dialogen (mit

einem Widmungsbrief, in dem er die idyllische Landschaft um Neunhof beschreibt).55 Auch eine

Ptolemaios-Übersetzung sei hier zu nennen.

Trotz der Vielfältigkeit der anderen Themen, mit denen Pirckheimer sich beschäftigte, ist die Anzahl von griechischen Historikern, die Pirckheimer besaß und teilweise auch übersetzt hat, beachtlich und für ihn offensichtlich ein Interessenschwerpunkt. Die früheste Übersetzung einer griechischen, historiographischen Text hat Pirckheimer um 1503 gemacht. In einem Brief von 10.

44 HOLZBERG 1981, S. 151ff. Ὀλυνθιακός, Pirckheimer hat die erste der drei olyntischen Rede (nicht vollständig)

übersetzt. Holzberg sagt zu Demosthenes: ‘Es dürfte kaum einen antiken Autor geben, der wie Demosthenes seit seiner Wiederentdeckung durch die Humanisten das politische Leben späterer Epochen beeinflusst hat: [...] die Durchhalteappelle des attischen Redners [haben] immer wieder zur Rechtfertigung des eigenen Verhaltens gegenüber auswärtigen Gegnern herhalten müssen’ (HOLZBERG 1982, S. 152-153.) Wegen dieser Möglichkeit der Rechtfertigung war der Redner natürlich für spätere Historiographen - wie auch Pirckheimer - besonders interessant. Siehe auch REICKE 1956, S. 211, 240, 244; Reicke merkt auf, dass Pirckheimer Demosthenes' 2.

olyntische Rede zitiert.

45 Die anderen rhetorischen Texte die Pirckheimer übersetzt hat, haben den Band Rhetores Graeci - 1508/09 bei Aldus Manutius erschienen - als Vorlage. (HOLZBERG 1981, S. 164.)

46 Mit einem Widmungsepistel an Albrecht Dürer. (SCHEIBLE 2004, S. 384-388) Besonders hervorzuheben aus

diesem Brief ist Pirckheimers Empfehlung der Lektüre, in quibus unusquisque proprij animi habitum, tanquam in

speculo quodam contemplari, ac contemplando emendare potest. Genau dies trifft meines Einsehens auch für

Pirckheimers Auffassung der Historiographen zu, die als magistra vitae dienen kann. Siehe HOLZBERG 1981, S. 339-343. Siehe auch SCHEIBLE 2009, S. 2.

47 REICKE 1940, S. 283: ‘Mit Reuchlin gehörte P. zu den ersten Sammlern Aldinischer Ausgaben in Deutschland [...].

Er bezog sie durch Kaufleute [...] und Studenten [...]’. 48 REICKE 1956, S. 6; SCHEIBLE 1989, S. 219.

49 SCHEIBLE 1989, S. 219

50 REICKE 1956, S. 326. Die Aldusausgabe erschien 1513.

51 REICKE 1940, S. 198. In der Aldusausgabe. 52 HOLZBERG 1981, S. 158-159.

53 HOLZBERG 1981, S. 165-167. Holzberg führt auch eine Rede Pirckheimers an, die nach einem antiken rhetorischen

Schema angeordnet sei.

54 Pirckheimer hat übrigens auch die Gregor-Vita des Gregorios Presbyter übersetzt (HOLZBERG 1981, S. 355).

55 Siehe HOLZBERG 1981, S. 285-310; SCHEIBLE 1997, S. 487-502; SCHEIBLE 2001, S. 52. Die pseudoplatonischen

(13)

März 1503 an Konrad Celtis - derselben, aus der er auch hervorgeht, dass sich Pirckheimer damals schon mit der Übersetzung Lukianischer Dialoge beschäftigt hat - sagt Pirckheimer: ‘und jetzt habe ich die Geschichtswerke von Thukydides und Herodotus in den Händen’, καὶ νῦν ἑν χερσὶν ἔχω Θουκυδιδου καὶ Ηροδοτου ιστορίας.56 Um 1503 hat er tatsächlich eine Wort-für-Wort-Übersetzung

von Thukydides gemacht, für die er die Edition von Aldus Manutius aus 1502 benutzte.57 Das

Geschichtswerk des Thukydides, das im Mittelalter vollkommen unbekannt war, konnte sich jedoch schon früher eines Übersetzers erfreuen und zwar des Humanisten Lorenzo Valla, dessen Übersetzung aus der Mitte des 15. Jahrhunderts Pirckheimer auch im Druck in Besitz hatte.58 Es

gibt Hinweise darauf, dass Pirckheimer diese Übersetzung als Hilfsmittel benutzt hat; auch die Tatsache, dass Pirckheimers Übersetzung schon von einem relativ guten Verständnis des Textes zeugt und die Übersetzung ‘eine souveräne Beherrschung des Vokabulars und der Formen’ aufweist, könnte darauf deuten, dass er Vallas Übersetzung als Referenz benutzt hat.59 Pirckheimer hat zwar

nicht mehr als die ersten 69 Kapiteln des ersten Buches übersetzt60, aber dies muss meiner Meinung

nach genügt haben, um ein gutes Bild von Thukydides' Hervorgehensweise zu bekommen, auch, wenn sich Holzberg zufolge in Pirckheimers Übersetzung gerade bei den Kapiteln, in denen der griechische Historiograph sich mit Ziel und Methode auseinandersetzt, ‘eine Reihe von Mißverständnissen findet’.61 Meines Erachtens ist es wahrscheinlich, dass er den Rest des Werkes

auf jeden Fall in der lateinischen Übersetzung gelesen hat.

