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Traumapädagogik-eine neue Pädagogik oder eine veränderte Perspektive

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Academie: Mens & Maatschaapij Studiengang: Sozialpädagogik

Traumapädagogik- eine neue Pädagogik

oder eine veränderte Perspektive

T.AMM. 37492 SE. 9.2 Bachelorthesis

(Gryph, 2013) Abbildung 1: Symbol des Projektes

Kristin Paul 301571

Zuhal Koc 300346

© GM (DW) NR: WO/KS

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SE. 9.2 Bachelorthesis

Traumapädagogik- eine neue Pädagogik oder eine veränderte Perspektive

Eine Evaluation des traumapädagogischen Konzeptes „ SOS- Sichere- Orte-

Suchen“.

Prüfungscode: T.AMM. 37492

Gruppenarbeit von:

Kristin Paul ( 301571)

Zuhal Koc ( 300346)

Studiengang: Sozialpädagogik, Teilzeit, deutsch

Studiengruppe: ESP4DDC1

(1. Halbjahr 2014/ 2015)

(Fokusgruppe Sozialpsychiatrie)

Dozent: Martin Adler

Abgabedatum: 16.06.2015

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Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung ... 6 Summary ... 7 1. Einführung ... 1 1.1 Traumapädagogik ... 2 2. Forschungsrahmen ... 3

2.1 Beschreibung der Einrichtung ... 3

2.2 Beschreibung der Zielgruppe ... 4

2.2.1 Die Kinder und Jugendlichen der Intensivwohngruppe ... 4

2.2.2 Die Mitarbeiter der Intensivwohngruppe ... 4

3. Anlass, Begründung und Relevanz der Forschung ... 5

3.1 Anlass und Begründung der Forschung ... 5

3.2 Ziel der Forschung ... 9

3.3 Relevanz für die Entwicklung in der sozialen Arbeit ... 10

4. Theoretischer Rahmen ... 11

4.1 Unsere Definition der Traumapädagogik ... 11

4.2 Entstehung und Ursachen eines Traumas ... 12

4.3 Mögliche Folgen eines Traumas ... 16

4.4 Handlungsmöglichkeiten bei Traumata... 19

4.5 Beschreibung des Projektes SOS ... 21

5. Forschungsplanung ... 23 5.1 Forschungsfrage ... 23 5.1.1 Hauptfrage ... 24 5.1.2 Teilfragen ... 25 5.2 Forschungsziele ... 26 5.3 Forschungsmethode ... 26 5.4 Forschungsstrategie ... 27 5.5 Forschungstyp ... 29 5.6 Forschungsdesign ... 30 5.7 Stichprobenwahl ... 31 5.8 Messinstrumente ... 31 6. Datenerhebung ... 32

6.1 Durchführung der Fragebögen ... 33

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6.2.1 Ergebnisse der Fragebögen der Kinder und Jugendlichen ... 34

6.2.2 Ergebnisse der Fragebögen der Mitarbeiter ... 44

6.3 Beantwortung der Teilfragen... 51

6.4 Beantwortung der Hauptfragen ... 55

7. Innovation der Forschung ... 56

7.1 Nutzen für die Einrichtung ... 57

7.2 Nutzung für andere Einrichtungen ... 57

7.3 Kritische Auseinandersetzung mit den Forschungsergebnissen ... 58

8. Empfehlungen ... 59

8.1 praktische Empfehlungen ... 59

8.2 theoretische Empfehlungen ... 60

9. Evaluation der Studie ... 61

9.1 Stärken und Schwächen der Forschung ... 62

9.2 persönlicher Standpunkt ... 63

9.3 professioneller Standpunkt ... 63

9.4 Verbesserungsvorschläge ... 64

10. Schlussfolgerung der Forschung ... 64

Literaturverzeichnis ... 66

Internetrecherche ... 67

Abbildungen ... 68

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Vorwort

„Wenn nicht jemand wie du sich endlich kümmert, wird nichts jemals besser. Glaub mir!“ (Theodor Seuss Geisel, Der Lorax(Buchzitat))

Abbildung 2: Verlorenes Vertrauen: Ein Trauma bleibt manchmal lebenslang (Maurer, 2010).

Diese Arbeit ist der Beweis unserer professionellen Entwicklung innerhalb des vierjährigen Teilzeitstudiums an der Saxion Hogeschool in Enschede. Unser Vorhaben ist das

traumapädagogische Projekt SOS- Sichere- Orte- Suchen zu erforschen. Die Hoffnung, die bei dieser Forschung mitschwingt ist es, ein geeignetes Projekt für die Arbeit mit

traumatisierten Kindern und Jugendlichen zu erhalten, das unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Klientel individuell eingesetzt werden kann. Wir verfolgen das Ziel, traumatisierten Kindern und Jugendlichen einen Raum zu bieten, über ihre Ängste und Erlebnisse zu sprechen, und ihnen durch Aktivitäten im Alltag zu ermöglichen, ihr verlorenes Vertrauen langsam wieder aufzubauen.

Wir bedanken uns für die gute Zusammenarbeit mit Frau Ordelsmann und Herrn Schröder, die uns durch ihr begeisterndes Interesse an dem Projekt SOS- Sichere- Orte- Suchen ansteckten und uns auf unserem Thema der Bachelorarbeit brachten. Frau Ordelsmann und Herrn Schröder gaben uns einen umfassenden Einblick in ihr Projekt und boten uns durch die Kooperation tatkräftige Unterstützung.

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Zudem bedanken wir uns herzlich bei der Intensivwohngruppe Hof Weduwen der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Eylarduswerk. Durch die Teilnahme an der Forschungsmethode habt ihr es uns ermöglicht an die benötigten Endergebnisse der Forschung zu gelangen. Es war schön zu sehen wie rege die Beteiligung von den Kindern, Jugendlichen und Mitarbeiter an unserer Forschungsmethode war. Ihr habt durch die Anteilnahme an der

Forschungsmethode unsere Bachelorarbeit zu der Qualität verholfen, die sie derzeitig besitzt. Danken wollen wir auch unseren Dozenten, besonders Martin Adler, der sich die Zeit und Geduld genommen hat, unsere offenen Fragen zu beantworten und uns Anregungen und Tipps zu geben, um die Qualität unserer Bachelorarbeit zu stärken.

Ein großer Dank geht an unsere Familien, Freunde und Bekannte, die uns in der stressigen und aufregenden Zeit der Bachelorphase unterstützt und motiviert haben.

Zusammenfassung

Die Bachelorthesis setzt sich mit dem Projekt SOS der Intensivwohngruppe Hof Weduwen auseinander. Das Projekt wurde von ausgebildeten Traumapädagogen entwickelt und wird seit ca. 1,5 Jahren in der Intensivwohngruppe durchgeführt. Ziel der Forschung ist, die

Auswirkung des Projektes auf die Kinder und Jugendlichen zu messen. Mit den

Forschungsergebnissen werden eine Evaluation und eine eventuelle Überarbeitung des Konzeptes durchgeführt. Mit Hilfe von Fragebögen, die an Kindern und Jugendlichen ausgeteilt werden, wird eine Einschätzung des Projektes vorgenommen. Um die Sichtweise der Mitarbeiter zu dem Projekt im pädagogischen Alltag zu erhalten, werden weitere Fragebögen an die Mitarbeiter verteilt. Um die Effektivität der Aussagen der Kinder und Jugendlichen zu überprüfen, wurden in dem Fragebogen der Mitarbeiter deckungsgleiche Fragen integriert.

Die Forschungsfragen lauten:

Wie bewerten Kinder und Jugendliche der Intensivwohngruppe Hof Weduwen, des

Eylarduswerkes, das traumapädagogische Konzept „SOS“ in Bezug auf ihr Sozialverhalten? Welche Einstellung vertreten Mitarbeiter der Intensivwohngruppe Hof Weduwen, des Eylarduswerkes, gegenüber dem traumapädagogischen Konzept „SOS“ und gegenüber ihrer diesbezüglichen pädagogischen Grundhaltung?

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Um einen ersten Eindruck über das Projekt zu bekommen setzen sich die Studentinnen mit den Experten und Entwicklern des Projektes zusammen. Dieses Gespräch diente der reinen Information und war nur bestimmt für die Studentinnen.

Im Nachgang der Forschung wird ein Gespräch mit den Experten und Entwicklern des traumapädagogischen Projekt „SOS“ geführt, um eine Ganzheitlichkeit des Projektes zu erreichen, mit dem Hintergedanken, das Projekt individuelle in Wohngruppen einzuführen.

Summary

The bachelorthesis deals with the "SOS" project on the Hof Weduwen community. The project is developed by educated traumapedagogues and has been implemented in the

community for the last 1,5 year. The goal of this research is to measure the project's impact to the children. With an evaluation the results of the research will be examined, and adapted where needed. By giving the children a questionnaire an assessment of the project is made. Further questionnaires are given to the pedagogue staff members to obtain visions on their own experiences. To check the effectiveness of the answers equal questions will be

implemented.

Examples of researchquestions are:

How do the childeren of the community rate the SOS concept in relation to there social behaviour?

How do the staff members of the community represent the SOS concept and the pedagogic way of behaving?

To get a first impresion of the project the students sat together with experts and developers of the project. These conversations were purely intended for the students. After the research on the "SOS" project a follow up meeting with the experts and developers was scheduled to see the wholeness of the project and how to implement it to individual communities.

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1. Einführung

Der Aufbau der Bachelorarbeit ist folgendermaßen gegliedert:

In Kapitel 1 „Einführung“ erwarten den Leser eine theoretische Zusammenfassung, sowie eine Definition der Traumapädagogik.

Im Kapitel 2 wird unter dem Punkt „Der Forschungsrahmen“ die Intensivwohngruppe Hof Weduwen detailliert beschrieben. Außerdem wird die Zielgruppe der Studie aufgeführt. Das Kapitel 3 befasst sich mit dem Anlass, dem Ziel, der Begründung und der Relevanz der Forschung.