Bald nach seiner Beschäftigung mit Thukydides muss Pirckheimer sich nach Holzberg schon mit Xenophon beschäftigt haben, von dessen Ἑλληνικὰ er 1508 bereits fünf Bücher übersetzt hatte62,

wie er, wahrscheinlich an Georg Spalatin, schreibt:

Si vero, quid agam, scire desideras, audi: quod negociis tempus, quod brevissimum est, subtraho, literis impendo habeoque in manibus τὰ τοῦ Χενοφῶντος παραλειπόμενα, ἅπερ και Ἑλληνικὰ ἐκάλεσεν. Iamque libros quinque, cum omnino septem sint, in latinum verti brevique Deo dante historiam eam plane absolvam, quam tu forsan ac docti alii videbitis.63

56 REICKE 1940, S. 195. Diese beiden Historiker 1502 von Aldus Manutius gedruckt. Behandlung der Thukydides-Übersetzung bei HOLZBERG 1981, S. 141-145. Thukydides' Aldus-Ausgabe von Offenbacher genannt

(OFFENBACHER 1938, S. 257).

57 HOLZBERG 1981, S. 141. Bei Offenbacher genannt; das Buch enthält ein Exlibris, was auf Pirckheimers Interesse

an diesem Buch hinweisen kann. Auch von Herodotus hatte Pirckheimer die Valla-Übersetzung; auch dieses Buch mit einem Exlibris versehen (OFFENBACHER 1938, S. 256-257).

58 HOLZBERG 1981, S. 142. Vallas Übersetzung wurde 1448-1450 verfasst, 1483 gedruckt. 59 HOLZBERG 1981, S. 143-144.

60 HOLZBERG 1981, S. 144.

61 HOLZBERG 1981, S. 143. Es geht um Kapitel 20-22 des ersten Buches von Der Peloponnesische Krieg.

62 HOLZBERG 1981, S. 145. Offenbacher hat Xenophon aufgenommen in seiner Aufzählung von Werken, die

nachweisbar in der Pirckheimerbibliothek anwesend waren (OFFENBACHER 1938, S. 246, 256).

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Im Jahre 1524 informiert Georg Spalatin mehrmals nach Pirckheimers Übersetzung von Xenophons Hellenica (Ἡλληνικά)64, aber erst 1532 wurde die Übersetzung von Thomas Venatorius

tatsächlich herausgegeben.65 In der Ausgabe steht ein an Sebald und Georg Geuder gerichtete

Widmungsrede, in der Venatorius erklärt, dass von den varia litterarum studia die Geschichtsschreibung am wichtigste sei, weil man aus ihr ‘zuverlässige Ratschläge für das eigene Handeln ableiten könne, und vor allem der Staatsmann aus ihr mehr lernen könne als aus den Gesetzen und der Philosophie’. Venatorius zeigt das Bild eines idealen Staatsmann, die durch diese Lehren der Geschichte geprägt ist. Die zeigt er auch am Beispiel Pirckheimers. In der Zusammenfassung Holzbergs:

‘Pirckheimer, der sich oft über die Pflichten des Staatsmanns geäußert habe und über die Bedeutung der Geschichtswissenschaft mit Venatorius einer Meinung gewesen sei, habe, nachdem es bereits lateinische Übersetzungen des Herodot und Thukydides gegeben habe, nun auch das Geschichtswerk des Xenophon übertragen’.66 Diese Auffassung, dass Geschichtsschreibung als

magistra vitae betrachtet werden kann, werden wir im Folgenden auch bei Pirckheimer finden.67

Neben Xenophons Hellenica hat Pirckheimer auch dessen Ἱέρων übersetzt, aber diese Übersetzung ist nie gedruckt worden.68

Ein anderer Text, der zwar nicht historiographisch, aber trotzdem für Betrachtungen zur Historiographie relevant ist, soll hier schon introduziert und im Folgenden ausführlicher behandelt werden. Es geht um Lukians Πῶς δεῖ ἱστορίαν συγγράφειν (De ratione conscribendae historiae). Pirckheimer hatte schon seit spätestens 1503 Texte Lukians übersetzt, was Lukian zum einem der ersten griechischen Autoren macht, womit Pirckheimer sich im Selbststudium beschäftigt hat.69

Angefangen hat er aber mit Lukianischen Dialogen (mit Wort-für-Wort-Übersetzungen), wobei er

64 SCHEIBLE 2001, S. 124-125. Pirckheimer hat Spalatin anscheinend auch etwas über Kyros und Artaxerxes

geschrieben, denn Spalatin schreibt im selben Brief: Non fefellit me tuum de historia Cyri tui contra fratrem

Artaxersen moventis iudicium. Was Pirckheimers ‘Urteil’ (iudicium) beinhaltete, geht aus Spalatins Brief jedoch

nicht hervor.

65 SCHEIBLE 2001, S. 123-125; REICKE 1956, S. 31. In einem Brief an Sebastian Sperantius - für den Reicke als

Datierung das Jahr 1506 vorschlägt, obzwar er eine spätere Datierung auch für möglich hält - sagt Pirckheimer die sieben Bücher übersetzt zu haben: De studiis nostris scias, me li[bros] 7 historiae Xenophontis de rebus graecis in

Latinum vertisse: illos, sie amici voluerint, impressoribus forsan tradam. (REICKE 1940, S. 459) Der Brief ist aber

anscheinend später als der Brief an Spalatin. Beim Druck handelt es sich um ein Sammelband (mehr bei HOLZBERG 1981, S. 362-371).

66 HOLZBERG 1981, S. 369.

67 Siehe für diese Auffassung bei den humanistischen Historiographen LANDFESTER 1972, v.a. S. 131ff.

68 HOLZBERG 1981, S. 100. Wir haben ein Konzept; die Übersetzung wurde nicht gedruckt.

69 HOLZBERG 1981, S. 120. Holzberg nennt einen griechischen Brief Pirckheimers vom 10. März 1503 an Konrad

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noch viel Mühe hatte mit der Sprache.70 Die Übersetzung von De ratione conscribendae historiae,

Pirckheimers erste gedruckte Lukian-Übersetzung (1515), ist jedoch keine solche Wort-für-Wort-Übersetzung mehr. Holzberg charakterisiert sie sogar als den ersten ‘Höhepunkt im übersetzerischen Werk des Nürnberger Humanisten’. Der Übersetzung wurden im Druck zwei Widmungsbriefen, der erste an Kaiser Maximilian I., der zweite an Jakob de Bannissis, beigegeben und enthält überdies Marginalglossen.71