Der theoretische Rahmen wird im Kapitel 4 aufgeführt. Hierunter wird die Entstehung eines Traumas, die Ursachen, die möglichen Folgen sowie die Handlungsmöglichkeiten eines Traumas nachzulesen sein. Zum Ende des Kapitels 4 ist eine detaillierte Zusammenfassung des Projektes wiederzufinden.

Der Forschungsplan ist im Kapitel 5 integriert. Es findet eine Auseinandersetzung mit der Forschungsfrage, dem Ziel, der Methode, der Strategie, dem Typ, dem Design, der

Stichprobenwahl und dem Messinstrument statt.

Die Datenerhebung in Kapitel 6 benennt die detaillierten Ergebnisse der Forschung. Die Schlussfolgerung in Kapitel 7 reflektiert die Beantwortung der Fragen, ermisst den Nutzen für die Einrichtung, und bietet eine kritische Auseinandersetzung mit den Ergebnissen.

Hierauf baut das Kapitel 8 mit der theoretischen und praktischen Empfehlung auf.

Das Kapitel 9 dient der Reflektion der persönlichen als auch der professionellen Ebene. Es endet mit Verbesserungsvorschlägen zur Studie.

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1.1 Traumapädagogik

Der Begriff Trauma kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Verletzung“ oder „Wunde“. So versteht das ICD 10 Trauma als ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaßes (kurz oder langhaltend), die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde

(Schwerwath & Friedrich, 2012, S. 17).

Die Traumapädagogik hat sich in den letzten Jahren als neue eigenständige Fachdisziplin entwickelt und etabliert. Traumapädagogische Ansätze sind dabei längst nicht mehr auf die stationäre Kinder- und Jugendhilfe begrenzt, sondern kommen in vielfältigen Arbeitsfeldern zum Einsatz (Bausum & Besser & Kühn & Weiß, 2009, S. 7). So kommen sie zum Beispiel auch in der Primarerziehung, in der Bildung und der Behindertenhilfe vor. In der Kinder und Jugendhilfe sind traumatisierte Kinder und Jugendliche eher Regel als Ausnahme. Über 75% der Kinder und Jugendlichen haben auf ihrem bisherigen Lebensweg traumatisierende Erfahrungen erlebt (Schmid & Kaiser & Ziegenhain, 2014, S. 14).

Die Traumapädagogik ist eine Fachdisziplin, die mit den lebensgeschichtlich belasteten Mädchen und Jungen Antworten auf die Frage sucht, was sie brauchen, um selbstbemächtigt ihren Weg wählen zu können (Bausum & Besser & Kühn & Weiß, 2009, S. 7).

Das Hauptziel der traumapädagogischen Arbeit ist zu schauen, was traumatisch belastete Kinder und Jugendlichen benötigen um ganzheitlich ihre Selbstsicherheit und ihr Stärke wieder zu finden. Um den Kindern und Jugendlichen zu ihrer Selbstsicherheit und zu ihren Stärken führen zu können, ist es wichtig, dass die Mitarbeiter, die in der Wohngruppe arbeiten, eine traumapädagogische Arbeitshaltung verinnerlichen. In der

traumapädagogischen Arbeitshaltung geht es darum, Kindern und Jugendlichen eine

Umgebung zu bieten in der sie sich wieder sicher erleben können, ihren sicheren Ort finden. Laut der Bundesarbeitsgemeinschaft Traumapädagogik gehören zu den Standards für traumapädagogisches Arbeiten in stationären Einrichtungen die folgenden Unterpunkte.

- Wertschätzung als korrigierende Erfahrung zur erlebten Entwertung - Transparenz als korrigierende Erfahrung zur erlebten Unberechenbarkeit - Partizipation als korrigierende Erfahrung zur erlebten Ohnmacht

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- Die Annahme des „guten Grundes“ als korrigierende Erfahrung zum erlebten Nicht- Verstehen- Können und dem Erleben, unnormal zu sein

- Freude als korrigierende Erfahrung zur erlebten Belastung (Schmid & Kaiser & Ziegenhain, 2014, S. 14).

2. Forschungsrahmen

Der Forschungsrahmen befasst sich mit der Beschreibung der Einrichtung und der Zielgruppe, die für den Forschungsprozess relevant sind.

2.1 Beschreibung der Einrichtung

Bei der Intensivwohngruppe Hof Weduwen handelt es sich um eine offene

Jungenintensivwohngruppe in Trägerschaft des Eylarduswerkes, diakonische Kinder- und Jugend- und Familienhilfe. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf psychiatrisch erkrankten Jungen mit besonderen, individuellen Problematiken, aufgrund derer sie nicht mehr innerhalb der Familie oder anderen Wohngruppen leben können. Der ehemalige Bauernhof liegt

ländlich am Stadtrand von Nordhorn. Das 4000 qm große Grundstück mit Haupthaus und Nebengebäuden befindet sich nicht in der Nähe von unmittelbarer Nachbarschaft. Insgesamt stehen Plätze für neun Jungen im Alter von zwölf bis sechzehn Jahren zur Verfügung (zwei davon im Apartment). Innerhalb der Wohngruppe sind momentan eine

Sozialwissenschaftlerin, drei Sozialpädagoginnen, drei Erzieherinnen, ein Heilpädagoge, eine FSJlerin und eine Hauswirtschaftlerin beschäftigt.

Konzeptionelle Schwerpunkte liegen innerhalb der hofinternen Intensivbeschulung, einem Punkte- und Stufenmodell und dem wöchentlich stattfindenden Keep-Cool-Training.

Weiterhin werden regelmäßig Gruppenaktivitäten aus dem Musik-, Sport- und Werkbereich angeboten. Durch die enge Anbindung an den therapeutischen Dienst des Eylarduswerkes können zusätzlich individuell abgestimmte therapeutische Angebote wie z.B. Reittherapie, Lerntherapie und therapeutische Einzel- und Gruppengespräche genutzt werden. Weitere

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Konzeptbausteine innerhalb des pädagogischen Alltags sind die tiergestützte Pädagogik, die Erlebnispädagogik sowie die Videointeraktionsdiagnostik.

2.2 Beschreibung der Zielgruppe

An dem Projekt „SOS“ nehmen alle neun Jungen im Alter von zwölf bis sechzehn der Intensivwohngruppe Hof Weduwen teil. Die Jungen können aus unterschiedlichen Gründen nicht in der Herkunftsfamilie oder einer anderen Form von Erziehungshilfe unterstützt werden. Ihre individuellen psychischen Problematiken lassen es nicht zu, sie in die Herkunftsfamilien zu reintegrieren. Die Jugendlichen, die in der Intensivwohngruppe untergebracht sind, erlebten in ihrer Vergangenheit zerstörte und / oder zerrüttete Systeme kennen. Ihnen fehlt ein Grundverständnis von strukturierten, sicheren, vertrauensvollen und verlässlichen Systemen.

2.2.1 Die Kinder und Jugendlichen der Intensivwohngruppe

Für die Studie wurden alle neun Jungen in Form von einem Fragebogen zu dem Projekt „SOS“ befragt. Die Durchführung folgte im Setting einer Einheit des Projektes „SOS“. Aus Datenschutzgründen konnten wir keine Informationen über die Diagnostik der Jungen erfahren. Durch das Experteninterview konnten wir in Erfahrung bringen, dass die Jungen in der Vergangenheit individuelle traumatisierte Erlebnisse hatten. Ausgelöst durch die

Unsicherheiten ist eine Beschulung der Jungen an einer Regelschule nicht möglich. Durch das Projekt „SOS“ sollen die Jungen eine Grundsicherheit entwickeln die ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gewährleistet.

2.2.2 Die Mitarbeiter der Intensivwohngruppe

Das Team der Intensivwohngruppe Hof Weduwen besteht aus Sozialpädagogen/- innen, Erzieher/- innen, Heilpädagoge, Psychologische Begleitung, Hauswirtschafterin. Die dort arbeitenden Pädagogen haben zudem Zusatzqualifikationen in folgenden Bereichen:

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Erlebnispädagogik, Keep- Cool- Training, tiergestützte Pädagogik, Traumapädagogik, Video-Interaktions-Diagnostik, Sexualpädagogik. Zwei Pädagogen der Wohngruppe ließen sich als Traumapädagogen ausbilden. Ein Teil der Abschlussprüfung bildete die Erstellung des Konzeptes „SOS“ und deren Einsatz in der Wohngruppe. Um das Projekt erfolgreich in dem pädagogischen Alltag zu integrieren, wurde von allen Pädagogen verlangt eine

traumapädagogische Grundhaltung einzunehmen. In den regelmäßigen Teamsitzungen werden die einzelnen Einheiten offen besprochen. Ziel ist es, das Projekt durch Transparenz gegenüber den Mitarbeiter offen zu halten. Das Projekt wird von den Traumapädagogen Wendy Ordelsmann und Kai Schröder geleitet. Einmal im Monat wird ein Treffen mit den Jungen der Intensivwohngruppe und den Traumapädagogen stattfinden. Hier werden im Rahmen des Projektes „SOS“ Themen der Jungen bearbeitet. Die besprochenen Themen bleiben zum größten Teil innerhalb des Projektes. Die Traumapädagogen geben bestimmte Inhalte aus den Einheiten nur mit Absprache der Jungen in Teamsitzungen preis.

3. Anlass, Begründung und Relevanz der Forschung

In den folgenden Unterkapiteln wird beschrieben, warum das Thema der Traumapädagogik für die beiden Studentinnen von wichtigem Belang ist und wie sie zu der Wahl des Themas gekommen sind. Diese Erkenntnisse werden mit passender Fachliteratur unterlegt.

3.1 Anlass und Begründung der Forschung

Das Thema der Bachelorarbeit basiert auf dem aktuellen Thema der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Eylarduswerk. In den letzten Jahren ist der Begriff der

Traumapädagogik zu einem wichtigen Begriff in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen geworden. „In Deutschland werden jeden Tag fast 100 Kinder in stationäre Hilfen

aufgenommen. Kinder und Jugendliche mit einem Anspruch auf diese Hilfeformen waren in ihrer Biografie überdurchschnittlich häufig komplexen Problemlagen ausgesetzt…Traumata stehen dabei an der Spitze der Belastung“ (Weiß, 2013, S. 9). Die Erkenntnis, dass viele Kinder und Jugendliche, mit denen die Studentinnen zusammenarbeiten, ein Trauma mitbringen, erlangen auch die Studentinnen in ihren unterschiedlichen Arbeitsbereichen. Zuhal Koc arbeitet in einer Ganztagseinrichtung mit Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren. Kristin Paul arbeitet in einer Familienwohngruppe mit Kindern und Jugendlichen im

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Alter von zehn bis sechszehn Jahren. Die Frage, die beide Studentinnen mitbrachten war: „Wie schaffe ich als Pädagoge, traumatisierten Kindern und Jugendlichen einen Rahmen zu bieten, in dem sie sich trotz ihrer traumatischen Erfahrungen sicher fühlen können.“ Kristin Paul besuchte zum Thema „Traumapädagogik“ einen Fachtag ihrer Einrichtung. Hierbei wurde das Konzept „SOS“ (Sichere Orte Suchen) vorgestellt. Da dieses Projekt an die Interessen und die Fragestellung der Studentinnen anschließt, haben sie sich überlegt, dieses Projekt genauer zu evaluieren. Derzeit wird das Projekt in der Intensivwohngruppe Hof Weduwen des Eylarduswerkes umgesetzt. Diese Intensivwohngruppe ist konzipiert für Jungen im Alter von zwölf bis sechszehn Jahren.

Um das Projekt auszuführen, wird zunächst eine traumapädagogische Grundhaltung vom ganzen Team verlangt. Eine traumapädagogische Grundhaltung zeichnet sich durch das Verstehen der Verhaltensweisen von Mädchen und Jungen vor dem Hintergrund ihrer Vorgeschichte aus. Das Handeln wird als eine Überlebensstrategie gewertet. Das Fundament der traumapädagogischen Arbeit zeigt sich durch wertschätzendes, positives und

fachkompetentes Handeln aus (Beckrath- Wilking, Biberacher, Dittmar, Wolf-Schmid, 2013).

Das Projekt besteht aus einer monatlichen Sitzung mit zwei ausgebildeten Traumapädagogen und aus kleinen Einheiten, die in der Freizeit mit den Kindern entwickelt werden. Hierzu gehören zum Beispiel das Erstellen einer Gefühlsuhr und/ oder das Absprechen von neuen Gruppenregeln die Struktur und Sicherheit bringen sollen. Zunächst war die Überlegung, das Projekt in der Familienwohngruppe mit einigen Einheiten durchzuführen. Jedoch würde dies eine sehr detaillierte und zu umfangreiche Durchführung sein, die in der vorgegebenen Zeitangabe nicht umzusetzen wäre. In den Gesprächen mit den Dozenten und Kommilitonen, wie auch Experten des Projektes, haben sich die Studentinnen entschlossen, das Projekt in der Wohngruppe zu evaluieren. Diese Evaluation soll den Studentinnen und der Einrichtung dazu dienen, die Wirkung des Projektes auf die Jugendlichen und deren Verhaltensveränderungen präsenter zu machen. Im Anschluss soll genauestens geschaut werden, welche Effektivität das Projekt für andere Wohngruppen hat, um den traumatisierten Kindern und Jugendlichen Sicherheit und die Chance zu bieten, ihre Traumata zu verarbeiten. Wenn sich herausstellt, dass das Projekt Erfolge zeigt, besteht die Perspektive, dies auch in anderen Wohngruppen einzusetzen, wie zum Beispiel in der Familienwohngruppe, um traumatisierten Kindern und Jugendlichen neben dem Verarbeitungsprozess in therapeutischen Settings auch pädagogische Unterstützung im Alltag zu bieten. Für die Intensivwohngruppe bietet die

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Evaluationsforschung die Chance, das Projekt von unbeteiligten Pädagogen evaluieren zu lassen. Hierdurch bekommen sie die Möglichkeit, ihr Projekt zu optimieren.

„ Man weiss nie, was daraus wird, wenn die Dinge verändert werden. Aber weiss man denn, was daraus wird, wenn sie nicht verändert werden“ (Canetti & Schmidt, 2014, S. 13). Im sozialen Bereich wird viel darüber diskutiert, ob Traumapädagogik eine neue Pädagogik ist oder eher ein neuer Begriff für ganzheitliche Pädagogik. In den meisten Fällen wurde Traumatisierung als ein psychologisch - therapeutischer Arbeitsbereich gesehen und aus den pädagogischen Arbeitsfeldern ausgeklammert, so Scherwart /Friedrich (2012) in ihrem Buch. Traumapädagogik ist ein umfangreiches und sehr tiefgreifendes Thema. Deshalb ist es für Sozialpädagogen /-innen von hoher Relevanz sich mit diesem Thema zu befassen. In der sozialen Arbeit, sei es in der Jugendhilfe oder im Schulsystem, werden Pädagogen immer mehr mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen konfrontiert. Es gibt eine Vielzahl von Definitionen über Traumapädagogik. Alle Definitionen sind im Kern gleich, jedoch auch sehr unterschiedlich im Detail.

Körperliche als auch seelische Verletzungen sind unter dem Aspekt (Trauma) zu betrachten. Die seelischen Verletzungen werden spontan in Erinnerung gerufen oder durch einen

Stimulus in Erinnerung getriggert. Die traumatisierten Kinder haben mit Alpträumen zu kämpfen und können sich schlecht konzentrieren. Sie sind stets wachsam, weil sie das Gefühl haben, es könnte jederzeit etwas passieren und erschrecken sich schnell vor Geräuschen. Zu diesen Verhaltensweisen können weitere Auffälligkeiten wie Angststörungen, Phobien und/ oder Depressionen hinzukommen (Lindauer & Boer, 2012). Nicht nur durch Therapien können diese Kinder und Jugendliche ihre traumatischen Erlebnisse überwinden, sondern auch durch pädagogische Projekte, wie beispielsweise Einzel- oder Gruppenangebote.

Traumatische Stressreaktionen und andere Reaktionen auf Trauma können dazu führen, dass Kinder sich negative Verhaltensweisen an den Tag legen, die dich als Pädagoge ausbalancieren. Die Beziehung mit dir, mit anderen Erwachsenen und selbst mit ihren Altersgenossen kann instabil oder unvorstellbar sein. Deine gebräuchlichen Erziehungsmethoden die sonst problemlos wirken bei anderen Kindern, wirken bei Ihnen wahrscheinlich gar nicht (Coppens & van Kregten, 2012, S. 52).

In dem Projekt SOS- Sichere Orte- Suchen liegt der Schwerpunkt der Bearbeitung der traumatisierten Erfahrungen auf der selbstständigen Themenwahl der Jungen. Die Jungen können selbständig entscheiden, inwieweit sie sich in den Gruppengesprächen öffnen, um ihre

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Traumatisierung zu verarbeiten. Dabei spielt das Vertrauen zu den einzelnen

Gruppenmitgliedern und den Betreuern eine große Rolle, sowie die Beziehung untereinander. „Menschen verhalten sich immer aus ihren Bedürfnissen heraus: Dieses Prinzip

entschlüsselt Verhalten von Menschen im Zusammenhang mit ihren Bedürfnissen.

Auffälligkeiten werden entsprechend nicht als Störung, sondern als besondere Bedürfnisse interpretiert.“ (Scherwarth /Friedrich 2012, S. 63) Dies verdeutlicht nochmal, dass

traumatisierte Kinder und Jugendliche oftmals vielfältige Verletzungen an ihren Grundbedürfnissen erlitten haben.

Abbildung 3: Bedürfnispyramide nach Maslow ( Maslow,1977)

In der Bedürfnispyramide nach Maslow werden die grundlegenden Bedürfnisse eines jeden Menschen hierarchisch aufgeführt. Sobald die psychologischen Bedürfnisse größtenteils erfüllt sind, hat der Mensch den Wunsch, die nächst höhere Stufe der Bedürfnisbefriedigung zu erreichen. Es ist schwer für einen Menschen, einen Zustand der vollkommenen

Zufriedenheit zu erreichen. Sobald ein angestrebter Wunsch erfüllt ist, entsteht ein neues Bedürfnis (Kulbe, 2009).

„ Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ (Brecht, 1987, S. 31) Traumatisierte Menschen benötigen zunächst die Befriedigung der psychologischen Grundbedürfnisse, so Huber (2009) in ihrem Buch. Viele traumatische Erlebnisse führen dazu, dass die wichtigsten Bedürfnisse, wie zum einen Hunger, Durst, Schlaf, Wärme und Selbsterhaltungstrieb nur unzureichend erfüllt werden. Dieses führt dazu, dass die anderen Bausteine der

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Bedürfnispyramide, wie die Sicherheitsbedürfnisse, Sozialen Bedürfnisse, das Bedürfnis nach Achtung und die Selbstverwirklichung vorerst unerreichbar bleiben. Um den traumatisierten Mensch ein Bedürfnis von Sicherheit zu vermitteln, muss das Grundgerüst der

psychologischen Bedürfnisse ausreichend befriedigt werden.

„Traumapädagogische Bindungsarbeit fördert Sicherheit durch sichere Bindung und

regulierbare Beziehungsangebote. Das ermöglicht korrektive Erfahrungen (Grawe, 2004) und die Entwicklung neuer selbstschützender Bindungsmodelle“ (Beckrath- Wilking, Biberacher, Dittmar, Wolf-Schmid, 2013, S. 292). Die Mitarbeiter sollten sich ein Vorwissen über

Bindung und Bindungsstörungen aneignen, um somit die Bindungssignale und –bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen besser wahrnehmen zu können. Das Intervenieren auf Signale und Bedürfnisse verhilft den Kindern und Jugendlichen neues Vertrauen in Erwachsenen aufzubauen und Ängste abzubauen.

Grundsätzlich benötigen alle Kinder Schutz vor Bedrohung, Verlässlichkeit in

Beziehungen, das Recht auf ein offenes äußern ihrer Emotionen, das Gefühl, akzeptiert und anerkannt zu werden, sowie Zuwendung und konsistente Fürsorge. Diese Haltung muss in der stationären Jugendhilfe gelebt und in der ambulanten Arbeit mit Familien verdeutlicht werden (Beckrath- Wilking, Biberacher, Dittmar, Wolf-Schmid, 2013, S. 292).