Weiterhin sei Pirckheimers Beschäftigung mit Plutarch hier noch hervorzuheben. Georg Geuder kaufte 1517 für Pirckheimer die im selben Jahr in Florenz erschienene Ausgabe von Plutarchs Viten.72 In derselben Zeit informierte Pirckheimer anscheinend bei Beatus Rhenanus nach Plutarchs

De exilio, denn Rhenanus berichtet, dass er das Werk nicht hat.73 Pirckheimer hat, wie wir noch

sehen werden, viele von Plutarchs philosophisch-moralische Schriften ins Lateinische übersetzt74

und deren Lehren mit seiner eigenen Zeit verbunden. Für Pirckheimers Geschichtsauffassung sind jedoch die Biographien - obzwar sie streng gesehen nicht der Gattung der Historiographie angehören - interessanter, auf deren Popularität bei den Humanisten von Holzberg hingewiesen wird.75 Ob Pirckheimer für sein Bellum Suitense von Plutarch beeinflusst worden ist, ist schwer

nachzuweisen, aber wenn er den Herzog von Burgund als zweiten Alexander darstellt, muss man unwillkürlich an Plutarchs Vitae parallelae denken, in denen Plutarch Paarweise Biographien zusammenstellt, deren Leben Ähnlichkeiten aufweisen.

Auf einem Zettel, der von Reicke aufgeführt wird, werden unter anderem historiographische Werke genannt, nämlich die eben genannten Viten Plutarchs und De bello persico des byzantinischen Historikers Prokop,76 De bello persico ist die Bezeichnung für die ersten zwei

Bücher von De Bellis. Pirckheimer kannte auch die anderen Büchern, worin die Kriege mit den Vandalen und Goten berichtet werden, denn er hat das Werk für seine Germaniae Explicatio benutzt.77 Das Buch war nützlich für Pirckheimers nationalistisch orientierte Germania-Studien,

aber er hat - wie sich im Folgenden noch zeigen wird - Prokop wohl weniger als historiographisches

70 HOLZBERG 1981, S. 125. Bei der Qualität seiner Übersetzungen ist - wie Holzberg in seiner Monographie zeigt -

eine deutliche Entwicklung wahrzunehmen.

71 HOLZBERG 1981, S. 222-224. Ob die Übersetzung Pirckheimers tatsächlich die erste vollständige Übersetzung ist, ist undeutlich. Laut Holzberg wird von Ch. Robinson eine frühere Übersetzung von Johannes Maria Cataneus genannt, er hat sie aber nicht auffinden können. (HOLZBERG 1981, S. 222) Die Marginalglossen zeugen von

Pirckheimers geographischem Interesse; neben Personennamen werden auch geographische Namen kurz beleuchtet. Überdies weist er Zitate nach (z.B. aus den Historiographen Herodot, Thukydides und Xenophon) und führt Parallelstellen an. (HOLZBERG 1981, S. 224) Eine Übersetzung des Widmungsbriefs an Maximilian in

ECKERT 1971, S. 233-238.

72 Die Vitae parallelae werden auf in der Bücherliste von Offenbacher genannt (OFFENBACHER 1938, S. 246, 256).

73 SCHEIBLE 1989, S. 219-222.

74 Siehe auch HOLZBERG 1981, S. 38. 75 HOLZBERG 1981, S. 202.

76 REICKE 1940, S. 208. Prokop wurde erst 1531 von Beatus Rhenanus herausgegeben (WEGELE 1885, S. 116).

(16)

Modell benutzt; dafür stand ihm von den griechischen Autoren schon das von Thukydides ausgehende Modell Lukians zur Verfügung.

Bei Offenbachers Aufzählung von historiographischen Werken, die Pirckheimer in Besitz hatte, werden auch Appian (Historia Romana. De bellis civilibus) und Flavius Josephus' De Bello Iudaico genannt; wegen der Miniaturen, die Dürer in diesen zwei Werken angebracht hat78, geht

Offenbacher davon aus, dass Pirckheimer sie wohl besonders liebte.79 Ob er sie auch als Modell für

sein eigenes historisches Werk betrachtete, bleibt dahingestellt.

Offenbacher hat in seiner Liste auch Polybius (Historiae in lateinischer Übersetzung; De primo bello punico) aufgenommen.80 Ob Pirckheimer das Werk gelesen hat, wissen wir nicht; auf jeden

Fall führt Holzberg in seiner Monographie keine Polybius-Übersetzungen auf.

Offenbacher nennt auch noch das Chronicon des Eusebius.81 Auch Johannes Cuspinianus geht

davon aus, dass Pirckheimer Eusebius kennt.82 Pirckheimer kannte also viele griechische

historiographische Texte; mit einigen hat er sich intensiver beschäftigt, mit anderen weniger.

2.3 Kenntnisse der lateinischen Historiographie

Genauso wie bei den griechischen Texten, können wir auch bei Pirckheimers Interesse an lateinischen Texten verschiedene Themengebiete unterscheiden. Erstens sind wieder die Rhetoriker anzusprechen. Pirckheimer kannte selbstverständlich die Werke Ciceros, unter anderem De oratore, De inventione83, De imperio Gnaei Pompei84 und Rhetorica ad Herennium85 und er wird von einem

seiner Korrespondenten sogar als ciceronicae artis amator bezeichnet, was jedoch vor allem ein allgemeines Lob seiner rhetorischen Fähigkeiten ist.86 Auch Pirckheimer selbst brüstet sich in seinen

Briefen regelmäßig mit seinen rhetorischen Fähigkeiten87 und - während wir bei den griechischen

Texten u.a. Demosthenes schon gesehen haben - kannte er von den lateinischen außer Cicero unter anderem Quintilian88 und die Ars rhetorica des Chirius Fortunatianus89, aber auch andere Werke, die

78 Siehe für eine Beschreibung der Miniaturen PILZ 1970, S. 96. Siehe auch ECKERT 1971, S. 84-88.

79 OFFENBACHER 1938, S. 246, 256. Siehe auch ECKERT 1971, S. 84-88.

80 OFFENBACHER 1938, S. 257.

81 OFFENBACHER 1938, S. 256. 82 SCHEIBLE 2004, S. 230. 83 HOLZBERG 1981, S. 162.

84 HOLZBERG 1981, S. 164.

85 HOLZBERG 1981, S. 164. Der Text wurde in Pirckheimers Zeiten noch Cicero zugeschrieben.

86 Denn der diesbezügliche Korrespondent, Hans Wildenhaimer, kannte Pirckheimer nicht persönlich (SCHEIBLE

1997, S. 220). Siehe auch REICKE 140, S. 180.