3.2 Ziel der Forschung

Das Ziel der Forschung ist, das Projekt „SOS“ zu evaluieren und mit den Ergebnissen der Forschung Verbesserungsvorschläge an dem Projekt vorzunehmen, um eine stetige

Verbesserung des Projektes zu erzielen. Ein weiteres Ziel der Forschung ist es, dass Projekt so umzuschreiben, dass es in unterschiedlichen Wohngruppen der Jugendhilfeeinrichtungen umzusetzen ist. Damit das Konzept „SOS“ auf anderen Wohngruppen umzumünzen ist, werden den Traumapädagogen des Projektes die erlangten Forschungsergebnisse zur Verfügung gestellt. In Kooperation wird das Projekt „SOS“ so umgestellt, dass

unterschiedliche Wohngruppen mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen einen Nutzen aus dem traumapädagogischen Projekt ziehen können.

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3.3 Relevanz für die Entwicklung in der sozialen Arbeit

In der heutigen Zeit ist das Störungsbild der Traumatisierung in Bezug auf die Arbeit in Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen eine erhöhte Diagnostik. Die

Bundesarbeitsgemeinschaft Traumapädagogik hat in den letzten Jahren nachgewiesen, das Folgen von psychischen Traumata sich auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auswirken (BAG Traumapädagogik, 2011). Laut einer Studie der

Bundespsychotherapeutenkammer sind Kinder und Jugendliche in der stationären Jugendhilfe sehr häufig von traumatischen Erlebnissen belastet, ca. 81 Prozent der Kinder und

Jugendlichen sind von mindestens einem traumatischen Erlebnis in der Vergangenheit betroffen (Broil, 2011).

In der Mikroebene geht es um das individuelle Wohlbefinden eines jeden Jugendlichen. Die Kinder und Jugendlichen müssen befähigt werden ihr eigenes Handeln zu verstehen, zu akzeptieren und zu regulieren. Dabei wird ihnen ein Rahmen geboten, der bei der

Persönlichkeitsentwicklung unterstützt und die Suche nach dem eigenen Ich ermöglicht. Die Kinder und Jugendlichen entscheiden nach ihren persönlichen Verhaltensmustern, inwieweit sie sich anpassen können. Dabei ist ein zentraler Punkt das Entgegenbringen von Partizipation und die Suche nach dem guten Grund. Ein Beispiel hierfür könnten regelmäßige

Reflexionsgespräche mit den Jugendlichen sein. In diesen Gesprächen werden Ziele

vereinbart, die bei Erreichung des Zieles eine Stärkung des Selbstwertgefühls herbei rufen. Im Hinblick auf die Mesoebene soll das Projekt dazu beitragen, dass ein vertrauensvoller, sicherer und harmonischer Ort für die Kinder und Jugendlichen geschaffen wird. Das Modell des Gruppengespräches trägt zu einem Gemeinschaftsgefühl bei. Die Gruppe unterhält sich über ein gemeinsames Thema. Hierbei wird das soziale Miteinander durch Vertrauen,

Empathie und Einfühlungsvermögen getragen. Es werden einheitliche Regeln und Strukturen abgestimmt, die im Alltag Sicherheit bieten. Zudem werden in Gemeinschaft Räumlichkeiten geschaffen, die zum Wohlfühlen und Zurückziehen genutzt werden können. In

Gruppengesprächen soll das Wahrnehmen, Erkennen, Akzeptieren und angepasstes Verhalten bezüglich der Gefühlswelt des Gegenübers zentraler Mittelpunkt sein.

In Betracht der Makroebene ist es für die Pädagogen, die im Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen stehen, von großer Bedeutung, vielfältige Methoden im Bereich

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der Traumapädagogik zu erlernen. Eine mögliche Methode ist das traumapädagogische Projekt „SOS“. Dieses Projekt wird derzeit ausschließlich in der Intensivwohngruppe durchgeführt. Durch die Forschung soll das Projekt evaluiert werden, sodass es in

individuellen Wohngruppen zum Einsatz kommen kann. Das ermöglicht in der pädagogischen Arbeit mit traumatisierten Kindern die Integration in die Gesellschaft. Kinder und Jugendliche die traumatisierte Erlebnisse erfahren haben, zeigen häufig ein unakzeptables Verhalten in Bezug auf für sie stresshaltige Situationen.

4. Theoretischer Rahmen

Das Kapitel 4 befasst sich mit den theoretischen Rahmen von Traumapädagogik. Strukturiert ist der Aufbau dieses Kapitels mit der Definition der Traumapädagogik, hierauf bauen die Entstehung und die Ursachen eines Traumas auf. Die möglichen Folgen und

Handlungsmöglichkeiten von Traumata werden aufgeführt. Sie bilden einen guten theoretischen Baustein für die Beschreibung des Projektes.

4.1 Unsere Definition der Traumapädagogik

Langzeittraumatisierungen umfassen meist körperliche, emotionale und sexuelle Gewalt. Diese Traumatisierungen können komplexe Folgen mit sich bringen. Um Trauma in einer Definition zu bringen, nutzen wir die Aussage von Michaela Huber.

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12 Abbildung 4: Definition Trauma(Huber, 2003, S. 38)

Michaela Huber sagt aus, dass Traumata mit anderen Stressreichen Lebensereignissen nicht zu vergleichen ist.Wie in der Abbildung zu erkennen ist, wird ein Vergleich mit einem Stein gezogen, der ins Wasser geworfen wird und immer weitere Kreise zieht. Dieses zeigt, dass die Anfänge eines Traumas meistens in der frühen Kindheit beginnen. Sie ziehen sich wie weite Kreise (Abbildung) durch das Leben.

4.2 Entstehung und Ursachen eines Traumas

Oftmals ist die Ursache von einem Trauma nicht bekannt, da keine bewusste Verbindung zwischen der Entwicklung des Symptomes und dem vorangegangen Vorfall hergestellt werden kann. Da es passieren kann, dass die Symptome in einer Verzögerung von einem Monat bis zu einem Jahr auftreten. Aus diesem Grund spielt laut Aussage von Peter A. Levin und Maggie Kline der Spruch „Vorbeugen ist besser als Heilen“ eine wichtige Rolle in der Traumapädagogik. ( Levin & Kline, 2004)

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Ursachen die ein Trauma entstehen lassen können sind laut Peter A. Levin und Maggie Kline unter anderem:

1. Unfälle und Stürze

2. Medizinische und operative Eingriffe 3. Gewalthandlungen und Angriffe 4. Verlust

5. Umgebungsbedingte Stressfaktoren und Naturkatastrophen

Hiermit ist zu sehen, dass der Ausgangspunkt für ein Trauma extrem stressreiche äußere Ereignisse sind. Damit ein Ereignis zum Trauma für einen Menschen werden kann, muss eine Dynamik in Gang kommen, die sein Gehirn buchstäblich „in die Klemme bringt“ und es geradezu dazu nötigt, auf besondere Weise mit diesem Ereignis umzugehen.

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Abbildung 5: Traumatische Zange (Huber, 2003, S. 39)

Die Traumatische Zange lässt deutlich werden, wie das Gehirn in einer extremen

Stresssituation versucht, mit dem Ereignis fertig zu werden. Wenn ein Mensch gegen die Bedrohung nicht ankämpfen und nicht davor fliehen kann, verfällt er in einem Freeze-Zustand. In diesem Zustand wird der Mensch gefühllos, schmerzunempfindlich, erstarrt. Er wirkt wie eingefroren (Mehmel, o.J.) In diesem Zustand kommt das Mittel, des

Fragmentierens hinzu. Die erlebten Ereignisse werden zersplittert und weggedrückt. Der Psychiater Lutz Besser: „ der Vergleich eines Spiegels, der im Augenblick des traumatischen Stressgipfels zerspringt, macht deutlich, dass die zurückbleibenden Spiegelsplitter nicht mehr erkennen lassen, was passiert ist, sondern nur noch das etwas passiert ist“ (Huber, 2003, S. 43).

Damit der Mensch mit dem traumatischen Erlebnissen umgehen kann, kommt es zur Abspaltung dieser Erlebnisse, dieses nennt man die Dissoziation. Die Dissoziation ist ein Phänomen in einer traumatischen Situation.

Abbildung 6: Teufelskreis der dissoziativen „Nichtreaktion“ (Weiß, Friedrich, Picard, Ding, 2014, S.106).

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In einer Dissoziation werden die traumatischen Erlebnisse in Einzelteile zerlegt, weil sie im Ganzen nicht auszuhalten sind. Es sind nur noch Bruchteile von dem Erlebten übrig, da die Wahrnehmung zerrissen und zersplittert ist. Die Informationen gelangen nur unvollständig in die Gedächtniszentrale des Gehirns. Dadurch wird eine zeitliche und räumliche Einordnung und Orientierung nicht möglich. Für das Opfer existiert die Traumasituation weiter, als sei sie immer gegenwärtig. Der Körper kann nicht sagen: Es ist vorbei. Der Stress bleibt!

Traumatisierte Menschen befinden sich in einem Dauererregungszustand und wissen nicht warum. (Mehmel, o.J.)

Abbildung 7: Das dreigliedrige Gehirn für Kinder (Weiß, Friedrich, Picard, Ding, 2014, S.211)

Es gibt sechs verschiedene Formen von Dissoziationen, diese lauten:

1. Alltagsdissoziationen

Autobahnhypnose, Absorbtion

2. Amnesie

Biographisch, im Alltag, über die normale Vergesslichkeit hinaus Wissen nicht willentlich zugänglich haben.

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16

Die Umgebung oder Teile davon nicht adäquat wahrnehmen (z.B. Akustisch, hören, aber nichts verstehen) bei sonst normaler Funktion der Wahrnehmungsorgane.

4. Depersonalisierung

Das Selbst oder Teile davon nicht adäquat wahrnehmen, zum Beispiel Körperteile nicht fühlen, Schmerzlosigkeit, „Neben sich stehen“, evtl. sogar aus dem Körper „ heraustreten“.