87 Und deswegen - weil Pirckheimer sich wohl übermäßig mit seinen Fähigkeiten brüstete - von Albrecht Dürer geneckt wird (REICKE 1940, S. 415, 419, 424). Er wird jedoch auch tatsächlich sehr wegen seiner rhetorischen

Fähigkeiten gelobt, sogar von Georg Spalatin ein alter Demosthenes genannt, von Georg Sibutus Ciceronis filius (HOLZBERG 1981, S. 159).

88 Er zitiert Quintilian in seinen religiösen Schriften und benutzt dessen Werk bei seiner Argumentation der Transubstantiationsfrage (SCHEIBLE 2004, S. 442, S 469).

(17)

sich irgendwie mit Rhetorik beschäftigen.90 Er hat sich theoretisch und praktisch mit Rhetorik

beschäftigt91 und es gibt Hinweise darauf, dass er auch eine Abhandlung zu Rhetorik verfasst hat92,

obzwar Scheible zufolge nichts desgleichen überliefert ist.93 Holzberg geht davon aus, dass es um

eine von Pirckheimer geschriebene Kompilation geht.94

Wie sich im Folgenden herausstellen wird, kannte Pirckheimer auch die Stellen aus De oratore, die sich mit Geschichtsschreibung beschäftigen und zog sie für sein Geschichtswerk heran. Es ist davon auszugehen, wenn man seine Beschäftigung mit Historiographie in Betracht zieht, dass er auch die diesbezüglichen Stellen bei Quintilian kannte.

Von den römischen Geschichtsschreibern sollte Sallust an erster Stelle genannt werden, denn wir werden sehen, dass Pirckheimer diesem klassischen Autor für die monographische Darstellung seines Bellum Suitense am meisten verschuldet war.95 Sallust wird auch in Pirckheimers Briefen

gelegentlich zitiert96 und Pirckheimer hat Teile von dessen De Bello Catilinae ins Deutsche

übersetzt.97 Für sein Bellum Suitense hat Pirckheimer - wie wir noch sehen werden - auch Curtius

Rufus' Historiae Alexandri Magni benutzt.

Von den römischen Historikern kannte er überdies Cäsar98 und Livius99. Nach Livius informiert

er ausführlich bei Beatus Rhenanus (wir haben vom Brief noch das Konzept, anscheinend hatte Rhenanus etwas von verlorenen Liviusbüchern berichtet):

De 9 Livii, quod scribis, libris, verum esse cupio, nam et alias tales fabulae emanarunt et ut tibi similem cantem, fuit mihi consuetudo olim cum homine, qui se, ut illi loquntur, spiritum familiarem habere iactabat nec penitus falso, nam multa ac miranda praedicabat. Illum itaque rogavi, ut daemonem interrogaret de Livii etc.,

90 Siehe z.B. REICKE 1956, S. 30 für eine Proverbia-Sammlung.

91 Siehe auch einen Brief Pirckheimers aus dem Jahre 1516, in dem er den Begriff chria (Chrie) definiert und ein Musterbeispiel liefert (SCHEIBLE 1989, S. 46-48). Zusammen mit diesem Beispiel werden andere Rhetorikarbeiten

Pirckheimers von Holzberg behandelt; sehr intensiv hat er sich auch mit Cicero beschäftigt (HOLZBERG 1981, S.

158-167).

92 Siehe SCHEIBLE 2001, S. 201; in seinem Brief vom 20. Oktober 1525 gibt Georg Geuder an, Pirckheimers

Rhetorica empfangen zu haben (SCHEIBLE 2004, S. 45). Alexander Schweis spricht von Rhetorices illae tuae

lucubrationes (SCHEIBLE 2004, S. 102-103). Laut Geuder steht Schweis regelmäßig mitten in der Nacht auf, um in Pirckheimers Rhetorica zu lesen, weswegen Geuder scherzend behauptet, er fürchte, dass Schweis' Gattin Pirckheimer deswegen bald verklagen wird: Sed vereor, ne uxor eius propediem in ius te vocet gravissimum que

dicat diem. Media enim nocte consuevit e lecto ab ea surgere atque in clarum usque diem tua magis oblectari Rhetorica; qua tibi quoque opus erit, dum in iudicio ab ea accusabere domum suam tua causa detrimentum habere, suppellectilem aeruginem contraxisse. Sed nimium ioci. (SCHEIBLE 2004, S. 104-105)

93 SCHEIBLE 2001, S. 202.

94 HOLZBERG 1981, S. 82-83.

95 Die Opera Sallusts hat Offenbacher in seiner Bücherliste aufgenommen (OFFENBACHER 1938, S. 246, 256).

96 Siehe REICKE S. 236, 243.

97 HOLZBERG 1981, S. 383; ECKERT 1971, S. 223. 98 Er zitiert Cäsar auch (REICKE 1956, S. 241, 244).

99 Siehe u.a. SCHEIBLE 1989, S. 354. Livius (Historiae Romanae decades und Decades cum epitome) war

(18)

cui respondit, illos superesse et propediem in lucem exituros esseque in manibus cuiusdam boni viri. Transierunt ex hinc anni XII circiter sed neque gr100

‘Von den 9 Büchern des Livius hoffe ich, dass, was du schreibst, wahr ist, denn auch andere solche Geschichten haben sich verbreitet und, damit ich dir eine solche erzähle, ich hatte einst Umgang mit einem Mann, der damit prahlte, dass er einen, wie man sagt, guten Hausgeist hatte und nicht ganz zu Unrecht, denn er verkündete viele und wunderbare Sachen. Deshalb hab ich ihn gefragt, den Geist nach [den Büchern] des Livius zu fragen etc., worauf er antwortete, dass sie bewahrt geblieben waren und sehr bald ans Licht kommen würden und dass sie in den Händen eines guten Mannes waren. Seitdem sind etwa zwölf Jahre vorbeigegangen und noch nicht [...]’

Pirckheimer glaubt also nicht an einem neuen Bücherfund, aber hatte ein so großes Interesse an der Sache, dass er sogar einen Hausgeist um Informationen gefragt haben soll.

Im selben Brief fragt Pirckheimer Rhenanus auch, Valleius Paterculus - auch einen römischen Historiker - herauszugeben101, was dieser 1520 auch tat; das Manuskript - der einzige Codex mit

diesem Werk - ging Scheible zufolge bald danach verloren.102 In einem Brief vom 18. November

1517 nennt Rhenanus den Codex. Im selben Brief berichtet er von neuen Ausgaben in Basel, wobei er unter anderem Sueton103 und die Historia Augusta nennt, beide gehören zur Gattung der

Biographieliteratur. Pirckheimer kannte wahrscheinlich die Historia Augusta (Historiae Augustae Scriptores) in der Ausgabe von Erasmus, denn Cochläus nennt, nachdem er gerade beteuert hat, dass er Pirckheimers Weisungen (in Sachen Bildung) befolgen wird, dieses Werk.104

An Exempelliteratur kannte Pirckheimer Valerius Maximus105, dessen nach Thema organisierte

historische Anekdoten (nach Tugenden, Lastern...) in der Renaissance sehr populär waren106. Das

Werk ist auf jeden Fall deshalb erwähnenswert, weil es mit Pirckheimers Vorstellungen von einer Moralisierung der Geschichte übereinstimmt.

Schon Pirckheimers Vater hatte Exemplare von Tacitus' Germania, Sallust, Sueton, Rufius Festus (Sextus Rufus), Pomponius Mela, Plinius dem Älteren und Solinus107 und sein Sohn Willibald

benutzte einen Teil dieser Autoren - wie wir noch sehen werden - für seine eigenes literarisches Schaffen, vor allem für seine Germaniae Explicatio. Eine Vorliebe für diese Autoren ist - wie sich herausstellen wird - vor allem mit den historisch-geographischen Interessen Pirckheimers verbunden.

100 REICKE 1956, S. 561.

101 REICKE 1956, S. 561.

102 SCHEIBLE 1989, S. 223.

103 SCHEIBLE 1989, S. 221-222. Sueton (Vitae Caesarum) in der Bücherliste von Offenbacher aufgenommen (OFFENBACHER 1938, S. 256).

104 SCHEIBLE 1997, S. 214.

105 HOLZBERG 1981, S. 38. Schon Großvater Hans Pirckheimer hatte einen stark kommentierten Valerius Maximus und ließ seinen Sohn Johann diesen Autor abschreiben. Siehe auch REICKE 1956, S. 19.

106 Siehe für Valerius Maximus' Rezeptionsgeschichte CONTE 1999, S. 381-382.

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Obzwar Cochläus Pirckheimer meldet, dass er in einem Kloster einen Pompeius Trogus gesehen hat, einen Historiograph aus der augusteischen Zeit, gibt es keinen Hinweis darauf, dass auch Pirckheimer dieses Werk eingesehen hat oder kannte.108

Genauso wie wir bei der griechischen Historiographie gesehen haben, kannte Pirckheimer auch aus der lateinischen Historiographie viele Werke, wobei er für manche eine Vorliebe zeigte.

2.4 Kenntnisse der mittelalterlichen Chronikschreibung

Schon Willibald Pirckheimers Vater Johann zeigte ein Interesse an Historiographie. Obzwar seine Exemplare von Sallust, Tacitus' Germania, Sueton, Rufius Festus, Pomponius Mela, Plinius dem Älteren und Solinus Holzberg zufolge eher wenig Notizen aufweisen, hat er sich intensiv mit einigen mittelalterlichen Texten beschäftigt, nämlich mit einem Corpus der Karls-Viten (Einhard/Notker), der Chronik des Frechulf und des Otto von Freising.109 Anregungen seinerseits

können sicherlich zum Interesse des Sohnes an der frühen deutschen Geschichte beigetragen haben. Auf jeden Fall war auch Pirckheimer neben den klassischen Werken mit der mittelalterlichen Chronikliteratur und zeitgenössische Chronikliteratur, wie die Schedelsche Weltchronik110, bekannt,

obwohl sich noch herausstellen wird, dass Pirckheimer diese Art von Geschichtsschreibung kritisiert und selbst eine monographische Form bevorzugt. Trotzdem werden hier Pirckheimers diesbezügliche Kenntnisse hier behandelt, sei es nur, damit man feststellen kann, dass Pirckheimer die Chronistik kannte, sie zwar kritisierte, aber als Quelle anerkannte, an ihr interessiert und nicht von ihr unabhängig war.

Markwart - der sich mit Pirckheimer als Geschichtsschreiber beschäftigt hat111 - sieht aus dem

patriotischen Zug ein Interesse an mittelalterlicher Geschichte bei den Deutschen aufkommen. Markwart listet eine ganze Reihe mittelalterliche Chronisten auf, die Pirckheimer kannte: Otto von Freising, Ragewin, die Gesta Heinrici, das Chronicon Urspergense, Jordanis, Paulus Diaconus, Einhard, Regino, Hrotsvit, Gregor von Tours, Liutprand.112

Über die Tatsache, dass Pirckheimer die Werke so vieler mittelalterlicher Geschichtsschreiber kannte, sich trotzdem aber beklagt über das Fehlen solcher Geschichtsschreiber, verwundert sich

108 Laut Scheible ist das Hauptwerk des Pompeius Trogus - Historiae Philippicae - nur als Auszug bei Justinus (3. Jh.) erhalten (SCHEIBLE 1997, S. 215-216). Wenn man auf die Modelle des Trogus - Cäsar und Sallust (CONTE 1999, S.