5. Fugue

Sich an einem anderen Ort wiederfinden und nicht wissen, wie man dort hingekommen ist.

6. Dissoziative Identitätsstörung

Ein oder mehrere Persönlichkeitszustände übernehmen voll die Kontrolle über den Körper: häufig verbunden mit Amnesie: die Persönlichkeitszustände sind individuell verschieden, verfügen über einen je eigenen Willen und können vom externen Beobachter zu mehreren Zeitpunkten wiedererkannt werden. ( Huber, 2003, S. 56)

Im Allgemeinen gilt die Regel: Je mehr Stress, desto mehr Dissoziation.

4.3 Mögliche Folgen eines Traumas

Ein Trauma bedeutet die Erschütterung der gesamten Persönlichkeit. Unmittelbare Folgen des traumatischen Stresses sind:

- nicht mehr wissen, was los ist (Verstörung) - nichts mehr fühlen (wie im Schock)

- nichts mehr spüren (emotionale Taubheit)

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- nichts mehr Wissen durch Erinnerungslücken oder durch den Verlust der räumlichen und zeitlichen Einordnung des Geschehens (Beckrath-Wilking, Biberacher, Dittmar, Wolf-Schmid, 2013).

Nach den gezeigten Erstreaktionen muss das Gehirn damit fertig werden, dass es zu extremen Zuständen von Verwirrtheit und entfremdetem Erleben gekommen ist. Diese ganz normale Reaktion nennt man posttraumatische Belastungsstörungen. Sie weist folgende Elemente auf: Angstzustände und erhöhte Stresshaftigkeit; Albträume und Schlafstörungen; häufiges Wiedererleben von Teilen des Traumas; Vermeidung von (möglichst allen) Reizen, die mit dem Trauma zu tun haben; Gefühle von Empfindungslosigkeit, Losgelöst sein von anderen, Einsamkeit, Entfremdung von Nahstehenden, Kontaktunwilligkeit; Beeinträchtigung der Wahrnehmung, der Umwelt, des eigenen Körpers, eigener Gefühle; Konzentrations- und Leistungsstörungen. Eine posttraumatische Belastungsstörung kann diagnostiziert werden, wenn die drei Elemente Konstriktion, Instrusionen und Übererregung länger als 4 Wochen sich eher intensiv ausbreiten statt weniger werden.

„ Etwa ein Viertel der Posttraumatischen Belastungsstörungen sind „late onset PTSD“ das bedeutet: Sie haben früh ihren Anfang, brechen aber erst später, nach einem erneuten extremen Stress aus“ (Huber, 2003, S. 70).

Die lange Dauer eines Ereignisses oder häufige Wiederholungen machen es potentiell schwerer, das Erlebnis ins Leben zu integrieren. Folgende Punkte sind laut Aussage von Michaela Huber nach schweren Traumareaktionen zu erwarten:

- dauern sehr lange, - wiederholen sich häufig,

- lassen das Opfer mit schweren körperlichen Verletzungen zurück, - sind vom Opfer schwerer zu verstehen,

- beinhalten zwischenmenschliche Gewalt, - der Täter ist ein nahestehender Mensch, - das Opfer mochte (mag) den Täter, - das Opfer fühlt sich mitschuldig,

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- beinhalten sexuelle Gewalt, - beinhalten sadistische Folter,

- mehrere Täter haben das Opfer zugerichtet, - das Opfer hatte starke Dissoziationen,

- niemand hat dem Opfer unmittelbar danach beigestanden, - niemand hat nach der Tat darüber mit dem Opfer gesprochen.

(Beckrath-Wilking, Biberacher, Dittmar, Wolf-Schmid, 2013)

Schwere dissoziative Störungen des Selbsterlebens sind bei Kindern zu erwarten, die zum Opfer einer nahestehenden Bezugsperson geworden sind. Kinder sind auf Schutz und Fürsorge angewiesen. Somit sind sie stärker verletzbar, wenn ihnen in schwierigen Situationen keiner beisteht. Die Erhöhung der Symptomatik einer posttraumatischen Belastungsstörung ist unter anderem durch folgende Risikofaktoren gegeben: mangelnde soziale Unterstützung, fortgesetzte negative Lebensereignisse, eine auf Dauer mangelnde Anerkennung des Traumas, sowie sekundäre Stressfaktoren wie Schulwechsel, Umzug und weitere Angst vor dem Täter. Neben diesen Faktoren gibt es auch einige wenige

Schutzfaktoren. Hierzu gelten gute Soziale Unterstützung, kommunikative Kompetenz sowie ein kohärentes Weltbild. Das Konstrukt des Kohärenzsinnes beinhaltet die Fähigkeit

belastende Ereignisse geistig einzuordnen, zu verstehen und als sinnhaft zu bewerten. Zudem bilden die Resilienz und posttraumatische Reifung zwei weitere Begriffe für die erfolgreiche Bewältigungsstrategie. Im Rahmen traumatischer Erfahrungen bedeutet Resilienz das

Vorhandensein von Widerstandsfähigkeit, psychischer Robustheit und Spannkraft trotz sehr ungünstiger Lebensumstände. Die posttraumatische Reifung hat einen direkten Traumabezug. Sie sagt aus, dass aus dem Erleben der Traumatisierung eine neue positive Selbst- und

Weltsicht sowie ein Wachstum in verschiedenen Lebensbereichen erfolgen können. Es gibt laut Calhoun und Tedeschi (2006) fünf Bereiche der posttraumatischen Reifung:

1. Intensivierung der Wertschätzung des Lebens 2. Intensivierung persönlicher Beziehung 3. Bewusstwerden der eigenen Stärke

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4. Entdecken neuer Möglichkeiten

5. Intensivierung eines spirituellen Bewusstsein

Jedoch sind zu dem Konzept der posttraumatischen Reifung keine klaren Forschungsergebnisse vorhanden.

4.4 Handlungsmöglichkeiten bei Traumata

Die zentralen Interventionsschritte jeder traumaunterstützenden Arbeit, die am besten in interdisziplinärer Zusammenarbeit erfolgen und dafür in ihrem Zusammenspiel koordiniert werden müssen, bildet das Drei- Phasen- Model. Das Drei- Phasen- Model- beinhaltet:

1. Stabilisierung und Ressourcen Erschließung 2. Auseinandersetzung mit der Traumaproblematik 3. Neuorientierung

In der Behandlung sind sie als zirkulärer Prozess zu verstehen. Die Ausgangsbedingung für einen gelungenen Erarbeitungsprozess ist ein Mindestmaß an relativer Sicherheit und sozialer Unterstützung, eine Arbeitsphase, die bei komplex traumatisierten Kindern und Jugendlichen eines hohen Zeit- und Energieaufwands bedarf. Nach einer ausreichenden Zuwendung zur Traumaproblematik ist eine Wiederannäherung an die Umwelt möglich. Einrichtungen, denen es gelingt, pädagogisches Handeln und therapeutisches Verstehen miteinander in

Abstimmung zu bringen, können mit dem therapeutischen Vertrauensverhältnis eine Brücke zur realen Welt bauen und in der Außenwelt Beziehungs- und Veränderungsprozesse

ermöglichen. Zeitnah kann mit ressourcenorientierten Stressbewältigungstechniken begonnen werden. Diese können in Praktiken des Angstabbaus, der Selbstkontrolle und innerer

Sicherheit gewonnen werden. Die Stabilisierungsarbeit kann durch den Nutzen zusätzlicher kreativtherapeutischer, künstlerischer aber auch sportlicher Aktivitäten bis hin zur

Einrichtung sogenannter Notfallkoffer unterstützt werden. Aus einer interdisziplinär

angelegten Perspektive kann auf dieser Basis ein Verständnis für die Wirkung traumatischer Erfahrungen auf die momentanen Gefühle erarbeitet werden, andererseits ein differenzierter Umgang mit Symptomen erfolgen. Um eine Stabilisierung des Kindes zu erzeugen, bedarf es methodischen Handelns. Hierzu können

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- Psychoedikationen (Verstehen schafft Kontrolle nimmt „Ver-rücktsein“ weg)

-Ressourcenarbeit Resilienz Stärkung Techniken aus der positiven Psychologie Flow -Sense of Coherence

- Achtsamkeitsübungen schaffen realistischen Kontextbezug - Distanzierungstechnik

-Selbstwahrnehmung fördern -Notfall- oder Krisenplan erarbeiten

-Imaginationsübungen (z.B. Ort der Geborgenheit) -Arbeit mit Ego States

durchgeführt werden. Die Bewältigungsstrategien von Kindern sind alters- und

erfahrungsabhängig weit entwickelt. Jüngere Kinder müssen umso mehr in ihrer Stabilität, also der Möglichkeit Stress zu regulieren von einfühlsamen und liebevollen Bezugspersonen gelenkt werden. Für Säuglinge und Kleinkinder müssen Bezugspersonen die Stressregulation zunächst im Außen übernehmen bis das Kind diese Aufgabe selbst erledigen kann

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Abbi ldung 8: Traumapädagogisches Konzept (Kinderschutzzentren, 2012, S. 99)

Wie der Abbildung zu entnehmen ist, muss das Fundament eines traumapädagogischen Konzeptes von Seiten des Teams Optimismus, Begeisterung, Wertschätzende Grundhaltung und Teamgeist für Traumapädagogische Arbeit mitbringen. Die Einrichtungen müssen eine offene Teamstruktur, Fortbildungen der Mitarbeiter, Beratung / Supervision und

traumapädagogische Teamberatung den Mitarbeitern zur Verfügung stellen. Auf dem Fundament aufbauend sind drei Säulen der Arbeit gekennzeichnet. Die erste Säule bildet mit den Unterpunkten transparente Strukturen, verstehen lernen, Bindungspädagogik und

Sicherheit gebende Grundbotschaften das erste Standbein der Säule. Die zweite Säule besteht aus Reflexion und Feedback, Spieltherapie, Psychomotorik und der Krisenprävention. In der dritten Säule geht es um die Stärkung der Kinder durch exklusive Kontakte, Resilienzteam und unterschiedliche methodische Angebote. Das Ziel ist es emotionale Sicherheit,

Selbstwirksamkeit, Vertrauen, Bindung und Resilienz für Kinder und Mitarbeiter herzustellen.