378-380) - schaut, hätte das Werk Pirckheimer sicherlich interessiert. 109 HOLZBERG 1981, S. 40. Siehe auch ECKERT 1971, S. 34-35.

110 Siehe zur Weltchronik REICKE 1956, S. 34.

111 Auf die in ihren Methoden beschränkte Untersuchung Markwarts, gehe ich im Abschnitt über Pirckheimers Bellum

Suitense näher ein.

112 MARKWART 1886, S. 42. Pirckheimer besaß einen Band (mit Exlibris versehen) mit Jordanis (De rebus Gothorum) und Paulus Diaconus (De gestis Langobardorum). In Offenbachers Liste stehen auch Liutprand (Rerum gestarum

per Europam ipsius praesertim temporibus) und Einhard (Vita et Gesta Karoli Magni). (OFFENBACHER 1938, S.

(20)

Markwart meiner Meinung nach zu Unrecht, schon deshalb, weil Pirckheimer die chronistische Form ablehnte und in dieser Hinsicht der deutschen Geschichte nicht gerecht werden konnte.

Aus den Briefen kann man auch einiges herleiten. Caritas Pirckheimer die Ältere fragt Pirckheimer nach einer Ausgabe von Cassiodors Historia ecclesiastica tripartita, aber sie weiß nicht sicher, ob er das Werk hat und ob er es nützt.113 Johannes Cuspinianus scheint davon

auszugehen, dass Pirckheimer Cassiodor kennt, denn er erwartet, dass Pirckheimer Bezüge zu Cassiodor erkennt.114 Reicke zufolge empfing Pirckheimer (wahrscheinlich von Georg Spalatin)

einen Auszug aus der Reinhardsbrunner mittelalterlichen Klosterchronik.115

Obzwar Pirckheimer vom Kaiser den Auftrag bekam, den byzantinischen Geschichtsschreiber Johannes Zonaras aus dem Griechischen zu übersetzen, hat er das Buch wahrscheinlich nicht bekommen, es auf jeden Fall nicht übersetzt. Wenn Johannes Cuspinianus Pirckheimer 1526 schreibt, dass er für die Zusammenstellung einer Kaiserliste Zonaras benutzt hat, geht er nicht davon aus, dass Pirckheimer das Werk kennt, denn er erklärt Pirckheimer, um was für ein Werk es geht (In imperatoribus vero graecanis usus sum Zonara graeco authore, qui a condito orbe suam orsus historiam ad Alexium Comnenum imperatorem perduxit).116

2.5 Kenntnisse der zeitgenössischen chronistischen und humanistischen

Geschichtsschreibung

Von den zeitgenössischen Chronikliteratur kannte Pirckheimer - wie schon gesagt - die Schedelsche Chronik117 und für sein Bellum Suitense hat er Petermann Etterlins Chronik als Quelle

benutzt, wie wir noch sehen werden. Offenbacher nennt überdies Werner Rolevinck (Fasciculus temporum) und den italienischen Humanisten Sabellicus (Enneades ab orbe condito usque ad annum 1504).118 Möglicherweise kannte Pirckheimer auch Les grandes Chroniques de Bretagne119.

Von der italienischen humanistischen Geschichtsschreibung nennt Offenbacher in seiner Bücherliste Callimachus (Filippo Buonaccorsi, Historia de Rege Vladislan, ein biographisches Werk), Aeneas Sylvius Piccolomini (Historia rerum ubique gestarum), Giovanni Garzoni (De rebus Saxoniae, Thuringiae etc.), Bartolomeo Platina (Vitae Pontificum ad Sixtum IV.), Flavio Biondo (Historiarum romanorum decades). Andere zeitgenössische Historiker, die von Offenbacher

113 REICKE 1989, S. 273.

114 SCHEIBLE 2004, S. 231.

115 REICKE 1956, S. 282. 116 SCHEIBLE 2004, S. 231.

117 Siehe zur Weltchronik REICKE 1956, S. 34. Schedels Liber Chronicarum wird in einer lateinischen und in einer

deutschen Ausgabe in der Bücherliste von Offenbacher aufgeführt (OFFENBACHER 1938, S. 257). 118 OFFENBACHER 1938, S. 246.

(21)

genannt werden, sind Boethius (Hector Boece, Scotorum historiae) und Benvenuto da San Giorgio (De origine Guelphorum et Gibellinorum).120 Giovanni Garzoni sei hier besonders hervorzuheben,

weil er Pirckheimers Bellum Suitense beeinflusst haben könnte.

Pirckheimer kannte wahrscheinlich auch De gestis Francorum des italienischen Humanisten Paulus Aemilius Veronensis (Paolo Emilio da Verona)121 Ob Pirckheimer Leonhardo Brunis (auch

Leonardus Aretinus genannt) Geschichtswerk kannte, wissen wir nicht mit Sicherheit. Zwar hat Pirckheimer Bruni Cochläus zufolge gesehen (Leonardum Aretinum [...] vidisti)122, es ist aber

undeutlich, was mit vidisti gemeint ist und Reicke zufolge ist Bruni nicht in Pirckheimers Bibliothek nachweisbar, was aber seine Kenntnisse diesbezüglich nicht ausschließe: ‘Die genannten neueren ,,Philosophen‘‘ (besser: Humanisten) fehlen in P.s Bibliothekskatalog bei Offenbacher [...], was aber natürlich kein genügender Beweis dafür ist, daß P. ihre Schriften nicht besaß, und noch weniger dafür, daß er sie nicht gelesen hat.’123 Die Tatsache, dass nicht nachweisbar ist, ob

Pirckheimer Brunis Geschichtswerk kannte, ist auf jeden Fall interessant, weil wir sehen werden, dass Pirckheimers Bellum Suitense als ‘am reinsten im Stile der italienischen humanistischen Historiographie gehalten’ charakterisiert wird; er habe wie kein anderer ‘die Vorschriften der Brunischule so getreu und verhältnismäßig so gewandt befolgt’.124 Im Folgenden soll deshalb der

Frage nachgegangen werden, inwiefern man diese Behauptung aufrecht halten kann.

Mit Johannes Stabius hatte Pirckheimer einen persönlichen Kontakt, korrespondierte auch mit ihm und nannte ihn in einem Brief an Desiderius Erasmus ‘den Historiograph des Kaisers’ (Stabius Caesaris historiographus)125; ein historiographischer Gedankenaustausch zwischen Pirckheimer

und Stabius - zum Beispiel was Quellenkritik anbetrifft - ist deshalb nicht auszuschließen.

Auch mit einigen anderen Historiographen seiner Zeit korrespondierte Pirckheimer, wie mit Hermann von Neuenahr, Johannes Cochläus und Johannes Cuspinianus, was meiner Meinung nach auf jeden Fall eine wechselseitige Anregung des Interesses an der deutschen Geschichte bedeutete und mit einem entstehenden Nationalbewusstsein verbunden war, worauf ich an anderer Stelle noch ausführlicher eingehe. Neben den schon aufgeführten Autoren kannte Pirckheimer auch Aventin, den er als plane eruditus et in lectione patriae historiae versatus charakterisiert. Pirckheimer habe

120 OFFENBACHER 1938, S. 246.

121 Auf einem Zettel Pirckheimers steht eine Bücherliste, mit unter anderem: Cronica Pauli Emilii ... accepi. (REICKE

1940, S. 209)

122 REICKE 1956, S. 132: Tu vero (qui Platonem, Aristotelem, Theophrastum Plutarchum in graeco sermone et in

latino Ciceronem, Varronem, Martianum Capellam, Plinium, Senecam, priscos quidem philosophos, Argyropilum, item Byzantium, Leonardum Aretinum, Jo. Picum, Hermolaum Barbarum, Marsilium Ficinum neotericos atque alios quam plurimos vidisti) longe aliter iudicas dicisque) [...].

123 REICKE 1956, S. 133.

124 FUETER 1925, S. 199.

(22)

Beatus Rhenanus öfter dazu angespornt seine Res Germanicae zu überarbeiten und dabei Aventin um Hilfe zu bitten.126

Von den Werken der soeben genannten Historiker kannte er wahrscheinlich Hermann von Neuenahrs Germania, denn Johannes Cochläus berichtet 1530, dass Neuenahr das Werk an Pirckheimer schicken will; obzwar Cochläus in einem andern Brief davon ausgeht, dass Pirckheimer eine von Arnold Haldrein aus Wesel gemachten Abschrift des Werkes hat (Excripsit praeposito Germaniam ad te datam), besagt er später, nicht mit Sicherheit zu wissen, ob Pirckheimer ein Exemplar empfangen hat.127

Von Johannes Cuspinianus bekam Pirckheimer 1526 dessen Kaiserliste, eine Liste aller Kaiser, wobei auch Cäsar als Kaiser gesehen wird. Für seine Listen (es gibt auch andere Listen, wie eine Konsulliste) benutzte Cuspinianus - so meldet er Pirckheimer - unter anderem Cassiodor, Eusebius und Zonaras. Für sein Proömium habe er spezifisch Sextus Rufus benutzt, aber für den Rest habe er eigentlich alle historischen Werke benutzt, wie Pirckheimer sehen wird:

Quot illic deprehendes loca iuris civilis et Plinii ac historiarum pene omnium, malo te prius videre quam mihi credere.128

‘Wie viele Stellen aus dem Zivilrecht und aus Plinius und fast allen historischen Werken du auffinden wirst, das solltest du besser eher sehen als mir Glauben zu schenken.’

Schon eine solche Aussage deutet darauf hin, dass Cuspinianus Pirckheimers Interesse an und Kenntnisse von den damals bekannten Historiographen voraussetzte.

Interessant ist noch, dass Pirckheimer Cuspinianus - der den ersten Teil dem Nürnberger Rat widmen wollte, weil in Nürnberg Schedels Chronik erschienen war129 - von diesem Vorhaben abrät:

Sane quod librum illum Nurenbergensibus dicare constitueris, tute conderato. Ego enim scio illos talia nullius aestimare momenti. Magis enim apud nos Mercurius regnat calcularius quam literarius.130

‘Dass du entschieden hast jenes Buch den Nürnbergern zu widmen, das solltest du sehr behutsam überlegen. Den ich weiß, dass jene solche Sachen als von keinerlei Wert betrachten. Denn bei uns herrscht eher ein rechnender als ein belesener Merkur.’

Eine ziemlich bittere Bemerkung, die nicht gerade von guten Voraussetzungen für literarisches Schaffen - wie Historiographie - zeugt.

126 SCHEIBLE 2009, S. 278.

127 SCHEIBLE 2009, S. 353-354, 387. 128 SCHEIBLE 2004, S. 230.

129 SCHEIBLE 2004, S. 231.

(23)

Auch in anderen Briefen werden zeitgenössische Historiographen genannt, aber es bleibt meistens undeutlich, ob Pirckheimer ihr Werk kannte. Johannes Cochläus nennt in seinen Briefen an Pirckheimer einmal (im Brief vom 1. Juni 1530) Sebastian von Rotenhan (1478-1532), jedoch nicht in dessen Funktion als Historiograph.131 Johannes Hessus nennt Caspar Ursinus Velius132, dessen

historiographische Werk nennt Desiderius Erasmus später in einem anderen Brief.133 Ob

Pirckheimer das Werk des Hofhistoriographen kannte, geht aus den Briefen nicht hervor. Auch Joachim Vadians (Joachim von Watt) kannte er bei Namen134, aber ob Pirckheimer dessen Chronik

über die Äbte des Klosters St.Gallen auch kannte, geht aus den Briefen nicht hervor.