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Das Projekt „SOS“ ist von den Traumapädagogen Wendy Ordelsmann und Kai Schröder im Rahmen ihrer traumapädagogischen Ausbildung konzipiert worden. Die Konzeptidee basierte auf die damalige Situation in der Intensivwohngruppe Hof Weduwen. Zu diesem Zeitpunkt zogen viele neue Jugendliche in die Wohngruppe ein. Sie mussten sich zunächst an

Strukturen, Regeln, Alltag, Mitarbeiter und neue Mitbewohner gewöhnen. Die Eingewöhnung verlief mit sehr heftigen, zum Teil auch körperlichen Konflikten, die bei Bewohnern und Mitarbeitern zu Unwohlsein gesorgt haben. Durch das Projekt „SOS“ sollen Möglichkeiten geschaffen werden ein sicheres und wohlfühlendes Miteinander zu bekommen. Das Projekt basiert auf Freiwilligkeit und findet in regelmäßigen Abständen (einmal im Monat) statt. Die Leitung dieser Einheiten übernehmen die Traumapädagogen. Sie strukturieren im Beisein der Jungen die Themen der einzelnen Gruppengespräche bzw. Gruppensettings. Der Beginn jedes Settings findet durch eine Begrüßung statt, die zumeist aus Aufwärmspielen besteht. Hierauf folgt die eigentliche Gesprächsrunde, die durch Angebote und Übungen ergänzt wird. Den Abschluss bildet eine gemeinsame Reflexion. In jedem Setting werden verschiedene Möglichkeiten angeboten, die freiwillig wiederholt werden können. Das Wiederholen der Übungen ist auch im pädagogischen Alltag zwischen den monatlichen Settings möglich. Die jeweiligen Settings basieren auf den Eckpfeilern der pädagogischen Grundhaltung, die Annahme des guten Grundes, Wertschätzung, Partizipation, Transparenz, Spaß und Freude und sind im hohen Maße von diesen geprägt. Die Kommunikationsstruktur des Projektes basiert auf einer wertschätzenden Gesprächskultur. Dieses bietet den Jungen die Möglichkeit sich öffnen zu können. Die Kinder werden mit ihren Äußerungen ernst genommen und nicht mit Vorwürfen belastet. Dadurch erlernen sie Handlungsalternativen und die Aufarbeitung von Gruppenproblematiken. Der hohe Stellenwert der Partizipation liegt darin begründet, dass es innerhalb von SOS nicht nur darum geht, Sachverhalte darzulegen, sondern Möglichkeiten zu schaffen, Themen zu benennen und sich aktiv an Veränderungen zu beteiligen. Eine transparente Umsetzung ist unabdingbar, da alle Projektteilnehmer ein Recht darauf haben zu hinterfragen und zu erfahren, weshalb eine Umstrukturierung der Räumlichkeiten

durchführbar ist oder auch nicht. Spaß und Freude ist bei dem Projekt elementar wichtig, da es in einem angenehmen Rahmen eher möglich ist, sich mit problematischen Situationen auseinanderzusetzen. Themen zur sicheren Gestaltung des Wohnortes waren

- Was kann ich selber tun, um auf dem Hof einen sicheren Ort zu gestalten? - Wie sieht mein innerer sicherer Ort aus?

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- Wie nennen wir unser Projekt?

- Wie kann ein Logo für unser Projekt aussehen?

- Wie kann ich dafür sorgen, dass andere Wissen wie es mir geht? - Wir gestalten eine Gemütsampel.

- Wie kann ich mich auf der Ferienfreizeit sicher und wohl fühlen?

Die Ergebnisse aus den Sitzungen wurden protokolliert, um sie an Interessierte weiterleiten zu können. In den Teamsitzungen wird durch das Vorstellen der Ergebnisse des Projektes und der einzelnen Einheiten Transparenz geschaffen. Die Intention ist dabei, allen Mitarbeitern die Gelegenheit zu geben, sich mit der subjektiven Wahrnehmungen des jeweiligen Kindes auseinanderzusetzen. Resultierend daraus ist es möglich, Problematiken des pädagogischen Alltags anders zu bearbeiten. Die Teilnehmer wurden darüber informiert, dass es sich innerhalb des Projektes um einen geschützten Rahmen handelt, jedoch allgemeine Themen unter den Erwachsenen besprochen werden. Mit dem Kind wird beraten, ob das Thema in einem ausgedehnten Rahmen bearbeitet werden soll.

Das Projekt kann nur eine hohe Wichtigkeit bzw. Sicherheit erlangen, wenn seitens des Teams eine allgemeine Grundhaltung in der Traumapädagogik oder in der ganzheitlichen Pädagogik gegeben ist. Hierzu wurde anhand von kurzen Statements erarbeitet, wie die Mitarbeiter in ihrer Arbeit mit den Jungen mehr Sicherheit und Wohlfühlen hervorrufen können. Dieses geschah durch das Kennenlernen der unterschiedlichen Entwicklungsphasen bei traumatisierten Kindern und Jugendlichen im pädagogischen Kontext.

5. Forschungsplanung

Der Forschungsplan bildet das Grundgerüst der Bachelorthesis. Er setzt sich mit den

Forschungsfragen, den Forschungsmethoden, den Forschungsstrategien, dem Forschungstyp, dem Forschungsdesign, der Stichprobenwahl und dem Messinstrument auseinander.

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Die Forschungsfragen bilden das Grundkonzept der Forschung. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch die Forschung. Die Forschungsfragen sind der Mittelpunkt der Bachelorthesis. Sie helfen uns bei einer qualitativ hochwertigen Evaluation.

5.1.1 Hauptfrage

Wie bewerten Kinder und Jugendliche der Intensivwohngruppe Hof Weduwen des

Eylarduswerkes das Traumapädagogische Konzept „SOS“ in Bezug auf ihr Sozialverhalten?

Welche Einstellungen vertreten Mitarbeiter der Intensivwohngruppe Hof Weduwen des Eylarduswerkes gegenüber dem traumapädagogischen Konzept „SOS“ und ihrer pädagogischen Grundhaltung?

Um die Forschungsfrage zu präzisieren werden einige Wörter Operationalisiert. Sozialverhalten: Da die Jungen der Intensivwohngruppe viele

Gewalterfahrungen aus ihrer Herkunftsfamilie mitgebracht haben, entstehen in der Wohngruppe oftmals Auseinandersetzungen die mit verbaler und nonverbaler Gewalt gelöst werden. Innerhalb der Forschungsfrage werfen wir einen Blick auf das

Sozialverhalten der Kinder und Jugendlichen miteinander. Unter Sozialverhalten ist unter anderem zu verstehen, die Gefühle des Mitmenschen wahrnehmen und darauf respektvoll zu reagieren, zu einem harmonischen Gruppenleben beitragen, Selbstfürsorge,

Selbstwirksamkeit, Partizipation, Wertschätzung.

Projekt- SOS: Sichere Orte Suchen; Dies ist ein Konzept, welches von der Intensivwohngruppe des Eylarduswerks konzipiert worden ist, um Kindern und Jugendlichen mit traumatisierten Erlebnissen ein Stück weit Sicherheit zu schenken Traumatische Erlebnisse: „Ursprünglich kommt der Traumabegriff aus dem

Altgriechischen und bedeutet Verletzung oder Wunde“ (Scherwath, 2012, S. 17). Immer mehr Jugendliche haben unter ihren frühkindlichen Ereignissen zu leiden. In der Forschungsfrage handelt es sich um traumatische Erlebnisse in Hinblick auf

psychiatrische Erkrankungen. So versteht das ICD 10 Trauma als „ein belastendes Ereignis oder einer Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem

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Ausmaßes (…) die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde“ (WHO 2000, 169)“ (Scherwath, 2012, S. 17). Diese Jugendlichen sind nicht in Lage in ihrer gewohnten Umgebung (Familie) unterzukommen.

Pädagogische Grundhaltung: Unter der pädagogischen Grundhaltung wird Bezug auf Transparenz: „Jeder hat jederzeit das Recht auf Klarheit“, Wertschätzung: „Du bist gut so wie Du bist“, Partizipation: „ Ich traue Dir was zu und überfordere Dich nicht!“ Annahme des guten Grundes: „ Es ist gut so wie Du bist“ und Spaß und Freude: „ Viel Freude trägt viel Belastung“ genommen. Diese Eckpfeiler bilden für die Studentinnen die Definition einer pädagogischen Grundhaltung ( Schröder & Ordelsmann, 2013).

5.1.2 Teilfragen

1. Wie wirkt sich das Projekt SOS auf die Kinder und Jugendlichen aus? a) Verbalisierung von Gefühlen und Bedürfnissen

b) Vertrauensvolle Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen c) Vertrauensvolle Beziehung zu den Betreuern

d) Sozialverhalten innerhalb der Gruppe

2. Wie begegnen die Mitarbeiter der Intensivwohngruppe Hof Weduwen den Kindern in Bezug auf

a) Partizipation

b) Selbstverwirklichung c) Wertschätzung d) Selbstfürsorge

3. Wie stehen die Mitarbeiter der Wohngruppe zu dem Projekt „SOS“? a) Identifikation der Mitarbeiter mit dem Projekt

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b) Achtung des Projektes c) Offenheit zu dem Projekt

5.2 Forschungsziele

Die Forschungsziele die verfolgt werden, sind in die Unterpunkte der Mikroebene,

Mesoebene und der Makroebene einzuteilen. Einen Überblick darüber zu gewinnen, was die Jungen der Intensivwohngruppe Hof Weduwen aus dem traumapädagogischen Konzept „SOS- Sichere- Orte- Suchen“ für ihren weiteren Lebensweg mitnehmen, ist ein

Mikroebenenziel, das wir mit der Bachelorarbeit verfolgen. Vor allem die Sicherheit in den verschiedenen Bereichen innerhalb der Einrichtung wird in den Blick genommen.

Beispielsbereiche sind:

 der Alltag der Intensivwohngruppe

 die Vertrautheit gegenüber den Mitarbeitern

 die eigene Sicherheit der Jungen innerhalb der Wohngruppe.

Auf der Mesoebene geht es um die Einstellung des gesamten Teams gegenüber dem Projekt. Hierbei wird ein Blick auf Veränderungen vor und nach Durchführung des Projektes

gerichtet. Zudem wird erforscht, wie jeder einzelne Pädagoge zu dem Projekt steht und wie er die traumapädagogische Arbeit in sein Handeln mit einbezieht.

Die Makroebene kontrolliert die Qualität des Projektes insbesondere in der Umsetzung der Intensivwohngruppe Hof Weduwen. Stellt sich dieses Projekt und dessen Umsetzung als erfolgreich für eine gute Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen heraus, wird die Idee weiter verfolgt und auf andere Wohngruppen ausgeweitet.

5.3 Forschungsmethode

In der empirischen Forschung unterscheidet man zwischen Längsschnitt und Querschnitt. Bei einer Längsschnittuntersuchung handelt es sich um einen Prozess der begleitet und analysiert wird. Es handelt sich hierbei um ein Messinstrument, welches über einen gewissen

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Zeitrahmen bei denselben Personen angewendet wird. Die Längsschnittstudie wird nach zwei verschiedenen Typen unterschieden, zum einen gibt es die Panel Studien und zum anderen die

Follow up Studie. Während es sich bei der Panelstudie um ein und dieselbe Stichprobe zu

unterschiedlichen Zeitpunkten handelt, geht es bei der Follow up Studie um verschiedene Stichproben zu unterschiedlichen Zeitpunkten.

Die Entscheidung für ein Querschnitt- oder Längsschnittdesign legt also den

Erhebungszeitraum fest. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, auch innerhalb eines Querschnittsdesigns zu Informationen zu kommen, die über den Erhebungszeitpunkt, also die Momentaufnahme hinausreiche. (…) Es kommt immer auf die

Untersuchungsfrage(n) und auf die angestrebte Genauigkeit an, ob ich die Retrosperspektive in einer Querschnittsuntersuchung (mit)erhebe oder ob diese Informationen so genau und differenzier sein müssen, dass ich eher einem Längsschnittdesign vertraue. Der Vorteil von Paneldaten ist die höhere

Datengenauigkeit, denn bei den im Querschnitt erhobenen Daten müssen diese vergangenen Ereignisse erinnert werden (Schaffer, 2009, S. 64).

Das einzige Problem bei einer Panelstudie ist, dass die Untersuchungspersonen zu späteren Zeitpunkten nicht mehr anwesend sein könnten (Schaffer, 2009, S. 62). Vorteil als auch Nachteil einer Follow up Studie ist, dass sich Veränderung sehen lassen, jedoch nicht einzelner Prozesse, sondern des Gesamtprozesses.

Bei der Forschung der Studentinnen handelt es sich um eine Längsschnittstudie mit dem Typ der Panelstudie. Über zwei Einheiten soll die Veränderungen der Jungen aus der

Intensivwohngruppe Hof Weduwen analysiert werden, um somit zu schauen, ob das „Projekt- SOS“ Erfolge zeigt.

5.4 Forschungsstrategie

In der Forschung soll es sich um eine qualitative Evaluationsforschung handeln.

Grundgedanke einer qualitativen Evaluationsforschung ist laut Mayring (2002) wie folgt zu verstehen: „Qualitative Evaluationsforschung will Praxisveränderungen wissenschaftlich begleiten und auf ihre Wirkung hin einschätzen, indem die ablaufenden Praxisprozesse offen, einzelfallintensiv und subjektorientiert beschrieben werden“ (Mayring, 2002, S. 63). Eine

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Evaluationsforschung soll eine Praxisveränderung auf die Effizienz hin überprüfen (Mayring, 2002). Anhand von Fragebögen soll erforscht werden, ob das „Projekt- SOS“ eine

Veränderung der Verhaltensweisen bei den Kindern und Jugendlichen mit traumatischen Erlebnissen herbeiführt. Dieses soll durch eine qualitative Sozialforschung ermittelt werden. Qualitative und Quantitative Sozialforschung unterscheiden sich in verschiedenen

Merkmalen:

Quantitative Sozialforschung Qualitative Sozialforschung

Quantifizierung von Daten Verstehen und Rekonstruktion von Einzelfällen

Große Stichproben Kleine Stichproben

Hypothesentestung Hypothesensuche, Präzisierung Weitgehend standardisierte

Erhebungsinstrumente

Gering standardisierte Erhebungsinstrumente Deduktive Forschungslogik Induktive Forschungslogik

Abbildung 9: Merkmale Quantitative/ Qualitative Sozialforschung (Schaffer, 2009, S.60)

Die Basis der Forschung besteht zum einen aus dem Verstehen und dem Rekonstruieren von Einzelfällen. Das Projekt „SOS“ ist in dem Sinne als Einzelfall zu verstehen, da es durch Mitarbeiter der Intensivwohngruppe Hof Weduwen konzipiert und bislang nur in dieser Wohngruppe durchgeführt wurde. Aus diesem Grund bieten uns die Jungen sowie die Mitarbeiter der Intensivwohngruppe den einzigen Anhaltspunkt für die Stichprobe. Die Stichprobe fällt automatisch kleiner aus. Durch die geringe Anzahl der Teilnehmer, erreichen die Studentinnen eine Präzisierung des Ergebnisses. Da es zu dem Projekt noch keine

Forschung gab, waren die Studentinnen dazu verpflichtet sich mit Hilfe von Fachliteratur Erhebungsinstrumente selbstständig zu erstellen. Zudem wird am Ende der Forschung kein Ergebnis darüber vorliegen, ob das Projekt „ SOS“ in anderen Wohngruppen, (zum Beispiel Familienwohngruppen, Jugendwohngruppen und diagnostischen Wohngruppen) denselben Effekt wie in der Intensivwohngruppe haben wird. Es wird lediglich ein Ergebnis des Projektes innerhalb der Intensivwohngruppe vorliegen. Eine quantitative Sozialforschung beinhaltet, wie der oberen Tabelle zu entnehmen ist, eine Quantifizierung von Daten, große Stichproben, Hypothesentestung, weitgehend standardisierte Erhebungsinstrumente und eine deduktive Forschungslogik. Mit Hypothesentestung und deduktiver Forschungslogik besteht die Forschung anteilig aus einzelnen Elementen der quantitativen Sozialforschung.

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„Quantitative Forschung zielt auf objektive Erkenntnisse ab, die am besten durch experimentelle Studien bzw. durch Beobachtung und Messung gewonnen werden. Ziel quantitativer Forschung ist es, verallgemeinernde Erklärungen und allgemeingültige

Gesetzmäßigkeiten zu liefern. Dabei sollen „Phänomene in ihrer Häufigkeit und Verteilung

bestimmt werden" (Flick, 1995, S. 11). „Von einer unabhängigen Variablen geht eine Wirkung aus. Eine abhängige Variable ist von

dieser Wirkung betroffen“(Schaffer, 2009, S.33). Dies bedeutet für die Forschung, dass von dem Projekt „SOS“ als unabhängige Variable eine Wirkung ausgeht. Das Klientel, welches sich auf die Einheiten einlässt, ist die abhängige Variable, von dieser Wirkung betroffen ist. Es handelt sich bei der Forschung um eine qualitative Sozialforschung mit Anteilen der quantitativen Sozialforschung. Somit handelt es sich bei der Forschungsstrategie um eine Triangulation. „Triangulation meint immer, dass man versucht, für die Fragestellung

unterschiedliche Lösungswege zufinden und die Ergebnisse zu vergleichen" (Mayring, 2002, S. 147).

5.5 Forschungstyp

Nach Verschuuren und Doorewaard (2000) gibt es innerhalb der Forschung zwei große Gruppen von Forschungstypen. Zum einen die theorieorientierten und zum anderen die praxisorientierten Forschungstypen. Die Forschung des Projektes „SOS- Sichere-Orte-Suchen“ ist eine reine praxisorientierte Forschung.

Die Forschungsart, mit der das traumapädagogische Projekt „SOS“ beleuchtet wird, ist eine Evaluationsforschung. Die Evaluationsforschung kennzeichnet sich dadurch, dass sie Praxisveränderungen auf ihre Effizienz hin überprüft, dabei jedoch nicht selbst verändernd eingreift (Mayring, 2002, S.62). Während des Prozesses der Forschung wird das Projekt kritisch bewertet. Das Projekt, sowie die Auswirkungen des Projektes auf die Mitarbeiter, auf die Jungen, sowie auf das gemeinschaftliche Miteinander werden evaluiert.

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Abbildung 10: Forschungskreislauf (Verschuren & Doorewaard, 2000, S. 36)

5.6 Forschungsdesign

Die Forschungsfrage, der Forschungsgegenstand und das Forschungsziel bestimmen das Untersuchungsdesign beziehungsweise die Untersuchungsmethode. Das Forschungsdesign ist der Fragebogen. Es werden zwei unterschiedliche Fragebögen erstellt. Ein Fragebogen richtet sich an die Kinder, ein weiterer an die Mitarbeiter der Intensivwohngruppe. Innerhalb einer traumapädagogischen Einheit wird ein Fragebogen an die Jungen verteilt. Jeder Junge soll den Fragebogen eigenständig bearbeiten. Die Experten dienen bei aufkommenden Fragen zu Unterstützung. Es gibt einige Punkte, worauf man bei dem Aufbau eines Fragebogens achten sollte. Schaffer (2009) sagt aus, dass zu Beginn relativ einfache und nicht direkt zur Lösung der Forschungsfrage relevante Fragen gestellt werden sollen. Diese Fragen werden auch „Warming up“ oder auch sogenannte „Eisbrecherfragen“ genannt. Am sinnvollsten ist es, die wichtigsten und für die Forschungsfrage relevanten Fragen in die Mitte des Bogens zu setzen. Hier sei die Einstiegsphase vorbei und die Aufmerksamkeit der Befragten noch auf einem hohen Niveau. Wichtig sei auch, dass die Themen für den Befragten eine sinnvolle und nachvollziehbare Reihenfolge darbieten. Am besten ist es,themenabhängige Fragen in einem Block zusammenzustellen. Zudem ist die Gestaltung des Fragebogens von großer Bedeutung.