3 Pirckheimer und Geschichtsschreibung vor dem Bellum

Suitense sive Elueticum

3.1 Die Bedeutung der Pirckheimerkorrespondenz für die Auswertung von

Pirckheimers Stellung zu Geschichtsschreibung

Obzwar man vielleicht zurecht sagen kann, dass Pirckheimer als Geschichtsschreiber nach seinem Belllum Suitense beurteilt werden soll, weil es sein einziges Werk ist, das zweifelsohne als historiographisch angesehen werden kann, bedeutet dies nicht, dass man anderen Textzeugnissen von Pirckheimers Hand im Zusammenhang mit Pirckheimers Stellung zu Historiographie keine Bedeutung zumessen sollte. Denn obwohl man annehmen kann, dass Pirckheimer sein Bellum Suitense - sofern es ihm möglich war - gemäß der Methode verfasst hat, die er selbst für Geschichtsschreibung als die beste betrachtete, ist das Bellum Suitense kein methodologisches Werk, dass ausführlich erklärt, welche Gedanken dem Text als Grundlage dienen. Man kann aus der praktischen Ausführung zwar einige Theoriegrundlagen herleiten und das kurze Proömium erläutert auch einiges, wie wir im Folgenden noch sehen werden, aber ein vollständiges Bild von Pirckheimers Geschichts- und Historiographiebegriff ergibt sich auf diese Art und Weise nicht. Deshalb werden im Folgenden andere Texte - vor allem aus Pirckheimers Korrespondenz - herangezogen, die helfen können, ein möglichst vollständiges Bild von Pirckheimers Auffassungen zu Historiographie zu skizzieren. Wir haben schon gesehen, welche Modelle Pirckheimer zur

131 SCHEIBLE 2009, S. 352, 354.

132 SCHEIBLE 1989, S. 250. 133 SCHEIBLE 2009, S. 20.

134 SCHEIBLE 1989, S. 154. Vadian kannte - Johannes Stabius zufolge - Pirckheimers Piscator-Übersetzung (SCHEIBLE

(24)

Verfügung standen, im Folgenden werden ich versuchen herauszufinden, welche er nach eigener Aussage bevorzugte und welche andere Themen mit Bezug auf Geschichtsschreibung von ihm angesprochen werden. Bevor auf diese Frage näher eingegangen wird, folgt jedoch eine kurze Charakteristik der Korrespondenz.

3.2 Charakteristik der Korrespondenz

Als die Pirckheimerbibliothek an Thomas Howard, Earl of Arundel, verkauft wurde, war die Korrespondenz nicht dabei; die Briefe wurden Mitte des 18. Jahrhunderts von der Christoph Joachim Haller von Hallerstein - der mit einer Imhoff verheiratet war, weswegen das Haus der Imhofffamilie am Egidienberg an ihn gefallen war - wieder aufgefunden, in einer Art von Wandschrank. Ein Teil der Briefe wurde dann auch ausgegeben von Johann Heumann (1711-1760), jedoch - Reicke zufolge - teilweise angepasst und zensiert. Die Briefe und andere Pirckheimerpapiere wurden 1861 vom Stadtmagistrat Nürnbergs erworben und kamen auf diese Art und Weise an die Nürnberger Stadtbibliothek. Im Laufe der Zeit war jedoch schon einiges verloren gegangen, unter anderem, weil ein Teil verbrannt worden war (von Thomas Venatorius), ein Teil als Schenkung verschwunden.135

Trotzdem bleibt die Korrespondenz ein wichtiges Zeugnis seiner Zeit, die deutlich macht, über wie viele unterschiedliche Themen die Humanisten miteinander korrespondierten. Die Briefe sind vor allem auf Latein und Deutsch, aber es gibt auch italienische Briefe und sogar einige Briefe auf Griechisch136, auch von Pirckheimer selbst137; auch Pirckheimer selbst lässt in seinen Briefen

gelegentlich einen griechischen Satz einfließen.138

Der Stoff ist sehr vielfältig, die Briefe weisen persönliche, politische, literarische, geschichtliche, theologische und auch andere Themen auf. In späteren Briefen wird auch immer wieder Pirckheimers Gicht thematisiert139 und Pirckheimers Laus Podagrae gelegentlich erwähnt.140 In den

135 REICKE 1940, S. VII-XXII. Die wenigen Briefe aus der Arundelsammlung kamen 1830 an The British Museum in

Londen und wurde auch katalogisiert. Unter den Handschriften befindet sich auch das Autograph des Bellum

Suitense und Pirckheimers Autobiographie unter Ar. 175 (HOLZBERG 1981, S. 21; Reicke nennt 1928 als Jahreszahl). Für eine modernere, teilweise detailliertere Darstellung vom Schicksal der Bibliothek und Briefe siehe HOLZBERG 1981, S. 14-21. Er hat auch die Inhaltsübersichten die sich unter den erhaltenen Kopien von Werken

und Briefen befinden untersucht (HOLZBERG 1981, S. 14-16). Eine Weitere Darstellung der Bibliotheksgeschichte

bei IMHOFF 1970, S. 63-69.

136 Wie der Brief von Philipp Melanchthon vom 21. Februar 1519 (SCHEIBLE 1997, S. 23-24).

137 REICKE 1940, S. 194-195.

138 Siehe z.B. REICKE 1940, S. 177-178; REICKE 1956, S. 3-4; SCHEIBLE 1989, S. 397; SCHEIBLE 1997, S. 33.

139 Siehe z.B. SCHEIBLE 1997, S. 65, 99, 165, 224, 228; SCHEIBLE 2001, S. 5, 143; SCHEIBLE 2004, S. 134, 264.

Anfang 1523 schied Pirckheimer wegen der Gicht aus dem Rat aus (SCHEIBLE 2001, S. 109).

140 Z.B. SCHEIBLE 2001, S. 201; SCHEIBLE 2004, S. 38, 102-103; SCHEIBLE 2009, S. 427. Die Laus podagrae war 1526 gedruckt worden (HOLZBERG 1981, S. 268; siehe auch S. 269-271), mit einem Widmungsepistel an Jakob de

Banissis (SCHEIBLE 1997, S. 506-511). Das Werk wurde verhältnismäßig gut rezipiert und es liegen mehrere

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