Probleem- signalering

Diagnose Evaluatie

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Die Gestaltung hat einen großen Wert, wie erfolgreich die Beantwortung des Fragebogens ausfällt, da ein ansprechender Fragebogen von der Klientel motivierend bearbeitet wird. (Schaffer, 2009, S. 117ff)

Bei der Fragestellung wird darauf geachtet, dass die formulierten Fragen kurz, einfach, bündig und präzise sind, so auch Schaffer (2009) in ihrem Buch. Die Fragen sind alters- und

klientelgerecht gestellt. Laut Schaffer (2009) gibt es drei Arten von Fragestellungen. Die offenen, geschlossenen und die halboffenen Fragen. Bei den offenen Fragen handelt es sich um Fragen, worauf die Befragten offen und frei antworten können. Bei den geschlossenen Fragen wird die Antwortmöglichkeit vorgeben. Die halboffenen Fragen bieten beide Antwortmöglichkeiten an. Die Fragebögen der Studentinnen beinhalten offene als auch geschlossene Fragen. Die Entwicklung der geschlossenen Fragen verlangt vorerst theoretisches Wissen. Wie Schaffer in ihrem Buch beschreibt, ist ein „sehr detailliertes Vorwissen über alle theoretisch möglichen Antworten vonnöten. Die einzelnen Items aus der Palette der Antworten müssen aber nicht nur erschöpfend sein, sondern auch präzise und disjunkt (nicht überlappend)“ (Schaffer, 2009, S. 122).

5.7 Stichprobenwahl

Zur Beantwortung der Forschungsfrage werden alle Jugendlichen und Mitarbeiter der Intensivwohngruppe Hof Weduwen befragt. Bei der Anzahl der befragten Jugendlichen handelt es sich um neun Jungen im Alter von zwölf bis sechzehn Jahren. In der Wohngruppe sind acht pädagogische Mitarbeiter tätig, die sich bereit erklären den Fragebogen zu

bearbeiten. Somit gibt es eine Grundgesamtheit von neun Personen zur Beantwortung der Forschungsfragen. Die Fragebögen der Mitarbeiter dienen der Unterstützung der Aussage von den neun Jungen.

5.8 Messinstrumente

Im Vorfeld eigneten sich die Studentinnen Hintergrundwissen über das Projekt „SOS“ an. Dieses geschah in Form eines Interviews. Das geführte Interview ist als Forschungsinstrument im Forschungsplan nicht auffindbar. Es diente der reinen Informationsgewinnung der

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Als Forschungsinstrument wurden zwei unterschiedliche Fragebögen entwickelt. Die

„gesellschaftliche Subkultur“, die Jungen mit traumatischen Erfahrungen, erhalten einen kind- und altersgerechten Fragebogen. Das Ziel dieses Fragebogens ist es, die Empfindungen der Jungen in Bezug auf das Projekt zu messen. Außerdem sollen sie ihre gezeigten

Verhaltensweisen reflektieren. Für die Mitarbeiter der Intensivwohngruppe wurde zusätzlich ein Fragebogen erstellt. Dieser dient dazu, die Identifikation der einzelnen Mitarbeiter mit dem Projekt zu reflektieren und zu schauen, ob durch das Projekt eine Veränderung bei de

Kindern und Jugendlichen wahrgenommen wird. Beide Messinstrumente wurden eigenständig entwickelt und mit den Projektleitern intensiv

besprochen und abgestimmt.

Die Hypothese ist, dass das Projekt „SOS“ einen positiven Einfluss auf die Jugendlichen der Intensivwohngruppe hat. Durch die Bögen soll evaluiert werden, ob sich dies bestätigt oder ob eine Veränderung des Projektes „SOS“ vorgenommen werden muss.

Fragebögen: Mit Hilfe von Survio werden die Fragebögen individuell auf die Kinder und

Mitarbeiter erstellt. Die Fragebögen für Kinder werden anhand eines Pretests bei anderen Jugendlichen angewendet, um somit herauszufinden, ob die Fragen und die

Antwortmöglichkeiten verständlich genug sind und es keine Probleme bei der Datenerhebung gibt. Schaffer (2009) befürwortet einen solchen Test, bevor es an die Klientel verteilt wird. Ein Auswertungsitem wird mit Hilfe von Survio erstellt. Hierzu werden „die erhobenen Daten zu allererst in einem maschinenlesbaren Datenfile übertragen“(Schaffer, 2009, S.176). Dies gilt auch für den Mitarbeiterfragebogen.

6. Datenerhebung

In diesem Kapitel wird die Durchführung der Datenerhebung beschrieben und die Erhebung der Daten aus der vorangegangen Forschung aufgeführt. Um die Ergebnisse zu verdeutlichen wurden Schaubilder angefertigt, die die Ergebnisse widerspiegeln.

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6.1 Durchführung der Fragebögen

Nach einem Informationsgespräch, über das Projekt „SOS“ und einer anschließenden Literaturrecherche entwickelten die Studentinnen zwei Fragebögen. Die Fragen basieren auf dem Hintergrundwissen der Traumapädagogik und greifen eine Evaluation des Projektes auf. Bevor die Fragebögen an die Wohngruppe verteilt wurden, führten die Studentinnen einen Pretest durch. Der Pretest diente der Qualitätsverbesserung des Fragebogens. Die

angefertigten Fragenbögen wurden im Rahmen der Intensivwohngruppe „Hof Weduwen“ ausgefüllt. Die Mitarbeiter erhielten von uns Studentinnen die entwickelten Fragebögen. In einem Zeitraum von vierzehn Tagen sollten die Fragebögen ausgefüllt werden. Die

Mitarbeiter sammelten die ausgefüllten Fragebögen in der Wohngruppe. Damit einen Anonymität sichergestellt ist, wurden die Fragebögen durch die Studenten abgeholt.

Im Rahmen einer Einheit des Projektes „ SOS“ wurde der Fragebogen an das Klientel verteilt. Auf freiwilliger Basis und mit Unterstützung der Experten konnten die Kinder und

Jugendlichen den Fragebogen anonym ausfüllen. Die Forschungsinhalte stützten sich dabei auf Wertschätzung, Toleranz, Sozialverhalten, Respekt, Rücksichtnahme und Partizipation gegenüber den Mitarbeitern und Mitbewohnern. Die Jungen setzten sich innerhalb des Forschungsbogens mit den Themen auseinander. Da das Projekt bereits seit 1,5 Jahren in der Wohngruppe durchgeführt wurde und die dort lebenden Jungen bereits an dem Projekt

teilnahmen, konnten wir keinen Vor- / Nachtest durchführen. Unser Forschungsbogen bezieht sich auf eine Momentaufnahme.

Um die Momentaufnahme der Ergebnisse aus dem Fragebogen der Kinder und Jugendlichen zu validieren wurde ein zweiter Fragbogen angefertigt. Dieser würde von den Mitarbeitern des Teams ausgefüllt. Die Inhalte der Fragen beziehen sich auf Partizipation, Wertschätzung und Akzeptanz des Projektes. Mit diesem Frageschwerpunkt beinhaltet der Fragebogen einen großen Baustein aus dem Bereich der Traumapädagogik. Traumapädagogik wurde als Basis des Projektes vorausgesetzt. Um eine umfassende Datenerhebung zu erreichen, wurden neben den Pädagogen des Teams auch Praktikanten sowie Psychologen befragt. Dieses gibt uns einen vielfältigen Blickwinkel auf das Projekt.

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6.2 Ergebnisse der Fragebögen

Um eine überschaubare Datenerhebung zu erhalten, werden die einzelnen Ergebnisse der unterschiedlichen Fragebögen in zwei verschiedenen Unterkapiteln wiedergegeben. Im

Allgemeinen zeigen die Ergebnisse, dass das Projekt Erfolge mit sich bringt. Zum Schluss des Kapitels werden durch die gesammelten Ergebnisse die Hauptfragen und Teilfragen

beantwortet.

6.2.1 Ergebnisse der Fragebögen der Kinder und Jugendlichen

In der Intensivwohngruppe leben neun Jungen. Die Studentinnen nahmen die neun Jungen als Grundgesamtheit der Rücklaufquote. Der Rücklauf der ausgeteilten neun Fragebögen bezog sich auf insgesamt sieben Fragebögen. Das bedeutet, dass wir eine Rücklaufquote von insgesamt 78 % aufweisen können.

Das Durchschnittsalter der Zielgruppe, die am Projekt „SOS“ teilnehmen liegt zwischen dreizehn und fünfzehn Jahren. Auffallend ist, dass ein Großteil der Jugendlichen erst seit Kurzem (im Jahr 2014) in der Intensivwohngruppe „Hof Weduwen“ betreut wird. Das Projekt besteht bereits seit November 2013. Zwei von den neun Jungen nehmen bereits seit Projektstart daran teil. Alle anderen Kinder und Jugendlichen haben die Möglichkeit, ab ihrer Aufnahme an dem Projekt teilzunehmen. Dabei nutzen acht von neun Jugendlichen die Möglichkeit regelmäßig an den Settings des Projektes teilzunehmen.

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Abbildung 11: An wie vielen Sitzungen hast du bereits vom Projekt „ SOS- Sichere Orte Schaffen“ teilgenommen?, (Koc & Paul, 2015)

Das Ergebnis der niedrigen Teilnahme ist zum einen durch die Neuaufnahme vieler Jugendlichen zu begründen. In dem Bereich der niedrigen Teilnahme (null bis zwei

Sitzungen) des Projektes liegt die Prozentzahl bei 57,1 %. Zum anderen, ist das Projekt nicht verpflichtend. Die Jugendlichen haben die Wahl selber zu entscheiden ob sie an der Sitzung teilnehmen wollen. Dieses hat zu Folge, dass desinteressierte Jugendliche nicht an dem Setting teilnehmen. Insgesamt nahmen jedoch 42,9 % der Jugendlichen mindestens an drei und maximal an allen Sitzungen teil.

Referenties

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